08.15 Uhr Ich werde durch Hund Dixon geweckt und bemerke, dass ich gestern den neumodischen Radiowecker gar nicht angeschlossen habe. Ruckzuck schwinge ich mich aus dem Bett und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir bereits morgen nach Florida zurückfliegen werden. Ich blicke traurig drein und denke daran, wie schön es doch wäre, noch einige Wochen im kühlen Minnesota zu bleiben – leider kann man im Leben nicht alles haben.
Minnesota ist prima
09.00 Uhr Nachdem ich mich gewaschen habe, schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und ziehe den Reissverschluss meines Rollkoffers zu. Danach scheuche ich den Vierbeiner aus dem Motelzimmer und treffe Edelbert am Auto an. Mein Bekannter macht sich am Navigationssystem zu schaffen und verkündet, dass das grösste Kaufhaus des Landes nur 25 Meilen entfernt liegt. Ich nicke eifrig und entgegne, dass wir unsere Forschungsreise in der “Mall of America” beschliessen sollten. Der Professor freut sich und informiert, dass sich in der besagten Einkaufspassage jährlich 42 Millionen Menschen tummeln und es somit das meistbesuchte Kaufhaus der Welt ist.
09.30 Uhr Weil das Frühstücksbüfett im “Super 8 Motel” unseren hohen Ansprüchen kaum genügt, fassen wir den Entschluss, in den Mietwagen einzusteigen und das gegenüberliegende SUBWAY Schnellessgasthaus anzusteuern. Um nicht vom Fleisch zu fallen, nehmen wir mit dem “Bacon, Egg & Cheese Breakfast Sandwich” (löblich: Speck, Ei und Käse Frühstücksbrot) Vorlieb und trinken dazu schmackhaften “Seattle’s Best Coffee” (löblich: Seattles besten Kaffee) – schmeckt gar nicht schlecht.
10.15 Uhr Wenig später stehen wir wieder im Freien und verschaffen dem Vierbeiner etwas Auslauf. Dixon flitzt kläffend zu einer hochgewachsenen Tanne und zögert nicht, das Gewächs zu bewässern. Unterdessen steckt sich Edelbert seine Pfeife an und sagt, dass wir am frühen Abend nach Minneapolis zurückkehren und uns am Flughafen in ein Motel einmieten sollten.
The Mall of America
10.45 Uhr Endlich kann die Reise losgehen. Radiohörend fahre ich auf den Highway 169 auf und folge der Beschilderung nach Bloomington. Nebenher tratsche ich mit meinem Begleiter und vernehme, dass es in der “Mall of America” nicht nur 520 Geschäfte, sondern auch ein Aquarium sowie einen Nickelodeon Erlebnispark zu bestaunen gibt. Ich zucke mit den Schultern und stelle klar, dass ich weder bunte Fische sehen, noch in einer gefährlichen Achterbahn fahren werde – wo kämen wir denn da hin.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten krusen wir auf den Kundenparkplatz, der die Fläche einer Kleinstadt einnimmt. Wir machen grosse Augen und lesen auf einer Hinweistafel, dass die Mall derzeit 543 Geschäfte, 50 Restaurants sowie das grösste Lichtspielhaus des Bundesstaates beheimatet. Darüber hinaus fällt uns auf, dass fast im Minutentakt Busse vor dem Haupteingang zum Halten kommen und Touristen ausladen – wie unlöblich.
12.30 Uhr Nach einem kurzweiligen Spaziergang betreten wir das Kaufhaus und finden uns prompt vor dem “SEA LIFE AQUARIUM” wieder. Ich winke demonstrativ ab und erkläre dem Professor, dass es dieses Unternehmen mit dem Tierschutz nicht so genau nimmt. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und erinnert daran, dass der Berliner “Sea Life” Ableger in den frühen 2000er Jahren ins Visier der Tierschützer geraten ist, weil dort ein stattlicher Hai in einem viel zu kleinen Wasserbecken untergebracht war.
13.30 Uhr Schlussendlich lassen wir das Aquarium aussen vor und flanieren an einladenden Ladenlokalen vorbei, die mit unglaublichen Rabatten locken. Nebenher versorgt mich der Professor mit Fakten und berichtet, dass die Mall vor mittlerweile 24 Jahren eröffnet wurde und seitdem im Besitz der “Triple Five Group” ist.
14.15 Uhr Fünfundvierzig Minuten später kehren wir in eine “Bubba Gump Shrimp” Gaststätte ein und laben uns an frittierten Meeresfrüchten und Kartoffelstäben. Natürlich gebe ich auch Dixon die eine oder andere Garnele ab und lasse ihn sogar an meiner Diät Cola nippen – da kommt besonders grosse Freude auf.
15.00 Uhr Im Anschluss schlendern wir am “NICKELODEON UNIVERSE” vorbei und werden Zeugen, wie sich kreischende Jugendliche in den schaukelnden Gondeln der Achterbahn amüsieren. Edelbert knipst ein Photo und lost mich plappernd ins “DSW Shoe Warehouse” (löblich: DSW Schuhwarenhaus). Ich blicke mich skeptisch um und registriere als Schuhexperte, dass Fellstiefel aus dem Hause UGG derzeit ganz oben in der Gunst der Konsumenten stehen – wie furchtbar.
16.00 Uhr Nachdem wir weitere Geschäfte besucht haben, gehen wir in ein Starbucks Kaffeehaus und gönnen uns “Iced Coconut Milk Mocha Macchiato” sowie lustige Kekse. Edelbert nippt zufrieden am Kaltgetränk und meint, dass wir nun nach Minneapolis weiterfahren sollten – das soll mir Recht sein.
Wir kehren nach Minneapolis zurück
16.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf halb Fünf zugeht, lasse ich den Motor des JEEP aufheulen und rase auf dem State Highway 77 gen Norden davon. Nach 5 Meilen verlassen wir die Schnellstrasse und haben das grosse Glück, in der Ferne die Skyline (löblich: Himmelslinie) der Zwillingsstädte Minneapolis und St. Paul sehen zu können. Edelbert seufzt laut und bittet mich, rechts abzufahren und das “Hilton” am Flughafen anzusteuern.
17.30 Uhr Da Edelbert bereits per Internetz zwei Zimmer reserviert hat, wird das Eintschecken zu einem Kinderspiel. Der freundliche Motelknecht begrüsst uns herzlich und sagt, dass er zwei schöne Räume im siebten Obergeschoss reserviert hat. Wir nehmen die Schlüsselkarten dankbar entgegen und verraten dem Heini, dass wir morgen in aller Frühe in den Sonnenscheinstaat Florida ausfliegen werden.
Wir beschliessen unsere Reise mit einem Abendessen
18.15 Uhr Nachdem ich Dixon gefüttert habe, fahren wir mit dem Lift nach unten und beschliessen den Tag in der hoteleigenen “Blue Water Grill” (löblich: Blaues Wasser Grill) Wirtschaft. Bei Rotwein, Caesar Salads (löblich: Cäsar Salate) und Bacon Cheedar Burger (löblich: Speck Cheddar Burger) lassen wir unseren Aufenthalt noch einmal Revue passieren und kommen überein, dass wir irgendwann wieder nach Minneapolis kommen sollten. Bei dieser Gelegenheit verweise ich auf Davids Geburtstag am 10. September und gebe zu Protokoll, dass ich dem Buben morgen eine Ansichtskarte zuschicken und ihm per Postweg Glückwünsche übermitteln werde.
20.00 Uhr Um ein kleines Vermögen erleichtert, kehren wir auf unsere Zimmer zurück. Ich verabschiede Edelbert per Handschlag und verspreche, dass ich gegen 6 Uhr im Frühstücksraum sein werde. Danach werfe ich die Pforte ins Schloss und falle erschöpft ins Bett, um die letzten Bonbons aus dem grössten Süssigkeitengeschäft des Staates zu essen und fernzusehen.
22.00 Uhr Nach den Nachrichten und dem mässig spannenden Western “Jane got a Gun” (löblich: Jane hat eine Waffe), lösche ich das Licht und wünsche Hund Dixon schöne Träume. Gute Nacht.