2. September 2016 – Walnut Grove

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08.00 Uhr Ich rolle mich mit schmerzenden Füssen aus dem Bett und mache Dixon auf den Umstand aufmerksam, dass die gestrige Wanderung durch den “Minneopa Park” sehr anstrengend war. Trotz aller Widrigkeiten ziehe ich die Vorhänge auf und stelle fest, dass der Himmel über Mankato wolkenverhangen ist. Ich zucke mit den Schultern und verabschiede mich ins Bad, um mich bei einem Wirbelbad zu entspannen – das tut gut.

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In Mankato war es sehr schön

08.45 Uhr Kurz vor dem Neunuhrläuten pocht Edelbert an die Zimmertüre und meint, dass wir langsam dem “Best Western Hotel” Lebewohl sagen und nach Walnut Grove rasen sollten. Ich schlage in die gleiche Kerbe und mache es mir zur Aufgabe, eine Tschiens sowie ein farbenfrohes Hawaiihemd anzuziehen. Danach packe ich meine Reistasche und folge dem Professor zur Rezeption, um einer zuvorkommenden Hotelfachfrau die Schlüsselkarte zu überlassen. Als sich die Dame nach der Minibar erkundigt, nicke ich eifrig und gebe zu Protokoll, dass ich gestern Abend nicht nur alle Süssigkeiten gegessen, sondern auch sämtliche Flaschen geleert habe.
09.30 Uhr Endlich sitzen wir im geräumigen JEEP COMPASS und gleiten ein letztes Mal durch das Stadtzentrum von Mankato. Kurzerhand steuern wir das “Wagon Wheel Cafe” an der Front Street an und nehmen uns das Recht heraus, ordentlich zu frühstücken. Neben einem stattlichen Haufen Rühreier mit Speck, lasse ich mir ausserdem eine Portion Bratkartoffeln sowie ein Stück Apfelkuchen mit Schlagobers schmecken.

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Laura Ingalls lebte in Walnut Grove

10.30 Uhr Um ein kleines Vermögen erleichtert, setzen wir unsere Reise fort und preschen in westlicher Richtung davon. Während ich das Auto auf schwindelerregende 55 Meilen pro Stunde beschleunige, versorgt mich mein Begleiter mit Fakten und rechnet vor, dass Laura Ingalls Wilder zwischen 1932 und 1943 acht Teile ihrer Geschichtensammlung “Unsere kleine Farm” veröffentlicht hat. Darüber hinaus lerne ich, dass die Gute am 7. Februar 1867 im Pepin County in Wisconsin das Licht der Welt erblickt und erst im Alter von 7 Jahren nach Walnut Grove gekommen ist. Edelbert kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und vertellt, dass die Ingalls lediglich drei Jahre in dieser Gegend gelebt und anno 1877 nach Iowa weitergezogen sind.
11.30 Uhr Als wir sechzig Minuten später durch das Dorf Springfield krusen, blicke ich mich kopfkratzend um und lasse Edelbert wissen, dass diese Gegend ziemlich trostlos ist. Der Professor schüttelt jedoch den Kopf und sagt, dass der Bundesstaat zu den grössten Produzenten landwirtschaftlicher Erzeugnisse gehört – wie schön.
12.30 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit erreichen wir Walnut Grove und registrieren, dass die einstige Heimat der weltbekannten Schriftstellerin neben Silos und heruntergekommenen Farmen nicht viel zu bieten hat. Beschwingt durch stimmungsvolle Radioklänge fahren wir durch die verstaubten Strassen und entdecken bald eine Hinweistafel auf das “Laura Ingalls Wilder Museum” in der 8. Strasse. Natürlich folgen wir der Beschilderung und kommen prompt vor einem unscheinbaren Häuschen zum Halten. Edelbert reibt sich die Hände und meint, dass er die Spendierhosen angezogen hat und mich in die Ausstellungshalle einladen wird.
13.00 Uhr Während unseres Rundgangs haben wir das Vergnügen, historische Dokumente, eine Bibel aus dem Jahre 1875 sowie Requisiten der erfolgreichen NBC Serie “Unsere kleine Farm” zu bestaunen. Ferner nehme ich auch die Photografien an den Wänden in Augenschein und erfahre, dass der örtliche Theaterverein jedes Jahr im Juli ein “Little House on the Prairie” Schauspiel aufführt. Prof. Kuhn staunt Bauklötze und unterbreitet, dass der Kartenvorverkauf für die Darbietungen im kommenden Jahr bereits am 1. November beginnt.

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Laura Ingalls Eltern: Caroline und Charles

13.45 Uhr Nach einer Stunde haben wir alles gesehen und statten dem angeschlossenen Souvenierladen einen Besuch ab. Wir begutachten die feilgebotenen Devotionalien ganz genau und entschliessen uns, neben T-Hemden mit dem Konterfei von Laura Ingalls Wilder auch noch die Komplettedition des 208teiligen Fernsehspiels für 99 Dollars zu erwerben. Ausserdem erfahren wir von der Museumsleiterin, dass es sich anbieten würde, nach Norden zu fahren und das ehemalige Grundstück der Ingalls zu besuchen – das ist phantastisch.
14.30 Uhr Nachdem wir einen kleinen Spaziergang unternommen haben, kehren wir in “Nellie’s Cafe” ein und löschen unseren Durst mit hausgemachtem Eistee. Ferner ordern wir vitaminreiche Ham & Cheese Sandwiches (löblich: Schinken und Käse Brote) und erinnern uns, dass es in der Fernsehserie ein “Nellie’s Restaurant” gegeben hat. Ich klopfe mir schmunzelnd auf die Schenkel und komme auf die unterbelichtete Nellie Oleson zu sprechen, die nach ihrem Schulabschluss das besagte Gasthaus von ihren Eltern geschenkt bekommen hat.

15.30 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, zur Farm zu fahren. Ruckzuck bezahlen wir die Rechnung und rasen stadtauswärts, um nach zwei Meilen ein Schild mit “Ingalls Dugout Site” Aufschrift zu entdecken. Wir drosseln die Geschwindigkeit und sehen uns genötigt, einem Parkwächter 5 Dollars aushändigen zu müssen.
16.15 Uhr Nachdem wir den JEEP geparkt haben, flanieren wir mit anderen Schaulustigen über das weitläufige Gelände und sehen unter anderem den Grundriss des ehemaligen Wohnhauses. Zudem bringen wir heraus, dass Charles Ingalls das 10 Hektar grosse Areal im Jahre 1874 für 413 Dollars gekauft und zwei Jahre später mit Verlust an den reichen Farmer Abraham Keller weiterveräussert hat. Obendrein baden wir unsere Füsse im Plum Creek und rufen uns ins Gedächtnis, dass an diesem Fluss auch die junge Laura sehr gerne gespielt hat.

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Das Haus der Ingalls

17.00 Uhr Schlussendlich kehren wir zum Auto zurück und krusen nach Walnut Grove. Während der kurzweiligen Reise setzt mich Edelbert darüber in Kenntnis, dass die Fernsehserie nicht an den originalen Schauplätzen, sondern im kalifornischen Simi Valley sowie in den Warner Studios gedreht wurde – das ist ja allerhand.
18.15 Uhr Da es in Walnut Grove keine Übernachtungsmöglichkeit gibt, nehmen wir das GARMIN Navigationssystem in Betrieb und ziehen es vor, ins 20 Meilen entfernte Slayton weiterzufahren und unser Nachtlager in der idyllisch gelegenen “Lake Shetek Lodge” aufzuschlagen.
19.00 Uhr Endlich sind wir am Ziel und haben das grosse Glück, zwei Zimmer mit Ausblick auf den Lake Shetek zu ergattern. Wir schleppen unser Gepäck auf die Zimmer und kehren dann in die benachbarte “Key Largo Bar” ein, um köstliche Prime Rib Steaks mit Folienkartoffeln zu essen und Bier zu trinken. Nebenbei lassen wir den Tag Revue passieren und kommen überein, dass wir das Wochenende am Lake Shetek verbringen sollten. Ich stimme prompt zu und folge beeindruckt dem Sonnenuntergang. HEUREKA – diese Idylle muss man erlebt haben.
21.00 Uhr Zurück im Motel, serviere ich Dixon gesundes Trockenfutter und beschliesse den aufregenden Tag mit einer Dusche. Im Anschluss falle ich erschöpft ins Bett und schlafe bald ein. Gute Nacht.