08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und habe das schöne Lied “Guys and Girls” (löblich: Buben und Mädchen) des aus Florida stammenden Landmusiksängers Easton Corbin im Ohr. Pfeifend rolle ich mich aus dem Wasserbett und wünsche Hund Dixon einen guten Morgen. Der Vierbeiner hüpft ausgelassen auf und ab und freut sich, endlich wieder im Sonnenscheinstaat zu sein. Ich lasse den Vierbeiner in den Garten hinaus und stelle fest, dass die Petersilie dringend abgeerntet werden muss.
Hund Dixon freut sich
08.45 Uhr Nach dem Frühsport verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher rufe ich bei Edelbert an und frage nach, ob er sich in seiner schicken Stadtwohnung schon wieder eingelebt hat. Der Professor freut sich über den Anruf und sagt, dass er gerade damit beschäftigt ist, die Briefe zu studieren, die während unserer Appalachian Trail Wanderung in seinem Postkasten gelandet sind.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und erinnere mich, dass mich Frau Pontecorvo zum Frühstück erwartet. Um nicht mit leeren Händen bei meiner Nachbarin zu erscheinen, nehme ich eine Flasche O-Saft aus dem Eiskasten und eile nach nebenan. Die kleine Frau heisst mich herzlich Willkommen und plappert davon, dass sie sich nicht hat lumpen lassen und zur Feier des Tages eine Flasche Schaumwein geköpft hat.
Wir trinken französischen Schaumwein
10.15 Uhr Als ich die wichtigste Mahlzeit des Tages geniesse und meine ausgetrocknete Kehle mit süffigem Sprudelsekt spüle, erzählt Frau Pontecorvo, dass sie eine schöne Zeit bei ihrer Freundin Blanche in Jacksonville hatte. Unter anderem erfahre ich, dass die Weibsbilder den “Okefenokee Nationalpark” im Nachbarstaat Georgia besucht und Waschbären gesehen haben. Ich winke ab und informiere, dass ich mich während meiner nervenaufreibenden Appalachian Trail Wanderung gegen heimtückische Würgeschlangen, blutrünstige Wölfe sowie geifernde Braunbären zur Wehr setzen musste. Frau Pontecorvo macht grosse Augen und zögert nicht, mein Glas mit Champagner aufzufüllen – wie schön.
11.00 Uhr Nachdem ich Rühreier mit Speck verzehrt habe, klatsche ich in die Hände und stelle klar, dass ich nun zum PUBLIX Supermarkt krusen muss. Bevor meine Nachbarin Widerworte findet, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und verabschiede mich nach nebenan. Voller Vorfreude helfe ich Hund Dixon in den PS-strotzenden Chevrolet und nehme mir das Recht heraus, zum Supermarkt meines Vertrauens zu rasen.
11.30 Uhr Am Ziel angekommen, schlendere ich als erstes zu einem Cash Point (löblich: Geldautomaten) und mache es mir zur Aufgabe, 350 Dollars abzuheben. Danach mache ich einer störrischen Kundin (93) einen Einkaufswagen streitig und laufe durch die breiten Gänge, um Produkte des täglichen Bedarfs auszuwählen – da kommt Freude auf.
Ein Bündel Dollars
12.15 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten werde ich an der Kasse vorstellig und bin überrascht, Scherriff Bradford in der Warteschlange anzutreffen. Natürlich begrüsse ich den Ordnungshüter überschwänglich und erkundige mich, ob er im Supermarkt ein Verbrechen aufgeklärt hat. Der Beamte schenkt mir ein Lächeln und belehrt, dass er lediglich Donuts gekauft hat.
12.45 Uhr Herr Bradford begleitet mich nach den Bezahlvorgang zum Auto und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er am Wochenende sieben Mädchen aus den Fängen einer fundamentalistischen Sekte befreien konnte. Der gute Mann deutet auf die Gebäckschachtel und meint, dass er nun zur Polizeidirektion zurückfahren und die armen Kinder mit Süssigkeiten versorgen wird – das ist phantastisch.
13.30 Uhr Zurück in der kleinen Villa, schlüpfe ich aus den Flip Flops und richte mir in der Küche eine Brotzeitplatte mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo, Cheddarkäse und italienischer Salami an. Anschliessend mache ich es mir bei angenehmen Temperaturen auf der Terrasse bequem und beisse kraftvoll zu – das schmeckt.
Capocollo – schmeckt gar nicht schlecht
14.00 Uhr Nach der Jause kehre ich in die klimatisierte Stube zurück und falle gähnend aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail zurück versetzt – wie aufregend.
15.00 Uhr Wenig später wird die Ruhe durch lautes Türeschellen unterbrochen. Zu meiner Freude steht Edelbert vor der Villa und präsentiert ein Sechserpack Budweiser. Ich lotse den schlauen Mann spornstreichs ins Wohnzimmer und hole zwei Gläser hervor. Während Dixon auf der Terrasse alle Viere von sich streckt, proste ich meinem Bekannten zu und lasse ihn wissen, dass ich Scherriff Bradford getroffen habe. Bei dieser Gelegenheit berichte ich auch von seiner Befreiungsaktion und informiere, dass seit gestern sieben Mädchen im Polizeirevier ausharren und auf Pflegefamilien warten. Edelbert reibt sich die Nase und ermutigt mich, eine Maid aufzunehmen und als Pflegevater zu fungieren. Mein Gegenüber schnalzt mit der Zunge und ist sich sicher, dass die Gemeinde grosszügig sein und mir mindestens 500 Dollars pro Monat bezahlen wird – das hört sich interessant an.
16.00 Uhr Da der Professor am Abend bei Familie Satesh eingeladen ist, verabschiede ich ihn und werfe die Pforte ins Schloss. Im Anschluss setze ich mich an den Heimrechner und nehme die Photografien in Augenschein, die ich während meiner Appalachian Trail Wanderung geknipst habe. HEUREKA – diesen Urlaub werde ich so schnell nicht vergessen.
17.00 Uhr Als die Wanduhr fünfmal schlägt, schalte ich den Heimrechner aus und mache mich in der Küche nützlich. Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, schwenke ich gesunde Butter in der Pfanne und brate ein T Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) heraus. Dazu gibt es Bratkartoffeln sowie Baked Beans (löblich: gebackene Bohnen) aus der Dose – wie gut das duftet.
Ein Schnitzel schmeckt auch prima
18.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, nehme ich entspannt vor der Glotze platz und fröne den Nachrichten. Neben einem aufschlussreichen Bericht über ein Fussballturnier im Cambier Park, erfahre ich auch Wissenswertes über die Jugendlichen, die am Wochenende verwahrlost auf einem Bauernhof entdeckt wurden. Ich staune Bauklötze und lerne, dass der verwirrte Sektenführer der Polygamie gefrönt und mit mindestens vier Ehefrauen sieben Kinder gezeugt hat – wie schrecklich.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf HBO um und gebe mich den beiden letzten Episoden des Fernsehspiels “Game of Thrones” hin. Unterdessen lösche ich meinen Durst mit süffigem Budweiser und verzehre lustige Kartoffelchips aus dem Hause Lay’s – das schmeckt.
21.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Glotze auszuschalten. Letztendlich rufe ich den Vierbeiner ins Haus und ziehe mich dann ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.