08.15 Uhr Ich öffne die Augen und stelle beim Blick auf den Radiowecker fest, dass ich verschlafen habe. Weil ich gleich meine Verwandten sowie Edelbert in Julies Restaurant treffen werde, stehe ich augenblicklich auf und absolviere auf der Terrasse den Frühsport – wer rastet, der rostet.
08.45 Uhr Im Anschluss stecke ich Dixon einen Kauknochen ins Maul und verschwinde in der Nasszelle, um die Seele bei einem Wirbelbad baumeln zu lassen. Leider wird die himmlische Ruhe bald durch ohrenbetäubendes Klingeln unterbrochen. Ich steige missmutig aus der Wanne und registriere, dass sich ein Postbote vor der kleinen Villa eingefunden hat. Wie es sich gehört, schlüpfe ich in den Bademantel und wünsche dem Knecht einen guten Morgen. Der Neger erwidert den Gruss und händigt mir lächelnd ein Paket aus – wie schön.
Hund Dixon bekommt einen Kauknochen
09.45 Uhr Nachdem ich den Badespass beendet habe, reisse ich den Karton auf und finde nicht nur Radieschensamen und BRISK Haarschmiere, sondern auch vier Pfund echten JACOBS Kaffee vor. Laut juchzend gebe ich etwas Kaffeepulver in die futuristische DeLonghi Maschine und kann es kaum noch erwarten, würzigen Bohnenkaffee aus deutscher Produktion zu trinken.
10.15 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, den Vierbeiner zum Auto zu scheuchen und die Frühstücksgaststätte meines Vertrauens anzusteuern. Mit knurrendem Magen helfe ich Dixon auf die Ladefläche und mache es mir zur Aufgabe, den Wählhebel der Automatikschaltung in der D Stellung einrasten zu lassen. Ich beschleunige das Fahrzeug auf 35 Meilen pro Stunde und rufe ganz spontan bei Sandra an, um mich für das Paket zu bedanken. Meine Mieterin kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und mutmasst, dass die Radieschen im Sonnenscheinstaat prächtig gedeihen werden – das will ich hoffen.
Bald wachsen Radieschen
11.00 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich Julies Restaurant und habe das Vergnügen, Prof. Kuhn, Maria und Georg sowie die Kinder begrüssen zu können. Mein Grossneffe David (9) ist besonders redselig und fordert Dixon auf, zu ihm auf die Sitzbank zu springen. Selbstverständlich erhebe ich mahnend den Zeigefinger und stelle klar, dass Haustiere beim Essen grundsätzlich unter dem Tisch sitzen müssen – wo kämen wir denn da hin.
11.30 Uhr Als Aushilfsbedienung Peggy die Frühstücke serviert, erfahre ich von Maria, dass sie heute mit Amanda und James im “Miromar Outlet Store” abschoppen wird. Georg nickt eifrig und schlägt vor, dass wir den Nachmittag mit David in meinem Eigenheim verbringen könnten. Ich stimme zu und erwähne, dass ich im Garten arbeiten und Radieschen anpflanzen werde. Der Professor macht grosse Augen und sagt, dass er kurzerhand mitkommen und mir behilflich sein wird – das ist phantastisch.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten begleichen wir die Zeche mit Georgs American Express Card (löblich: Amerikanische Schnellkarte) und verlassen die gutbesuchte Wirtschaft, um Maria und den Kindern viel Vergnügen im Schoppingzentrum zu wünschen. Danach halte ich Georg und David die Türe meines Chevrolets auf und stelle meinem Grossneffen ein vitaminreiches Eis in Aussicht.
Wir benutzen unlöbliches Plastikgeld
13.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive scheuche ich die Gäste in die Küche. Während sich der Kleine über drei Kugeln Schokoladeneis mit Schlagobers aus der Sprühdose freuen darf, serviere ich Georg und Edelbert süffige Budweiser. Ferner fahre ich mit der Hand über die aufpolierte Arbeitsfläche und erwähne, dass während meiner Abwesenheit Frau Gomez zugegen war. Mein Bruder schnalzt mit der Zunge und bestätigt, dass die kleinwüchsige Mexikanerin sehr fleissig war und sogar den Müll nach draussen getragen hat.
14.00 Uhr Nachdem wir unsere Kehlen geölt haben, präsentiere ich fünf Tüten Radieschensamen und gebe zu Protokoll, dass wir nun mit der Arbeit beginnen sollten. Edelbert ist begeistert und zögert nicht, sich aus der Garage eine Schaufel zu holen. Währenddessen überreiche ich David mehrere Hundekauknochen und fordere ihn auf, mit Dixon auf der fliegenvergitterten Terrasse zu spielen.
Hund Dixon fühlt sich pudelwohl
14.30 Uhr Bei angenehmen 76°F (24°C) machen wir uns im Garten nützlich und legen neben der Petersilie ein weiteres Beet an. Fachmännisch jäte ich Unkraut und erkläre Georg, dass Radieschen sehr viel Vitamin C sowie Eisen enthalten. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und beteuert, dass diese Knollenfrucht den Cholesterinspiegel im Blut senkt – wie aufregend.
15.30 Uhr Nach einer Stunde haben wir den Boden redlichst gelockert und mit Dünger versetzt. Ich wische mir den Schweiss von der Stirn und lasse es mir nicht nehmen, die Samentütchen aufzureissen und die Sporen gleichmässig auf dem Untergrund zu verteilen.
16.00 Uhr Nachdem wir die Erde bewässert haben, kehren wir auf die Terrasse zurück und kommen überein, dass bereits am Wochenende die ersten Triebe aus dem Boden schiessen werden.
16.30 Uhr Als David gelangweilt in der Fernsehzeitung blättert, wende ich mich Georg zu und bringe heraus, dass er die Kinder Morgen in den “Sun-N-Fun Lagoon” Wasserpark begleiten wird. Ich blicke skeptisch drein und entgegne, dass ich keine Lust habe, den Freitag in einem Spassbad zu verbringen.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 deutet, rollt der schwarze JEEP meiner Verwandten vor. David ist kaum zu bändigen und rennt kreischend auf die Strasse, um seine Eltern zu begrüssen. Neugierig folge ich dem Buben und vernehme, dass die jungen Leute knapp 600 Dollars für Kleidung und Schuhe ausgegeben haben. Amanda strahlt wie ein Honigkuchenpferd und unterbreitet, dass Klamotten im Sonnenscheinstaat spottbillig sind.
17.30 Uhr Da James für den Abend Lichtspielhauseintrittskarten reserviert hat, müssen wir uns nun leider verabschieden. Ich drücke David etwas Kleingeld in die Hand und rate ihm, sich im Kino eine Tafel Schokolade zu kaufen. Darüber hinaus wünsche ich auch Edelbert einen ruhigen Abend und werfe die Pforte ins Schloss.
18.00 Uhr Nachdem endlich Ruhe im Willoughby Drive eingekehrt ist, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und nehme selbst mit reich belegten Käsebroten Vorlieb – schmeckt gar nicht schlecht.
18.30 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Um zur Ruhe zu kommen, lege ich die Beine im Wohnzimmer hoch und folge interessiert den Abendnachrichten auf FOX. Danach gebe ich mich auf AMC dem Zukunftsfilm “Tremors” hin und werde Zeuge, wie Riesenwürmer die Bewohner einer Kleinstadt in der Wüste Nevadas terrorisieren – wie abartig.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und begleite Hund Dixon noch einmal in den Garten. Danach lösche ich das Licht und falle übermüdet ins Bett. Gute Nacht.