5. März 2015 – Vogelmann und indisches Essen

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08.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und stelle fest, dass vor kurzem eine Depesche auf meiner Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) eingegangen ist. Natürlich überfliege ich die Zeilen mit grosser Neugier und bringe in Erfahrung, dass meine Verwandten im Supermarkt Lebensmittel besorgen wollen. Ferner schreibt mein Bruder, dass wir uns am Abend im Lowbank Drive treffen könnten – wie aufregend.

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Meine praktische Schwarzbeere

08.30 Uhr Nach dem Frühsport lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln und telefoniere mit Georg. Der gute Mann legt beste Laune an den Tag und erzählt, dass vor zwei Wochen das oscarprämierte Meisterwerk “Birdman” (löblich: Vogelmann) auf DVD veröffentlicht wurde. Als ich genauer nachfrage, kommt Georg auf seine Ehefrau zu sprechen und unterbreitet, dass Maria den Film gerne sehen würde. Ich nicke eifrig und entgegne, dass wir ein Exemplar kaufen und in meiner kleinen Villa einen prima Filmabend veranstalten sollten.
09.30 Uhr Nachdem ich Georg zugesichert habe, gegen halb Elf im WINN DIXIE am Mission Hills Drive zu sein, beende ich den Badespass. Zufrieden steige ich aus der Wanne und lasse das fiepende Haustier in den Garten hinaus. Danach stelle ich die futuristische DeLonghi Kaffeemaschine ein und mache es mir zur Aufgabe, zwei Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) in den Röster und verfrachten. Ausserdem rufe ich ganz spontan beim Professor an und erwähne, dass ich meine Verwandten gegen 18 Uhr zum Abendessen erwarte. Edelbert ist hellauf begeistert und kündigt an, ebenfalls vorbeizukommen und grossen Hunger mitzubringen – wie schön.
10.00 Uhr Um die lieben Menschen nicht warten zu lassen, pfeife ich auf den Fingern nach dem Vierbeiner. Dixon lässt nicht lange auf sich warten und folgt mir brav zum Auto.
10.45 Uhr Nach sechs Meilen biege ich auf den WINN DIXIE Kundenparkplatz ab und freue mich, den JEEP meiner Verwandten direkt vor dem Haupteingang stehen zu sehen. Wie es sich gehört, begrüsse ich meine Verwandten recht herzlich und zögere nicht, sie in den Flachbau zu begleiten. Während wir Produkte des täglichen Bedarfs in die Einkaufswagen werfen, tratsche ich mit Georg und gebe zu Protokoll, dass ich am Abend indische Spezialitäten auftischen werde. Mein Bruder macht grosse Augen und mutmasst, dass ich einen Bringdienst bemühen werde. Selbstverständlich erhebe ich Einspruch und versichere, dass ich mit dem Kochlöffel umzugehen weiss.

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Ich weiss mit dem Kochlöffel umzugehen

11.30 Uhr Nach einer dreiviertel Stunde bezahlen wir die Waren in Bar und schlendern in den angeschlossenen Schnapsladen, um etliche Flaschen Weisswein zu erwerben. Unterdessen plaudere ich mit meiner Schwägerin und vernehme, dass “Birdman” die Geschichte eines Schauspielers erzählt, der einst in teuren Hollywoodproduktionen einen Superhelden verkörpert hat. Maria schwärmt in den höchsten Tönen und informiert, dass die Regiearbeit des mexikanischen Filmemachers Alejandro Gonzalez Inarritu mit unzähligen Kritikerpreisen überschüttet wurde.
12.30 Uhr Letztendlich schleppen wir die Einkaufstüten zu den Autos und entschliessen uns, im benachbarten “Naples Wok” Chinagasthaus eine Kleinigkeit zu essen. Ich fackle nicht lange und halte eine Kellnerin an, ein Chop Suey zu servieren. Dazu gibt es süffiges Diät Cola – immerhin muss ich auf meine schlanke Linie achten.
13.00 Uhr Als ich die Spezialität mit Stäbchen essen, gibt sich mein Bruder skeptisch und behauptet, dass die Chinesen zwar das Schwarzpulver erfunden haben, aber es in ihrer 3000 Jahre alten Geschichte nicht geschafft haben, die Stricknadeln gegen Besteck auszutauschen. Ich zucke mit den Schultern und versuche, mit den Stäbchen zu essen, ohne noch mehr Sauce über die rosarote Tischdecke zu verteilen.

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Allerhand Filme findet man bei WAL MART

13.45 Uhr Nach dem Bezahlvorgang kehre ich zum Auto zurück und erinnere daran, dass wir um 18 Uhr speisen werden. Georg reibt sich die Hände und sagt, dass er die Nachmittagsstunden nutzen wird, um im WAL MART den spannenden “Birdman” Film zu besorgen – das soll mir auch Recht sein.
14.30 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und mache es mir in der klimatisierten Stube bequem. Ich schliesse gähnend die Augen und döse bald ein, um von meiner ersten Appalachian Trail Wanderung zu träumen.
15.30 Uhr Ich werde durch lautes Hundebellen geweckt und stelle beim Blick aus dem Fenster fest, dass Dixon mit Nachbarhund Joey am Teich spielt. Da in zweieinhalb Stunden die Gäste eintreffen werden, eile ich in die Küche und beginne mit den Vorbereitungen. Als erstes kontaktiere ich die Heissleine (löblich: Hotline) des Bollywood Lieferdienstes im Stadtzentrum. Eine freundliche Frauenstimme nimmt meine Order auf und gibt das Versprechen ab, dass ein Fahrer gegen 17 Uhr das bestellte Essen liefern wird.
16.00 Uhr Im Anschluss breite ich ein farbenfrohes Tuch auf dem Terrassentisch aus und decke die Tafel mit dem besten Porzellangeschirr ein. Um auch Frau Pontecorvo eine kleine Freude zu bereiten, schelle ich am Nachbarhaus und gebe der Dame zu verstehen, dass sie uns beim Abendessen Gesellschaft leisten kann.

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Ein lustiger Salat

17.00 Uhr Just als ich einen Salat zubereite, klingelt es an der Pforte. Ich öffne die Haustüre und sehe mich mit einem kaffeebraunen Inder konfrontiert, der mir einen Warmhaltekarton sowie eine Rechnung über 87 Dollars präsentiert. Missmutig krame ich meine GOLDEN HEAD Börse aus der Hosentasche und zähle dem Knecht 90 Scheine auf die Hand. Anschliessend fülle ich die Speisen fachmännisch in Töpfe um und halte sie auf der Herdplatte warm.
17.45 Uhr Kurze Zeit später treffen die Gäste ein. Ich wische mir mit dem Handrücken über die Stirn und berichte, dass ich seit Stunden in der Küche schuftet und nicht nur eine indische Knoblauchsuppe, sondern auch zarte Lammfilets in Masala Sauce gezaubert habe. Die lieben Menschen staunen nicht schlecht und kommen während des Abendessens aus dem Zungeschnalzen gar nicht mehr heraus.
19.00 Uhr Zum Abschluss des opulenten Dinners kredenze ich Vanilleeis und frage Georg bezüglich des Films aus. Mein Bruder wischt sich mit der Serviette über den Mund und antwortet, dass es ein Vergnügen wird, “Birdman” auf Grossbildleinwand zu sehen.

19.30 Uhr Wenig später schalte ich den Projektor ein und werfe bunte Bilder auf die überdimensionale Kunststoffwand. Ich tauche in die Welt eines erfolglosen Schauspielers ein und werde Zeuge, wie er seine ins Stocken geratene Karriere in Schwung bringen möchte und sich als Bühnendarsteller versucht – wie aufregend
21.30 Uhr Nach zwei Stunden geht die Komödie zu Ende und wir sind einstimmig der Meinung, dass Herrn Inarritu ein Meistwerk gelungen ist. Da mich langsam die Müdigkeit übermannt, leere ich mein Glas und rege für morgen ein Frühstück in Julies Restaurant an. Georg belehrt mich jedoch eines Besseren und erinnert, dass er am Freitag die Handwerker im Ferienhaus anrücken werden, um das Schlafzimmer zu renovieren.
22.00 Uhr Nachdem sich die netten Leute verabschiedet haben, sorge ich für Sauberkeit und Ordnung. Zu guter Letzt nehme ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.