07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und hüpfe aus dem Wasserbett, um modische Freizeitkleidung aus dem Schrank zu holen. Weil die Farbe “Grün” derzeit besonders angesagt ist, lege ich eine lindgrüne Stoffhose sowie ein modisches LACOSTE Polohemd auf das Bett – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Nach dem Badevergnügen steile ich mein Haar und registriere, dass ich heute echt spitze aussehe. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, setze ich mich an den Küchentisch und geniesse die wichtigste Mahlzeit des Tages.
10.00 Uhr Just als ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb nehme, klingelt Edelbert an der Türe und wünscht mir einen guten Morgen. Der schlaue Mann ist ganz aus dem Häuschen und berichtet, dass sein Sohn am 21. Dezember in Naples eintreffen und bis zum 6. Januar bleiben wird. Darüber hinaus kommt der Professor auf einen geplanten Ausflug in den Nachbarstaat Georgia zu Sprechen und unterbreitet, dass er Herrn Peter die schöne Stadt Atlanta zeigen möchte. Ich winke demonstrativ ab und entgegne, dass ich unter keinen Umständen mitkommen werde. Immerhin hat mein Bruder Georg versprochen, die “staade Zeit” im Ferienhaus zu verbringen.
11.00 Uhr Während wir gemütlich auf der schattigen Terrasse sitzen und unsere Kehlen mit süffigem Hopfentrunk spülen, apportiert Dixon plötzlich eine verrostete PEPSI Dose. Ich werfe die Blechbüchse im hohen Bogen in den künstlich angelegten Teich und lasse Edelbert wissen, dass einige Nachbarn keinen Wert auf Umweltschutz legen.
11.30 Uhr Kurz vor der Mittagszeit klatsche ich in die Hände und bringe ein gemeinsames Mittagessen ins Spiel. Edelbert überlegt kurz und sagt, dass er Lust auf ein vitaminreiches Steak hätte. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass wir die “Bob Evans” Gaststätte am Northbrooke Plaza Drive ansteuern sollten.
12.00 Uhr Pünktlich zum Zwölfuhrläuten finden wir uns in der gutbesuchten Wirtschaft ein und setzen uns an einen Fenstertisch mit Ausblick auf das benachbarte “Hampton Inn” Motel. Wir fackeln nicht lange und ordern Country Fried Steaks (löblich: Landgebratenes Schnitzel) mit Folienkartoffeln und Gemüse. Dazu gibt es Strawberry Banana Smoothies (löblich: Erdbeer Bananen Milchmischgetränke) und Beilagensalate – das schmeckt.
12.30 Uhr Just als wir kraftvoll zubeissen, kommt plötzlich ein verrosteter VW Bus vor dem “Hampton Inn” zum Stehen. Wir staunen nicht schlecht und werden Zeugen, wie mehrere Langhaarige aus der Rostlaube steigen und Koffer zum Empfang schleppen. Mein Tischnachbar macht grosse Augen und mutmasst, dass es sich hierbei um sogenannte “Hippies” handelt, die in Südflorida den Winter verbringen wollen. Edelbert versorgt mich mit Infos und rechnet vor, dass alleine in den Monaten November und Dezember weit über 10.000.000 Touristen in den Sonnenscheinstaat kommen – das ist ja allerhand.
13.45 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit Coconut Cream Pie (löblich: Kokosnuss Sahnekuchen) abgerundet haben, treten wir die Heimfahrt an. Unterdessen frönen wir angesagten Landmusikschlägen auf WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und verabreden, dass wir im Laufe der Woche Weihnachtseinkäufe tätigen sollten. Mein Bekannter reibt sich die Hände und beteuert, dass er dieses Jahr besonders kostspielige Präsente kaufen wird.
14.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner ersten Reise nach Florida im Jahre 2003.
15.30 Uhr Nach der wohlverdienten Pause nehme ich am Schreibtisch Platz und widme mich der Anschnurseelsorge. Auch heute finde ich zahlreiche elektronische Depeschen im Posteingang vor und stehe verzweifelten Erziehungsberechtigten mit Ratschlägen zur Seite.
16.15 Uhr Kurze Zeit später pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass ihr Geschirrspüler defekt ist. Da mir ein gutes Nachbarschaftsverhältnis am Herzen liegt, folge ich der Dame nach nebenan und stelle mit Schrecken fest, dass das Küchengerät völlig verkalkt ist. Ich spreche der Frau gut zu und rate, ein Fachgeschäft aufzusuchen und schnellstens für Ersatz zu sorgen. Frau Pontecorvo atmet tief durch und sagt, dass ich sie morgen begleiten muss – das soll mir Recht sein.
17.00 Uhr Zufrieden werfe ich die Türe ins Schloss und ziehe es vor, Bratkartoffeln mit Spiegelei zu zaubern. Zudem fülle ich Dixons Napf mit Royal Canin Trockenfutter auf und wünsche dem Rüden einen guten Appetit.
18.15 Uhr Nachdem ich in der Küche für Hygiene gesorgt habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und informiere mich auf FOX über die politischen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Im Anschluss schalte ich auf den Bezahlsender “Showtime” um und lasse die Seele bei einer Doppelfolge der beliebten Gruselserie “Dexter” baumeln. Ich lehne mich entspannt zurück und tauche in die Welt eines Serienmörders ein, der einen religiösen Fanatiker zur Strecke bringen möchte.
21.00 Uhr Als der Abspann läuft, betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und begleite Hund Dixon in den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe ins Bett. Gute Nacht.
Löbliche Rentner sind bei “Bob Evans” immer gerne gesehen: