13. November 2012 – Sweethearts of Rodeo und Lord of the Rings

07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und verfrachte die gestern im Wal Mart gekaufte Kompaktscheibe des amerikanischen Landmusikduos “Sweethearts of the Rodeo” (löblich: Süssherzen des Rodeos) in die Musikanlage. Während die Schwestern Janis und Kristine Oliver “Maybe Tonight” (löblich: Vielleicht heute Abend) anstimmen, absolviere ich die Morgengymnastik und entspanne mich bei einem Wirbelbad – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Im Anschluss scheuche ich Dixon zum Chevrolet und presche mit quietschenden Reifen zum Frühstücksgasthaus meines Vertrauens. Während der kurzweiligen Reise lasse ich mir die kühle Brise durchs Haar wehen und erinnere mich, dass in sechs Wochen das Christkind vor der Türe stehen wird.
09.30 Uhr Fingerschnippend kehre ich in “Julies Restaurant” ein und freue mich, Edelbert an einem Zweiertisch anzutreffen. Ich setze mich hungrig dazu und ordere bei Aushilfskellnerin Peggy ein grosses Frühstück sowie etwas Speck für den Vierbeiner. Ausserdem halte ich mit dem Professor Kleingespräche (unlöblich: Smalltalk) und erfahre, dass sein Sohn im Dezember nach Florida kommen wird, um das Weihnachtsfest unter Palmen zu feiern. Ich nicke eifrig und erwähne, dass auch mein Bruder die staade Zeit in Naples geniessen wird – das wird ein Spass.
10.30 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, entschliessen wir uns, das schöne Wetter auszunutzen und zum Strand zu fahren. Ich lasse den Wählhebel der Automatikschaltung spornstreichs in der “D” Stellung einrasten und schaffe es, als Sieger den Besucherparkplatz des “Delnor Wiggins State Park” zu erreichen. Mit stolzgeschwellter Brust schäle ich mich aus dem Fahrersitz und lasse Edelbert wissen, dass ich das Zeug zu einem erfolgreichen Formel 1 Rennfahrer hätte. Mein Begleiter zeigt mir den Vogel und steckt sich eine stinkende Zigarre an.
11.15 Uhr Weil sich dunkle Wolken am Horizont zusammenbrauen, kehren wir kurzerhand in eine Strandwirtschaft ein und ordern süffiges Coors Light (löblich: Leicht). Dazu gibt es panierte Zwiebelringe mit köstlicher Sauce – das schmeckt.
11.45 Uhr Als wir kraftvoll zubeissen, kommt Edelbert auf unsere seit vielen Jahren geplante Wanderung entlang des Appalachian Trails zu Sprechen und sagt, dass wir uns im Frühjahr auf den Weg machen sollten. Ich nehme einen kräftigen Schluck und entgegne, dass es kein Vergnügen werden wird, wochenlang in der Wildnis zu sein. Mein Tischnachbar winkt demonstrativ ab und behauptet, dass er ein geübter Spaziergänger ist und die 2.000 Meilen lange Strecke innerhalb eines Monats stemmen wird – darüber lachen doch die Hühner.
13.00 Uhr Nachdem wir der Kellnerin ein stattliches Trinkgeld beschert haben, kehren wir zu den Autos zurück und schütteln Hände. Anschliessend kruse ich entspannt in Richtung Wohngebiet weiter und kann es gar nicht mehr erwarten, eine kleine Pause in der klimatisierten Villa einzulegen.
15.00 Uhr Just als ich mich im Traum in die “Great Smoky Mountains” versetzt sehe, bimmelt das Telefon besonders laut. Zu meiner Freude meldet sich James im Rohr und plappert, dass sein Sohn am Vormittag von einer Schaukel gefallen ist. Mein löblicher Neffe seufzt laut und fährt fort, dass sich David das Knie aufgeschlagen und stundenlang geweint hat. Natürlich falle ich James augenblicklich ins Wort und rate, die Wunde mit Jod zu säubern und dem Buben als Trost eine Tafel Schokolade zu kredenzen.
15.30 Uhr Im weiteren Gesprächsverlauf lerne ich ausserdem, dass auch die jungen Leute mit der Idee spielen, dem kanadischen Winter ein Schnippchen zu schlagen und Weihnachten im Rentnerparadies zu feiern – wie schön.
16.00 Uhr Zufrieden beende ich das Telefonat und nehme am Schreibtisch Platz, um Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher abzurufen. Unter anderem rate ich einer Dame aus Lübeck, gegen ihre lärmenden Nachbarn mit aller Härte vorzugehen. Immerhin kann es nicht sein, dass die jugendlichen WG-Bewohner ohrenbetäubender Hartfelsenmusik frönen und täglich ausufernde Feierlichkeiten veranstalten – wo soll das noch hinführen.
17.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 5 zugeht, beende ich die Beratungsstunde und zaubere ein nahrhaftes Abendessen in Form vitaminreicher Langnudeln mit Thunfischsauce. Ferner schneide ich Tomaten in mundgerechte Scheiben und richte mir einen Beilagensalat an.
18.30 Uhr Nach der Jause strecke ich auf dem Kanapee die Füsse aus und gönne mir einen wunderschönen Fernsehabend in Hund Dixons Gesellschaft. Als erstes folge ich den Abendnachrichten auf FOX und mache mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau. Danach schaue ich mir den Abenteuerfilm “Lord of the Rings” auf HBO an und tauche in das Leben des Zwerges Frodo Baggins ein.
21.00 Uhr Nach zwei Stunden schalte ich entnervt ab und unternehme mit dem Rüden einen kleinen Spaziergang durch den Garten. Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, lösche ich bald das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.

Sweethearts of the Rodeo – eine knorke Kompaktscheibe: