17. Oktober 2012 – Das zweite Rededuell: Obama – Romney

07.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und freue mich, in Dixons rehbraune Augen schauen zu können. Der Rüde wedelt freudig mit der Rute und fordert mich fiepend auf, endlich aufzustehen und die Terrassentüre zu öffnen. Wie es sich für einen Tierfreund gehört, komme ich prompt in die Gänge und zögere nicht, dem Lausbuben einen Kauknochen ins Maul zu stecken. Danach verabschiede ich mich in die Nasszelle und lasse bei einem Wirbelbad die Seele baumeln.
09.00 Uhr Just als ich aus der Wanne steige und in farbenfrohe Freizeitkleidung schlüpfe, stösst meine Zugehfrau die Haustüre auf und wünscht mir einen guten Morgen. Ferner möchte Frau Gomez wissen, ob ich mit den Streicharbeiten ihres Cousins zufrieden war. Ich nicke eifrig und führe die kleinwüchsige Mexikanerin umgehend in die renovierte Küche. Bei dieser Gelegenheit hinaus lobe ich ihren Verwandten über den Schellenkönig und stelle klar, dass der Miguel beste Arbeit abgeliefert hat.
10.00 Uhr Nach einem reichhaltigen Frühstück lasse ich den Autoschlüssel in meine Hosentasche wandern und erkläre Hund Dixon, dass wir nun zum Einkaufen fahren müssen. Der Rüde ist ganz aus dem Häuschen und rennt bellend zum Chevrolet Suburban.
10.30 Uhr Ich biege mit quietschenden Bremsen auf den PUBLIX Kundenparkplatz ab und mache mich daran, einer unterbelichteten Dame (76) mit Lockenwicklern in den Haaren einen Einkaufswagen streitig zu machen. Anschliessend betrete ich die klimatisierte Markthalle und lade Produkte des täglichen Bedarfs ein.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten kann ich die Waren auf die Ladefläche des SUV verfrachten und die Heimfahrt antreten. Da ich keine grosse Lust habe, stundenlang am heissen Herd zu stehen, fahre ich kurzerhand die “Bob Evans” Wirtschaft am Northbrooke Plaza Drive an und nehme mir das Recht heraus, das Mittagessen ausnahmsweise in einem Restaurant einzunehmen. Weil mein Magen knurrt und nach einer warmen Mahlzeit verlangt, winke ich einen Kellner an den Tisch und ordere etwas Speck für meinen tierischen Begleiter sowie einen deftigen “Three Cheese Burger” (löblich: Dreikäse Burger) für mich – schmeckt echt spitze.
13.15 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, treffe ich Frau Gomez teppichausklopfend auf der Terrasse an. Die Perle drischt auf meinen wertvollen Perser ein und plappert davon, dass vor wenigen Augenblicken Frau Pontecorvo geklingelt hat, um mich für 15 Uhr zum Kaffeekränzchen einzuladen. Ich reibe mir die Hände und entgegne, dass ich mich zuvor von den Strapazen des Vormittages erholen muss. Bevor die Putzfrau etwas erwidern kann, steige ich aus den schweren Kuhjungenstiefeln und falle völlig erschöpft aufs Wohnzimmersofa.
15.00 Uhr Pünktlich auf die Minute klingle ich am Nachbaranwesen und werde von Frau Pontecorvo zuvorkommend hereingebeten. Die Dame versorgt mich mit einem grossen Stück Kirschkuchen und erzählt, dass sie während der Morgenstunden in Fort Myers war und ein Strandkleid für Sandra gekauft hat. Ich beäuge den durchsichtigen Stoff argwöhnisch und lasse meine Tischnachbarin wissen, dass meine Mieterin Freudensprünge machen wird.
17.00 Uhr Nach zwei heiteren Stunden bedanke ich mich für die Einladung und kehre in mein bescheidenes Heim zurück. Während Dixon im Garten bleibt, mache ich mich in der Küche nützlich und brate ein vitaminreiches T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) im heissen Fett an – wie gut das duftet. Dazu gibt es einen kleinen Beilagensalat mit Thousand Island Dressing (löblich: 1.000 Insel Sauce).
18.30 Uhr Zu guter Letzt sorge ich in der Küche für Sauberkeit und vergesse auch nicht, die Arbeitsplatte mit einem nassen Lappen abzuwischen. Im Anschluss lege ich im Wohnzimmer die Beine hoch und folge in Dixons Gesellschaft den Abendnachrichten auf FOX. Unter anderem lerne ich, dass der erfolgreiche Landmusiksänger Alan Jackson heute seinen 54. Geburtstag feiert. Wie jedes Kind weiss, wuchs der Sänger in Newnan, GA auf veröffentlichte bereits im Jahre 1989 sein erstes Studioalbum mit dem Titel “Here in the Real World” (löblich: Hier in der realen Welt) – wie aufregend.
20.00 Uhr Zur besten Sendezeit wechsle ich auf ABC und schaue mir eine Wiederholung der zweite Fernsehdebatte der beiden Präsidentschaftskandidaten an. Der Amtsinhaber Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney liefern sich einen ungewöhnlich heftigen Schlagabtausch. Romney war wie schon beim ersten Rededuell der bessere Kandidat und warf Obama vor, immer höhere Schulden anzuhäufen und die Vereinigten Staaten auf “die Strasse nach Griechenland” zu führen – wie wahr.
21.30 Uhr Nach eineinhalb spannenden Minuten schalte ich ab und scheuche das Haustier noch einmal Mal durch den Garten. Danach reguliere ich die Klimaanlage und gehe müde ins Bett. Gute Nacht.

Rededuell – Video: