07.30 Uhr Ein neuer Tag beginnt und im Radio läuft ein Lied des aus Georgia stammenden Musikers Luke Bryan. Ich schwinge mich aus dem Wasserbett und lerne, dass der 36jährige derzeit mit seinem 5. Studioalbum sämtliche Hitparaden stürmt – wie schön.
08.00 Uhr Während Dixon aufgeregt in den Garten hinaus läuft, um im Nachbarsgarten ein Loch zu graben, ziehe ich mich ins Badezimmer zurück. Weil mir Sauberkeit und Hygiene sehr am Herzen liegen, nehme ich ein Wirbelbad und fröne dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land). Der Moderator berichtet vom diesjährigen Spring Break (löblich: Frühlingsbruch) und meldet, dass am nächsten Wochenende Hunderttausende Jugendliche nach Florida kommen und bis zum Umfallen abfeiern werden – wie schrecklich.
Frühlingsbruch – Pfui Teufel
09.00 Uhr Ich beende das Badevergnügen und stärke mich mit einem reichhaltigen Frühstück. Unterdessen nehme ich den Terminkalender in Augenschein und bemerke, dass in sieben Tagen die Osterzeit beginnt.
09.45 Uhr Wenig später klingelt es an der Türe und ich kann Prof. Kuhn recht herzlich begrüssen. Der schlaue Mann folgt mir ins Wohnzimmer und merkt an, dass ihm eine Zigarrettenschachtel abhanden gekommen ist. Ich nicke eifrig und stelle klar, dass die Sargnägel auf dem Wohnzimmertisch liegen. Edelbert blickt skeptisch drein und möchte wissen, warum eine Zigarette fehlt. Ich tippe schnell auf meine Armbanduhr und kündige an, dass ich mich nun im Garten nützlich machen werde. Prof. Kuhn ist begeistert und bietet mir seine Hilfe an – das soll mir Recht sein.
10.15 Uhr Mit einem schönen Lied auf den Lippen, schiebe ich den Rasenmäher in den Garten und mache es mir zur Aufgabe, die Wiese zu stutzen. Edelbert zupft währenddessen Unkraut und kommt auf unsere anstehende Appalachian Trail Wanderung zu sprechen. Ich nehme dem Professor sogleich den Wind aus den Segeln und erläutere, dass ich das Osterfest in Naples verbringen werde. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass wir am 8. April in die “Great Smoky Mountains” aufbrechen sollten.
11.00 Uhr Nach getaner Arbeit lassen wir die Seele auf der Terrasse baumeln. Wir stossen mit eiskalten Bieren an und beobachten Hund Dixon, wie er den Nachbarshund Joey über das satte Grün jagt – da kommt Freude auf.
11.30 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten kommt Frau Pontecorvo dazu und freut sich, Edelbert wiederzusehen. Die kleine Frau leistet uns Gesellschaft und lotet aus, ob Georg und Maria schon wieder nach Toronto zurückgeflogen sind. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass meine Verwandten heute nach Miami gefahren sind, um Schuhe zu kaufen. Bei dieser Gelegenheit rege ich ein gemeinsames Mittagessen an und bringe den Domino’s Pizzabringdienst ins Spiel. Edelbert reibt sich den Bauch und zögert nicht, die Heissleine (unlöblich: Hotline) des Unternehmens anzurufen.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, kommt ein verrosteter Kleinwagen im Willoughby Drive zum Halten. Ich nehme das Essen dankbar an und stecke dem Lieferanten einige Münzen zu. Danach breite ich eine farbenfrohe Tischdecke aus und serviere die Pizzas auf Porzellantellern – wie gut das duftet.
13.00 Uhr Nach der Mahlzeit verwöhne ich meine Bekannten mit lustigen Eisbechern. Ausserdem verfrachte ich die aktuelle Michael Bolton Scheibe in die Musikanlage und beschalle mein Zuhause mit wunderschöner Musik.
13.45 Uhr Nachdem sich meine Freunde für das Essen bedankt haben, führe ich sie zur Türe und verabschiede sie redlichst. Anschliessend tippe ich Georgs Nummer ins NOKIA Handtelefon und erkundige mich, wann meine Verwandten aus Miami zurück kommen werden. Mein Bruder versorgt mich mit Infos und gibt vor, dass er seine Ehefrau am Abend ins renommierte Spitzenrestaurant “Le Bouchon Du Grove” ausführen wird – das ist typisch.
14.30 Uhr Kopfschüttelnd beende ich das Telefonat und gönne mir eine wohlverdiente Pause im klimatisierten Wohnzimmer. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner Villa im Waldweg 7.
Meine Villa im Waldweg 11
15.30 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, komme ich in die Gänge und setze mich an den Schreibtisch. In meiner Funktion als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger rufe ich Hilferufe besorgter Heimseitenbesucher ab und registriere, dass es die Jugend derzeit besonders bunt treibt. Natürlich helfe ich, wo ich nur kann und rate dazu, den jungen Rabauken nicht alles durchgehen zu lassen – wo kämen wir denn da hin.
16.30 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde fahre ich das Betriebssystem mausdrückend herunter und komme zu dem Schluss, dass man in Deutschland kaum noch in Ruhe leben kann. HEUREKA – ich kann mich wirklich glücklich schätzen, in den Vereinigten Staaten von Amerika einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden zu haben.
17.00 Uhr Da mein Magen knurrt, eile ich mit schnellen Schritten in die Küche und richte eine vitaminreiche Wurstplatte an. Dazu gibt es gesundes Weissbrot sowie ein Glas Weisswein aus dem goldenen Kalifornien.
18.00 Uhr Nachdem ich vier Brote mit Capocollo verzehrt und das Kreuzworträtsel in der “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) gelöst habe, gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über. Ich lege im Wohnzimmer die Beine hoch und informiere mich über die aktuellen Geschehnisse in der Welt.
19.00 Uhr Nach den FOX NEWS (löblich: FUCHS Nachrichten), wähle ich das Qualitätsprogramm von FX aus, um mir eine Episode der Gruselserie “American Horror Story” anzuschauen. Schon bald stellen sich mir sämtliche Nackenhaare auf und ich sehe mich genötigt, auf ein anderes Programm umzuschalten – wie unlöblich.
19.45 Uhr Missmutig folge ich auf PBS einer aufschlussreichen Reportage über das Leben der chilenischen Ureinwohner und erfahre, dass die Mapuches (löblich: Menschen der Erde) stolze Indianer waren und erbittert gegen die spanischen Kolonisten gekämpft haben – das soll mir auch Recht sein.
21.00 Uhr Als der Stundenzeiger auf 9 deutet, beende ich den Fernsehabend und lege mich schlafen. Gute Nacht.
American Horror Story auf FX: