08.30 Uhr Ein neuer Tag bricht an und ich bemerke beim Blick auf den praktischen Reisewecker, dass ich verschlafen habe. Um Edelbert nicht warten zu lassen, hüpfe ich aus dem Bett und öffne schwungvoll die Zimmertüre. Wie nicht anders zu erwarten, treffe ich den Professor zigarrerauchend auf dem Motelparkplatz an und erfahre, dass er bereits seinen Koffer in den JEEP verladen hat. Ich seufze laut und erkläre meinem Bekannten, dass wir in einer Stunde aufbrechen können. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
09.00 Uhr Nach der Morgengymnastik entspanne ich mich bei einer heissen Dusche und spiele mit der Idee, den heutigen Tag etwas ruhiger angehen zu lassen – immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
09.30 Uhr Wenig später rolle ich meinen DELSEY Koffer zum GRAND CHEROKEE und lasse Prof. Kuhn wissen, dass wir nach dem Frühstück zum “Richmond National Battlefield Park” krusen sollten. Da Edelbert an der Geschichte der Vereinigten Staaten sehr interessiert ist, willigt er ein und meint, dass wir anschliessend nach North Carolina rasen und die Nacht bei Wilmington verbringen könnten – das soll mir Recht sein.
10.00 Uhr Bevor wir losfahren, kehren wir ins “Battlefield Restaurant” ein und ordern bei einer übergewichtigen Kellnerin zwei “Country Breakfasts” (löblich: Landfrühstücke). Frau Caera (29) fackelt nicht lange und serviert zudem eine Kanne mit brühfrischem Bohnentrunk – wie gut das duftet.
10.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, kommen wir mit der Bedienung ins Gespräch und lernen, dass es rund um die 200.000 Einwohner zählende Hauptstadt des Bundesstaates Virginia wichtige Schauplätze des amerikanischen Bürgerkriegs zu entdecken gibt. Frau Caera erhebt den Zeigefinger und behauptet, dass auf dem Gelände des “Richmond Battlefield Parks” im Jahre 1862 eine siebentägige Schlacht stattgefunden hat. Angeblich soll der General der Südstaaten Robert E. Lee mit knapp 90.000 Soldaten in Richtung Potomac Fluss vorgestossen sein und George B. McClellans Armee eine blutige Schlacht geliefert haben – wie aufregend.
General McClellan und General Lee
11.15 Uhr Nachdem wir der kleinen Frau druckfrische Dollarnoten überreicht haben, scheuchen wir Hund Dixon zum Auto und schicken uns an, zum besagten Kriegsschauplatz zu fahren. Leider stellen wir fest, dass wir nicht die einzigen Besucher sind, die den Park besuchen wollen. Weil auch ein Schulbus mit plärrenden Kleinkindern vorfährt, entschliessen wir uns, lediglich das Visitor Center (löblich: Besucherzentrum) aufzusuchen und uns Photografien aus längst vergangenen Tagen anzuschauen.
Richmond National Battlefield Park / Bild: Joseph Hunkins / CC BY 2.0
12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, sitzen wir wieder im PS-strotzenden Geländewagen und preschen mit durchdrehenden Pneus von dannen. Ich biege auf die Interstate 95 ab und weise meinen Begleiter auf die Tatsache hin, dass wir in einer Stunde Virginia verlassen und die Grenze nach North Carolina überqueren werden. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und zitiert aus seinem schlauen Reiseführer, dass Virginia nach über 150 Jahren als britische Kolonie im Jahre 1788 die Unabhängigkeit erlangt hat – wie schön.
13.15 Uhr Während der Autofahrt passieren wir den Militärstützpunkt Fort Lee und Edelbert plappert davon, dass hier das Hauptquartier der “CASCOM” beheimatet ist. Der Professor berichtet im Flüsterton, dass hochrangige Militärs in dieser strenggeheimen Einrichtung in Kriegsführung und Materialkunde geschult werden – wie aufregend.
13.45 Uhr Als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf Viertel vor 2 deutet, rasen wir durch die Kleinstadt Roanoke Rapids. Da das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, steuere ich kurzerhand “Logans Roadhouse” an und lade Prof. Kuhn zum Mittagessen ein. Um auch Dixon eine Freude zu bereiten, bitte ich den Kellner, nicht nur zwei “Fresh Steak Burgers” (löblich: frische Schnitzelburger), sondern auch etwas Speck für den fiependen Vierbeiner aufzutischen – schmeckt gar nicht schlecht.
14.30 Uhr Nach der Mahlzeit beschleunige ich den JEEP auf schwindelerregende 65 Meilen und ringe mich dazu durch, auf die Interstate 795 zu wechseln. Unterdessen segelt Edelbert durchs Internetz und kündigt an, dass wir die Nacht im “Holiday Inn” in Wrightsville Beach verbringen werden. Als mir der gute Mann einige Schnappschüsse auf der Motelheimseite zeigt, sage ich prompt zu und kann es kaum noch erwarten, ein eiskaltes Bier am atlantischen Ozean zu trinken – das wird phantastisch.
15.30 Uhr Sechzig Meilen später erblicken wir am Strassenrand das Ortsschild von “Warsaw”. Der Professor deutet auf eine Bushaltestelle und vermutet, dass dieses Kaff von polnischen Immigranten gegründet wurde. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und erkenne beim Blick auf den Tachostand, dass noch immer 70 Meilen vor uns liegen – wie unlöblich.
Willkommen in Wilmington, NC
16.30 Uhr Endlich sehen wir die ersten Hochhäuser von Wilmington in den blauen Himmel ragen. Weil wir nach Wrightsville Beach fahren wollen, machen wir einen Bogen um das Zentrum und krusen durch gepflegte Vororte. Letztendlich verlassen wir die Bundesstrasse und gelangen auf dem Highway 74 zu unserem Motel. Völlig erschöpft parken wir das Auto vor der Herberge und freuen uns, in direkter Nachbarschaft das einladende “Ocean Cafe & Restaurant” vorzufinden.
17.15 Uhr Nachdem wir zwei Zimmer im zweiten Stock angemietet haben, verabrede ich mit Edelbert, dass wir uns in 45 Minuten in der Wirtschaft treffen werden. Danach schliesse ich Raum 237 auf und serviere Dixon etwas Trockenfutter.
18.15 Uhr Mit kurzer Verspätung treffe ich Edelbert auf der Sonnenterrasse des “Oceanic Cafes” und bestelle bei einer leichtbekleideten Kellnerin den “Catch of the Day” (löblich: Fang des Tages) sowie eine Flasche Budweiser. Der Professor folgt meinem Beispiel und blickt während dem Essen verträumt auf den azurblauen Ozean.
Budweiser – das tut gut
19.00 Uhr Im weiteren Verlauf des Abends nehmen wir mit Schaumkaffees sowie schmackhaften Eisbechern Vorlieb. Nebenher planen wir unsere morgige Reise und fassen den Entschluss, bis nach Savannah im Bundesstaat Georgia zu fahren.
20.00 Uhr Um am Donnerstag topfit zu sein, bezahlen wir die Rechnung in Bar und verabschieden uns auf die Zimmer. Ich reguliere die Klimaanlage und fröne zum Abschluss des anstrengenden Tages den Nachrichten auf FOX. Im Anschluss gebe ich mich einer Sprechsendung (unlöblich: Talkshow) hin und registriere, dass mir langsam die Augen zufallen. Deswegen schalte ich die Glotze gähnend aus und lösche das Licht. Gute Nacht.