20. März 2013 – Verwöhnt von Masseurin Irina

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07.30 Uhr Auch heute habe ich mit Rückenschmerzen zu kämpfen. Weil es mir in diesem Zustand kaum möglich sein wird, durch die “Great Smoky Mountains” zu laufen, greife ich zum Handtelefon und rufe bei Edelbert an.
08.00 Uhr Ich komme aus dem Nörgeln gar nicht mehr heraus und unke, dass ein lebensbedrohlicher Bandscheibenvorfall vorliegt. Der Professor redet mir gut zu und sagt, dass er mich abholen und zum Arzt kutschieren wird. Ich seufze laut und entgegne, dass ich mir kostspielige Arztbesuche eigentlich nicht leisten kann.
08.30 Uhr Nachdem ich dem schlauen Mann einen schönen Tag gewünscht habe, lasse ich die Seele bei einem heissen Wirbelbad baumeln. Nebenher segle ich mit dem iPad durchs Internetz und informiere mich auf med1.de über Rückenleiden. Schnell wird mir klar, dass die Schmerzen nicht von einer kranken Hüfte oder einer gequetschten Bandscheibe stammen können.
09.30 Uhr Ich beende den Badespass und lasse Hund Dixon wissen, dass wir nun zu Julies Restaurant krusen und meine Verwandten zum Frühstück treffen werden. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, ziehe ich mich an und scheuche den Rüden zum Auto.
10.00 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich die Wirtschaft und treffe Georg und Maria in Gesellschaft von Familie Porello an einem Fenstertisch an. Ich begrüsse die lieben Leute herzlich und lasse mich neben dem Italoamerikaner nieder. Herr Porello klopft mir auf die Schulter und möchte wissen, warum ich so griesgrämig dreinschaue. Ich stehe dem Heini Rede und Antwort und zeige auf, dass ich am Montag von Georg genötigt wurde, einen Ölwechsel bei seinem JEEP durchzuführen. Ferner gebe ich zu Protokoll, dass ich seitdem Schmerzen habe.
10.30 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, legt der Italoamerikaner den Zeigefinger an die Unterlippe und rät mir, das “Spa41” Massagestudio am Tamiami Trail anzusteuern und mich von Frau Irina verwöhnen zu lassen. Bevor ich antworten kann, zückt Herr Porello sein Apfel (unlöblich: Apple) Handtelefon und macht es sich zur Aufgabe, in besagtem Studio anzurufen und einen Termin für 12 Uhr zu vereinbaren.
11.00 Uhr Da mich Dixon unmöglich begleiten kann, überreiche ich Georg die Hundeleine und bitte ihn, den Vierbeiner mit in den Lowbank Drive zu nehmen. Danach lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und rase mit durchdrehenden Reifen nach Süden davon.

nykappe

11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten finde ich mich im besagten Massagesalon wieder und sehe mich mit einer brünetten Dame konfrontiert. Die Inhaberin freut sich über meinen Besuch und vermutet, dass ich Herrn Porellos Bekannter bin. Ich stimme zu und höre, dass mich Irina bereits erwartet.
12.15 Uhr Wenig später liege ich auf einer unbequemen Pritsche und habe das Vergnügen, von einer 23jährigen Russin mit stattlicher Oberweite massiert zu werden. Frau Irina träufelt heisses Öl auf meine Rückenmuskulatur und sagt, dass ich sehr verspannt bin – wie wahr.
13.00 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten tupft die kleine Frau meinen Rücken mit einem Handtuch ab. Ich atme tief durch und bemerke, dass die Schmerzen gänzlich verflogen sind. Die kesse Russin ist erfreut und ermutigt mich, am Wochenende wiederzukommen – das werden wir erst noch sehen.
13.30 Uhr Nachdem ich dem Mädchen ein stattliches Trinkgeld zugesteckt habe, flitze ich wie der Wind zum Auto und rase in Richtung Lowbank Drive weiter.

tip

14.00 Uhr Gutgelaunt statte ich meinen Verwandten einen Besuch ab und vergesse auch nicht, Dixons Kopf zu kraulen. Maria lotst mich ins klimatisierte Wohnzimmer und erkundigt sich, ob ich mich nun besser fühle. Ich lasse mich auf das bequeme Kanapee fallen und erkläre, dass ich mich wie neugeboren fühle. Meine Schwägerin schenkt mir ein Lächeln und kredenzt ein Stück Käsekuchen mit Schlagobers – das schmeckt.
15.00 Uhr Nach dem dritten Stück Kuchen klatsche ich in die Hände und rege einen Spaziergang an. Meine Verwandten lassen sich nicht zweimal bitten und wir schlendern plaudernd zum zwei Meilen entfernten North Collier Regional Park. Unterdessen werfen wir Dixon Stöckchen zu und tratschen über meine geplante Appalachian Trail Wanderung. Natürlich versorge ich die netten Menschen mit Fakten und beteuere, dass ich mich spätestens im April ins Abenteuer stürzen werde. Georg macht grosse Augen und sagt, dass er uns gerne begleiten würde. Leider erhebt Maria Einspruch und erinnert, dass in einer Woche der Rückflug nach Toronto ansteht.
16.15 Uhr Wieder zurück am Ferienhaus, entschliesse ich mich, nach Hause zu fahren und einen entspannten Fernsehabend einzulegen. Georg wünscht mir viel Freude und kündigt an, dass er seine Ehefrau nun ins beste Restaurant der Stadt ausführen wird – das ist wieder typisch.
17.00 Uhr Zuhause angekommen, finde ich auf dem Küchentisch einen Zettel vor. Ich nehme die handschriftlich aufgesetzten Zeilen in Augenschein und lerne, dass Frau Gomez am Vormittag Wäsche gewaschen und die Küche geputzt hat. Zudem schreibt die Perle, dass ich ihr immer noch den Lohn für Februar schulde – wie unlöblich. Als nächstes stelle ich eine Pfanne aufs Cerankochfeld, um ein vitaminreiches T Knochen Schnitzel zu braten. Dazu gibt es Buttergemüse und Kartoffelstäbe – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem opulenten Abendessen gehe ich zum gemütlichen Teil des Tages über und genehmige mir im Wohnzimmer ein kühles Bier. Bei dieser Gelegenheit nehme ich den Flachbildschirm in Betrieb und fröne auf FOX den Abendnachrichten. Anschliessend schaue ich mir eine Folge der beliebten Vorsingschau “American Idol” an und komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.
19.00 Uhr Um nicht ganz zu verblöden, schalte ich auf den Bezahlkanal HBO um. Ich gebe mich dem Hollywoodklassiker “The long hot Summer” (auf deutsch: Der lange heisse Sommer) aus dem Jahre 1958 hin.
21.00 Uhr Als der Abspann über den Bildschirm flimmert, beende ich den Fernsehabend und unternehme einen kurzen Gassigang durch den Garten. Im Anschluss reguliere ich die Klimaanlage und gehe ins Bett. Gute Nacht.

Ich schaue mir den sehenswerten Film “Der lange heisse Sommer” an: