07.45 Uhr Ich öffne die Augen und vernehme im Radio, dass in der kommenden Woche Halloween gefeiert wird. Der redselige WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Moderator überschlägt sich vor Freude und plappert darüber, dass er mit seinen Kindern (7 und 9) um die Häuser ziehen und Süssigkeiten einsammeln wird – das soll mir auch Recht sein.
08.30 Uhr Nachdem ich die Morgengymnastik absolviert habe, ziehe ich mich in die Nasszelle zurück und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Unterdessen mache ich mir meine eigenen Gedanken und fasse den Entschluss, in diesem Jahr auch Halloween zu feiern. Um Nägel mit Köpfen zu machen, rufe ich bei Edelbert an und erkläre, dass ich entsprechende Dekorationsartikel im Wal Mart Superstore (löblich: Supergeschäft) besorgen werde. Mein Bekannter kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und entgegnet, dass er mich beim Einkauf beraten wird – das ist phantastisch.
Am 31. Oktober wird Halloween gefeiert
09.30 Uhr Wenig später rufe ich Dixon ins Haus und serviere ihm gesundes ROYAL CANIN Trockenfutter. Danach verzehre ich KELLOGGS Maisflocken mit Zucker und frischer Muh und gebe dem Vierbeiner zu verstehen, dass Halloween in Amerika ein beliebter Volksbrauch ist. Der Rüde interessiert sich nur am Rande für meine Ausführungen und schlabbert etwas Wasser.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten hüpfe ich in den Chevrolet und steuere den 4 Meilen entfernten Wal Mart am Collier Boulevard an. Nebenher lausche ich dem Programm meines Lieblingsradiosenders und habe das Vergnügen, Alan Jacksons Superschlag “Midnight in Montgomery” (löblich: Mitternacht in Montgomery) zu hören.
11.00 Uhr Gegen 11 betrete ich das Kaufhaus und freue mich, Edelbert am Informationsschalter anzutreffen. Mein Bekannter tauscht sich angeregt mit einer Mitarbeiterin aus und erkundigt sich, wo der Firmensitz des 500 Geschäfte umfassenden Einzelhandelskonzerns beheimatet ist. Die kleine Frau (80) versorgt uns mit Infos und behauptet, dass die Zentrale des grössten Arbeitgebers der Welt in Bentonville, Arkansas zu finden ist – wie schön.
Wir schoppen bei Walmart ab
11.15 Uhr Nach dem Plausch schieben wir einen Einkaufswagen durch die Gänge und laden aufblasbare Gruselfiguren, beleuchteten Plastikkürbis sowie eine Haustürfussmatte mit “Slaughter House” (löblich: Schlachthaus) Aufdruck ein. Darüber hinaus deute ich in Richtung der ausgestellten Kostüme und erinnere, dass ich mir im vergangenen Jahr eine Polizeiuniform gekauft habe. Edelbert krümmt sich vor Lachen und unterbreitet, dass zum letztjährigen Halloweenfest Sandra im Sonnenscheinstaat zu Gast war – das waren noch Zeiten.
12.15 Uhr Um knapp 87 Dollars erleichtert, kehren wir zu den Autos zurück. Da mein Magen laut knurrt, verweise ich auf das gegenüberliegende Dunkin’ Donuts Gasthaus und gebe zu Protokoll, dass eine Brotzeit nicht schaden kann. Edelbert nickt eifrig und zögert nicht, mich zu Speis und Trank einzuladen.
12.45 Uhr Als ich kraftvoll in ein Chicken Salad Sandwich (löblich: Hühnersalatbrot) beisse, präsentiert der Professor seinen Taschenkalender und setzt mich darüber in Kenntnis, dass am 24. Oktober der “United Nations Day” (löblich: Vereinte Nationen Tag) gefeiert wird. Bei dieser Gelegenheit kommt mein Tischnachbar auf eine sehenswerte Ausstellung in der Gemeindehalle zu sprechen und sagt, dass sich interessierte Bürger dort über die Entstehungsgeschichte der UN informieren können – das ist mir Wurst.
13.15 Uhr Nach der Mahlzeit schüttle ich Edelberts Hand und trete die Heimfahrt an. Ich steuere den PS-strotzenden SUV sicher durch den dichten Mittagsverkehr und kann es kaum noch erwarten, endlich die Beine in der klimatisierten Stube hochzulegen. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
14.00 Uhr Daheim angekommen, ziehe ich die Vorhänge zu und gönne mir ein kleines Päuschen. Der Vierbeiner folgt meinem Beispiel und leistet mir auf dem Kanapee Gesellschaft.
15.00 Uhr Ich erwache redlichst ausgeruht und registriere, dass der Zeiger meiner wertvollen ROLEX mittlerweile auf 3 deutet. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, schalte ich den Heimrechner ein und rufe Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter ab. Ausserdem tschecke ich meine persönlichen Korrespondenz und finde im Posteingang Schnappschüsse vor, die Admiral a.D. Bürstenbinder während der Oktoberfestzeit geknipst hat – wie aufregend.
16.00 Uhr Nachdem ich alles abgearbeitet habe, eile ich in den Garten und giesse das Petersilienbeet. Dummerweise kommt Frau Pontecorvo an die Grundstücksgrenze und erzählt, dass sie im November nach Jacksonville fahren wird, um ihre verrückte Freundin Blanche zu besuchen. Ich zucke mit den Schultern und erwidere, dass ich viel um die Ohren habe und nicht mitkommen werde.
17.00 Uhr Um Diskussionen aus dem Weg zu gehen, kehre ich winkend ins Haus zurück und richte eine Brotzeitplatte mit Schinken, hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo sowie Cheddar Käse an – das schmeckt.
18.00 Uhr Während die Sonne hinter einem Palmenhain verschwindet, kümmere ich mich um den Abwasch und vergesse auch nicht, dem Haustier frisches Wasser zu kredenzen. Im Anschluss schalte ich die Glotze ein und verschönere mir den Feierabend mit den FOX Nachrichten und einem Spielfilm aus meiner BluRay Sammlung.
http://www.youtube.com/watch?v=tsCBysRasEc
19.00 Uhr Letztendlich landet der preisgekrönte Kriegsfilm “Hamburger Hill” im Abspielgerät. Ich lehne mich kartoffelchipsknabbernd zurück und lerne, dass der Dong Ap Bia Hügel nahe der laotischen Grenze während des Vietnamkriegs stark umkämpft war. Angeblich sollen dort während des zehntägigen Gefechts weit über 700 Soldaten ihr Leben gelassen haben – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, beende ich den Fernsehabend und unternehme mit Dixon einen Rundgang durch den Garten. Zu guter Letzt lösche ich das Licht und lege mich schlafen. Gute Nacht.