23. Juli 2013 – Hund Dixon, Thomas Kronach, der grosse Apfel und Herr Larry

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08.00 Uhr Obwohl der Wecker schon vor 30 Minuten geklingelt hat verweile ich etwas länger im Bett. Unter anderem kraule ich Dixons Rücken und bemerke, dass der Rüde nun schon seit viereinhalb Jahren mein treuer Begleiter ist – wie schnell die Zeit doch vergeht.

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Mein treuer Begleiter: Hund Dixon

09.15 Uhr Nach einem erfrischenden Wirbelbad statte ich Frau Pontecorvo einen Besuch ab und gebe zu Protokoll, dass ich sehr hungrig bin. Meine Nachbarin zeigt Verständnis und lädt mich prompt zum Frühstück ein. Ich mache mich über eine Portion Rühreier mit Speck her und erwähne, dass ich in 11 Tagen Sandra vom Flughafen abholen muss. Darüber hinaus stelle ich klar, dass der dreiwöchige Urlaub meiner Mieterin kein Zuckerschlecken sein wird. Frau Pontecorvo füllt den Kaffeebecher auf und entgegnet, dass Frau Corte ein ganz entzückendes Mädchen ist – papperlapapp.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten surrt die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich habe James am Rohr. Mein löblicher Neffe lässt seinen Aufenthalt im “Walt Disney World Resort” Revue passieren und plappert, dass sich David im “Magic Kingdom” (löblich: Magisches Königreich) Themenpark hervorragend amüsiert hat. Ich seufze laut und gebe zu Protokoll, dass ich auch gerne das Cinderella Märchenschloss gesehen hätte. Mein Neffe beruhigt mich redlichst und verspricht, mich morgen zum Abendessen einzuladen – das hört man gerne.
10.45 Uhr Nachdem ich das Telefonat beendet und ein Stück Käsekuchen verzehrt habe, kehre ich in die kleine Villa zurück. Weil Frau Gomez verreist ist, fülle ich einen Eimer mit Wasser auf und mache mich daran, den Küchenboden zu wischen. Ausserdem bringe ich die Fensterscheiben auf Hochglanz und vergesse auch nicht, die Lamellen der Jalousien zu entstauben – diesem Stress steht nicht einmal der stärkste Rentner stand.
11.30 Uhr Just als ich das Bett beziehe, klingelt das Telefon erneut. Diesmal meldet sich mein ehemaliger Studienkollege Thomas Kronach und erkundigt sich, ob ich im September wirklich nach New York kommen werde. Ich begrüsse den Rechtsanwalt herzlich und antworte, dass der Abflug für den 17. September geplant ist. Thomas freut sich und bietet an, dass ich gerne im Gästezimmer seiner schicken Wohnung an der Upper East Side logieren kann. Natürlich belehre ich Herrn Kronach eines besseren und gebe vor, bereits Nägel mit Köpfen gemacht und mich ins “Ritz Carlton Hotel” eingemietet zu haben. Thomas schnalzt mit der Zunge und meint, dass wir den Besuch zum Anlass nehmen sollten, einen über den Durst zu trinken – das hört sich verlockend an.

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Der grosse Apfel (unlöblich: Big Apple)

12.15 Uhr Da ich keine Lust habe, stundenlang am Herd zu stehen, schnippe ich mit den Fingern und lege Hund Dixon die Lederhalsband um. Danach verlasse ich die kleine Villa und laufe zur zwei Meilen entfernten “Pelican Larry’s Raw Bar & Grill” Gastwirtschaft. Unterdessen pfeife ich die Melodie der Carpenters Komposition “Top of the World” und denke daran, wie schön es doch werden wird, durch den herbstlichen Central Park (löblich: Zentralpark) der Millionenmetropole am Hudson River zu spazieren.
13.00 Uhr Der Gaststättenbesitzer begrüsst mich per Handschlag und lotet aus, ob ich einen Eistee trinken möchte. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich zu Fuss unterwegs bin und mit einem Pitcher (löblich: Krug) Budweiser Vorlieb nehmen werde. Ausserdem bestelle ich einen saftigen Cheeseburger (löblich: Käseburger) und bitte Herrn Larry, mit der Fleischeinlage nicht zu sparsam umzugehen.

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Ein süffiges Bier

13.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, plaudere ich mit dem Barmann und lerne, dass am Wochenende eine Kapelle auf der Sonnenterrasse aufspielen wird. Herr Larry gönnt sich einen Schluck Whiskey und erzählt, dass er keine Kosten gescheut und die bekannte Landmusikcombo “Wiggins Park Band” verpflichtet hat. Obwohl ich von den besagten Musikern noch nie gehört habe, sichere ich mein Kommen zu – das wird ein Spass.
14.30 Uhr Redlichst gestärkt mache ich mich auf den Heimweg und werfe dem Vierbeiner Stöckchen zu. Dummerweise treffe ich auf halbem Weg auf Herrn Booths Nichte. Frau Melody (29) tschoggt durchs Wohngebiet und berichtet, dass Sport in ihrem Leben eine sehr wichtige Rolle spielt. Ich mustere das leichtbekleidete Mädchen skeptisch und lasse sie wissen, dass ich im April einen Teil des Appalachian Trails abgewandert habe.
15.15 Uhr Zuhause angekommen, falle ich schwitzend aufs Kanapee und döse bald ein. Ich träume von aufregenden Tagen auf dem längsten Fernwanderweg der USA und sehe mich an den Fontana Damm versetzt.

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Der Fontana Damm, Appalachian Trail

16.15 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, komme ich in die Gänge und nehme kaffeegeniessend am Schreibtisch Platz. Während Dixon mit einem Spielzeug quietscht, stehe ich Heimseitenbesuchern mit Rat und Tat zur Seite. Frau Dörte Z. aus Hamburg schreibt, dass ihr 15jähriger Sohn den Wunsch geäussert hat, eine Karriere als Zirkusclown anzustreben. Ferner weigert sich der kleine Jason, weiterhin zur Schule zu gehen. Natürlich fackle ich nicht lange und rate, dem Bengel die Ohren lang zu ziehen.
17.00 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, mache ich mich in der Küche nützlich und schiebe eine Fertigpizza ins Ofenrohr. Ausserdem schneide ich zwei Tomaten auf und zaubere im Handumdrehen einen prima Beilagensalat.
18.00 Uhr Als die Geschirrmaschine endlich läuft, verabschiede ich mich in den Feierabend. Ich trinke vor der Glotze eine kühle Halbe und informiere mich über die tagesaktuellen Geschehnisse. Anschliessend schalte ich auf den Bezahlsender HBO um und folge dem Serienerfolg “Flight of the Conchords” – da kommt Freude auf.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit beginnt der sehenswerte Gruselfilm “The Awakening” (auf deutsch: Das Erwachen). Ich lehne mich dixonkraulend zurück und werde Zeuge, wie ein englisches Fräulein in einem Internat auf dem Lande auf Geisterjagd geht – wie unheimlich.
21.00 Uhr Der Abspann flimmert über den Flachbildschirm und ich schalte gähnend ab. Zu guter Letzt scheuche ich Dixon durch den Garten und animiere ihn, die Rosen der Nachbarn zu bewässern. Im Anschluss trinke ich ein Glas Yoo-hoo Schokotrunk und lege mich schlafen. Gute Nacht.