30. Oktober 2018 – Schopping und Krieg der Welten

08.00 Uhr Hund Dixon gesellt sich bellend ans Bett und animiert mich, endlich aufzustehen. Selbstverständlich komme ich der Aufforderung anstandslos nach und scheuche den Rüden in den Garten. Darüber hinaus führe ich die Morgengymnastik durch und registriere, dass auch heute die Sonne vom Himmel brennt und für Rekordtemperaturen sorgt – das hat gerade noch gefehlt.
08.30 Uhr Als ich die Seele bei einem erfrischenden Wirbelbad baumeln lasse, nehme ich kurzentschlossen die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und rufe bei meinem Bruder an. Der gute Mann meldet sich prompt und berichtet, dass er sich mit Maria im Ritz-Carlton Spa (löblich: Schönheitsfarm) tummelt und heute ganz bestimmt keinen ausgedehnten Strandspaziergang unternehmen möchte – wie schade.


Meine praktische Schwarzbeere

09.30 Uhr Achselzuckend betätige ich den “Anruf beenden” Knopf und nehme mir das Recht heraus, aus der Wanne zu steigen und in Gesellschaft meines Haustieres die wichtigste Mahlzeit des Tages einzunehmen. Unterdessen ringe ich mich dazu durch, zum Supermarkt meines Vertrauens zu krusen und Getränke einzukaufen. Da es mir kaum möglich sein wird, die schweren Einkaufstüten zu schleppen, kontaktiere ich den Professor und merke an, dass ich gegen 11 Uhr im “Publix” sein werde. Der schlaue Mann zeigt sich einverstanden und verspricht, mir beim Schoppingvergnügen beizustehen – das klappt wieder wie am Schnürchen.
10.15 Uhr Nachdem ich den Vierbeiner gefüttert und die Geschirrspülmaschine in Betrieb genommen habe, scheuche ich Dixon zum SUV, um ruckzuck zur Markthalle zu rasen – da kommt besonders grosse Freude auf.
11.00 Uhr Am Ziel angekommen, schüttle ich Edelberts Hand und schrecke nicht davon zurück, einem tattrigen Rentner mit Vollglatze einen Einkaufswagen streitig zu machen. Danach schlendern wir höhnend durch die breiten Gänge und kommen überein, dass wir am Wochenende eine Grillfeier auf meiner Terrasse veranstalten könnten. Edelbert ist hellauf begeistert und verfrachtet neben Hackfleisch, Grillkohle und einer Flasche A1 Sauce, ausserdem Hamburgerbrötchen sowie in Folie verpackte Würste in den klapprigen Wagen – wie aufregend.


Wir schoppen bei PUBLIX

12.00 Uhr Nach einer geschlagenen Stunde werden wir an Kasse 7 vorstellig und vernehmen, dass wir 87 Dollars bezahlen müssen. Ich schlage entsetzt die Hände über dem Kopf zusammen und gebe der übergewichtigen Marktmitarbeiterin zu verstehen, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin und einen Rentnerrabatt haben möchte. Anstatt dem Einwand nachzukommen, erhebt die Perle den Zeigefinger und wirft ein, dass sie uns leider keinen Preisabschlag gewähren kann – das ist wieder typisch.
12.30 Uhr Nachdem Edelbert die schweren Tüten zu den Autos geschleppt hat, kehren wir mit Dixon im Schlepptau in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkerei Königin) Gaststätte ein. Völlig erschöpft schleppen wir uns zur Essensausgabe und geben zwei Diät Colas sowie vitaminreiche Käseburger in Auftrag.
13.15 Uhr Redlichst gestärkt verlasse ich die Wirtschaft und wünsche dem Professor einen angenehmen Nachmittag. Im Anschluss klemme ich mich winkend hinters Lenkrad und gleite radiohörend in Richtung Willoughby Drive davon. Unterdessen lerne ich auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land), dass just heute vor 80 Jahren das Hörspiel “The War of the Worlds” (auf deutsch: Krieg der Welten) an der Ostküste der Vereinigten Staaten für grosse Aufregung gesorgt hat. Ich staune nicht schlecht und höre, dass damals viele Bürger davon ausgingen, dass die Erde wirklich von Marsmenschen überfallen wird – wie lustig.

14.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, räume ich die Lebensmittel in den Kühlschrank und bette mich dann auf dem Kanapee zur Ruhe. Bald döse ich ein und sehe mich im Traum in den goldenen Westen versetzt – die nervenaufreibende Forschungsreise nach Berkeley werde ich so schnell nicht vergessen.
15.00 Uhr Um keine Wurzeln zu schlagen, setze ich mich nach der Pause an den Schreibtisch und rufe Hilferufe besorgter Eltern ab. Unter anderem klagt mir eine Mutter aus Düsseldorf ihr Leid und berichtet, dass ihre Tochter (6) gefährlichen Handtelefonspielen verfallen ist. Ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und rate, das Handtelefon kurzerhand aus dem Fenster zu werfen – wo kämen wir denn da hin.


Hund Dixon ist brav

16.00 Uhr Vogelzeigend gehe ich von der Leine und eile mit Dixon in den Garten, um etwas Ball zu spielen. Leider wird die Ruhe prompt durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin plappert ohne Unterlass und erörtert, dass sie sich gleich mit einer Bekannten in der Stadt treffen wird. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, falle ich der Frau ins Wort und gebe vor, einem wichtigen Termin nachkommen zu müssen.
17.00 Uhr Nachdem ich die Petersilie mit Wasser versorgt habe, rufe ich noch einmal im Ritz-Carlton Resort an und erkläre meiner Schwägerin, dass ich am Wochenende eine Grillfeier veranstalten werde – das wird eine Gaudi.
18.00 Uhr Nach dem Nachmahl lasse ich im Wohnzimmer die Seele baumeln und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Ich informiere mich über die aktuellen Geschehnisse und bringe heraus, dass es auch weiterhin sehr sonnig und windstill bleiben wird. Ferner kündigt der Wetterexperte an, dass auch in der Halloweennacht kaum mit Regen zu rechnen ist – wie schade.

19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit wechsle ich auf HBO und fröne dem Gruselfilm “Halloween” aus dem Jahre 1978. Die Erfolgsproduktion erzählt die Geschichte des Michael Myers, der als Sechsjähriger seine Schwester ermordet und nach 15 Jahren am Vorabend von Halloween aus einer psychiatrischen Klinik ausbricht – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nach zweistündigem Nervenkitzen schalte ich den Flachbildschirm ab und lösche sämtliche Lichter. Danach wünsche ich Dixon angenehme Träume und falle erschöpft ins Bett. Gute Nacht.