1. Oktober 2018 – Das Konzert war knorke

08.00 Uhr Ich hüpfe am ersten Tag des Weinmonats Oktober freudig aus dem Bett und zögere nicht, die Terrassentüre schwungvoll zu öffnen. Während sich Dixon gähnend streckt, trete ich nach draussen und absolviere die Morgengymnastik. Als ich mir den Armen rudere und eine schöne Melodie pfeife, kommt plötzlich Herr Booth an die Grundstücksgrenze und erkundigt sich, ob das Lady Antebellum Konzert in Tampa meinen Erwartungen entsprochen hat. Ich nicke eifrig und lasse den hochdekorierten Vietnamveteran wissen, dass das aus Nashville, TN stammende Trio sämtliche Hits (unlöblich: Schläge) zum Besten gegeben hat. Ferner merke ich an, dass es eine Gaudi war, auch den neuen Kompositionen zu frönen – da kam besonders gute Stimmung auf.

08.30 Uhr Nachdem mein Nachbar versprochen hat, während des Vormittages meinen Rasen zu mähen, beende ich die Plauderei und verabschiede mich ins Badezimmer. Weil gutes Aussehen heutzutage sehr wichtig ist, wasche ich mich mit einem Schwamm heraus und vergesse auch nicht, mir die Bartstoppeln abzurasieren.
09.30 Uhr Gegen halb 10 beende ich den Waschvorgang und erkenne beim Blick nach draussen, dass der alte Depp von nebenan noch immer mit dem Mähen beschäftigt ist. Augenrollend lasse ich die Rollos nach unten gleiten und lotse den Vierbeiner in die Küche, um ihm gesundes Trockenfutter zu kredenzen. Darüber hinaus nehme ich selbst mit einer Schüssel Kelloggs Zerealien sowie vitaminreichen Rühreiern Vorlieb – das schmeckt prima.
10.00 Uhr Da im Eiskasten kaum noch Lebensmittel vorrätig sind, fasse ich nach dem Frühstück den Entschluss, zum Supermarkt meines Vertrauens zu krusen. Ruckzuck verfrachte ich die schmutzigen Teller in die Spülmaschine und schicke mich an, geschwind zum PS-strotzenden SUV zu laufen und Dixon auf die Ladefläche zu helfen. Danach lasse ich den Motor aufheulen und gleite hupend vom Grundstück – da kommt Freude auf.


Hund Dixon wartet im SUV

10.45 Uhr Am Ziel angekommen, lasse ich das Haustier bei laufendem Motor im Auto zurück und schlendere in die klimatisierte Markthalle, um Produkte des täglichen Bedarfs in einen Einkaufswagen zu verladen. Ausserdem werde ich auch am BluRay Regal vorstellig und registriere, dass der Lichtspielhauserfolg “Gotti” mittlerweile in den regulären Verkauf gelangt ist. Weil ich Mafiafilme sehr gerne sehe, schnappe ich mir ein Exemplar und lege die blaue Scheibe zu den anderen Einkäufen.


Eine neue Scheibe für meine Sammlung

11.30 Uhr Um insgesamt 97 Dollars erleichtert, kehre ich zum Auto zurück und berichte dem Vierbeiner, dass nun ein Mittagessen nicht schaden kann. Zungeschnalzend rase ich zur nahegelegenen “Bob Evans” Gaststätte und stelle meinen tierischen Begleiter eine kleine Brotzeit in Aussicht.
12.00 Uhr Mit knurrendem Magen finde ich mich in der gutbesuchten Wirtschaft ein und ordere einen vitaminreichen “Baconburger” (löblich: Speckburger) mit Kartoffelstäben und Salat. Selbstverständlich lasse ich Dixon von der Semmel abbeissen und serviere ihm ausserdem etliche Erdäpfelstäbe mit Ketchup – das schmeckt.
13.00 Uhr Zurück im Willoughby Drive, schleppe ich die schweren Einkaufstüten in die gute Stube und freue mich, auf einen ruhigen und besinnlichen Nachmittag. Weil ich längst nicht mehr der Jüngste bin, schlüpfe ich aus den Schuhen und bette mich auf dem Wohnzimmersofa zur Ruhe – das tut gut.
14.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und sehe mich auch heute genötigt, am Schreibtisch Platz zu nehmen. Weil sich irgendwer um verzweifelte Erziehungsberechtigten kümmern muss, rufe ich kurzerhand elektronische Depeschen ab. In meiner Funktion als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger, lese ich mir die Hilferufe ganz genau durch und schrecke nicht davor zurück, den leidgeprüften Menschen mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite zu stehen.


Bier ist sehr gesund

15.00 Uhr Nachdem ich einer alleinerziehenden Mutter aus Brandenburg geraten habe, ihre vorlaute Tochter (5) ins Heim zu stecken, gehe ich von der Leine und sehe im Garten nach dem Rechten. Wohlwollend stelle ich fest, dass Herr Booth seine Ankündigung mittlerweile in die Tat umgesetzt und die Wiese auf ein rechte Mass gebracht hat. Ich atme tief durch und nehme mir das Recht heraus, den Rasensprenger in Betrieb zu setzen und die hochgewachsene Petersilie zu bewässern.
16.00 Uhr Fix und foxi kehre ich in die gute Stube zurück und kann es kaum erwarten, die neue Filmanschaffung in das Abspielgerät zu stecken. Um mich über das Leben des Mafiosos John Gotti schlau zu machen, schalte ich den leistungsstarken Heimrechner erneut ein und recherchiere auf Wikipedia über die Machenschaften des aus dem grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) stammenden Kriminellen. Währenddessen lässt sich Dixon etliche Kauknochen schmecken und quietscht unentwegt mit seinen Spielzeugen – gleich platzt mir der Kragen.

17.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, das Abendessen vorzubereiten. Um nicht Hunger leiden zu müssen, brate ich ein lustiges T Knochen Schnitzel im heissen Fett heraus. Ausserdem zaubere ich einen farbenfrohen Beilagensalat mit perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl schalte ich die Glotze ein und gebe mich dem am 15. Mai 2018 auf dem Filmfestival in Cannes welturaufgeführten Spielfilm “Gotti” hin. Alsbald wird mir jedoch klar, dass dieses langweilige Machwerk keineswegs meinen hohen Ansprüchen genügt. Laut lachend trinke ich etliche Biere und komme zu dem Schluss, dass Regisseur Kevin Connolly gut beraten wäre, seinen Tschob an den Nagel zu hängen.
20.00 Uhr Als nach zwei Stunden endlich der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich kopfschüttelnd den AUS Knopf auf der neumodernen Fernbedienung. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.