30. Januar 2018 – Im Naples Manor Motel

08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und reisst mich aus einem schönen Traum. Entnervt betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf und mache es mir zur Aufgabe, die Terrassentüre zu öffnen. Weil es wie aus Kübeln schüttet, werfe ich die Pforte ins Schloss und absolviere die Morgengymnastik in der guten Stube – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Im Anschluss greife ich zum Telefon und rufe bei Frau Pontecorvo an, um nachzufragen, ob ich zum Frühstück vorbei kommen kann. Die Perle ist hellauf begeistert und schlägt vor, dass wir uns gegen 10 Uhr im Nachbarhaus treffen sollten – das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
09.00 Uhr Da man nicht ungewaschen das Haus verlassen sollte, entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad. Nebenher tippe ich Edelberts Handtelefonnummer ins Tastenfeld der Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und bringe in Erfahrung, dass mein Bekannter im “Bistro 821” frühstückt. Der schlaue Mann gibt sich besonders redselig und berichtet, dass alsbald Frau Brandie Cream dazu stossen und ihm bei der wichtigsten Mahlzeit des Tages Gesellschaft leisten wird. Darüber hinaus vernehme ich, dass der Professor das Wochenende genutzt hat, um im Internetz preisgünstige Flüge nach Kanada zu suchen. Ich mache grosse Augen und höre, dass es sich anbieten würde, Anfang März die WESTJET Direktverbindung nach Toronto zu nutzen – wie aufregend.


Bald fliegen wir nach Toronto – wie aufregend

10.00 Uhr Nach dem Badespass schlüpfe ich in farbenfrohe Freizeitkleidung und vergesse auch nicht, betörenden RP LOB Luxusduft auf meine samtweiche Haut zu sprühen. Danach scheuche ich den Vierbeiner zum Nachbaranwesen und werde von Frau Pontecorvo mit einem Bussi begrüsst – wie unlöblich.
10.15 Uhr Meine Nachbarin lotst mich plappernd ins klimatisierte Wohnzimmer und zögert nicht, selbstzubereitete Pfannkuchen, Rühreier mit Speck sowie brühfrischen Bohnentrunk aufzutischen. Ausserdem kommt die kleine Frau auf den 17 Millionen Jackpot der staatlichen Lotterie zu sprechen und kündigt an, dass sie sich selbstverständlich etliche Lose kaufen und auf den grossen Gewinn hoffen wird – so ein Schmarrn.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 11 zugeht, lege ich das Besteck beiseite und rechne vor, dass die Chancen auf den Hauptgewinn äusserst gering sind. Zudem stelle ich klar, dass mehrere Millionen Dollars auch kein besseres Leben versprechen.
11.30 Uhr Schlussendlich wünsche ich der kleinen Frau alles Gute und flitze mit Dixon an meiner Seite nach nebenan, um die Lebensmittel im Kühlschrank in Augenschein zu nehmen. Schnell wird mir klar, dass es an der Zeit ist, nicht nur Getränke, sondern auch Obst sowie Weissbrot einzukaufen. Um in den nächsten Tagen nicht Hunger leiden zu müssen, eile ich an die frische Luft und schicke mich an, mit dem Haustier zum nahegelegenen CIRCLE K Supermarkt zu krusen und ordentlich abzuschoppen. Bei dieser Gelegenheit gönne ich mir auch zwei Sandwiches (löblich: Wurstbrote) aus der Feinkostabteilung – immerhin darf das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen.
12.00 Uhr Weil keine unaufschiebbaren Termine im Kalender verzeichnet sind, rase ich kurzerhand nach Südosten weiter und fasse den Entschluss, Herrn Wang im “Naples Manor Motel” zu besuchen. Um für gute Stimmung zu sorgen, drehe ich das Radiogerät lauter und fröne stimmungsvollen Kompositionen des aus Texas stammenden Sängers Wade Bowen – was kann es schöneres geben.


Ich statte Herrn Wang einen Besuch ab

12.45 Uhr Nach 15 zurückgelegten Meilen, komme ich mit quietschenden Bremsen vor der Drei-Sterne Herberge zum stehen und freue mich, Herrn Wang samt Tochter vor der Rezeption anzutreffen. Wie es sich gehört, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und erfahre, dass der Herr Motelbesitzer demnächst die Hausfassade mit einem neuen Werbeschild versehen wird. Mein Bekannter reibt den Daumen am Zeigefinger und mutmasst, dass ihm eine neumoderne Neonreklame womöglich neue Kunden bescheren wird – wie wahr.
13.15 Uhr Um nicht nass zu werden, bittet mich Herr Wang ins benachbarte Denny’s Gasthaus und zögert nicht, mich zu einem Mittagessen einzuladen. Obgleich ich während der Herfahrt zwei Brote gefressen habe, nehme ich die Einladung prompt an und ordere einen saftigen Cheeseburger mit Fritten und Krautsalat – da kommt Freude auf.


Ich beisse kraftvoll zu

14.15 Uhr Mit vollen Mägen kehren wir ins Motel zurück und trinken in Herrn Wangs Büro Kaffee. Schon bald gesellt sich Handlanger Herr Avanzatti zu uns und erkundigt sich nach meiner unterbelichteten Mieterin. Ich winke gelangweilt ab und gebe den Italoamerikaner zu verstehen, dass Sandra frühestens im Sommer in den Sonnenscheinstaat ausfliegen und sich in meinem kultivierten Zuhause einnisten wird.
15.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit, die Zelte im Stadtteil Naples-Manor abzubrechen und den Heimweg anzutreten. Ich reiche Herrn Wang zum Abschied die Hand und wünsche ihm hervorragende Geschäfte. Im Anschluss hüpfe ich juchzend in den PS-strotzenden SUV und gleite radiohörend in Richtung Norden davon.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und falle dann aufs Sofa, um mich von den Strapazen des langen Tages zu entspannen – das tut gut.


Auch am Abend muss man viel Essen

17.00 Uhr Ich erwache ausgeruht und stelle fest, dass der Nachmittag weit fortgeschritten ist. Voller Vorfreude schlendere ich in die Küche und kümmere mich um das Abendessen. Da ich keinen grossen Hunger habe, nehme ich mit einer kleinen Schinkenpizza Vorlieb – das schmeckt.
18.00 Uhr Nachdem ich den Abwasch hinter mich gebracht habe, beginnt endlich der wohlverdiente Feierabend. Ich stecke dem Rüden einen Kauknochen ins Maul und fröne dann den Abendnachrichten auf FOX.
19.00 Uhr Zur Hauptfernsehzeit schalte ich auf HBO um und erfreue mich an dem preisgekrönten Spielfilm “Boston”, der vom Bombenanschlag auf den örtlichen Marathonlauf im Jahre 2013 handelt. Beeindruckt folge ich den Geschehnissen und lerne, dass die aus Kirgisien stammenden Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew diesen Anschlag geplant und dabei drei Menschen getötet sowie 264 weitere verletzt haben – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Nach einhundertzwanzig nervenaufreibenden Minuten beende ich den Fernsehabend und verabschiede mich ins Schlafzimmer. Gute Nacht.