5. Dezember 2017 – Mandelentzündung

08.00 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonschellen aus einem schönen Traum gerissen. Zu allem Überfluss meldet sich mein Bruder im Rohr und erkundigt sich nach der Adresse meines Hausarztes. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich fit wie ein Turnschuh bin und keinen Doktor benötige. Georg nölt in einer Tour und verdeutlicht, dass sich Maria während des gestrigen Schwimmbadbesuchs erkältet hat und ständig husten muss. Ich lache laut und rate, eine Apotheke anzusteuern und dort einen Hustensaft einzukaufen.


Meine Hausapotheke

08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik verabschiede ich mich ins Bad und lasse die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Darüber hinaus rufe ich noch einmal im Ferienhaus an und ermutige Georg, eine Kanne Tee aufzubrühen. Mein Bruder gibt sich jedoch deprimiert und meint, dass seine Ehefrau seit einigen Jahren an Asthma leidet und unbedingt einen Facharzt aufsuchen sollte. Ich nicke zustimmend und merke unter diesen Umständen an, dass es angebracht wäre, das “NCH Hospital” an der Immokalee Road zu besuchen. Ferner schlage ich vor, dass wir uns gegen 11 Uhr am Klinikeingang treffen könnten – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
09.30 Uhr Nachdem ich mich in legere Freizeitkleidung gezwängt habe, lasse ich mir lustige Kelloggs Zerealien mit frischer Muh schmecken. Ausserdem erkläre ich Dixon, dass er den Vormittag bei Frau Pontecorvo verbringen muss – immerhin wird es mir nicht möglich sein, den Rüden ins Krankenhaus mitzunehmen.
10.00 Uhr Bevor ich mich auf den Weg mache, statte ich meiner Nachbarin einen Besuch ab und bitte sie, ein Auge auf den Vierbeiner zu werfen. Zudem berichte ich von Marias Leiden und stelle klar, dass mit Asthma nicht zu spassen ist. Frau Pontecorvo schlägt in die gleiche Kerbe und verspricht, während meiner Abwesenheit das Haustier zu hüten – wie beruhigend.


Dixon darf nicht ins Krankenhaus

11.00 Uhr Wenig später komme ich mit quietschenden Bremsen auf dem Krankenhausparkplatz zum halten und freue mich, meine Verwandten an der Klinikrezeption anzutreffen. Meine käsebleiche Schwägerin hustet ohne Unterlass und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie Halsschmerzen hat und kaum Luft bekommt. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und frage die Rezeptionistin, wo wir einen erfahrenen Arzt finden werden. Die Negerin fackelt nicht lange und informiert, dass die Otorhinolaryngology (löblich: Hals-Nasen und Ohren Abteilung) im zweiten Obergeschoss beheimatet ist. Ruckzuck eilen wir zum Aufzug und nehmen uns das Recht heraus, einen trödelnden Patienten am Krückstock zur Seite zu schieben und in den zweiten Stock hochzufahren.
12.00 Uhr Nach kurzem Warten wird Maria endlich ins Behandlungszimmer gebeten. Wir vertreiben uns unterdessen die Zeit im Wartezimmer und tratschen angeregt über Dies und Das. Unter anderem komme Georg auf das Weihnachtsfest zu sprechen und verdeutlicht, dass die Kinder am 20. Dezember in Naples eintreffen werden. Ich reibe mir die Hände und kann es kaum noch erwarten, am heiligen Abend Eierpunsch zu schlürfen, Stollen zu fressen und kostspielige Geschenke in Empfang zu nehmen – das wird eine Gaudi.


Bald kommt das Christkind – wie aufregend

13.00 Uhr Sechzig Minuten später stösst Maria wieder zu uns und unterbreitet, dass sie sich eine Mandelentzündung eingefangen hat und das Bett hüten muss. Ferner präsentiert die Dame etliche Medikamente und kündigt an, dass sie schnellstmöglich nach Hause fahren möchte.
13.30 Uhr Nachdem ich meiner Schwägerin gute Besserung gewünscht habe, schwinge ich mich hinters Lenkrad des Chevrolets und schicke mich an, die zwei Meilen entfernte “New York Pizza & Pasta” Gaststätte anzusteuern. Nebenbei fröne ich dem Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, ein neues Lied aus Tim McGraws Feder zu hören – was kann es schöneres geben.
14.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 2 zugeht, nehme ich an einem Fenstertisch platz und wähle neben einem Eistee, ausserdem eine stattliche Portion Macaroni mit Käse. Die freundliche Bedienung flitzt zuvorkommend in die Küche und serviert die Jause bereits nach wenigen Augenblicken – wie schön.
14.45 Uhr Völlig entnervt parke ich den PS-strotzenden SUV in der Doppelgarage und mache es mir zur Aufgabe, Hund Dixon im Nachbarhaus abzuholen. Frau Pontecorvo lockt mich jedoch in ihr gemütliches Zuhause und sagt, dass sie just vor wenigen Minuten einen Kuchen gebacken hat. Natürlich nehme ich die Einladung an und spüle meinen ausgetrockneten Hals mit brühfrischem Bohnentrunk durch. Dazu verzehre ich zwei Stück Streuselkuchen mit Schlagobers und komme prompt zu dem Schluss, dass das Backwerk vorzüglich mundet. Meine Gastgeberin ist begeistert und sagt, dass sie Morgen ihren künstlichen Christbaum in der guten Stube aufstellen und mit blinkenden Lichtern schmücken wird – das soll mir auch Recht sein.


Mein Zuhause unter Palmen

15.45 Uhr Schlussendlich stosse ich die Haustüre zur kleinen Villa auf und schleppe mich mit letzter Kraft zum Kanapee. Dixon flitzt unterdessen in den Garten und spielt ausgelassen mit seinem Tennisball – das macht Spass.
16.45 Uhr Um die Nachtmittagsstunden sinnvoll zu gestalten, beende ich das Päuschen und begebe mich fingerschnippend in die Küche. Voller Elan richte ich mir eine kalte Wurstplatte an und ringe mich dazu durch, etliche Paprikastreifen mit etwas Olivenöl in der Pfanne anzubraten und mir ein schmackhaftes Sandwich (löblich: Wurstbrot) zuzubereiten – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lasse ich den Tag im Wohnzimmer ausklingen. Wie es sich gehört, schaue ich mir die Nachrichten an und fröne danach einer aufschlussreichen Call-In (löblich: Ruf Herein) Sendung auf FOX.

19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich zeitnah auf HBO um und gebe mich der oscarprämierten Dokumentation “Citizenfour” hin, die sich mit dem Spion Edward Snowden und der amerikanischen Überwachungs- und Spionageaffäre beschäftigt. Ich staune Bauklötze und lerne, dass fast alle Handtelefone auf dem amerikanischen Kontinent von der Regierung überwacht werden – das ist ja allerhand.
21.00 Uhr Zu guter Letzt betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und reguliere die Klimaanlage. Im Anschluss ziehe ich mich gähnend ins Schlafzimmer zurück und döse schnell ein. Gute Nacht.