20. März 2017 – Dog Beach

08.00 Uhr Ich werde durch ein stimmungsvolles Lied der aufstrebenden Sängerin Christie Lamb geweckt und kann es kaum noch erwarten, meine liebe Familie in Florida zu begrüssen. Als ich mich aus dem Bett rolle, berichte ich Dixon, dass Georg und Maria spätestens in zwei Wochen in Naples eintreffen und uns über Ostern Gesellschaft leisten werden – das wird phantastisch.
08.45 Uhr Nachdem ich meine Glieder gelockert und die Tageszeitung hereingeholt habe, lasse ich die Wirbelwanne mit Wasser volllaufen. Ausserdem werfe ich lustige Badekugeln in das lauwarme Nass und nehme mir das Recht heraus, während des Badevergnügens die “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) zu lesen. Unter anderem erfahre ich, dass Mitarbeiter der “Florida Fish and Wildlife Conservation Commission” am Freitagabend einen toten Panther an der Interstate 90 entdeckt haben. Ich staune nicht schlecht und lese weiter, dass im Collier County nur noch zirka 100 Tiere dieser Gattung zu Hause sind – wie traurig.


Ich gehe stets mit der Mode

09.45 Uhr Schlussendlich steige ich aus der Wanne und greife zum Handtuch, um mich abzutrocknen. Danach schlüpfe ich in eine karierte Baumwollhose und entschliesse mich, dazu ein farbenfrohes Hawaiihemd zu tragen.
10.15 Uhr Wenig später lasse ich mich am Frühstückstisch nieder und stärke mich mit vitaminreichen KELLOGGS Flocken. Darüber hinaus tippe ich Edelberts Nummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein und lote aus, ob wir an den Strand krusen wollen. Der schlaue Mann windet sich aus der Verantwortung und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er den Vormittag nutzen möchte, um den JEEP zu waschen und neue Bücher einzukaufen. Ich seufze laut und entgegne, dass ich unter diesen Umständen alleine ans Meer fahren werde.


Hund Dixon liebt Kauknochen

10.45 Uhr Bevor ich losfahre, belege ich zwei Weissbrotscheiben mit Käse und Capocollo und lasse den Vierbeiner wissen, dass eine Brotzeit nicht fehlen darf. Zudem verfrachte ich zwei Dosen Dr. Pepper Brause in eine praktische Stofftasche und vergesse auch nicht, etliche Kauknochen für meinen tierischen Begleiter einzupacken.
11.15 Uhr Als der Minutenzeiger meiner ROLEX auf Viertel nach 11 zugeht, lasse ich den Motor des PS-strotzenden Chevrolets aufheulen und gleite zu prima WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen gen Westen davon. Ich beschleunige den SUV auf schwindelerregende 35 Meilen pro Stunde und fasse den Entschluss, Hund Dixon etwas Gutes zu tun und zum “Dog Beach” (löblich: Hundestrand) nach Fort Myers zu rasen.
11.45 Uhr Nach dreissig Minuten wechsle ich auf den Hickory Boulevard und habe das Vergnügen, den azurblauen Golf in seiner vollen Pracht zu sehen. Während mir der Wind durchs Haar weht, drehe ich am Lautstärkeregler und singe zum Weltschlag “Free Bird” der Südstaatenrocker Lynyrd Skynyrd laut mit.

12.15 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit erreiche ich mein Ziel und stelle fest, dass gut zwei Dutzend Vierbeiner vor Ort sind. Weil Dixon aus dem Fiepen gar nicht mehr herauskommt, öffne ich die Heckklappe und fordere den Rüden mit erhobenem Zeigefinger auf, beste Manieren an den Tag zu legen. Dixon schlägt die Bitte jedoch in den Wind und rennt zu einem hochnäsigen Pudel, um ihn scharf anzukläffen – wie unlöblich.
12.45 Uhr Weil ich nicht mehr der Jüngste bin, suche ich mir ein schattiges Plätzchen unter einer Palme und gönne mir einen Schluck Brause. Ferner beisse ich kraftvoll ins Wurstbrot und tratsche angeregt mit einer platinblonden Hundebesitzerin namens Cameron (33). Das Kind deutet in Richtung eines Schäferhundmischlings und vertellt, dass sie ihren Liebling kurz vor Weihnachten aus dem Tierheim geholt hat. Ich nicke eifrig und antworte, dass Dixon ebenfalls aus dem Tierasyl stammt und schon seit vielen Jahren mein treuer Begleiter ist.


Dr. Pepper schmeckt prima

13.30 Uhr Um Frau Cameron eine kleine Freude zu bereiten, biete ich ihr die zweite Getränkedose an und gebe vor, schon seit jungen Jahren ein Tierfreund zu sein. Die Maid ist begeistert und sagt, dass sie aus Tierschutzgründen seit vielen Jahren vegan lebt und auf tierische Lebensmittel ganz verzichtet. Überdies überreicht mir das Mädchen eine Visitenkarte und plappert davon, dass sie mit ihrem Lebensgefährten ein veganes Familienrestaurant an der Pine Ridge Road führt. Ich nehme die Karte dankbar an und verspreche, irgendwann vorbeizukommen.
14.30 Uhr Da Dixon fix und foxi ist, lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und ziehe es vor, mich von Frau Cameron zu verabschieden und die Heimreise anzutreten. Wie es sich gehört, helfe ich Dixon auf die Ladefläche und fahre dann gemächlich nach Naples zurück.
15.30 Uhr Endlich bin ich wieder dahoam und kann mich auf dem Kanapee zur Ruhe betten. Dixon folgt meinem Beispiel und streckt ebenfalls die Beine aus – wie schön.
16.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und sorge in der Küche für das Abendessen. Um mir nicht die Beine in den Bauch stehen zu müssen, verfrachte ich kurzerhand eine Fertigpizza aus dem Hause TOMBSTONE ins Rohr und zaubere dazu einen nahrhaften Gurkensalat mit lustigen Oliven und perfekt aufgeschnittenen Zwiebelringen.


Zum Abendessen gibt es Pizza

17.30 Uhr Mit vollem Magen setze ich die leistungsstarke Geschirrspülmaschine in Betrieb und mache es mir zur Aufgabe, das zerzauste Fell meines Haustieres zu bürsten. Danach strecke ich vor der Glotze die Beine aus und mache mich bei den FOX Nachrichten über die aktuellen Geschehnisse in der Welt schlau.
19.00 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, wechsle ich auf SHOWTIME und fröne der Serie “The Affair”. Das mehrteilige Fernsehspiel erzählt die Geschichte eines vierfachen Familienvaters, der sich während eines Sommerurlaubs unsterblich in eine 20 Jahre jüngere Kellnerin verliebt – wie unlöblich.
21.00 Uhr Nach einer weiteren Episode beende ich den Fernsehabend und ziehe mich gähnend ins Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.