08.00 Uhr Meine neumoderne Lautsprechersäule weckt mich mit schöner Musik. Weil ich nicht zum alten Eisen zählen möchte, schwinge ich mich augenblicklich aus dem Bett und eile auf die Terrasse, um den jungen Morgen mit dem Frühsport zu beginnen – wer rastet, der rostet.
08.30 Uhr Im Anschluss hole ich die Zeitung herein und werfe einen Blick auf die amerikanische Flagge, die neben der Haustüre weht. Zudem weise ich Hund Dixon auf die Tatsache hin, dass der erste Präsident der Vereinigten Staaten heute seinen 285. Geburtstag feiern würde. Ich schlendere zufrieden ins Bad und erkläre dem Vierbeiner, dass George Washington nicht nur ein hervorragender Staatsmann, sondern auch ein begnadeter Trinker war. Lachend verweise ich auf eine Biografie, die ich vor vielen Jahren gelesen habe und erwähne, dass Herr Washington schon zum Frühstück etliche Liter Bier getrunken hat.
George Washington hat Geburtstag
09.30 Uhr Wenig später beende ich das Badevergnügen und sehe mich im Wohnzimmer mit Frau Gomez konfrontiert. Die fleissige Mexikanerin schwenkt ihren Staubwedel und macht mich auf einen Fleck auf dem Läufer aufmerksam. Ich ziehe die Augenbrauen nach oben und mutmasse, dass sich Hund Dixon womöglich erbrochen hat. Da ich mich nicht um alles kümmern kann, bitte ich die Zugehfrau, den Teppichreiniger hervorzuholen und dem Dreck zu Leibe zu rücken. Im Anschluss lasse ich mich am Küchentisch nieder und verzehre gesunde KELLOGGS Zerealien mit frischer Muhmilch – schmeckt gar nicht schlecht.
10.00 Uhr Pünktlich zum Zehnuhrläuten stattet mir Frau Pontecorvo einen Besuch ab. Die Perle von nebenan legt beste Laune an den Tag und sagt, dass mein Garten eine wahre Augenweide ist. Ich schlage in die gleiche Kerbe und stelle klar, dass der Gärtner beste Arbeit abliefert und augenscheinlich einen “grünen Daumen” hat. Um meinen Aussagen Nachdruck zu verleihen, deute ich in Richtung des Rhododendron und zeige auf, dass das Heidekrautgewächs besonders schön blüht. Frau Pontecorvo nickt eifrig und nimmt sich das Recht heraus, eine Tasse aus dem Schrank zu holen und sich einen Kaffee zu gönnen. Ferner kündigt die kleine Frau an, gleich zum PUBLIX fahren und den Wocheneinkauf erledigen zu wollen – das ist eine hervorragende Idee.
Die Terrasse und der Garten
10.45 Uhr Kurz vor dem Elfuhrläuten beenden wir das Frühstück und machen es uns zur Aufgabe, Hund Dixon zum Chevrolet zu scheuchen. Anschliessend preschen wir mit durchdrehenden Pneus von dannen und steuern die drei Meilen entfernte Markthalle an – was kann es schöneres geben.
11.15 Uhr Gutgelaunt betreten wir den klimatisierten Flachbau am Davis Boulevard und werfen diverse Artikel des täglichen Bedarfs in einen Einkaufswagen. Ausserdem stelle ich mehrere Flaschen Diät Cola, Küchenrollen aus dem Hause BOUNTY sowie TIDE Waschmittel zu den Waren – was das wieder kostet.
12.00 Uhr Endlich werde ich an der Kasse vorstellig und erfahre von der übergewichtigen Marktmitarbeiterin, dass bei Kreditkartenzahlung 5% Rabatt gewährt wird – das ist die beste Nachricht des ganzen Tages.
Ich bezahle per Karte – wie unlöblich
12.30 Uhr Bevor wir die Heimfahrt antreten, kehren wir kurzentschlossen in die benachbarte SUBWAY Gaststätte ein und ordern vitaminreiche “Big Philly Cheesesteak Sandwich” (löblich: Grosses Philadelphia Käseschnitzel Brot) sowie Beilagensalate. Als ich kraftvoll zubeisse, verrate ich meiner Begleiterin, dass Morgen im kalten Deutschland der sogenannte “Weiberfasching” stattfindet. Ich rümpfe die Nase und fahre fort, dass es an diesem Tag den Weibsbildern erlaubt ist, den Männern die Krawatten abzuschneiden. Frau Pontecorvo klopft sich lachend auf die Schenkel und sagt, dass sie mir Morgen einen Besuch abstatten und eine Schere mitbringen wird – wie unlöblich.
13.15 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich die Einkaufstüten in die kleine Villa und vergesse auch nicht, Dixons Napf mit Trockenfutter aufzufüllen. Danach falle ich fix und foxi aufs Kanapee und döse prompt ein.
14.15 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und verspüre grossen Kaffeedurst. Ruckzuck nehme ich den DeLonghi Automaten in Betrieb und richte drei Muffins auf einem Porzellanteller an – das löbliche Auge isst bekanntlich mit.
14.45 Uhr Leider wird die Ruhe alsbald durch lautes Hupen gestört. Ich öffne schwungvoll die Haustüre und treffe Edelbert auf der Einfahrt an. Mein Bekannter rauft sich die Haare und erzählt, dass sein schneeweisser JEEP eigenartige Klopflaute von sich gibt. Ich lege meine Stirn in Falten und rate, schnellstmöglich zur Werkstatt zu krusen und einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Der schlaue Mann nickt eifrig und fordert mich auf, ihn kurzerhand zu begleiten. Ich schüttle jedoch entschieden den Kopf und flunkere, dass ich einen wichtigen Termin in meinem Kalender verzeichnet habe und leider nicht mitkommen kann.
15.45 Uhr Nachdem Prof. Kuhn das Weite gesucht hat, kehre ich in die gute Stube zurück und komme meinen Pflichten als Anschnurseelsorger nach. Nörgelnd studiere ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher und sehe mich genötigt, Herrn Kurt R. aus Ennepetal zu raten, seinen frechen Sohn (11) ins Erziehungsheim zu stecken. Immerhin kann es nicht sein, dass der Raufbold die Nachbarschaft mit unmelodischer Hipf Hüpf Musik beschallt.
16.45 Uhr Zu guter Letzt nehme ich neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und freue mich über den netten Zuspruch. Voller Elan fahre ich den Heimrechner herunter und begebe mich mit Dixon im Schlepptau in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Um nicht den ganzen Abend vor dem heissen Herd stehen zu müssen, backe ich eine Pizza auf und zaubere dazu einen gesunden Bohnensalat mit Zwiebeln.
Zum Abendessen gibt es Pizza – das schmeckt
18.00 Uhr Nach der Jause schalte ich die Glotze ein und gebe mich den Nachrichten auf FOX hin. Unter anderem bringe ich heraus, dass vor 181 Jahren die Mexikaner auf den Plan traten, die Mission in San Antonio zu belagern. Selbstverständlich wehrten sich die Amerikaner nach Kräften und schafften es, “Los Alamos” zu verteidigen.
19.00 Uhr Seufzend wechsle ich auf AMC und erfreue mich zur besten Sendezeit am Kriminalfilm “Blackway”. Der Farbfilm erzählt von einem Rentner, der blutige Rache an einem ehemaligen Polizisten nimmt – wie aufregend.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf auf der Fernbedienung und rufe Dixon ins Haus. Danach reguliere ich die Klimaanlage und lege mich schlafen. Gute Nacht.