26. Januar 2017 – Alpha Gamma Omega

08.00 Uhr Auch am vierten Donnerstag des Jahres springt der Radiowecker pünktlich um Null-Achthundert an und verwöhnt mich mit stimmungsvollen Landmusikklängen. Ich rolle mich zum Shane Owens Lied “Where I’m Comin’ from” (löblich: Woher ich komme) aus dem Bett und scheuche Hund Dixon an die frische Luft. Beschwingt schlage ich ein Rad und vergesse auch nicht, meine eingerosteten Muskeln mit dem Hampelmann zu stählen.
08.30 Uhr Anschliessend sehe ich im Gästezimmer nach dem Rechten und bemerke, dass Sandra noch immer im Reich der Träume verweilt. Um einen ruhigen Vormittag zu haben, schliesse ich spornstreichs die Türe und verabschiede mich in die Nasszelle. Während ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln lasse, telefoniere ich mit dem Professor und bringe heraus, dass mein Bekannter Herrn Satesh zum Mittagessen treffen wird. Der gute Mann ist ganz aus dem Häuschen und erinnert daran, dass er den indischen Wissenschaftler vor vielen Jahren an der renommierten “Berkeley Universität” kennen gelernt hat. Ferner bringe ich heraus, dass Edelbert mit Herrn Satesh alsbald nach San Francisco ausfliegen wird, um andere Professoren in Berkeley zu treffen – wie aufregend.


Die Universität Berkeley

09.30 Uhr Nach dem Badespass nehme ich den Kaffeeautomaten in Betrieb und habe das Vergnügen, Sandra begrüssen zu können. Das Kind gesellt sich an den Küchentisch und setzt mich darüber in Kenntnis, dass es schlecht geschlafen hat. Ich kredenze der Maid ein Heissgetränke und lade sie ein, mich nach dem Frühstück ans Meer zu begleiten. Sandra freut sich und kündigt an, ihren Bikini mitzunehmen und im Meer planschen zu wollen.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten lotsen wir Dixon zum Auto und schicken uns an, zum “Delnor Wiggins Park” zu rasen. Nebenher berichte ich, dass Edelbert demnächst nach Kalifornien reisen wird, um schlaue Menschen an der “Berkeley Universität” zu treffen. In diesem Zusammenhang verrate ich, dass Prof. Kuhn an dieser Hochschule für viele Jahre nicht nur Studenten unterrichtet, sondern auch Forschung betrieben hat.
10.45 Uhr Am Ziel angekommen, laufen wir mit Dixon im Schlepptau zum Strand und machen es uns bei strahlendem Sonnenschein auf einer Bank bequem. Bevor ich mich versehe, schlüpft Sandra aus den Klamotten und stürzt sich juchzend ins kühle Nass – da kommt besonders grosse Freude auf.


Sandra planscht im Meer

11.30 Uhr Während ich mir die Sonne auf den Kopf scheinen lasse, wirft Sandra dem Vierbeiner Stöckchen zu und möchte wissen, woran Edelbert an der “Berkeley Universität” geforscht hat. Ich winke ab und entgegne, dass sich mein Bekannter mit Kompetenzdiagnostik beschäftigt und medizinische Studien durchgeführt hat. Sandra macht grosse Augen und meint, dass wir nun unsere Zelte abbrechen und in einem Restaurant zu Mittag essen sollten – das ist eine hervorragende Idee.
12.30 Uhr Weil ich die Spendierhosen angezogen habe, spreche ich kurzerhand eine Einladung aus und kutschiere das Kind sowie Dixon zur einladenden “Moe’s” Gaststätte an der Immokalee Road. Dort angekommen, ordern wir neben einem Pitcher “Mello Yello” Zitronenlimonade ausserdem vitaminreiche Nachos sowie gesunde Salate.
13.00 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse und meine ausgetrocknete Kehle öle, kommt Sandra erneut auf Edelbert zu sprechen und lotet aus, ob ich den Professor und Herrn Dr. Satesh nach Kalifornien begleiten werde. Ich nicke und erwähne, dass Edelbert seit 35 Jahren der “Alpha Gamma Omega” Studentenverbindung angehört und die Möglichkeit hat, im Gästehaus der Universität kostenfrei zu übernachten – das wird spannend.


Die Alpha Gamma Omega Studentenverbindung

13.45 Uhr Nachdem wir die Mahlzeit mit Kaffee abgerundet und die Rechnung mit mehreren Scheinen bezahlt haben, kehren wir zum Auto zurück und treten die Heimreise an. Ich beschalle Sandra mit romantischer Carpenters Musik und frage nach, ob wir am Abend französischen Schaumwein schlürfen und fernsehen wollen. Das Mädchen winkt jedoch ab und sagt, dass sie John Avanzatti in einem Strandlokal treffen wird – das ist wieder typisch.
14.30 Uhr Ich schleppe mich schnaufend in die gute Stube und zeige auf, dass ich mich nun von den Strapazen des Vormittages entspannen muss. Sandra wischt sich über die nasse Stirn und unterbreitet, dass sie währenddessen etwas Sonne tanken wird – das soll mir Recht sein.
15.30 Uhr Nach der Pause treffe ich Sandra im Badezimmer an. Die Maid reibt sich mit einer nach Kokosnuss duftenden Salbe ein und sagt, dass sie sich einen Sonnenbrand eingefangen hat. Trotzdem legt das Kind beste Laune an den Tag und meint, dass es nun ausfliegen wird. Ich erhebe mahnend den Zeigefinger und rate der Guten, die Finger von gefährlichen Drogen zu lassen und auch nicht zu tief ins Glas zu schauen.


Finger Weg von Drogen

16.15 Uhr Um die Nachtmittagsstunden sinnvoll zu gestalten, nehme ich am Schreibtisch Platz und kümmere mich um die Anschnurseelsorge. Weil sich unzählige Depeschen im Posteingang angesammelt haben, mache ich mich sogleich ans Werk und rate einem 29jährigen Frührentner aus Chemnitz, sich einen Tschob zu suchen und sich nicht auf Kosten des Steuerzahlers einen faulen Lenz zu machen – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Ich beende die Arbeit und richte das Abendessen an. Leider wird die himmlische Ruhe bald durch Frau Pontecorvo gestört. Meine Nachbarin plappert ohne Unterlass und sagt, dass sie morgen nach Fort Myers krusen wird. Selbstverständlich nehme ich der Dame augenblicklich den Wind aus den Segeln und stelle klar, dass ich mich dem Ausflug ganz bestimmt nicht anschlissen werde – immerhin habe ich meine Zeit nicht gestohlen.


Ich esse Capocollo

17.45 Uhr Nachdem endlich Ruhe im Willoughby Drive Einzug gehalten hat, lasse ich mich auf der Terrasse nieder und verzehre mehrere Wurstbrote mit hauchdünn aufgeschnittenem Capocollo – das schmeckt.
19.00 Uhr Nach dem Nachtmahl lasse ich den langen Tag im Wohnzimmer ausklingen. Wie es sich gehört, schaue ich mir die Nachrichten an und fröne danach einer aufschlussreichen Call-In (löblich: Ruf Herein) Sendung auf FOX.
19.45 Uhr Um auf andere Gedanken zu kommen, schalte ich auf HBO um und gebe mich dem Drama “Fathers and Daughters” (auf deutsch: Väter und Töchter) hin. Die Hollywoodproduktion erzählt von einem fürsorglichen Vater, der sich nach dem Unfalltod seiner Frau ganz alleine um die 5jährige Tochter Katie kümmern muss – wie traurig.
21.00 Uhr Ein schöner Fernsehabend geht zu Ende und ich reguliere die Klimaanlage. Im Anschluss verabschiede ich mich gähnend ins Schlafzimmer und döse schnell ein. Gute Nacht.