28. September 2016 – Geburtstagsgeschenk für Elsbeth

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08.00 Uhr Pünktlich zum Achtuhrläuten kommt Hund Dixon ans Bett und begrüsst mich überschwänglich. Ich streife mir meine goldene ROLEX über das Handgelenk und bemerke, dass meine liebe Schwester Elsbeth morgen Geburtstag feiert. Weil ich mich noch gar nicht um ein Geschenk bemüht habe, hüpfe ich spornstreichs aus dem Bett und setze mich an den Heimrechner. Mit flinken Fingern navigiere ich durch die virtuelle Welt und segle schlussendlich auf die Internetzpräsenz des Dienstleisters “Fleurop”. Obgleich ich keinen Goldesel im Garten stehen habe, lasse ich mich nicht lumpen und wähle aus dem reichhaltigen Angebot einen Geburtstagsstrauss mit rosaroten Rosen und lustigem Weidekraut aus.

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Blumen für Elsbeth

08.30 Uhr Zum Abschluss der Bestellung verfasse ich einige Zeilen und beauftrage das Unternehmen, die Blumen am Donnerstag Nachmittag zu liefern – da kommt besonders grosse Freude auf.
09.00 Uhr Just als ich von der Leine gehe, trudelt meine Zugehfrau in der Villa ein. Frau Gomez legt beste Laune an den Tag und erzählt, dass sie auf der Vanderbilt Beach Road ein graues Eichhörnchen überfahren hat. Ich zucke mit den Schultern und beauftrage die kleine Frau, die Stube zu putzen und Wäsche zu waschen. Danach verabschiede ich mich ins Bad, um die Seele bei einem erquickenden Badevergnügen baumeln zu lassen.
10.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner Armbanduhr auf 10 deutet, beende ich die Morgenwäsche und hole bunte Kleidung aus dem begehbaren Schrank. Nebenher fällt mir auf, dass die Putzfrau mittlerweile die Bettwäsche gewechselt hat. Ich belobige die Dame und kündige an, dass ich nun frühstücken und anschliessend zum Einkaufen fahren werde. Frau Gomez reibt sich die Hände und sagt, dass sie auch einen Kaffee vertragen könnte.

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Frau Gomez reist nach Miami

10.30 Uhr Während wir gemütlich zusammensitzen, erfahre ich, dass die kleinwüchsige Mexikanerin am Wochenende nach Miami reisen wird, um mit ihrem Ehemann den Stadtteil South Beach zu besuchen. Meine Tischnachbarin ist ganz aus dem Häuschen und vertellt, dass das schmucke Viertel mit wunderschönen Häusern im Kolonialstil ausstaffiert ist und tolle Einkaufsmöglichkeiten bietet – das soll mir auch Recht sein.
11.15 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, drücke ich Frau Gomez den Staubwedel in die Hand und weise auf die Tatsache hin, dass auch der schwere Läufer ausgeklopft werden muss. Danach klatsche ich in die Hände und fordere den Vierbeiner auf, mir zum Auto zu folgen.
11.45 Uhr Nach einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt kommt ich mit quietschenden Pneus vor dem PUBLIX Supermarkt zum Stehen und mache es mir zur Aufgabe, Waren des täglichen Bedarfs auszuwählen. Ferner werde ich an der Fleischtheke vorstellig und bitte eine übergewichtige Wurstfachverkäuferin, etwas Salami sowie ein halbes Pfund Capocollo aufzuschneiden – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

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Ich schoppe bei Publix

12.30 Uhr Fünfundvierzig Minuten später schiebe ich den vollbeladenen Einkaufswagen zur Kasse und sehe mich genötigt, knapp 100 Dollars bezahlen zu müssen. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und lasse die Kassiererin wissen, dass ich angesichts der gesalzenen Preise meine stattliche Villa bald veräussern und in einen heruntergekommenen Trailer Park am Stadtrand ziehen werde – wo soll das noch hinführen.
13.00 Uhr Trotz der kaum erschwinglichen Lebenshaltungskosten, lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und schleppe die Einkaufstüten zum Auto. Hund Dixon freut sich und nimmt sich das Recht heraus, mich in die benachbarte “Dairy Queen” (löblich: Molkereikönigin) Gaststätte zu begleiten. Ich reibe mir die Hände und fasse den Entschluss, einen deftigen Käseburger (unlöblich: Cheeseburger) mit Fritten zu verzehren.
14.00 Uhr Endlich bin ich wieder daheim und finde das Haus redlichst herausgeputzt vor. Ich atme tief durch und räume als erstes die Lebensmittel in den Eiskasten. Im Anschluss falle ich erschöpft aufs Kanapee und lege die Beine hoch – das tut gut.


Dwight Yoakam – Swimmin’ Pools, Movie Stars …

15.00 Uhr Nach der Pause beschalle ich die kleine Villa mit stimmungsvollen Dwight Yoakam Klängen und rufe bei meinem Bruder in Toronto an. Georg meldet sich prompt und gibt zu Protokoll, dass die Millionenmetropole am Ontariosee derzeit von Herbststürmen gebeutelt wird. Zudem erhalte ich die Auskunft, dass der gute Mann seit unserer letzten Unterhaltung das WINNEBAGO TRAVATO Wohnmobil bestellt hat. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass das luxuriöse Gefährt Ende November ausgeliefert werden soll. Mein Bruder ist ganz aus dem Häuschen und sagt, dass er sich dann nur noch um eine amerikanische Zulassung kümmern muss – das ist phantastisch.
16.00 Uhr Nachdem ich meinem Bruder alles Gute gewünscht habe, beende ich das Telefonat und sehe im Garten nach Dixon. Nach kurzer Suche treffe ich den Rüden im Garten von Familie Crane an. Zu allem Überfluss gesellt sich die Frau des Hauses an die Grundstücksgrenze und sagt, dass sie mich schon längere Zeit nicht mehr gesehen hat. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich etliche Wochen in Minnesota verbracht habe. Um der ehemaligen Olympiateilnehmerin einen kleinen Einblick zu gewähren, lasse ich die Höhepunkte der Forschungsreise Revue passieren und gebe bekannt, dass ich auch die Heimatstadt der Schriftstellerin Laura Ingalls besucht habe.


Das Haus von Familie Ingalls

17.00 Uhr Nach der Plauderei scheuche ich Dixon nach Hause und bereite das Abendessen vor. Ich schwenke Butterschmalz in einer Pfanne und brate vitaminreiche Gemüsestäbe heraus. Dazu gibt es im Ofen aufgebackene Kartoffelstäbe sowie ein süffiges Erdinger Weissbier – das schmeckt.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich sorge in der Küche für Ordnung und setze mich dann in die gute Stube, um in Hund Dixons Beisein die Abendnachrichten auf FOX zu verfolgen.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit greife ich auf das Netflix Angebot zurück und erfreue mich an der Serie “Grace & Frankie”. Das dreizehnteilige Fernsehspiel handelt von zwei alten Schachteln, die von ihren Ehemännern verlassen werden. Ich krümme mich vor Lachen und verzehre eine Packung vitaminreicher LAY’S Kartoffelchips.
21.00 Uhr Erheitert beende ich den Fernsehabend und begleite den Vierbeiner noch einmal in den Garten. Zu guter Letzt reguliere ich die Klimaanlage und gehe dann zu Bett. Gute Nacht.