14. September 2016 – Hexenschuss

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08.00 Uhr Der Radiowecker springt an und ich vernehme merkwürdige Klänge, die wie aus einer anderen Welt anmuten. Wenige Sekunden später meldet sich der WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Morgenmoderator zu Wort und vertellt, dass Folksänger Bon Iver ein neues Studioalbum veröffentlicht hat. Ich lache laut und bin mir sicher, dass “22 A Million” ganz bestimmt nicht in meiner Kompaktscheibensammlung landen wird.


Bon Ivers neues Studioalbum

08.30 Uhr Nach dem Frühsport ziehe ich mich ins Badezimmer zurück und lasse lauwarmes Wasser in die Wirbelbadewanne laufen. Ausserdem rufe ich bei Edelbert an und erfahre, dass mein Bekannter noch immer mit Kreuzschmerzen das Bett hüten muss. Ich lege meine Stirn in Falten und verspreche, dass ich im Laufe des Vormittages vorbeikommen werde.
09.30 Uhr Just als ich aus der Wanne hüpfe, stösst meine Zugehfrau die Haustüre auf und begrüsst mich mit einem lauten “Hola”. Natürlich schlüpfe ich augenblicklich in eine frisch gewaschene WRANGLER Tschiens sowie ein legeres Hawaiihemd und nehme mir das Recht heraus, Frau Gomez herzlich Willkommen zu heissen. Die Mexikanerin schenkt mir ein Lächeln und behauptet, dass sie in der vorletzten Woche aus dem Urlaub zurückgekehrt ist und am vergangenen Mittwoch die kleine Villa verlassen vorgefunden hat. Ich nicke eifrig und entgegne, dass ich eine aufschlussreiche Forschungsreise durch Minnesota unternommen habe.
10.00 Uhr Wenig später pocht Frau Pontecorvo an die Terrassentüre und stört mich beim Frühstück. Ich winke meine Nachbarin spornstreichs herein und informiere, dass ich den Vormittag nutzen werde, um Edelbert zu besuchen. Die Alte freut sich und sagt, dass sie mich kurzerhand begleiten wird – das soll mir Recht sein.

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Wir kaufen Donuts

10.45 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken und Frau Gomez beim Fensterputzen beobachtet haben, scheuchen wir Hund Dixon zum Auto. In einer entspannten Fahrt gleite ich ins Zentrum und berichte meiner Bekannten, dass wir Edelbert mit einer kleinen Aufmerksamkeit überraschen sollten. Frau Pontecorvo schlägt in die gleiche Kerbe und bittet mich, die “Dunkin’ Donuts” Filiale an der 9th Strasse anzusteuern.
11.15 Uhr Um dem Professor eine kleine Freude zu bereiten, ordern wir am Tresen des Schnellessrestaurants eine Donut Schachtel mit 12 köstlichen Gebäckkringeln. Ferner fordert meine Begleiterin die Verkäuferin auf, drei Becher Irish Creme (löblich: Irische Kreme) Kaffee herauszurücken – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
11.45 Uhr Kurz vor dem Mittagsläuten stehen wir vor Edelberts Pforte und betätigen die Klingel. Prof. Kuhn schleppt sich fluchend zur Türe und setzt uns darüber in Kenntnis, dass seine Rückenschmerzen kaum auszuhalten sind. Bevor ich antworten kann, holt Frau Pontecorvo eine Schachtel mit Percodan Tabletten aus ihrer Handtasche und animiert meinen Bekannten, zwei Pillen einzunehmen. Edelbert blickt skeptisch drein und behauptet, dass Percodan ein starkes Schmerzmittel ist. Meine Nachbarin winkt gelangweilt ab und sagt, dass sie dieses Mittel schon seit Jahren gegen ihre Gelenkschmerzen einnimmt.
12.30 Uhr Während wir Kaffee schlürfen und uns die Donuts schmecken lassen, jammert Edelbert in einer Tour und kündigt an, morgen einen Facharzt zu konsultieren. Ich stimmt uneingeschränkt zu und stelle klar, dass mit Rückenschmerzen nicht zu Spassen ist.
13.30 Uhr Sechzig Minuten später erhebe ich mich vom Kanapee und lasse Frau Pontecorvo wissen, dass mein knurrender Magen nach einer warmen Mahlzeit verlangt. Edelbert seufzt laut und meint, dass er sich nun ins Bett legen und etwas Lesen wird. Schlussendlich wünschen wir dem Professor gute Besserung und entschliessen uns, ins “Vergina Restaurant” einzukehren, um frittierte Tintenfische sowie Caesar Salate zu verzehren – das schmeckt.
14.30 Uhr Nachdem wir das Mittagessen mit hausgemachtem Käsekuchen abgeschlossen haben, treten wir die Heimreise an. Nebenher frönen wir dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY und erfreuen uns am neuen Dolly Parton Lied “Pure and Simple” (löblich: Rein und Einfach) – was kann es schöneres geben.

15.00 Uhr Ich finde die kleine Villa ruhig und redlichst herausgeputzt vor. Wie es sich gehört, serviere ich dem Vierbeiner frisches Trinkwasser sowie Trockenfutter und falle dann fix und foxi aufs Kanapee. Schon bald döse ich ein und träume von meiner aufregenden Reise durch Minnesota – das war ein Vergnügen.
16.00 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und schenke mir ein Budweiser ein. Ferner sehe ich im Garten nach dem Rechten und ärgere mich, weil Dixon schon wieder ein Loch im Petersilienbeet gebuddelt hat.

petersilie
Die Petersilie wächst und gedeiht

16.30 Uhr Kopfschüttelnd mache ich es mir zeitungslesend in der Hollywoodschaukel bequem und sehe mich genötigt, mit Herrn Booth plaudern zu müssen. Der hochdekorierte Vietnamveteran hantiert mit einer Gartenschere und erzählt, dass er morgen die Mangroven stutzen und den Rasen mähen wird.
17.00 Uhr Nach dem Plausch rufe ich Dixon ins Haus und mache es mir zur Aufgabe, das Abendessen vorzubereiten. Ich schiebe eine Schinkenpizza in den Backofen und zaubere dazu einen lustigen Beilagensalat.
18.00 Uhr Zum Abschluss des Tages nehme ich die Geschirrspülmaschine in Betrieb und setze mich vor die Glotze, um mir die Nachrichten auf FOX anzuschauen. Unter anderem bringe ich heraus, dass am Freitag der “Constitution and Citizenship Day” (löblich: Verfassungs- und Bürgerschaftstag) gefeiert wird. Darüber hinaus kommt der Fernsehheini auch auf Frau Hillary Clinton zu sprechen und meldet, dass die Präsidentschaftskandidatin der demokratischen Partei erkrankt ist und den Wahlkampf unterbrechen musste – wie unlöblich.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit nehme ich mit dem NETFLIX Angebot Vorlieb und fröne dem Fernsehspiel “Unbreakable Kimmy Schmidt” (löblich: Unzerstörbare Kimmy Schmidt). Ich lache laut und werde Zeuge, wie Frau Schmidt aus den Fängen einer Sekte befreit wird und sich im grossen Apfel ein neues Leben aufbaut – wie lustig.
21.00 Uhr Nach der vierten Episode beende ich den heiteren Fernsehabend und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach lösche ich die Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.