21. April 2016 – Fesche Hemden

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Weil ich nicht zum alten Eisen zählen möchte, rolle ich mich pünktlich um 8 Uhr aus dem Bett und läute den Tag mit dem Frühsport ein. Ich strecke mich redlichst und stelle fest, dass ich unbedingt die Pflanzen sowie den Rasen mit Wasser versorgen sollte. Um von den Nachbarn in kein schlechtes Licht gerückt zu werden, eile ich badebemäntelt in den Garten und mache es mir zur Aufgabe, den Rasensprenger einzustellen. Hund Dixon ist hellauf begeistert und zögert nicht, bellend dem Wasserstrahl hinterher zu jagen.
08.45 Uhr Im Anschluss entspanne ich mich bei einem erfrischenden Wirbelbad und telefoniere mit Edelbert. Mein Bekannter legt beste Laune an den Tag und schlägt vor, dass wir das Frühstück in “Julies Restaurant” einnehmen könnten. Ich stimme prompt zu und verspreche, gegen halb 11 im Gasthaus unseres Vertrauens zu sein.

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RP LOB – duftet prima

09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten steige ich aus der Wanne und trockne mich mit einem frischgewaschenen Frotteehandtuch ab. Ferner sprühe ich duftendes RP LOB Parfüm auf meine zartweiche Haut und vergesse auch nicht, mein Haar mit BRISK zu steilen – immerhin ist gutes Aussehen in der heutigen Zeit sehr wichtig.
10.00 Uhr Nachdem ich Dixon das schöne Lederhalsband umgelegt habe, scheuche ich den Rüden zum PS-strotzenden SUV und kruse zufrieden von dannen. Unterdessen fröne ich dem Programm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und habe das Vergnügen, ein nagelneues Lied der aus Utah stammenden Sängerin Marie Osmond zu hören. Ferner erfahre ich, dass die 57jährige vor wenigen Tagen ihr zehntes Studioalbum unter dem Titel “Music is Medicine” (löblich: Musik ist Medizin) auf den Markt gebracht hat – wie aufregend.


Marie Osmond – Music is Medicine

10.30 Uhr Pünktlich wie ein Maurer betrete ich das Gasthaus und freue mich, Edelbert an unserem Stammtisch am Fenster anzutreffen. Wirtin Julie lässt auch nicht lange auf sich warten und serviert brühfrischen Kaffee sowie zwei grosse Frühstücke. Da mein Magen knurrt, greife ich spornstreichs zum Besteck und labe mich an köstlichen Rühreiern mit Speck. Nebenher plaudere ich mit dem Professor und bringe heraus, dass er unseren Heimaturlaub nutzen wird, um seinem Sohn in Berlin einen Besuch abzustatten. Mein Tischnachbar strahlt über das ganze Gesicht und kündigt an, dass er mit der Bahn in die Bundeshauptstadt reisen und einige Tage in Peters neuer Wohnung nächtigen wird. Bei dieser Gelegenheit verrät der schlaue Mann, dass sich sein Zögling im vergangenen Jahr eine 190 qm grosse Mansardenwohnung in Charlottenburg zugelegt hat.
11.15 Uhr Nach der Stärkung spähe ich auf meine goldene ROLEX und komme zu dem Schluss, dass es für das Mittagessen noch zu früh ist. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und ermutigt mich, mit ihm einen Bummel durch das “Village on Venetian Bay” Einkaufszentrum zu unternehmen – das soll mir Recht sein.
11.30 Uhr Ruckzuck zwänge ich mich hinters Lederlenkrad meines Chevrolets und folge Edelberts schneeweissen JEEP gemächlich gen Süden. An der nächsten Ampel trete ich jedoch das Gaspedal durch und schaffe es ohne grössere Schwierigkeiten, den Geländewagen meines Bekannten zu überholen – da kommt grosse Freude auf.

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Hund Dixon muss an die Leine

12.15 Uhr Am Ziel angekommen, parken wir die Autos vorschriftsmässig auf dem Besucherparkplatz und nehmen Hund Dixon an die Leine. Danach schlendern wir tratschend an den unzähligen Boutiquen vorbei und nehmen uns das Recht heraus, die ausstaffierten Schaufenster in Augenschein zu nehmen. Edelbert rückt seine Sonnenbrille zurecht und schimpft über die freizügige Damenmode. Ich lasse an den feilgebotenen Fetzen auch kein gutes Haar und erkläre meinem Begleiter, dass Miniröcke und durchsichtige Blusen verboten werden sollten.
13.00 Uhr Schlussendlich finden wir uns im “Tommy Bahama” Geschäft wieder und wenden uns den preiswerten Polohemden zu. Um in der alten Heimat eine gute Figur abzugeben, zücke ich meine praktische Kreditkarte und investiere 70 Dollars in zwei fesche Hemden sowie ein Paar Kniestrümpfe.
14.00 Uhr Nachdem wir im “The Village Pub” kühles Bud Light (löblich: Leicht) getrunken sowie panierte Hühnerfinger gegessen haben, laufen wir zu den Autos zurück. Ich reiche Edelbert zum Abschied die Hand und wünsche ihm einen ruhigen Abend. Im Anschluss lasse ich den Motor aufheulen und kruse zügig in Richtung Willoughby Drive davon.

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Mein Zuhause unter Palmen

14.45 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich die Einkaufstüte in die kleine Villa und fülle Dixons Napf mit Futter auf. Während sich der Rüde auf die wohlverdiente Brotzeit stürzt, hänge ich die Hemden in den Schrank und bette mich auf dem Kanapee zur Ruhe – das tut gut.
15.45 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, komme ich in die Gänge und setze mich an den Schreibtisch. Pflichtbewusst rufe ich Depeschen besorgter Heimseitenbesucher ab und erfahre, dass es in Deutschland angesichts der vielen Flüchtlinge drunter und drüber geht. Frau Renate K. aus Lüdenscheid klagt mir ihr Leid und schreibt, dass sie fast täglich von Asylanten belästigt wird. Ich lege meine Stirn in Falten und erwähne in meinem Antwortschreiben, dass ich mir bald selbst ein Bild von der Lage machen werde.
16.30 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuen Einträge im Gästebuch in Augenschein und sehe mich genötigt, wegen einer Morddrohung das BKA zu verständigen – alles kann man sich auch nicht bieten lassen.

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Ich ernte die Petersilie ab

17.00 Uhr Trotz aller Missstände lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und strebe in den Garten. Pfeifend stelle ich den Rasensprenger ab und ziehe es vor, unter Dixons skeptischen Blicken die Petersilie abzuernten.
18.00 Uhr Zum Abschluss des langen Tages bereite ich das Abendessen zu und nehme mit einer Wurstplatte Vorlieb. Dazu gibt es vitaminreiches Weissbrot sowie ein Glas Wein aus dem sonnigen Kalifornien – das schmeckt.
19.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten schalte ich auf AMC um und schaue mir die aufschlussreiche Musikdokumentation “20 Feet from Stardom” (löblich: 20 Schritte vom Ruhm) an. Die oscarprämierte Produktion beschäftigt sich mit dem Leben einiger Begleitsängerinnen, die im Schatten angesehener Künstler arbeiten.
20.45 Uhr Nach 100minütiger Spitzenunterhaltung flimmert der Abspann über die Mattscheibe. Ich atme tief durch und rufe den Vierbeiner ins Haus. Anschliessend verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.