08.00 Uhr Ich öffne die Augen und lasse meinem tierischen Mitbewohner wissen, dass ich gestern zu viel getrunken habe. Gähnend werfe ich die Bettdecke beiseite und fahre fort, dass die Grillfeier, die ich anlässlich des Veteranentages veranstaltet habe, etwas aus dem Ruder gelaufen ist – wie furchtbar.
08.30 Uhr Als ich lauwarmes Wasser in die Badewanne laufen lasse, bimmelt plötzlich das Telefon. Zu allem Überfluss meldet sich Edelbert im Rohr und erkundigt sich, ob es mir gut geht. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass ich mit einem Kater zu kämpfen habe. Mein Bekannter zeigt Verständnis und beteuert, dass er heute Vorbereitungen für die Ankunft seines Sohnes am Samstag treffen wird – jaja.
09.00 Uhr Um etwas Ruhe zu bekommen, entspanne ich mich bei einem prima Wirbelbad und komme zu dem Schluss, dass ich nach dem Frühstück auf der schattigen Terrasse für Ordnung und Sauberkeit sorgen muss – immerhin will ich nicht von den Nachbarn in ein schlechtes Licht gerückt werden.
10.00 Uhr Nach dem Badevergnügen nehme ich eine Aspirin Tablette ein und lasse mir eine Schüssel Kelloggs Flocken mit frischer Muh munden. Unterdessen blicke ich aus dem Fenster und werde Zeuge, wie es sich Frau Pontecorvo sonnenbebrillt auf ihrer Veranda bequem macht. Da mir ein gutes Nachbarschaftsverhältnis sehr am Herzen liegt, nehme ich das Kaffeehaferl und statte der Dame einen Besuch ab.
Wir trinken Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0
10.30 Uhr Meine Nachbarin kommt aus dem Nölen gar nicht mehr heraus und erinnert , dass wir gestern bis 23 Uhr bayerisches Bier getrunken und Clint Black Musik gehört haben. Ich blicke skeptisch drein und mutmasse, dass es angebracht wäre, bei Herrn Booth vorstellig zu werden und eine Entschuldigung wegen der Lärmbelästigung auszusprechen. Frau Pontecorvo rollt mit den Augen und informiert, dass sich der hochdekorierte Vietnamveteran gegen 21 Uhr zu uns gesellt und eine Zigarre nach der anderen gequalmt hat – wie unlöblich.
Bitte nicht qualmen
11.00 Uhr Seufzend kehre ich in die kleine Villa zurück und mache es mir zur Aufgabe, die leeren Flaschen in einen schwarzen Müllsack zu verfrachten. Nebenher schimpfe ich wie ein Rohrspatz und erkläre dem Vierbeiner, dass wir heute auch noch gezwungen sind, nach Fort Myers zu krusen, um die reparierte DeLonghi Kaffeemaschine abzuholen – mir bleibt wirklich gar nichts erspart.
11.30 Uhr Nachdem ich das Leergut in der Garage verstaut und den Terrassentisch mit einem nassen Lappen abgewischt habe, stibitze ich mir ein vitaminreiches Snickers sowie eine Dose Diät Cola aus dem Eiskasten. Danach helfe ich Dixon auf die Ladefläche des PS-strotzenden SUV und presche hupend von dannen. Um schneller voran zu kommen, fahre ich augenblicklich auf die Interstate 75 auf und beschleunige den Chevrolet auf schwindelerregende 35 Meilen pro Stunde – da kommt Freude auf.
12.15 Uhr Kurz nach dem Mittagsläuten komme ich vor der DeLonghi Filiale zum stehen. Während Hund Dixon im Auto verweilt, strebe ich ins Geschäft und gebe einer Mitarbeiterin namens Jennifer (33) zu verstehen, dass ich Reinhard Pfaffenberg heisse und meinen Kaffeevollautomaten abholen möchte. Das junge Ding kommt sogleich in die Gänge und überreicht mir einen Karton sowie eine Rechnung. Schlussendlich erfahre ich, dass ein Techniker das Mahlwerk sowie die Wasserpumpe ausgetauscht und die Maschine entkalkt hat. Ich gebe mich erleichtert und sehe mich genötigt, 178 Dollars für die Instandsetzung bezahlen zu müssen – das ist ja allerhand.
Ich lausche Katze Land
13.00 Uhr Endlich sitze ich wieder im Auto und kann zu stimmungsvollen WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) Radioklängen nach Süden zurückgleiten. Um nicht Hunger leiden zu müssen, fahre ich kurzentschlossen eine Burger King (löblich: Burger König) Gaststätte an und ordere am Drive-Thru (löblich: Fahr hindurch) Schalter saftige Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit Fritten – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
14.00 Uhr Zurück in Naples, falle ich erschöpft aufs Kanapee und strecke die Beine aus. Nach wenigen Sekunden döse ich ein und träume vom meiner Forschungsreise nach San Francisco im Jahre 2003 – das waren noch Zeiten.
15.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner ROLEX auf 3 zugeht, schlage ich die Augen auf und gebe mich drpepperschlürfend der Anschnurseelsorge hin. Ich studiere Depeschen besorgter Erziehungsberechtigter und rate einer alleinerziehenden Mutter aus Köln, ihrer 19jährigen Tochter den Umgang mit ungewaschenen Punkern zu verbieten – alles kann man sich auch nicht bieten lassen.
Hund Dixon geht Gassi
16.00 Uhr Weil Dixon langsam unruhig wird, beende ich die Arbeit und breche zu einem Gassigang durch das Wohngebiet auf. Ich schlage den Weg zum La Playa Golfplatz ein und werfe dem Rüden unentwegt Stöckchen zu. Unterdessen pfeife ich die Melodie von der launischen Forelle und habe sogar das Vergnügen, Fernsehkoch Wayne Gregor zu treffen. Der Prominente präsentiert sich in einem hellblauen Sportanzug und plappert, dass er täglich vier Meilen tschoggt und sogar zweimal pro Woche ein Fitness Studio aufsucht – das soll mir auch Recht sein.
17.00 Uhr Nach einer Stunde bin ich wieder zu Hause und schalte die Klimaanlage etwas höher. Anschliessend serviere ich Dixon eine Portion ROYAL CANIN Trockenfutter und nehme selbst mit einer im Ofen aufgebackenen Tiefkühlpizza Vorlieb – das schmeckt.
18.00 Uhr Nach einem Telefonat mit Edelbert, strecke ich im Wohnzimmer die Beine aus und schaue mir auf FX die neue Episode der Gruselserie “American Horror Story: Hotel” an. Ausserdem rede ich auf den Vierbeiner ein und berichte, dass am Samstag Edelberts Sohn seine Zelte im Sonnenscheinstaat aufschlagen wird – wie aufregend.
19.00 Uhr Um keine Albträume zu bekommen, wechsle ich bald auf HBO und erfreue mich an der seichten Komödie “Cheaper by the Dozen” (auf deutsch: Im Dutzend Billiger). Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und tauche in das Leben von Herrn und Frau Baker ein, die sich mit 12 Kindern durchs Leben schlagen müssen.
21.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich nun seinem Ende zu. Ich nehme einen letzten Schluck Cola und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Im Anschluss lösche ich sämtliche Lichter und lege mich schlafen. Gute Nacht.