08.00 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich fühle mich blendend. Voller Elan hüpfe ich aus dem warmen Bett und lasse den Vierbeiner wissen, dass wir in elf Tagen nach Albany abfliegen werden. Darüber hinaus verrate ich, dass wir nicht nur die Hauptstadt des Bundesstaates New York besichtigen, sondern auch eine Woche auf dem Appalachian Trail verbringen werden – das wird ein ganz grosses Abenteuer.
08.30 Uhr Nach der Morgengymnastik laufe ich badebemäntelt in die Garage und hole vom Regal den Rucksack, der mir bereits während der Appalachian Trail Wanderung im April 2013 gute Dienste geleistet hat. Unterdessen mache ich mir eigene Gedanken und komme zu dem Schluss, dass ich eine neue Isomatte, Regenponcho und Wanderstöcke benötige.
2013 wanderte ich schon einmal auf dem Trail
09.00 Uhr Nachdenklich ziehe ich mich ins Badezimmer zurück und lasse die Seele bei einem löblichen Wirbelbad baumeln. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit Edelbert und erzähle ihm, dass ich den Tag nutzen werde, um in einem Sportgeschäft abzuschoppen. Der Professor freut sich und legt mir nahe, mein Geld bei “Dick’s Sporting Goods” auszugeben. Als ich genauer nachfrage, erfahre ich, dass der besagte Laden bestens ausgestattet ist – wie schön.
10.00 Uhr Zufrieden beende ich den Badespass und nehme am Küchentisch platz, um mir das Frühstück schmecken zu lassen. Ausserdem telefoniere ich mit meinem Bruder und vernehme, dass die Kinder den Entschluss gefasst haben, ins Landesinnere zu reisen. Ich seufze laut und erkläre Georg, dass ich zur Mittagszeit vorbeikommen werde.
10.30 Uhr Wenig später helfe ich dem Vierbeiner in den PS-strotzenden SUV und schicke mich an, mit quietschenden Pneus aus dem Wohngebiet zu rasen. Zielsicher folge ich der Airport Pulling Road und registriere beim Blick auf das Navigationsgerät, dass das Sportgeschäft direkt neben dem “Regal Lichtspielhaus” gelegen ist.
11.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner goldenen Uhr auf 11 zugeht, parke ich das Auto vor dem Haupteingang und fordere Dixon auf, brav im Auto zu warten. Danach eile ich in den Laden und stelle wohlwollend fest, dass es hier alles gibt, was das Sportlerherz begehrt.
Neue Wanderstöcke
11.30 Uhr Ruckzuck finde ich mich in der Wanderabteilung wieder und informiere einen Mitarbeiter, dass ich bald auf dem Appalachian Trail wandern werde. Der Knecht lauscht meinen Aussagen mit grossem Interesse und bestätigt, dass die gewünschten Produkte verfügbar sind. Prompt händigt mir der Mensch nicht nur zwei praktische Wanderstöcke und eine doppelbeschichtete Wärmedecke, sondern auch einen olivgrünen Regenponcho aus. Ich mache grosse Augen und nehme mir das Recht heraus, vier Paar Socken, eine wiederverschliessbare Wasserflasche aus Polyester sowie ein lustiges Halstuch in den Einkaufswagen zu verfrachten.
12.30 Uhr Um insgesamt 240 Dollars erleichtert, verlasse ich das Geschäft und kehre zum Auto zurück. Schnaufend öffne ich die Fahrertüre und lasse Dixon wissen, dass er sich angesichts der Affenhitze glücklich schätzen kann, bei laufendem Motor im Auto warten zu dürfen. Völlig entnervt wische ich mir den Schweiss von der Stirn und kruse als nächstes zum Ferienhaus meiner Verwandten.
13.00 Uhr Im Lowbank Drive angekommen, begrüsse ich Georg und Maria und bitte um ein Kaltgetränk. Meine Schwägerin lotst mich direkt in die klimatisierte Stube und händigt mir ein eiskaltes Leichtbier aus. Darüber hinaus füllt die Gute etwas Leitungswasser in eine Schüssel und animiert Dixon, sich den Hals durchzuspülen.
Köstliche Sandwiches (löblich: Wurstbrote)
13.30 Uhr Danach fährt Maria vitaminreiche Sandwiches (löblich: belegte Brote) auf und berichtet, dass David heute Morgen den Wunsch geäussert hat, eine Orangenplantage vor den Toren der Stadt zu besuchen. Georg nickt eifrig und meint, dass die Kinder erst am späten Abend zurück sein werden. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich mich diesem Ausflug gerne angeschlossen hätte – leider kann man im Leben nicht alles haben.
14.00 Uhr Redlichst gestärkt setzen wir uns ins Wohnzimmer und plaudern über meine bevorstehende Wanderung. Bei dieser Gelegenheit lasse ich meinen Besuch in Dick’s Sportgeschäft Revue passieren und erzähle, dass ich ein kleines Vermögen ausgegeben habe. Mein Bruder kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und unkt, dass wir uns im “Green Mountain National Forest” bestimmt verlaufen werden – wie unlöblich.
15.00 Uhr Da meine Verwandten am Abend bei Familie Porello eingeladen sind, verabschiede ich mich und laufe schnurstracks zum Auto zurück. Hund Dixon folgt mir unauffällig und freut sich, als ich die Heckklappe öffne und ihm auf die Ladefläche helfe. Danach lasse ich den Motor aufheulen und presche zügig nach Hause.
15.30 Uhr Zurück im Willoughby Drive, falle ich erschöpft aufs Kanapee und schliesse die Augen. Schon bald döse ich ein und sehe mich im Traum auf den Appalachian Trail versetzt.
16.30 Uhr Weil es für das Abendessen noch zu früh ist, mache ich mich im Garten nützlich und giesse das Radieschenbeet. Währenddessen plaudere ich mit Frau Pontecorvo und bringe heraus, dass die Dame mit der Idee spielt, während meiner Abwesenheit nach Jacksonville zu fahren. Meine Nachbarin legt ihren Zeigefinger ans Kinn und meint, dass es ein Spass wäre, ihre Freundin Blanche zu besuchen – das ist mir Wurst.
Pizza – hmmm, das schmeckt
17.00 Uhr Als die Wanduhr fünfmal schlägt, renne ich in die Küche und sorge für ein prima Abendessen. Um nicht stundenlang am Herd stehen zu müssen, verfrachte ich kurzerhand eine Pizza in den Backofen.
18.00 Uhr Nachdem ich in der Küche für Ordnung gesorgt habe, lasse ich die Seele im Wohnzimmer baumeln. Ich lehne mich entspannt zurück und schaue mir die FOX Abendnachrichten an.
19.00 Uhr Anschliessend nehme ich mit dem Programm von NETFLIX Vorlieb und fröne der neuen Serie “Sense 8”, die von 8 Personen in acht verschiedenen Städten erzählt, die von einer dunklen Macht verfolgt werden.
21.00 Uhr Nach der zweiten Episode schalte ich entnervt ab und komme zu dem Schluss, dass dieses zwölfteilige Fernsehspiel gar nicht nach meinem Geschmack ist. Vogelzeigend erhebe ich mich vom Sofa und begleite Dixon noch einmal in den Garten. Danach verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.