08.00 Uhr Ich schwinge mich aus dem Wasserbett und lasse Dixon wissen, dass mein Magen knurrt. Der Rüde leckt sich die Lefzen und flitzt wie von Sinnen in die Küche. Während das Haustier seinen Napf über den Fliesenboden schiebt, nehme ich die Kaffeemaschine in Betrieb und stelle klar, dass ich mich vor dem Frühstück sportlich betätigen werde – immerhin gehöre ich noch längst nicht zum alten Eisen.
08.30 Uhr Nachdem ich etliche Purzelbäume geschlagen habe, entspanne ich mich bei einem Wirbelbad. Leider wird die Ruhe bald durch aggressives Türschellen unterbrochen. Ich rufe laut “Hallo” und registriere, dass sich der Professor vor der kleinen Villa eingefunden hat.
09.30 Uhr Ruckzuck beende ich den Badespass und eile badebemäntelt zur Haustüre, um meinen Bekannten hereinzuwinken. Edelbert kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und sagt, dass wir heute zwei Hotelzimmer in Albany, NY buchen sollten. Ich laufe seufzend ins Bad und mache es mir zur Aufgabe, mich abzutrocknen und in farbenfrohe Freizeitkleidung zu schlüpfen. Unterdessen tratsche ich mit Edelbert und vernehme, dass er sich bereits eigene Gedanken gemacht hat und es vorziehen würde, vom 4. bis zum 6. Juli im luxuriösen “Hilton Garden Inn” zu logieren – das soll mir Recht sein.
10.00 Uhr Just als ich Kaffee und im Ofen aufgebackene Muffins kredenze, bimmelt es schon wieder an der Pforte. Diesmal treffe ich meine Verwandten auf der Einfahrt an und werde mit einer Gebäckschachtel überrascht. Mein Bruder schiebt mich zur Seite und freut sich, auch Edelbert in meinem kultivierten Eigenheim anzutreffen. Der Professor strahlt wie ein Honigkuchenpferd und beteuert, dass wir gerade zwei Hotelzimmer in der Hauptstadt des Bundesstaates New York reservieren wollten. Ich nicke eifrig und erwähne, dass wir vor unser Appalachian Trail Wanderung die schöne Stadt Albany besichtigen werden. Meine Schwägerin klatsche in die Hände und sagt, dass man den “Hudson River Way” gesehen haben muss. Ich frage augenblicklich genauer nach und höre, dass der Fussgängerweg durch Albanys historischen Stadtkern führt – das ist phantastisch.
10.45 Uhr Wenig später schliessen wir die Anschnurbuchung ab und erhalten prompt eine Bestätigung per elektronischer Post. Ich überfliege den Heimrechnerausdruck sorgsam und erfahre, dass uns Expedia für den zweitägigen Hotelaufenthalt 297 Dollars pro Person in Rechnung stellen wird – das ist ja allerhand.
11.30 Uhr Weil es heute bewölkt und nicht zu heiss ist, machen wir es uns auf der fliegenvergitterten Terrasse bequem. Ich entkorke eine Flasche Cristal Sprudelsekt und lasse es mir nicht nehmen, Frau Pontecorvo zu einem kleinen Umtrunk herüberzubitten. Meine Nachbarin nimmt die Einladung prompt an und nippt genüsslich am Schaumweinglas. Bei dieser Gelegenheit berichtet Prof. Kuhn von unserer Wanderung und erörtert, dass wir zwei Tage in Albany bleiben und anschliessend durch die Green Mountains laufen werden.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit fahre ich vitaminreiche Sandwiches (löblich: belegte Brote) auf und animiere die Gäste, kraftvoll zuzubeissen. Georg lässt sich nicht zweimal bitten und erinnert daran, dass schon am 1. April eine kleine Kulturreise in den grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) ansteht. Ich schenke meinem Verwandten ein Lächeln und gebe zu Protokoll, dass ich es kaum noch erwarten kann, New York City wiederzusehen.
13.00 Uhr Weil Maria und Georg im Zentrum abschoppen wollen, verabschiede ich die lieben Leute und sichere zu, dass wir morgen einen Strandspaziergang unternehmen werden. Anschliessend geselle ich mich wieder zu Edelbert und Frau Pontecorvo, um meine ausgetrocknete Kehle mit süffigem Champagner zu spülen.
14.00 Uhr Nachdem mir Edelbert und Frau Pontecorvo Lebewohl gesagt haben, falle ich erschöpft aufs Kanapee und atme tief durch. Während sich Hund Dixon im Garten vergnügt, schliesse ich die Augen und döse bald ein.
15.00 Uhr Um nicht den ganzen Nachmittag zu vertrödeln, rapple ich mich auf und kümmere mich um Belange verzweifelter Eltern. Im Rahmen der Anschnurseelsorge verfasse ich Antwortschreiben am laufenden Band und rate den verzweifelten Erziehungsberechtigten, hart durchzugreifen.
Ich lüfte meine NY Yankees Kappe
16.00 Uhr Weil Dixon langsam unruhig wird, beende ich die Beratungsstunde und breche zu einem Spaziergang auf. Zufrieden laufe ich zum CIRCLE K Supermarkt an der Immokalee Road und nutze die Gelegenheit, um Einkäufe zu tätigen. Danach schlendere ich eisschleckend am Haus der abgehalfterten Hollywooddiva Merryl Dench (82) vorbei und habe das Vergnügen, deren Lebensgefährten zu treffen. Ich lüfte meine NY YANKEES Kappe und gebe Herrn West zu verstehen, dass der Vierbeiner eine Palme im Garten von Familie Connor bewässert hat. Der 83jährige streicht dem Rüden über den Kopf und meint, dass man den Connors nicht über den Weg trauen kann – wie wahr.
17.00 Uhr Völlig verschwitzt schliesse ich die Haustüre auf und bereite ein köstliches Omelett mit getrockneten Pilzen und Schinken zu. Ferner fülle ich Dixons Napf mit Trockenfutter auf und wünsche ihm einen guten Appetit.
18.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich lege in der guten Stube die Beine hoch und fröne gespannt den FOX Nachrichten – da kommt Freude auf.
19.00 Uhr Nach einer langweiligen Ruf Hinein (unlöblich: Call In) Sendung schalte ich auf HBO um und erfreue mich am Kriminalfilm “A Most Wanted Man”. Die Produktion mit Phillip Seymour Hoffman erzählt die Geschichte eines tschetschenischen Flüchtlings, der von einem Agenten genötigt wird, die Behörden im Kampf gegen den internationalen Terrorismus zu unterstützen.
21.00 Uhr Nach zwei nervenaufreibenden Stunden beende ich den Fernsehabend und lege mich schlafen. Gute Nacht.