10. Juni 2014 – Wir krusen durch Washington DC

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08.00 Uhr Dixon stupst mich mit seiner Nase an und animiert mich, endlich aufzustehen. Obgleich ich von der gestrigen Autofahrt noch immer geschlaucht bin, hüpfe ich aus den Federn und öffne die Moteltüre. Während der Rüde nach draussen läuft, schlüpfe ich in den Bademantel und vertrete mir auf dem Parkplatz ebenfalls die Beine.
08.30 Uhr Danach poche ich an Edelberts Pforte und lasse ihn wissen, dass wir schnellstmöglich weiterfahren und Harrisburg in Pennsylvania hinter uns lassen sollten. Mein Bekannter nickt eifrig und erkundigt sich, ob wir in Richtung Philadelphia oder Baltimore krusen wollen. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich hungrig bin und zuerst frühstücken will – immerhin darf das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen.

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Die Fahne von Pennsylvania

09.00 Uhr Nachdem Dixon von seinem Spaziergang zurückgekommen ist, verabschiede ich mich in die Nasszelle und brause mich ab. Unterdessen nehme ich das Badezimmerinterieur in Augenschein und bemerke, dass es in dieser luxuriösen “Howard Johnson” Herberge an nichts fehlt. Zufrieden trockne ich mich ab und föne mir dann die Haare mit einem an der Wand befestigten Haartrockner.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten lade ich den DELSEY Rollkoffer in den GRAND CHEROKEE und erkläre Edelbert, dass es schlau wäre, gleich nach Baltimore und zur Hauptstadt Washington DC zu fahren. Der schlaue Mann schlägt in die gleiche Kerbe und sichert zu, mich zum Frühstück in ein “Wendy’s” Gasthaus einzuladen.
10.15 Uhr Nach zwei Meilen passieren wir eine einladende Frühstückswirtschaft. Ich bremse scharf und vergesse auch nicht, Dixon an die Leine zu nehmen. Anschliessend laufen wir plaudernd in das Restaurant und laben uns an super Frühstücken mit brühfrischem Kaffee – das tut gut.
10.30 Uhr Unterdessen redet Edelbert ohne Unterlass auf mich ein und behauptet, dass Baltimore anno 1729 von englischen Einwanderern gegründet wurde. Ich gebe meinem Tischnachbarn Recht und erwähne, dass die 600.000 Bürger zählende Metropole an der Chesapeake Bay ein ruhiges Städtchen ist und deswegen auch als “Capital of the Haircutter” (löblich: Hauptstadt der Frisöre) bezeichnet wird.
11.00 Uhr Nachdem wir uns gestärkt und Kellnerin Kathy (29) einen schönen Tag gewünscht haben, geht die Reise in den Sunshine State (löblich: Sonnenschein Staat) weiter. Ich beschleunige den Geländewagen auf 60 Meilen und rechne nach, dass wir spätestens in einer Stunde Baltimore erreichen werden. Edelbert segelt mit seinem strahlendem Handtelefon durchs Internetz und sagt, dass wir auf alle Fälle durch Washington fahren und einen Blick auf das “Weisse Haus” werfen sollten – das ist phantastisch.

11.30 Uhr Während ich Meile für Meile zurücklege, dreht der Professor am Frequenzrad des Radios und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass in dieser Gegend hauptsächlich Felsenmusik (unlöblich: Rockmusik) gespielt wird. Ich rümpfe demonstrativ die Nase und habe das zweifelhafte Vergnügen, die Komposition “Rebel Music” (löblich: Rebellenmusik) eines Radaumusikers namens Joe Grushecky zu hören – wie unlöblich.

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Wir sind in Baltimore

12.30 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat und am Strassenrand das Willkommensschild der Gemeinde Baltimore auftaucht, bimmelt plötzlich meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry). Zu meiner Freude meldet sich Thomas Kronach in der Leitung und lotet aus, ob wir schon im grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) sind. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass wir uns entschlossen haben, einen Bogen um New York zu machen. Der Rechtsanwalt gibt sich gestresst und ärgert sich, weil er derzeit geschäftlich in Puerto Rico unterwegs ist.
13.30 Uhr Um Dixon etwas Gutes zu tun, fahren wir ins Zentrum von Baltimore und parken den JEEP direkt vor dem “Battle Monument” (löblich: Schlachtdenkmal). Danach verschaffen wir dem Haustier etwas Auslauf und nehmen auf einer Bank Platz, um unsere Kehlen mit brauner Brause aus Atlanta zu ölen. Bei dieser Gelegenheit kommt Edelbert auf unseren Proviant zu sprechen und meint, dass wir eine Tankstelle ansteuern müssen – wie wahr.
14.15 Uhr Nach der Pause fahren wir eine CONOCO Tankstelle an und füllen sündteures Premiumbenzin in den Tank. Als nächstes schoppen wir im benachbarten Supermarkt ordentlich ab und erwerben neben sechs Dosen Diät Coca Cola auch mehrere Thunfischsandwiches – schon jetzt läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

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Das Weisse Haus in Washington DC

15.15 Uhr Sechzig Minuten später finden wir uns auf der New York Avenue wieder und registrieren, dass wir nun in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten sind. Ich drossle die Geschwindigkeit und gleite staunend am Regierungssitz von Präsident Barack Obama vorbei. Wir machen grosse Augen und sehen, dass entlang der Constitution Avenue unzählige Polizeiautos stehen. Edelbert kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und informiert, dass der Senat die Ausgaben für Polizei- und Sicherheitsbeamte seit den verheerenden Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon fast verzehnfacht hat – wo soll das noch hinführen.
16.00 Uhr Zu guter Letzt passieren wir das Lincoln Memorial und müssen den Potomac River überqueren. Da wir bis zum Abend in Richmond, VA sein wollen, fahre ich etwas schneller und schrecke auch nicht davor zurück, zu waghalsigen Überholmanövern anzusetzen. Prof. Kuhn beisst währenddessen in ein Thunfischbrot und hält im Internetz nach einer preiswerten Herberge Ausschau. Mein Bekannter wird prompt fündig und kündigt an, dass wir ins “Econo Lodge” Motel mit angeschlossenem Restaurant eintschecken werden – wie schön.
16.45 Uhr Weil Dixon unruhig wird, ziehe ich es vor, kurz nach Fredericksburg die Schnellstrasse zu verlassen und den Vierbeiner vom Rücksitz springen zu lassen. Als der Rüde hinter einem Busch verschwindet, strecke ich mich ausgiebig und lese auf einer Informationstafel, dass George Washington – seines Zeichens Mitbegründer dieser Nation – im 30 Meilen entfernten Westmoreland County das Licht der Welt erblickte – wie interessant.

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George Washington

17.15 Uhr Um etwas Ruhe zu bekommen, überreiche ich Edelbert den Autoschlüssel und versuche etwas zu schlafen. Nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum in meine kleine Villa versetzt.
18.15 Uhr Leider wird mein Nickerchen bald durch lautes Hupen gestört. Als ich die Augen öffne, stelle ich erleichtert fest, dass wir mittlerweile in Richmond angekommen sind. Ich rutsche vom Beifahrersitz und folge Edelbert spornstreichs ins Econo Lodge Motel am “Richmond National Battlefield Park”. Ein freundlicher Knecht mit Oberlippenbart heisst uns herzlich Willkommen und teilt uns zwei Räumlichkeiten mit Ausblick auf die Interstate 95 zu. Wir nehmen die Schlüsselkarten dankbar an und schleppen unser Gepäck in die Zimmer.

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Ein süffiges Bier

19.30 Uhr Nachdem ich wir uns frisch gemacht haben, kehren wir mit Dixon im Schlepptau ins “Battlefield Restaurant” ein und gönnen uns Steaks mit Bratkartoffeln und Bohnen. Darüber hinaus trinken wir süffiges Coors und lauschen stimmungsvollen Liedern, die aus der Jukebox dröhnen – was kann es schöneres geben.
20.30 Uhr Nach zwei weiteren Pitchern (löblich: Krügen) mit köstlichem Hopfentrunk bescheren wir dem Wirt ein stattliches Trinkgeld und laufen zum Motel zurück. Ich wünsche Edelbert angenehme Träume und lasse dann die Zimmertüre krachend ins Schloss fallen. Laut gähnend breite ich Dixons Decke auf dem Boden aus und falle dann völlig erschöpft ins Bett. Gute Nacht.