6. Juni 2014 – Im MOCCA

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich öffne die Augen und habe keine Orientierung. Erst als ich aus dem Fenster spähe, wird mir klar, dass ich mich immer noch in Toronto aufhalte. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, stehe ich auf und absolviere am Fenster die Morgengymnastik. Ausserdem streichle ich Dixon übers Fell und erfreue mich an den wärmenden Sonnenstrahlen, die Petrus zur Erde sendet.

09.00 Uhr Nach einem Vollbad mit Schaum scheuche ich den Vierbeiner ins Parterre und nehme in Gesellschaft meiner Familie und Prof. Kuhn das Frühstück ein. Bei dieser Gelegenheit tratschen wir angeregt und verabreden, dass wir heute der Kultur frönen und ein Museum besuchen sollten. Ich melde mich augenblicklich zu Wort und bringe eine Ausfahrt zum “BATA Schuhmuseums” ins Spiel. Meine Tischnachbarin lehnen jedoch ab und sind einstimmig der Meinung, dass wir ins “Museum of Contemporary Canadian Art” (löblich: Museum der zeitgenössischen kanadischen Kunst) gehen sollten – wie schade.
09.30 Uhr Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und willige letztendlich ein. Um im Museum eine gute Figur abzugeben, greife ich zur Schuhbürste und mache es mir zur Aufgabe, die Kuhjungenstiefel (unlöblich: Cowboyboots) zu polieren. Unterdessen frage ich Maria bezüglich Lauras Besuch aus und höre, dass ihre Tochter morgen Mittag zu uns stossen wird. Ich reibe mir die Hände und kann es kaum noch erwarten, meinen Grossneffen Paul und Lauras Lebensgefährten wiederzusehen – das wird ein Spass.
10.15 Uhr Nachdem ich die Stiefel angezogen habe, kann die Reise auch schon losgehen. Wir krusen im geräumigen JEEP GRAND CHEROKEE zur 12 Kilometer entfernten Ausstellungshalle und plaudern über unsere bevorstehende Rückfahrt nach Naples. Edelbert ist optimistisch und behauptet, dass es eine Gaudi werden dürfte, 1.800 Meilen entlang der Ostküste zu reisen – das werden wir erst noch sehen.

mokka
Museum of Contemporary Canadian Art

11.00 Uhr Pünktlich zum Elfuhrläuten finden wir uns vor dem “MOCCA” wieder und sind überrascht, keinen Eintritt bezahlen zu müssen. Mit Hund Dixon im Schlepptau laufen wir durch die lichtdurchfluteten Räumlichkeiten und haben das Vergnügen, Selbstportraits namhafter Kunstschaffender wie Dominique Rey oder Charles Frèger zu sehen. Ich kratze mich verwundert an der Schläfe und lasse Edelbert wissen, dass ich bessere Photos knipsen kann. Der Professor kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und folgt mir in den nächsten Ausstellungsraum. Dort werden wir auf ein demoliertes Auto aufmerksam und lernen, dass dieser Schrotthaufen von einem frankokanadischen Künstler namens Dominic LaPorte erschaffen wurde – wie unlöblich.
11.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten beenden wir unseren Rundgang im Foyer und erblicken an den Wänden ekelerregende Aktfotografien. Aus Forschungsgründen schaue ich genau hin und bemerke, dass diese Bilder ganz und gar nicht jugendfrei sind – das ist ja allerhand.
12.30 Uhr Endlich stehen wir wieder auf der Strasse und fassen den Entschluss, wegen der unerträglichen Hitze ins benachbarte “Frankie’s Bar & Cafe” Gasthaus einzukehren. Während meine Begleiter mit hausgemachten Sandwiches (löblich: belegten Broten) und alkoholfreien Hopfenkaltschalen Vorlieb nehmen, wähle ich Nachos mit Bohnen und verschiedenen Saucen. Dazu gibt es ein süffiges Mai-Tai Langgetränk – das schmeckt.

sandwich
Edelbert nimmt mit einem Wurstbrot Vorlieb

13.30 Uhr Redlichst gestärkt verlassen wir die Wirtschaft und treten die Heimfahrt an. Georg bringt uns sicher in den Stadtteil North York zurück und kündigt an, bereits am Montag seinen neuen JEEP SAHARA mit V6 Motor vom Händler abholen zu können – das soll mir auch Recht sein.
14.15 Uhr Daheim angekommen, ziehe ich die Stiefel aus und mache es mir auf der Terrasse bequem. Während der Vierbeiner im Garten spielt, schliesse ich die Augen und döse bald ein.
15.15 Uhr Kurze Zeit später zerrt David an meinem T-Hemd mit NYPD Aufdruck und erkundigt sich, ob ich ohnmächtig bin. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und registriere, dass Amanda und James auch zugegen sind. Weil mein Grossneffe ohne Unterlass quengelt, stehe ich auf und überreiche ihm einen Tennisball. Zudem deute ich auf den Vierbeiner und fordere den 8jährigen auf, mit Dixon zu spielen – immerhin kann ich mich nicht um alles kümmern.

tennisball
Ich überreiche David einen Tennisball

16.00 Uhr Danach hole ich drei Flaschen Bier aus dem Eiskasten und lasse es mir nicht nehmen, die Kinder zu einem Umtrunk einzuladen. Leider lehnen die jungen Leute ab und geben mir zu verstehen, dass sie jetzt mit ihrem Sohn ins Lichtspielhaus gehen wollen – wie schade.
17.00 Uhr Nachdem sich die Kinder winkend verabschiedet haben, serviert Maria das Abendessen. Ich lasse mich hungrig im Esszimmer nieder und labe mich an einem italienischen Nudelschichtgericht (unlöblich: Lasagne) mit Beilagensalat – schmeckt gar nicht schlecht.
18.00 Uhr Während meine Schwägerin mit dem Abwasch beschäftigt ist, zünden sich Georg und Edelbert dicke Zigarren an. Um nicht krank zu werden, lotse ich Dixon an die frische Luft und werfe ihm einen Tennisball zu. Ferner nutze ich die Gelegenheit, um bei Frau Pontecorvo in Jacksonville, FL anzurufen – da kommt Freude auf.

18.30 Uhr Nachdem sich der Zigarrenrauch verzogen hat, kehre ich ins Haus zurück und versüsse mir den Abend mit Fernsehschauen. Wir folgen auf CBC den Nachrichten und schauen uns im Anschluss den Western “The Duel at Silver Creek” (auf deutsch: Schüsse in New Mexico) an. Georg lobt die Produktion aus dem Jahre 1952 redlichst und behauptet, dass Don Siegel ein Meisterwerk für die Ewigkeit gelungen ist – wie wahr.
20.30 Uhr Ein schöner Abend neigt sich seinem Ende zu. Ich trinke meinen Whiskey aus und lasse Hund Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Zu guter Letzt putze ich mir die Zähne und lege mich gähnend ins Bett. Gute Nacht.