29. November 2013 – Sodbrennen

pfaffenbergkl

08.00 Uhr Ich werde durch wunderschöne Radiomusik geweckt und habe mit Bauchschmerzen zu kämpfen – wie unlöblich. Laut seufzend hüpfe ich aus dem Bett und lasse den Rüden wissen, dass mir das Erntedankessen wie ein Stein im Magen liegt. Um schlimmeres Unheil abzuwenden, öffne ich die Hausapotheke und nehme eine Alka-Seltzer Tablette ein.
09.00 Uhr Nach dem Badevergnügen schlüpfe ich in modische Freizeitkleidung und bemerke, dass mein Magen immer noch weh tut. Ich mache mir die grössten Sorgen und ziehe es vor, im Internetz zu recherchieren. Schnell stosse ich auf ein deutschsprachiges Gesundheitsforum und lerne, dass Sodbrennen verschiedene Ursachen haben kann. Darüber hinaus erfahre ich, dass bis zu 80 % aller Schwangeren von Sod- und/oder Magenbrennen betroffen sind. Zudem kann aber auch eine Krebserkrankung für die Schmerzen verantwortlich sein – wie unlöblich.
09.45 Uhr Ich beende die Internetzrecherche und setze mich deprimiert ins Wohnzimmer, um einen Kamillentee zu trinken. Nebenher schaue ich aus dem Fenster und werde Zeuge, wie Dixon mit einem Tennisball spielt.

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Hund Dixon

10.30 Uhr Just als ich zum Kugelschreiber greife und mein Testament aufsetzen möchte, klopft Frau Pontecorvo an die Terrassentüre. Ich winke die Alte herein und gebe zu Protokoll, dass ich schwer krank bin und womöglich bald das Zeitliche segnen werde. Meine Nachbarin hat nur Hohn und Spott übrig und entgegnet, dass ich gestern zu viel gegessen habe. Bevor ich antworten kann, verschwindet die Dame in der Küche und macht sich daran, Backpulver in lauwarmer Milch aufzulösen. Ferner kredenzt Frau Pontecorvo eine Scheibe Weissbrot und animiert mich, das Brot in die Milch einzutunken – was muss ich denn noch alles ertragen.
11.15 Uhr Kurz nach dem Elfuhrläuten geht es mir schon etwas besser. Ich atme tief durch und erkläre meiner Tischnachbarin, dass ich langsam Hunger habe. Frau Pontecorvo schüttelt jedoch den Kopf und meint, dass es besser wäre, einen Fastentag einzulegen. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.

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Eine vitaminreiche Pizza

11.45 Uhr Nachdem sich die kleine Frau verabschiedet hat, schiebe ich eine Tiefkühlpizza in den Backofen und zaubere einen gesunden Tomatensalat mit reichlich Olivenöl und Balsamico dazu. Um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken, nehme ich in der klimatisierten Stube platz und lese die Tageszeitung.
12.15 Uhr Endlich kann ich mich an den Küchentisch setzen und kraftvoll zubeissen. Dummerweise surrt bald meine Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) und ich sehe mich genötigt, mit Edelbert tratschen zu müssen. Der Professor kommt aus dem Nölen gar nicht mehr heraus und behauptet, dass er im “Boston Beergarden” zu tief ins Glas geschaut hat. Ich zucke mit den Schultern und stelle klar, dass ich mich blendend fühle und gleich einen Spaziergang mit dem Vierbeiner unternehmen werde.
13.00 Uhr Weil ich auf Sauberkeit grössten Wert lege, nehme ich erst die Geschirrspülmaschine knopfdrückend in Betrieb. Anschliessend lotse ich Dixon zum Auto und stelle ihm einen Gassigang am Strand in Aussicht. Das Haustier hüpft freudig auf den Rücksitz und bricht prompt in lautes Bellen aus – wie schön.
13.45 Uhr Nach einer kurzweiligen Ausfahrt parke ich den PS-strotzenden SUV am Clam Pass Beach Park und vertrete mir die Beine. Unter anderem folge ich dem hölzernen Boardwalk (löblich: Strandweg) und habe das Vergnügen, im Dickicht der Mangroven kreischende Pelikane zu sehen – wie aufregend.

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Ein farbenfroher Pelikan

14.30 Uhr Da das Thermometer auch heute die 80°F (26°C) Grenze überschritten hat, lege ich eine kurze Pause unter einer schattigen Palme ein. Während Dixon freche Möwen jagt, schliesse ich die Augen und döse bald ein.
15.15 Uhr Wenig später werde ich durch ohrenbetäubendes Kindergeschrei aus einem schönen Traum gerissen. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen und werde auf übermütige Jugendliche aufmerksam, die dem Fussballspiel frönen. Kopfschüttelnd rufe ich nach Dixon und entschliesse mich, zum Auto zurückzukehren.
16.00 Uhr Daheim angekommen, brühe ich frischen Kaffee auf und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Ich schufte hart und rate einer Arbeitslosen (29) aus Köln, sich nicht auf der sozialen Hängematte auszuruhen. Stattdessen sollte die faule Maid schnellstmöglich auf Tschobsuche gehen und selber Geld verdienen – wo kämen wir denn da hin.
17.00 Uhr Zu guter Letzt nehme ich die neuen Einträge im beliebten Gästebuch in Augenschein und registriere, dass garstige Menschen schon wieder Gemeinheiten niedergeschrieben und mich als “alten Deppen” beschimpft haben. Ich haue mit der Faust auf den Schreibtisch und nehme mir das Recht heraus, Anzeige beim BKA zu erstatten.
17.30 Uhr Im Anschluss spüle ich meinen trockenen Hals mit einem kühles Weissbier durch und richte in der Küche eine Wurst- und Käseplatte an. Ich lasse mir die Jause auf der schattigen Terrasse munden und gebe Dixon auch einen Happen ab.

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Meine schattige Terrasse

18.15 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich läute den Abend mit den FOX Nachrichten ein und höre, dass in zwei Tagen der erste Advent gefeiert wird – wie schnell die Zeit doch vergeht.
19.00 Uhr Zur sogenannten “Prime Time” (löblich: beste Sendezeit) schalte ich auf AMC um und erfreue mich am Spätwestern “Pat Garrett & Billy the Kid” (auf deutsch: Pat Garrett jagt Billy the Kid) aus dem Jahre 1973. Nebenbei knabbere ich gesunde Lay’s Kartoffelchips und stelle wohlwollend fest, dass Sam Peckinpahs Meisterwerk mit einer prima Filmmusik begeistern kann.

21.00 Uhr Nach zwei spannenden Stunden schalte ich die Glotze aus und unternehme mit dem Vierbeiner einen Spaziergang durch den Garten. Danach lösche ich das Licht und falle völlig erschöpft ins Bett. Gute Nacht.