13. November 2013 – Karen Silkwood und der Wolf der Wall Street

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07.30 Uhr Ich öffne die Augen und fühle mich blendend. Obgleich es wie aus Eimern schüttet, rolle ich mich aus dem Wasserbett und absolviere in der guten Stube den Frühsport. Der Vierbeiner findet sich währenddessen an der Terrassentüre ein und ärgert sich, weil er nicht nach draussen laufen kann. Ich streichle Dixon aufmunternd über den Kopf und verspreche, dass der Regen bald abklingen wird.

kauknochen
Lustige Kauknochen für Hund Dixon

08.00 Uhr Nachdem ich dem Hund einen Kauknochen ins Maul gesteckt habe, verschwinde ich in der Nasszelle und entspanne mich bei einem super Wirbelbad mit Eukalyptusöl – da kommt Freude auf.
09.00 Uhr Just als ich in farbenfrohe Freizeitkleidung schlüpfe, stösst Frau Gomez die Haustüre auf und schimpft wie ein Rohrspatz. Ich kämme mir die Haare und stelle die fleissige Dame sogleich zur Rede. Die Mexikanerin rollt mit den Augen und sagt, dass sie bei diesem Sauwetter lieber zu Hause geblieben wäre. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass man im Leben eben nicht alles haben kann. Ferner weise ich auf die Tatsache hin, dass ich heute zum Einkaufen fahren und Lebensmittel besorgen muss.
09.30 Uhr Bevor ich die kleine Villa verlasse, verzehre ich ein reichhaltiges Frühstück in Form gerösteter Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) mit schmackhaftem Cheddarkäse. Nebenbei segle ich mit dem iPad durchs Internetz und bringe heraus, dass heute vor 39 Jahren die amerikanische Umweltaktivistin Karen Silkwood gestorben ist. Wie jeder weiss, wollte die Frau in den frühen 1970er Jahre der Öffentlichkeit eine Reihe von belastenden Dokumenten präsentieren und den grössten Skandal in der Nuklearindustrie auslösen. Ich staune nicht schlecht und erfahre, dass Frau Silkwood am Tag der Veröffentlichung bei einem Autounfall ums Leben kam.

10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten scheuche ich Dixon zum SUV und presche in einer nervenaufreibenden Hochgeschwindigkeitsfahrt zum PUBLIX Markt. Während der Reise setze ich zu waghalsigen Überholmanövern an und rufe nebenbei bei Edelbert an. Nach dem zweiten Tuten meldet sich der schlaue Mann endlich und meint, dass er heute ganz bestimmt nicht aus dem Haus gehen wird – das ist wieder typisch.
11.00 Uhr Ich laufe durch die breiten Gänge des Supermarkts und verfrachte Konservendosen, Getränke, frisches Gemüse sowie vitaminreiche Wurstwaren in den Einkaufswagen. Darüber hinaus erwerbe ich ein Haarpflegeprodukt aus dem Hause “Schwarzkopf” und Zahnseide mit Edbeergeschmack.
11.45 Uhr Wenig später werde ich an der Kasse Nummer 7 vorstellig und überreiche einer übergewichtigen Mitarbeiterin meine praktische Meisterkarte (unlöblich: Mastercard). Die 34jährige führt das Kärtchen gekonnt durch einen Schlitz und erklärt, dass nun 74,86 Dollars von meinem Konto abgebucht werden – wie unlöblich.
12.30 Uhr Nachdem ich die Einkaufstüten im Auto verstaut habe, rase ich zum benachbarten “Bob Evans” Gasthaus am Northbrooke Plaza Drive. Hund Dixon ist ganz aus dem Häuschen und kann es kaum noch erwarten, eine kleine Brotzeit zu bekommen.
13.00 Uhr Ich betrete pfeifend das gutbesuchte Lokal und bekomme von einer freundlichen Kellnerin einen Fenstertisch mit Ausblick zugewiesen. Selbstverständlich fackle ich nicht lange und ordere einen reichhaltig belegten “Farm Burger” (löblich: Bauerhof Burger) sowie etwas Speck für meinen tierischen Begleiter.
13.45 Uhr Nach der Stärkung laufe ich zum Chevrolet Suburban zurück und steuere den SUV radiohörend nach Westen. Bei dieser Gelegenheit lausche ich den Country Charts (löblich: Landmusik Hitparade) und komme sogar in den Genuss, ein neues Lied des “American Idol” Gewinners Scotty McCreery zu hören.
14.30 Uhr Zuhause angekommen, treffe ich Frau Gomez bodenwischend in der Küche an. Die Perle bringt den Fliesenboden auf Hochglanz und sagt, dass sie die Arbeit in wenigen Minuten beenden wird. Ich nicke eifrig und eile ins Schlafzimmer, um gähnend aufs Bett zu fallen. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und freue mich, weil der Regen nachgelassen hat. Um Dixon etwas Gutes zu tun, greife ich zur Leine und unternehme einen Spaziergang durchs Wohngebiet. Unter anderem statte ich der ehemaligen Olympiateilnehmerin Frau Crane einen Besuch ab und lasse mich zum Kaffeekränzchen einladen.
16.00 Uhr Während Dixon mit Frau Cranes Hund spielt, tratschen wir angeregt und lassen dabei kein gutes Haar an Familie Connor. Ich seufze laut und gebe vor, dass die beiden Kinder Emily und Francis verwahrlost sind und sogar die Schule schwänzen. Frau Crane kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und meint, dass es angebracht wäre, Scherriff Bradfort zu verständigen – wie wahr.

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Eine kühle Halbe – das tut gut

17.00 Uhr Nach dem zweiten Kaffee verabschiede ich mich winkend und laufe mit schnellen Schritten nach Hause. Wie es sich gehört, versorge ich Dixon mit Trockenfutter und vergesse auch nicht, eine Brotzeitplatte für mich vorzubereiten. Dazu gibt es ein perfekt eingeschenktes Budweiser mit Schaumkrone – das tut gut.
18.00 Uhr Ein nervenaufreibender Tag neigt sich seinem Ende zu und ich schaue mir die Nachrichten auf FOX an. Ferner gebe ich mich einer aufschlussreichen Reportage über die aktuellen Lichtspielhauserfolge hin und lerne, dass in zwei Tagen das von Martin Scorsese gekonnt in Szene gesetzte Drama “The Wolf of Wall Street” (löblich: Der Wolf der Wall Street) in den Kinos anlaufen wird – das soll mir auch Recht sein.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf HBO um und sehe mir das oscarprämierte Meisterwerk “Silkwood” an, das aus dem Leben der Naturschützerin Karen Silkwood erzählt. Ich amüsiere mich köstlich und bringe in Erfahrung, dass die Frau womöglich im Auftrag schwerreicher Industrieller ermordet wurde – wie furchtbar.
21.00 Uhr Nach zweistündiger Spitzenunterhaltung beende ich den Fernsehabend und lasse Dixon noch einmal in den Garten hinaus. Im Anschluss lösche ich das Licht und höre noch etwas Radio. Gute Nacht.