08.00 Uhr Auch heute fühle ich mich blendend und könnte Bäume ausreissen. Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, schwinge ich mich aus dem Bett und läute den Tag hüftschwingend auf der Terrasse ein. Edelbert leistet mir Gesellschaft und erkundigt sich, ob wir heute nach München fahren wollen. Ich schüttle entschieden den Kopf und stelle klar, dass ich Bauer Bernd besuchen möchte.
08.30 Uhr Während sich mein Bekannter in der Küche nützlich macht, entspanne ich mich bei einem löblichen Vollbad. Nebenbei telefoniere ich mit Admiral a.D. Bürstenbinder und erfahre, dass der ehemalige Seefahrer zur Mittagszeit im Wilden Esel sein wird. Friedbert seufzt laut und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er gestern Abend viel zu lange auf dem Oktoberfest feiern war und mit einem Kater zu kämpfen hat – das ist wieder typisch.
09.30 Uhr Im Anschluss setze ich mich an den Frühstückstisch und werde mit einer Portion Rühreier verwöhnt. Der Professor füllt ausserdem würzigen JACOBS Bohnentrunk in die Kaffeetassen und bittet mich, ihm die Schlüssel für den JAGUAR zu überlassen. Als ich genauer nachfrage, verweist der gute Mann auf den Reklameteil in der Tageszeitung und behauptet, dass in einem Münchner Antiquariat ein Ausverkauf stattfindet. Ich zucke mit den Schultern und entgegne, dass ich Bauer Bernds Hof auch zu Fuss erreichen kann.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten schlüpfe ich in die Windjacke und bitte Edelbert, vorsichtig zu fahren und den JAGUAR aufzutanken. Der schlaue Mann nickt eifrig und sagt, dass er gegen 15 Uhr zurück sein wird.
10.45 Uhr Nachdem Edelbert abgefahren ist, leine ich den Vierbeiner an und spaziere pfeifend in die Innenstadt. Unterdessen nehme ich die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) zur Hand und telefoniere mit Sandra. Das Kind gibt sich jedoch kurz angebunden und behauptet, dass es im Münchner Kreisverwaltungsreferat viel zu tun gibt. Ich lache laut und mutmasse, dass die Belegschaft am Kaffeeautomaten steht und sich einen faulen Lenz macht.
11.15 Uhr Just als ich an der Gaststätte meines Vertrauens vorbeikomme, sehe ich mich mit dem Admiral konfrontiert. Herr Bürstenbinder begrüsst mich händeschüttelnd und verkündet, dass er grossen Hunger mitgebracht hat und sich nun ein schmackhaftes Mittagessen im Wilden Esel gönnen wird. Obgleich es noch nicht einmal 12 Uhr geschlagen hat, folge ich dem Mann in die Wirtschaft und nehme entspannt am Stammtisch Platz. Wirt Willi serviert süffiges Weissbier und sagt, dass er uns heute ein Bayerisches Biergulasch anbieten könnte. Ich reibe mir den Bauch und erfahre, dass dazu tschechische Serviettenknödel gereicht werden – das ist phantastisch.
Mein Stammlokal: Der Wilde Esel
11.45 Uhr Als ich kraftvoll zubeisse, kommen Herr Ollmann und Rudolf von Mehling (71), seines Zeichens Ortsvorsitzender der SPD und ehemaliger Gewerkschaftsvertreter dazu. Der rotlackierte Heini fixiert mich ganz genau und vermutet, dass ich von Amerika genug habe und nun wieder nach Bayern gezogen bin. Ich falle dem Deppen sofort ins Wort und fordere ihn auf, keine linken Parolen zu schwingen.
12.30 Uhr Nach der zweiten Halbe lasse ich mir die Rechung bringen und vergesse auch nicht, Herrn Ollmann zu meiner Abschiedsfeier am Freitag einzuladen. Danach verlasse ich die Wirtschaft und laufe in Richtung Bernds Bauernhof davon.
13.15 Uhr Endlich bin ich am Ziel und finde weder Nutztiere noch Maschinen im Innenhof vor. Kopfkratzend klopfe ich an die Haustüre und bin überrascht, Herrn Bernd in einem schicken Anzug anzutreffen. Natürlich begrüsse ich den Landwirt herzlich und frage ihn, wo sein alter Traktor abgeblieben ist. Herr Bernd winkt ab und erzählt, dass er seine Äcker längst veräussert hat und nun als Projektleiter bei einer gemeinnützigen und der CSU nahestehenden Stiftung arbeitet. Mein Gegenüber bittet mich herein und unterbreitet, dass auch seine Ehefrau bei der selbigen Stiftung angestellt ist und als seine Büroleiterin fungiert – wie interessant.
Bauer Bernds Felder liegen brach
14.00 Uhr Während wir in der rustikal eingerichteten Wohnküche sitzen und Weissbier schlürfen, versorgt mich Herr Bernd mit Infos und verrät, dass er mit der Aufgabe betraut wurde, die bayerische Kulturlandschaft durch eine nachhaltige Nutzung zu sichern. HEUREKA – diesen Unsinn muss man gehört haben.
15.00 Uhr Nachdem mir Herr Bernd eine Informationsbroschüre überreicht hat, mache ich mich kopfschüttelnd auf den Heimweg. Bei dieser Gelegenheit telefoniere ich mit Frau Pontecorvo und berichte, dass sich meine alte Heimat sehr verändert hat. Meine Nachbarin im fernen Sonnenscheinstaat freut sich über den Anruf und sagt, dass sie gerade in meiner kleinen Villa war, um die Pflanzen mit Wasser zu versorgen – wie schön.
16.00 Uhr Zurück im Haselnussweg treffe ich Edelbert lesend im Wohnzimmer an. Der schlaue Mann lädt mich zum Kaffeekränzchen ein und plappert darüber, dass er im Münchner Universitätsantiquariat spannende Bücher gekauft hat.
16.30 Uhr Weil ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, strecke ich auf dem Kanapee die Beine aus und schliesse die Augen. Hund Dixon folgt meinem Beispiel und döst ebenfalls bald ein.
17.30 Uhr Kurze Zeit später weckt mich der Professor und sagt, dass er zwei Scheiben Leberkäse angebräunt und dazu Spiegeleier gezaubert hat. Ich lecke mir die Lippen und eile sogleich in die Küche.
18.00 Uhr Während ich mir den Strammen Max mit Schnittlauch schmecken lasse, komme ich auf morgen zu sprechen und gebe bekannt, dass der 3. Oktober ein Feiertag ist. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass es eine Gaudi wäre, Hund Dixon bei Mieterin Sandra in Pflege zu geben und am Abend das Oktoberfest unsicher zu machen – wie aufregend.
19.00 Uhr Nachdem wir in der Küche für Sauberkeit gesorgt haben, beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich mache es mir in der Wohnstube bequem und fröne in Edelberts und Hund Dixons Gesellschaft den Nachrichten im ZDF. Anschliessend langweilen wir uns beim Serienformat “Küstenwache” und kommen zu dem Schluss, dass das durch GEZ Zwangsgebühren finanzierte öffentlich rechtliche Fernsehen kaum sehenswerte Beiträge bringt.
http://www.youtube.com/watch?v=nUgeD7PeOuk
20.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalten wir auf KABEL 1 um und lassen die Seele beim Filmklassiker “Forrest Gump” baumeln. Edelbert pafft genüsslich Pfeife und sagt, dass dieser Streifen zu seinen Favoriten zählt.
23.00 Uhr Nach knapp drei Stunden flimmert der Abspann über die Mattscheibe und ich scheuche Dixon gähnend ins Gästezimmer. Gute Nacht.