6. August 2013 – Im Ah-Tah-Thi-Ki Museum

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ein neuer Tag beginnt und ich fühle mich wegen der Hitze ganz schlapp. Während die Klimaanlage auf Hochtouren läuft und für eine Temperatur von 66°F (19°C) sorgt, absolviere ich einige Kniebeugen – wer rastet, der rostet.

drpepper
Dr Pepper – sehr schmackhaft und erfrischend

08.15 Uhr Als ich eine Dose Dr Pepper Brause aus dem Eiskasten hole, kommt Sandra gähnend dazu und berichtet, dass sie gestern einen wunderschönen Abend verbracht hat. Ich mustere die Maid skeptisch und mutmasse, dass sie mit John Avanzatti zusammen war. Meine Mieterin nickt eifrig und informiert, dass sie mit John zu Abend gegessen und dann mit Amanda und James ferngeschaut hat.
08.45 Uhr Nachdem ich meine ausgetrocknete Kehle geölt habe, eile ich in die Nasszelle und lasse die Wirbelbadewanne mit Wasser vollaufen. Während des Badevergnügens wasche ich mich ordentlich und lasse meine geschundenen Knochen vom lauwarmen Sprudelwasser massieren – das tut richtig gut.
09.45 Uhr Kurz vor dem Zehnuhrläuten kehre ich in die gute Stube zurück und freue mich auf das Frühstück. Mein Hausgast hat in der Zwischenzeit den Tisch mit dem besten Geschirr eingedeckt und Kaffee aufgebrüht. Ferner serviert Sandra hausgemachte Pfannkuchen mit Erdbeermarmelade – das schmeckt.
10.15 Uhr Während ich die Zeitung studiere, kommt Sandra auf unseren geplanten Ausflug zum “Ah-Tah-Thi-Ki Museum” zu sprechen. Obwohl ich vorgebe, wichtige Termine im Kalender stehen zu haben, lässt Sandra nicht locker und kündigt an, dass uns James, Amanda und David zum Indianermuseum begleiten werden.
10.45 Uhr Wenig später klingelt es an der Türe und ich kann meine Verwandten herzlich begrüssen. James wischt sich die Schweissperlen von der Stirn und sagt, dass es angesichts der Rekordtemperaturen keine gute Idee ist, ins Landesinnere zu fahren. Ich schlage in die gleiche Kerbe und kneife David (bald 8) in die Backe.
11.30 Uhr Bevor wir uns auf den Weg machen, kredenze ich den jungen Leuten süffigen Eistee. Ausserdem creme ich meine Haut mit einer Sonnenschutzlotion ein und animiere Dixon, vor der Abfahrt noch etwas Wasser zu trinken. HEUREKA – diesen Stress hält nicht einmal der stärkste Rentner aus.
12.00 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, hüpfen wir in die Autos und verabreden, dass James und Amanda voraus fahren. Sicherheitshalber tippe ich die Adresse des Indianermuseums ins Navigationssystem ein und erfahre, dass 75 Meilen vor uns liegen – das kann ja heiter werden.
12.30 Uhr Bei schweisstreibenden 95°F (35°C) folge ich der Interstate 75 nach Osten und frage Sandra bezüglich ihrer Bruce Springstein Konzertbesuche aus. Die Maid steht mir Rede und Antwort und erzählt, dass sie drei Auftritte des 63jährigen Künstlers verfolgt hat. Natürlich schwärmt das Kind in den höchsten Tönen und verrät, dass der Rocker seine Tournee in Kürze beenden wird – das soll mir Recht sein.
13.00 Uhr Nach einer Stunde verlassen wir den Everglades Parkway und rasen auf einer staubigen Schotterstrasse in Richtung Indianerreservat weiter. Sandra zitiert unterdessen aus einem Reiseführer und setzt mich darüber in Kenntnis, dass das “Ah-Tah-Thi-Ki Museum” von den Seminolen in den 1990er Jahren ins Leben gerufen wurde.

ahtahthiki
Das Ah-Tah-Thi-Ki Musem

13.45 Uhr Endlich sind wir am Ziel und stehen vor einem einladenden Visitor Center (löblich: Besucher Zentrum). Ich nehme David an die Hand und mache es mir zur Aufgabe, einen Übersichtsplan in Augenschein zu nehmen.
14.15 Uhr Danach folge ich den Kindern entlang eines Boardwalks (löblich: Holzstegs) und lerne anhand von Schautafeln, dass die Seminolen ursprünglich im nördlichen Florida zuhause waren. Ende des 18. Jahrhunderts stiessen Angehörige der Creek und Mikasuki dazu und verbrüderten sich mit den Seminolen zu einem der grössten Indianerstämme auf dem nordamerikanischen Kontinent – wie aufregend.
15.00 Uhr Unser Rundgang endet im Museum und wir bringen heraus, dass nach drei blutigen Seminolenkriegen nur noch wenige Hundert Indianer in Florida zurückblieben. Ein Grossteil zog sich Anfangs des 20. Jahrhunderts in die Sümpfe der Everglades zurück und gründeten dort etliche Siedlungen, die auch heute noch bewohnt werden.

seminole
Herr Sam Jones – ein König der Seminolen

15.30 Uhr Nachdem wir uns in der Ausstellungshalle umgesehen haben, landen wir in einem düsteren Lichtspielhaus und kommen in den Genuss, einen Kurzfilm über indianischstämmige Funker zu sehen, die während des Pazifikkrieges gegen garstige Japaner gekämpft haben – wie interessant.
16.15 Uhr Zu guter Letzt schlendern wir durch einen Andenkenladen und erwerben für wenig Geld lustige Trinkgläser, die mit Stoffstreifen verziert sind. Ich stosse Amanda in die Seite und mache darauf aufmerksam, dass die Flagge der Seminolen vier horizontale Streifen in den Farben Weiss, Schwarz, Gelb und Rot zeigt.

seminolenflagge
Die Fahne der Seminolen

17.00 Uhr Weil das kulinarische Wohl nicht zu kurz kommen darf, lade ich die jungen Leute kurzerhand zu einer Brotzeit ins “Seminole Restaurant” ein. Während ich einen schmackhaften Cheeseburger mit Salat ordere, begnügen sich meine Begleiter mit Kaffee und Käsekuchen. Sandra ist hellauf begeistert und sagt, dass die Seminolen nicht nur hervorragende Krieger, sondern auch begnadete Köche waren – wie wahr.
17.45 Uhr Da ich mich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten kann, händige ich Sandra die Autoschlüssel aus und bitte sie, vorsichtig zu fahren. Die Maid lässt sich nicht zweimal bitten und prescht mit durchdrehenden Pneus vom Hof. Währenddessen schliesse ich die Augen und entspanne mich von den Strapazen des Tages.
19.30 Uhr Zuhause angekommen, schleppe ich mich mit letzter Kraft in die klimatisierte Küche und hole zwei Flaschen Bier aus dem Kühlschrank Anschliessend mache ich es mir neben Sandra und Hund Dixon in der Wohnstube bequem und schaue fern.

20.00 Uhr Nach den FOX Nachrichten inspiziert Sandra meine reichhaltige DVD Sammlung und schlägt vor, dass wir uns den Abend mit einem schönen Film versüssen könnten. Ich nicke eifrig und deute auf das Sam Peckinpah Meisterwerk “The Wild Bunch” (auf deutsch: Sie kannten kein Gesetz). Sandra verfrachtet den Silberling ins Abspielgerät und wir erfreuen uns an den Abenteuern des Cowboys (löblich: Kuhjungen) Pike Bishop – da kommt Spannung auf.
22.30 Uhr Nach 145 Minuten flimmert der Abspann über den Flachbildschirm. Ich strecke mich ausgiebig und ziehe es vor, Hund Dixon noch einmal in den Garten zu begleiten. Im Anschluss wünsche ich Sandra angenehme Träume und lege mich schlafen. Gute Nacht.