07.45 Uhr Ich werde durch eigenartiges Plätschern geweckt und stelle mit Schrecken fest, dass Sandra im Jacuzzi badet. Natürlich stelle ich das Kind zur Rede und kläre es über die Tatsache auf, dass die Wasserreserven in Florida sehr knapp bemessen sind. Meine Mieterin rückt ihr knappes Bikinioberteil zurecht und erwidert, dass sie sich für meine Gastfreundschaft erkenntlich zeigen wird. Um der Maid den Wind aus den Segeln zu nehmen, verweise ich auf den FORD BRONCO und stelle klar, dass ich ausserdem nicht gewillt bin, das Auto aufzutanken.
Der FORD BRONCO Zweitwagen
08.30 Uhr Nachdem sich mein Pulsschlag normalisiert hat, lasse ich die Seele bei einem Wirbelbad baumeln. Nebenher telefoniere ich mit Edelbert und lasse ihn wissen, dass mir Sandra den letzten Nerv raubt. Mein Bekannter zeigt Verständnis und lädt mich zum Frühstück ins “Cafe Luna” ein – wie schön.
09.30 Uhr Just als ich mich in Schale werfe, pocht Sandra an die Türe und möchte wissen, ob sie das Frühstück vorbereiten soll. Ich schüttle den Kopf und gebe zu Protokoll, dass ich die wichtigste Mahlzeit des Tages im Stadtzentrum einnehmen werde. Anstatt traurig zu sein, hüpft Sandra freudig auf und ab und kündigt an, mich begleiten zu wollen – was muss ich denn noch alles ertragen.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten komme ich vor dem Gasthaus zum Stehen. Edelbert ist auch schon da und lässt es sich nicht nehmen, Sandra die Beifahrertüre zu öffnen. Danach eilen wir mit Hund Dixon im Schlepptau in die klimatisierte Wirtschaft und lassen uns an einem Tisch mit Ausblick auf die 5th Avenue nieder.
11.00 Uhr Während wir delikate Frühstücke verzehren und frisch ausgepressten O-Saft trinken, redet Sandra ohne Unterlass und gibt vor, im Laufe der Woche das “Ah-Tah-Thi-Ki Museum” im Landesinneren besuchen zu wollen. Ich zucke mit den Schultern und antworte, dass ich diese Ausstellungshalle nicht kenne. Sandra präsentiert prompt einen Heimrechnerausdruck und informiert, dass es sich hierbei um eine weitläufige Indianerfarm handelt. Weil ich keine Lust habe, mit dem Kind zu diskutieren, nicke ich eifrig und verspreche, es morgen in die 80 Meilen entfernte Kleinstadt Clewiston zu begleiten.
Morgen besuchen wir Indianer
11.45 Uhr Nachdem uns Edelbert zu Speis und Trank eingeladen hat, vertreten wir uns die Beine. Sandra staunt nicht schlecht und behauptet, dass Klamotten in den Vereinigten Staaten sehr günstig sind. Ich schlage in die gleiche Kerbe und deute auf ein hübsches Kleid mit Blümchenmuster. Sandra zeigt mir jedoch den Vogel und macht mich darauf aufmerksam, dass Miniröcke derzeit der letzte Schrei sind – wie unlöblich.
12.30 Uhr Weil Dixon ganz unruhig wird, spazieren wir durch den gepflegten Cambier Park, der mit seinen wunderschönen Springbrunnen und Skulpturen unzählige Touristen anlockt. Ich lasse den Vierbeiner von der Leine und nehme dann auf einer Bank Platz. Edelbert folgt meinem Beispiel und erzählt, dass er uns morgen nicht zum Indianermuseum begleiten wird. Sandra wird sogleich hellhörig und meint, dass wir spätestens um 10 Uhr losfahren sollten – das werden wir erst noch sehen.
13.45 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu vertrödeln, scheuche ich Dixon zum Auto. Danach verabschiede ich mich von Edelbert und beauftrage Sandra, mich sicher nach Hause zu kutschieren. Meine Mieterin lässt prompt den Motor aufheulen und prescht hupend nach Norden davon.
14.30 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, entledige ich mich des verschwitzten T Hemds und falle erschöpft aufs Kanapee. Sandra sonnt sich unterdessen auf der Terrasse und sagt, dass sie den heutigen Tag etwas ruhiger gestalten wird – das soll mir Recht sein.
15.30 Uhr Wenig später klingelt jedoch das Telefon und John Avanzatti lädt Sandra zum Abendessen ein. Bevor ich Einspruch einlegen kann, verschwindet Frau Corte im Bad und bretzelt sich auf. Ich rolle mit den Augen und mache es mir zur Aufgabe, JACOBS Bohnenkaffee aufzubrühen und mich an den Schreibtisch zu setzen.
Ein Becher Kaffee / Bild: Nevit Dilmen / CC BY-SA 3.0
16.00 Uhr Während ich die Anschnurseelsorge erledige, flitzt Sandra wie der Wind durchs Haus und plappert davon, dass sie Sushi Essen und anschliessend Amanda und James besuchen wird. Ich erhebe mahnend den Zeigefinger und bitte die Maid, die Finger von gefährlichen Drogen zu lassen und auch nicht betrunken Auto zu fahren. HEUREKA – wo soll das noch hinführen.
16.45 Uhr Nachdem sich Sandra verabschiedet hat, schalte ich den Heimrechner aus und statte meiner Nachbarin einen Besuch ab. Frau Pontecorvo wünscht mir einen guten Tag und sagt, dass ich gerade rechtzeitig zum Essen komme. Die gute Frau lotst mich in die Küche und serviert ein Stück Fleischpastete – wie das duftet.
17.15 Uhr Ich greife hungrig zu Messer und Gabel und berichte, dass Sandra ausgeflogen ist und sich mit John Avanzatti vergnügt. Frau Pontecorvo kann sich ein Lachen nicht verkneifen und meint, dass die jungen Leute Gefallen aneinander gefunden haben – wie unlöblich.
18.00 Uhr Nach der zweiten Portion lüfte ich meine NY YANKEES Kappe und verabschiede mich nach nebenan. Hund Dixon folgt mir brav in die klimatisierte Stube und macht es sich neben mir bequem.
18.30 Uhr Weil etwas Ruhe nicht schaden kann, schalte ich den Farbfernseher ein und fröne auf FOX den Nachrichten sowie einer politischen Gesprächsrunde mit Rick Scott, seines Zeichens Gouverneur von Florida.
19.30 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den Bezahlkanal FX um und gebe mich dem Serienerfolg “The Anger Management” mit Hauptdarsteller Charlie Sheen hin. Ich öle meine Kehle mit süffigem Budweiser und tauche in das Leben eines Baseballprofis ein, der seine Aggressionen nicht im Griff halten kann – da kommt Freude auf.
http://www.youtube.com/watch?v=TMJ8idrJQ0c
21.00 Uhr Nach zwei heiteren Episoden beende ich den Fernsehabend und tippe Sandras Handtelefonnummer in die Schwarzbeere (unlöblich: Blackberry) ein. Die Maid meldet sich nach dem zweiten Tuten und behauptet, dass sie gerade durch die Innenstadt rast und bald bei den Kindern im Lowbank Drive ankommen wird.
21.30 Uhr Zu guter Letzt begleite ich Dixon in den Garten und reguliere die Klimaanlage. Im Anschluss lege ich mich ins Bett und döse bald ein. Gute Nacht.