25. Juli 2013 – Die Jukebox

pfaffenbergkl

07.45 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und ärgere mich, weil es wie aus Kübeln regnet. Trotz aller Widrigkeiten stehe ich auf und führe die Morgengymnastik in der guten Stube durch.
08.30 Uhr Bevor ich die wichtigste Mahlzeit des Tages einnehmen, entspanne ich mich bei einem löblichen Wirbelbad. Nebenher segle ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne, dass just heute vor 13 Jahren eine AIR FRANCE Concorde verunglückt ist. Wie jedes Kind weiss, entschlossen sich die Betreiber daraufhin, keine weiteren Starts zu erlauben und die verbliebenen Flugzeuge ausser Dienst zu stellen.

Die Concorde / DarkAvira

Die Concorde / DarkAvira

09.30 Uhr Nach dem Badespass setze ich mich an den Küchentisch und labe mich an knusprigen KELLOGGS Flocken. Ausserdem rufe ich bei den Kindern an und frage James, wann wir zum “Naples Manor Motel” fahren wollen. Mein löblicher Neffe kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und berichtet, dass Herr Wang eine uralte ZODIAC Jukebox gekauft und die Musikmaschine in der Motelbar aufgestellt hat. James ist ganz aus dem Häuschen und kann es gar nicht mehr erwarten, das gute Stück zu sehen. Ich nicke eifrig und antworte, dass ich ihn gegen 11 Uhr abholen werde.
10.15 Uhr Nachdem Dixon seinen Napf geleert hat, scheuche ich ihn zum Chevrolet und schicke mich an, in den Lowbank Drive zu krusen. Währenddessen fröne ich wunderschönen Landmusikklängen auf der Frequenz von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – das macht Spass.
10.45 Uhr Pünktlich auf die Minute komme ich mit quietschenden Bremsen vor dem Ferienhaus zum Halten. James lässt nicht lange auf sich warten und behauptet, dass man bei diesem Sauwetter nicht aus dem Haus gehen sollte. Ich beruhige meinen Verwandten und stelle klar, dass spätestens zur Mittagszeit die Sonne scheinen wird.
11.30 Uhr Nach 15 Meilen erreichen wir das Motel und parken das Auto direkt vor der Rezeption. Herr Wang heisst uns herzlich Willkommen und führt uns spornstreichs in die angeschlossene Wirtschaft. Obgleich die Bar erst am Abend öffnet, macht sich der Motelbesitzer am Schankhahn zu schaffen und serviert durstlöschendes Root Beer (löblich: Wurzelbier). Darüber hinaus nehmen wir die Jukebox in Augenschein und staunen angesichts der aufwändigen Chromverzierungen nicht schlecht. Herr Wang fährt mit der Hand über das beleuchtete Auswahlfeld und sagt, dass das gute Stück Anno 1971 gefertigt wurde – wie aufregend.

jukebox

12.00 Uhr Nachdem wir unsere Gläser aufgefüllt haben, krame ich eine funkelnde Münze aus der Hosentasche und stecke das Geldstück in den Schlitz. Danach betätige ich A7 und komme in den Genuss, das weltbekannte Carpenters Lied “Yesterday Once More” zu hören.

12.45 Uhr Wir lauschen weiteren Schlägen aus längst vergangenen Zeiten und nehmen dann im benachbarten Denny’s Gasthaus eine Brotzeit ein. Da Hunde in diesem Familienrestaurant nicht gerne gesehen sind, bitten wir Motelmitarbeiterin Frau Jenna, auf den Rüden aufzupassen.
13.30 Uhr Während wir lustige “Club Sandwiches” (löblich: Vereinswurstbrote) mit Kartoffelstäben essen, kommt Herr Wang erneut auf die Musikmaschine zu sprechen und erzählt, dass er das Gerät für 4.700 Dollars im Internetz erstanden hat. Ich mache grosse Augen und entgegne, dass ich mir solchen Luxus nicht leisten kann.
14.15 Uhr Weil James am frühen Abend mit seiner kleinen Familie ins Lichtspielhaus gehen möchte, verabschieden wir uns händeschüttelnd. Anschliessend holen wir Hund Dixon im Hotelbüro ab und fahren bei strahlendem Sonnenschein gen Norden davon.
15.00 Uhr Nachdem ich meinen Neffen sicher zu Hause abgesetzt und David etwas Kleingeld für ein Eis zugesteckt habe, rase ich hupend nach Hause. Nebenbei lausche ich dem Radioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) und singe zum aktuellen George Strait Top 10 Hit (löblich: Spitzen 10 Schlag) redlichst mit.
15.45 Uhr Ich sperre die Haustüre auf und falle völlig erschöpft aufs Kanapee. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner frechen Mieterin, die mich in wenigen Tagen besuchen wird.
16.45 Uhr Hund Dixon kommt ans Sofa und legt mir einen Tennisball in den Schoss. Ich komme sofort in die Gänge und begleite den Vierbeiner nach draussen, um die Filzkugel zum Teich zu schleudern. Ferner werde ich auf Frau Pontecorvo aufmerksam, die gerade Kaffee auf der Terrasse trinkt. Ich leiste der Dame Gesellschaft und mache mich über einen Muffin sowie einen italienischen Schaumkaffee her.
17.15 Uhr Während des Kaffeekränzchens lasse ich meine Tagesaktivitäten Revue passieren und erkläre meiner Nachbarin, dass man Phonographen heutzutage nur noch selten findet. Frau Pontecorvo gibt mir Recht und beteuert, dass die gute alte Zeit längst vorbei ist – wie wahr.
18.00 Uhr Wieder zurück in der kleinen Villa, schlage ich vier Eier auf und rühre das Eiweiss schaumig. Im Anschluss gebe ich Mehl, Vanillezucker sowie Milch dazu und bereite köstliche Pfannkuchen zu – wie das duftet.
18.30 Uhr Ich verzehre die mit Puderzucker bestäubte Süssspeise im Wohnzimmer und schaue mir die FOX Nachrichten (unlöblich: FOX News) an – immerhin muss man über die Geschehnisse in der Welt informiert sein.

19.00 Uhr Zur besten Sendezeit schalte ich auf den Film- und Serienkanal HBO um und gebe mich der Erfolgsproduktion “Cookie’s Fortune” (auf deutsch: Cookie’s Fortune – Aufruhr in Holly Springs) hin. Der Film aus dem Jahre 1999 erzählt von einem ereignisreichen Osterwochenende in der Kleinstadt Holly Springs im Bundesstaat Mississippi. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und trinke während des Fernsehabends eine Flasche Sprudelsekt aus dem Hause Veuve Clicquot – das tut gut.
21.00 Uhr Als der Abspann über die Mattscheibe flimmert, rufe ich Dixon herein und lege mich schlafen. Gute Nacht.