07.45 Uhr Ich steige gähnend aus dem Bett und läute den letzten Maitag mit der Morgengymnastik ein. Während ich den Hampelmann absolviere, schaue ich ins Wohnzimmer und komme zu dem Ergebnis, dass Frau Gomez langsam antanzen und den Haushalt auf Vordermann bringen sollte. Da ich mich nicht um alles kümmern kann, rufe ich kurzerhand bei meiner Zugehfrau an. Die Putzperle meldet sich prompt und lässt mich wissen, dass ihr Ehemann noch immer mit einem gebrochenen Arm zu kämpfen hat – wie unlöblich.
08.30 Uhr Nachdem ich Dixons Trinknapf aufgefüllt habe, lasse ich bei einem Wirbelbad die Seele baumeln. Unterdessen rufe ich im Ferienhaus an und frage meinen Bruder, was heute abgeht. Georg wünscht mir einen guten Morgen und sagt, dass er mit Maria zum Abschoppen fahren wird. Ich nicke eifrig und entgegne, dass in meinem Kühlschrank ebenfalls gähnende Leere herrscht. Mein Bruder fackelt nicht lange und meint, dass wir uns gegen halb Elf vor dem “Coastland Center” treffen könnten.
09.30 Uhr Um die lieben Leute nicht warten zu lassen, steige ich aus der Wirbelbadewanne und bereite ein kleines Frühstück vor. Nebenbei werfe ich prüfende Blicke in die Tageszeitung und lerne, dass am Wochenende anlässlich des 64. Geburtstags der Stadt Naples ein Volksfest im “Florida Sports Park” stattfinden wird.
10.00 Uhr Mit Dixon im Schlepptau eile ich zum PS-strotzenden SUV und rase mit durchdrehenden Reifen zur 10 Meilen entfernten Mall. Um für gute Stimmung zu sorgen, schalte ich den Radio ein und fröne dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – da kommt Freude auf.
10.30 Uhr Pünktlich auf die Minute fahre ich auf den Parkplatz und freue mich, meine Verwandten direkt vor dem Eingang anzutreffen. Ruckzuck laufen wir in das riesige Einkaufszentrum und entschliessen uns, als erstes Lebensmittel im Feinkostladen einzukaufen. Während Maria allerhand Spezialitäten auswählt, bleibe ich sparsam und erwerbe lediglich eine Gallone Diät Coca Cola, Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Eier sowie Cheddarkäse.
11.30 Uhr Im Anschluss lotst uns meine Schwägerin ins JCPenney’s Kaufhaus und plappert, dass Georg neue Socken benötigt. Ich melde mich sogleich zu Wort und informiere, dass man preiswerte Sportsocken im Internetz erstehen kann. Maria will jedoch nicht hören und behauptet, dass ihr Ehemann ausschliesslich Seidensocken trägt.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, fahren wir mit dem Lift in den zweiten Stock und kehren ins “Aurelio’s Pizza” Gasthaus ein.
12.45 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen, lässt mein Bruder seinen Ausflug zur “CONEXPO SOUTH” Baumaschinenmesse Revue passieren und berichtet, dass er mit der Idee spielt, etliche Tieflader zu kaufen. In diesem Zusammenhang verrät der erfolgreiche Geschäftsmann, dass er im April einen Grossauftrag an Land gezogen hat. Maria schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass die “Pfaffenberg Inc.” Baufirma beim Ausbau des “Lester B. Pearson” Flughafens beteiligt sein wird – wie aufregend.
13.30 Uhr Zu guter Letzt finden wir uns in einem Musikgeschäft wieder und halten nach neuerschienenen Kompaktscheiben Ausschau. Weil der Dollar heute besonders locker sitzt, lasse ich mich dazu hinreissen, die nagelneuen Alben von Lady Antebellum, Trace Adkins und George Strait zu kaufen – immerhin weiss ich handgemachte Landmusik sehr zu schätzen.
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14.15 Uhr Um insgesamt 70 Scheine erleichtert, kehren wir zu den Autos zurück. Da Dixon von einem Bein aufs andere hüpft, verladen wir die Tüten in die Autos und unternehmen einen Spaziergang. Währenddessen versorgt mich Georg mit Infos und kündigt an, dass er Maria am Abend zum Sushi Essen ausführen wird. Ich rümpfe die Nase und erwidere, dass ich rohen Fisch nicht leiden kann. Georg zuckt mit den Schultern und wirft ein, dass ich sowieso nicht eingeladen bin – das ist wieder typisch.
14.45 Uhr Nachdem ich mich von meinen Verwandten verabschiedet habe, trete ich zu den stimmungsvollen Klängen der neuen George Strait Kompaktscheibe die Heimfahrt an. Ich summe redlichst mit und nehme mir das Recht heraus, in regelmässigen Abständen zu hupen – das macht Spass.
15.30 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefeln und bette mich in der guten Stube zur Ruhe. Bereits nach wenigen Augenblicken schlummere ich ein und sehe mich im Traum auf verstaubte Landstrassen versetzt – die Reise quer durch den Kontinent werde ich so schnell nicht vergessen.
16.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und nutze den Nachmittag, um Anschnur zu gehen. Wie immer schufte ich hart und helfe verzweifelten Eltern bei schwerwiegenden Problemen. Heute lege ich mein Augenmerk auf eine alleinerziehende Mutter aus Augsburg, die Sorgen mit ihrer Tochter hat. Anstatt für die Schule zu lernen, zieht es die kleine Mandy (17) vor, gefährliche Tanzlokale zu besuchen und sich die Haare grün zu färben – wie furchtbar
17.30 Uhr Just als der Minutenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf halb 6 deutet, fahre ich das Betriebssystem herunter. Im Anschluss begebe ich mich in die Küche und zaubere in Minutenschnelle ein T-Bone Steak (löblich: T Knochen Schnitzel) mit Bratkartoffeln und Buttergemüse. Dazu gibt es ein süffiges Budweiser – das tut gut.
18.30 Uhr Endlich beginnt der wohlverdiente Feierabend. Ich giesse mir eine weitere Hopfenkaltschale ein und lasse den Tag vor dem Flachbildschirm ausklingen. Nach den FOX Nachrichten gebe ich mich dem Gruselfilm “The Fog” (löblich: Der Nebel) hin und bemerke, wie sich mir sämtliche Nackenhaare aufstellen.
21.00 Uhr Nach 90 nervenaufreibenden Minuten schalte ich die elektronischen Gerätschaften ab und schleiche mit dem Revolver im Anschlag durch die kleine Villa. Erst nachdem ich sichergestellt habe, dass sich niemand hinter den Vorhängen versteckt, gehe ich ins Bett. Gute Nacht.