7. Februar 2013 – Eisfischen im Lake Simcoe

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07.45 Uhr Hund Dixon kommt schwanzwedelnd ans Bett und ist ganz aufgeregt. Ich streichle dem Rüden über den Kopf und ärgere mich, weil es im Gästezimmer eiskalt ist. Seufzend schlüpfe ich in den Bademantel und gebe Maria zu verstehen, dass ich in dieser Eishöhle unmöglich eine weitere Nacht verbringen kann. Meine Schwägerin rollt mit den Augen und meint, dass ich die Raumtemperatur selbst am Wandregler einstellen kann.
08.30 Uhr Während Georg und Edelbert den Schnee von der Einfahrt schippen, entspanne ich mich bei einem Vollbad mit Schaum. Ausserdem werfe ich prüfende Blicke in einen Reiseführer und lerne, dass in den kanadischen Seen nicht nur Forellen, sondern auch Barsche schwimmen – wie aufregend. Ich wasche mir die Haare und kann es gar nicht mehr erwarten, mich heute im Eisfischen zu versuchen.
09.30 Uhr Nachdem ich einen praktischen Schneeanzug mit reflektierenden Streifen angezogen habe, kehre ich in die Küche zurück und nehme das Frühstück ein. Ausserdem deute ich nach draussen und merke an, dass es ein Vergnügen werden wird, ein Loch in den zugefrorenen Lake Simcoe zu schlagen und einen Barsch zu fangen. Georg spült seine Kehle mit einem Schluck Earl Grey (löblich: Graf Grau) Tee durch und entgegnet, dass es draussen bitterkalt ist. Edelbert nickt eifrig und sagt, dass das Thermometer -11°C anzeigt – na und.

eisbohrer
Ein lustiger Eisbohrer

10.15 Uhr Wenig später spazieren wir mit drei Angelruten sowie einem Eisbohrer zum Lake Simcoe. Georg zündet sich genüsslich eine Zigarre an und erörtert, dass wir sehr vorsichtig sein und unter keinen Umständen ins Eis einbrechen sollten. Ich gebe meinem Bruder Recht und mache es mir zur Aufgabe, in Ufernähe ein Loch ins Eis zu bohren. Dixon streift unterdessen durchs Gebüsch und schreckt eine Stockente auf.
10.45 Uhr Nachdem wir die 30 Zentimeter dicke Eisschicht durchbrochen haben, stecken wir Plastikköder an die Haken und versuchen unser Glück. Schon bald fährt mir die Kälte durch die Knochen und ich sehe mich genötigt, von einem Bein aufs andere zu hüpfen. Mein Bruder kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und meint, dass wir solange auf dem See ausharren werden, bis ein Fisch anbeisst.
11.30 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten spüre ich ein leichtes Ziehen an der Schnur. Ich drehe gekonnt an der Angelrolle und staune nicht schlecht, als plötzlich ein stolzer Barsch zum Vorschein kommt. Georg löst den Haken und befördert den Flossenträger mit einem beherzten Schlag ins Jenseits – wie schön.
11.45 Uhr Wenige Augenblicke später zieht Edelbert einen keuschen Saibling aus dem Eiswasser. Ich juchze laut und stelle klar, dass zwei Fische ausreichen, um vier Personen satt zu bekommen. Georg schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass wir nun nach Hause gehen und den Fang ausnehmen müssen.

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Dixons Fussabdruck im Schnee

12.30 Uhr Während sich die lieben Menschen in der Küche nützlich machen, setze ich mich an den Kamin und wärme meine Füsse am Feuer. Währenddessen rufe ich bei Frau Pontecorvo an und erzähle, dass ich einen stattlichen Fisch gefangen habe. Meine Nachbarin freut sich und antwortet, dass sie gerade in Julies Restaurant sitzt und sich einen vegetarischen Vollkornburger schmecken lässt – das ist ja allerhand.
13.15 Uhr Endlich ist es soweit und Maria ruft mich ins Esszimmer. Die Perle verfrachtet Petersilienkartoffeln sowie ein Barschfilet auf meinen Teller und garniert die Jause mit einer Weissweinsauce. Ich beisse kraftvoll zu und erfahre, dass Edelbert den Fisch eigenhändig ausgenommen hat – schmeckt wirklich ausgezeichnet.
14.30 Uhr Nachdem wir Kaffee getrunken haben, bette ich mich in der warmen Stube zur Ruhe und entspanne mich von den Strapazen des Vormittages.
15.30 Uhr Mein Bruder weckt mich unsanft und sagt, dass wir jetzt einen Spaziergang unternehmen sollten. Obwohl mein Rücken schmerzt, komme ich in die Gänge und folge meinen Verwandten ans Seeufer. Während Edelbert dem Vierbeiner Stöckchen zuwirft, tratsche ich mit Georg und höre, dass wir bis Mittwoch in Gilford bleiben werden.
16.00 Uhr Mein Bruder fabriziert während der Winterwanderung lustige Rauchringe und meint, dass wir am Montag ins 70 Kilometer entfernte Orillia krusen sollten, um das örtliche Spielcasino zu besuchen. Ich reibe mir die Hände und bin mir sicher, dass ich den Jackpot knacken und als reicher Rentner nach Toronto zurückkehren werde.
17.00 Uhr Nach einer 90minütigen Wanderung treffen wir wieder im Ferienhaus ein. Ich stelle die Mondstiefel an den Kamin und verweise auf meinen knurrenden Magen. Meine Schwägerin zeigt Verständnis und richtet eine Wurst- und Käseplatte an. Ich belege ein Brot mit luftgetrockneter Salami aus Italien und trinke dazu ein gesundes Labatt Blau Bier. Edelbert tut es mir gleich und sagt, dass der Hopfentrunk zu den besten Bieren der Welt zählt – wie wahr.
18.00 Uhr Ein anstrengender Tag geht zu Ende und wir entspannen uns bei Schaumwein und Knabbereien im Wohnzimmer. Nach den CNN Abendnachrichten bedienen wir uns aus Georgs reichhaltiger Filmsammlung und frönen dem Westernfilm “The Magnificent Seven” (auf deutsch: Die glorreichen Sieben).
19.00 Uhr Wir amüsieren uns köstlich und werden Zeugen, wie eine mexikanische Kleinstadt regelmässig von schiesswütigen Bandoleros überfallen wird. Eines Tages entschliessen sich die Dorfbewohner, mutige Söldner anzuheuern und den Ganoven den Krieg zu erklären – da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen ROLEX auf 9 zeigt, ziehe ich mich gähnend ins Gästezimmer zurück und lege mich ins Bett. Gute Nacht.