25. Oktober 2012 – Mit Sandra im Zoo

07.30 Uhr Ein neuer Sonnentag beginnt und ich fühle mich blendend. Leider wird meine gute Laune bald durch Sandras unentwegtes Getratsche getrübt. Das Kind deckt den Küchentisch mit dem besten Porzellangeschirr ein und sagt, dass wir heute zum “Caribbean Garden” (löblich: karibische Gärten) fahren und mit Frau Pontecorvo und Hund Dixon einen Spaziergang unternehmen werden. Obgleich ich vorgebe, krank zu sein, lässt das Kind nicht locker und kündigt an, dass wir gegen 10 Uhr losfahren werden – das kann ja heiter werden.
09.00 Uhr Nach dem Badespass leiste ich der Urlauberin beim wichtigsten Mahl des Tages Gesellschaft. Unterdessen redet die Maid weiter auf mich ein und behauptet, dass wir nach der Wanderung ein einladendes Familiengasthaus ansteuern könnten. Ich gebe mich wortkarg und ziehe es vor, die “Naples Daily News” (löblich: Naples tägliche Neuigkeiten) aufzuschlagen und die Lokalnachrichten zu studieren.
10.00 Uhr Wenig später scheuche ich den Vierbeiner zum Chevrolet und vergesse auch nicht, am Nachbarhaus zu klingeln. Frau Pontecorvo lässt nicht lange auf sich warten und hüpft in den PS-strotzenden SUV.
10.30 Uhr Gutgelaunt parke ich das Auto vor dem örtlichen Zoo und helfe meiner Nachbarin als Kavalier der alten Schule vom Beifahrersitz. Danach lösen wir drei Eintrittskarten und machen es uns zur Aufgabe, an den Gehegen vorbeizulaufen, um Wildtiere aus Nordamerika, Asien, Afrika und Australien zu betrachten. Unter anderem werden wir auf lustige Honigdachse (unlöblich: Mellivora) aufmerksam und lernen, dass die nachtaktiven Raubtiere in Afrika zu Hause sind und von Jägern erbarmungslos gejagt werden.
11.15 Uhr Am Affenkäfig angekommen, deute ich in Richtung eines dumm dreinschauenden Schimpansen und stelle eine frappierende Ähnlichkeit mit Prof. Edelbert Kuhn fest. Sandra mustert mich skeptisch und sagt, dass sie Edelbert anrufen und ihn über meine Frechheiten in Kenntnis setzen wird – papperlapapp.
12.00 Uhr Zu guter Letzt umrunden wir den künstlich angelegten Teich und werden Zeugen, wie ein Tierparkangestellter Fleischreste ins trübe Wasser kippt. Zu allem Überfluss schnellen gefährliche Krokodile aus dem Dickicht der Bepflanzung hervor und machen sich über die Mahlzeit her. Während ich grosse Augen mache, versorgt uns Frau Pontecorvo mit Fakten und rechnet vor, dass die Mississippi-Alligatoren eine Länge von bis zu sechs Metern erreichen können – wie unlöblich.
14.00 Uhr Weil Hund Dixon nach einer Abkühlung verlangt, laufen wir zum Auto und verabreden, dass wir nun zum Tamiami Trail rasen und ins “Empire China” einkehren sollten. Ruckzuck lasse ich den Wählhebel der Automatikschaltung in die “D” Stellung einrasten und bringe meine Bekannten zur zwei Meilen entfernten Gaststätte.
14.30 Uhr Am Ziel angekommen, ordern wir bei einem grinsenden Chinesen Köstlichkeiten aus dem Reich der Mitte und laben uns an gebratenem Gemüse und vitaminreichen Krebsen – das schmeckt.
15.45 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, wünsche ich meiner Nachbarin einen ruhigen Nachmittag. Anschliessend bette ich mich im kühlen Wohnzimmer zur Ruhe und fordere Sandra auf, leise zu sein und auf laute Hartfelsenmusik zu verzichten. Die Maid seufzt in einer Tour und erwidert, dass sie in die Stadt krusen und Naples angesagteste Boutiquen aufsuchen wird – das soll mir Recht sein.
17.15 Uhr Nachdem ich die Anschnurarbeit erledigt habe, mache ich mich in der Küchen nützlich und brate tiefgefrorene Snapper Filets im heissen Olivenöl heraus. Darüber hinaus bereite ich einen nahrhaften Beilagensalat sowie würzige Kartoffelspalten vor – wie gut das duftet.
18.00 Uhr Just als ich mich an den Tisch setze und meine ausgetrocknete Kehle mit einem kräftigen Schluck Löwenbräu Bier durchspüle, stösst Sandra die Türe auf. Das Mädchen schleppt mehrere Plastiktüten in die gute Stube und sagt, dass es 300 Scheine in der Stadt gelassen hat – das ist ja allerhand.
19.00 Uhr Ein langer Tag neigt sich langsam seinem Ende zu. Ich leiste Sandra und Hund Dixon im Wohnzimmer Gesellschaft und fröne auf dem Bezahlsender “Showtime” einigen Episoden des mit Preisen überschütteten Serienerfolgs “Dexter”. Sandra verzehrt währenddessen LAY’S Kartoffelchips und unterbreitet, dass “Dexter” auch in Deutschland zu sehen ist.
21.00 Uhr Nach zwei unterhaltsamen Stunden reiche ich die Fernbedienung an Sandra weiter und unternehme mit dem Haustier einen kleinen Rundgang durch den Garten. Im Anschluss verschliesse ich die Haustüre und lege mich schlafen. Gute Nacht.

Naples Zoo at Caribbean Garden – Naples, FL


Bild: Sally