07.30 Uhr Just als ich von meinem diesjährigen Kurzurlaub in Cancún träume, bimmelt das NOKIA Handtelefon besonders laut. Zu allem Überfluss meldet sich Herr Wang und erzählt, dass ein Motelgast die Verankerung eines Feuerlöschers aus der Wand gerissen hat. Ich zucke mit den Schultern und höre weiter, dass in der kommenden Woche ein Sicherheitsexperte der “Florida Restaurant and Lodging Association” (löblich: Florida Restaurant und Beherbergung Verwaltung) vorbeikommen und den Makel möglicherweise beanstanden wird. Ich falle dem Motelbesitzer spornstreichs ins Wort und unterbreite, dass ich im Laufe des Vormittages vorbeikommen werde.
09.30 Uhr Nachdem ich das wichtigste Mahl des Tages verzehrt habe, hüpfe ich in den Chevrolet Suburban und gleite zufrieden in Richtung Süden davon. Während der kurzweiligen Reise lasse ich mir die Brise durchs Haar wehen und fröne dem Qualitätsprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) – da kommt Freude auf.
10.15 Uhr Nach siebzehn zurückgelegten Meilen fahre ich hupend auf den Parkplatz des “Naples Manor Motels” auf und treffe Herrn Avanzatti besenschwingend vor der Rezeption an. Der Italo-Amerikaner reicht mir die Hand und sagt, dass er sich sehr auf Sandras Urlaub freut. Ich rolle mit den Augen und ziehe es vor, die Türe zum Büro aufzustossen und Herrn Wang einen schönen guten Morgen zu wünschen. Der Motelbesitzer freut sich über meinen Besuch und zögert nicht, mich zum besagten Feuerlöscher zu führen. Da ich handwerklich sehr geschickt bin, fackle ich nicht lange und lasse Herrn Wang wissen, dass wir neue Bohrlöcher in die Wand treiben müssen.
11.00 Uhr Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, eile ich in die Abstellkammer und mache es mir zur Aufgabe, eine BLACK&DECKER Bohrmaschine vom Regal zu nehmen und mit der Arbeit zu beginnen. Herr Wang blickt mir währenddessen über die Schulter und meint, dass er Herrn Avanzatti zum Baumarkt schicken wird, um Gips einzukaufen – das soll mir Recht sein.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten beende ich mein Werk und werfe ein, dass ich grossen Hunger habe und ins “Denny’s” Gasthaus einkehren werde. Herr Wang schnalzt mit der Zunge und sagt, dass er selbstverständlich die Rechnung übernehmen wird – wie schön.
12.30 Uhr Während ich kraftvoll in einen dampfenden Cheeseburger (löblich: Käseburger) beisse, kommt mein Tischnachbar auf seine Pflichten als Herbergsbetreiber zu Sprechen und behauptet, dass er sich jedes Jahr einer Überprüfung durch einen Vertreter der “Florida Restaurant and Lodging Association” stellen muss. Der gute Mann wischt sich demonstrativ über die Stirn und sagt, dass der Kontrolleur nicht nur sämtliche Zimmer in Augenschein nehmen, sondern auch die Sicherheitseinrichtungen auf Herz und Nieren überprüfen wird – das ist ja allerhand.
13.15 Uhr Weil Herr Avanzatti mittlerweile vom “HOME DEPOT” Baumarkt zurück ist, gebe ich etwas Gips in einen Eimer und rühre das Pulver mit Wasser auf. Anschliessend verschliesse ich die Bohrlöcher fachmännisch und gebe Herrn Avanzatti zu verstehen, dass er morgen etwas Farbe über die ausgebesserten Stellen pinseln sollte.
14.30 Uhr Zu guter Letzt trinke ich ein Glas Diät Coca Cola im Büro und berichte, dass mich meine Mieterin in der kommenden Woche besuchen wird. Herr Wang kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und entgegnet, dass Herr Avanzatti seit Wochen von nichts anderem spricht – das ist ja allerhand.
16.00 Uhr Zuhause angekommen, schlüpfe ich aus den Kuhjungenstiefel und lege im Wohnzimmer eine Pause ein. Schon nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum aufs Münchner Oktoberfest versetzt.
17.00 Uhr Hund Dixon weckt mich unsanft und schielt traurig in Richtung Küche. Natürlich hüpfe ich sogleich vom Kanapee und mache mich daran, den Napf meines Haustieres aufzufüllen. Ausserdem richte ich eine kalte Brotzeitplatte an und lasse mir die Jause bei angenehmen 77°F (25°C) auf der Terrasse munden – das schmeckt.
18.30 Uhr Nachdem ich die Küche geputzt habe, setze ich mich ins klimatisierte Wohnzimmer und fröne den Abendnachrichten auf FOX. Im Anschluss schaue ich mir einen Spielfilm auf dem Bezahlsender AMC an und tauche in das Leben des Kampfroboters T-800 ein, der in die Vergangenheit geschickt wird, um Frau Sarah Connor zu beschützen. Gutgelaunt öffne ich eine Packung Lay’s Kartoffelchips und erkläre meinem Haustier, dass “Terminator 2: Judgement Day” zu den besten Filmen aller Zeiten zählt.
21.30 Uhr Als nach 156 spannungsgeladenen Minuten der Abspann über die Mattscheibe flimmert, betätige ich den “OFF” (löblich: AUS) Knopf und verabschiede mich mit den Worten “Hasta La Vista, Baby” ins Schlafzimmer. Gute Nacht.
Löbliche Menschen kehren in eine Denny’s Wirtschaft ein: