07.30 Uhr Der Weinmonat Oktober beginnt und ich fühle mich blendend. Weil Morgenstund’ bekanntlich Gold im Mund hat, rolle ich mich aus dem Wasserbett und bin überrascht, Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder badebemäntelt auf der Terrasse anzutreffen. Der ehemalige Seemann zieht genüsslich an seiner Meerschaumpfeife und sagt, dass er sich nun ein Bad im Jacuzzi gönnen wird. Ich nicke zustimmend und erinnere, dass wir Edelbert gegen 10 Uhr im “Bistro 821” treffen und anschliessend einen Ausflug unternehmen werden.
09.00 Uhr Nachdem ich mir die Haare gewaschen habe, kehre ich auf die Terrasse zurück und registriere, dass sich mein Hausgast mittlerweile an der Grundstückgrenze eingefunden hat. Friedbert tratscht angeregt mit General a.D. Kenneth Booth und prahlt damit, dass er in jungen Jahren Fregattenkapitän war und auf den sieben Weltmeeren zu Hause war. Herr Booth staunt nicht schlecht und zögert nicht, uns für Morgen zum Mittagessen einzuladen – das kann ja heiter werden.
10.00 Uhr Im Bistro unseres Vertrauens angekommen, setzen wir uns zu Edelbert und hören, dass wir nach dem wichtigsten Mahl des Tages die “West Coast Ranch” (löblich: Westküstenbauernhof) vor den Toren der Stadt ansteuern werden. Der Professor reibt sich die Hände und unterbreitet, dass es sich hierbei um einen der grössten landwirtschaftlichen Biobetriebe im Collier County handelt.
11.15 Uhr Obgleich ich die in Supermärkten feilgebotenen Ökoprodukte nicht anrühre, lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und lade meine Bekannten nach dem Frühstück ein, in den PS-strotzenden Chevrolet zu hüpfen. Während Dixon ohne Unterlass mit einem Spielzeug quietscht, folge ich dem Davies Boulevard gen Osten und erfahre, dass interessierte Besucher während der Woche die Möglichkeit haben, den Tierbestand der “West Coast Ranch” zu inspizieren. Als ich mit den Schultern zucke, fährt der schlaue Mann fort, dass man unter anderem sündteure Reitpferde, die hauseigene Schweinezucht und ausgewachsene Zuchtbullen zu Gesicht bekommt.
12.15 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, treffen wir am Ziel ein und ärgern uns, unzählige Menschen auf dem Gelände anzutreffen. Nörgelnd schlendern wir in einen klimatisierten Pferdestall und lernen, dass der Bauerhof von einer ortsansässigen “Non-Profit Organisation” (löblich: Kein Gewinn Organisation) geleitet wird und es sich auf die Fahnen geschrieben hat, nachhaltig zu wirtschaften und mit den Nutztieren sorgsam umzugehen.
14.00 Uhr Nachdem wir die Stallungen besichtigt und Ponys gestreichelt haben, laufen wir zielstrebig in den Hofladen und bemerken, dass Biofleisch nicht gerade preiswert ist. Trotzdem lässt sich Friedbert nicht lumpen und ordert vitaminreiche T-Bone Steaks (löblich: T Knochen Schnitzel). Bei dieser Gelegenheit regt der gute Mann eine abendliche Grillfeier an und sagt, dass wir ein Feuer entfachen und ausgelassen feiern sollten – das hört sich super an.
15.00 Uhr Wieder zurück im Willoughby Drive, setze ich Hund Dixon eine Schüssel mit ROYAL CANIN Trockenfutter vor und mache es mir zur Aufgabe, den Gästen süffiges Budweiser zu kredenzen. Darüber hinaus schleppen wir das praktische Grillfass nach draussen und füllen Holzkohle in die Feuerschale.
16.30 Uhr Während meine Bekannten ihre Kehlen ölen, schufte ich in der Küche und zaubere einen bunten Beilagensalat. Da ich mich nicht um alles kümmern kann, rufe ich spontan bei Frau Pontecorvo an und frage, ob sie uns beim Abendessen Gesellschaft leisten möchte. Meine Nachbarin lässt sich nicht zweimal bitten und kündigt an, einen Nudelsalat beizusteuern.
18.00 Uhr Während wir kraftvoll zubeissen und französischen Schaumwein schlürfen, lassen wir unseren Tagesausflug Revue passieren und sind einstimmig der Meinung, dass sich der Besuch der “West Coast Ranch” durchaus gelohnt hat. Die Dame von nebenan freut sich und meint, dass sie den Bauernhof demnächst besuchen und ebenfalls köstliches Biofleisch einkaufen wird.
20.00 Uhr Als sich die Nacht über Naples legt, räumen wir das schmutzige Geschirr in die Spüle und beschliessen den schönen Abend mit brühfrischem Bohnenkaffee. Anschliessend rufe ich beim “Naples Taxi Service” an und lasse die Telefonistin am anderen Ende der Leitung wissen, dass Prof. Kuhn ins Stadtzentrum fahren möchte.
20.30 Uhr Nachdem sich Edelbert und Frau Pontecorvo verabschiedet haben, setze ich mich zu Friedbert aufs Kanapee und lasse meine Seele bei hunde- und rentnergerechten Fernsehformaten baumeln. Wir frönen interessiert den Abendnachrichten auf FOX und hören, dass Präsident Barack Obama derzeit in Florida unterwegs ist, um für sein Gesundheitskonzept zu werben – wie unlöblich.
21.00 Uhr Da mir langsam die Augen zufallen, wünsche ich dem Gast einen gute Nacht und ziehe mich ins Schlafzimmer zurück, um noch etwas in der Bibel zu lesen. Gute Nacht.