24. September 2012 – Frau Pontecorvo ist zurück

07.30 Uhr Ich werde durch aggressives Telefonschellen geweckt und sehe mich genötigt, mit Frau Pontecorvo sprechen zu müssen. Meine Nachbarin plappert wie ein Wasserfall und kündigt an, dass sie nun Jacksonville auf Wiedersehen sagen und sich auf den Heimweg begeben wird – das soll mir auch Recht sein.
09.15 Uhr Nach einem löblichen Wirbelbad und einem reichhaltigen Frühstück, eile ich besenschwingend auf die Einfahrt und werde plötzlich Zeuge, wie Edelberts schneeweisser JEEP mit quietschenden Pneus vor der kleinen Villa zum Halten kommt. Der Professor wünscht mir einen guten Morgen und erzählt, dass er heute ein Geburtstagspräsent aus der alten Heimat erhalten hat. Um meinem Bekannten eine kleine Freude zu bereiten, lotse ich ihn in die gute Stube und bringe weiter in Erfahrung, dass sein Sohn auch eine Glückwunschkarte mitgeschickt hat und Edelbert die allerbesten Wünsche zu seinem 70. Wiegenfest übermittelt. Als ich brühfrischen Bohnentrunk kredenze, reibt sich Prof. Kuhn die Hände und meint, dass er das Paket erst morgen öffnen wird – wie aufregend.
10.30 Uhr Während wir gemütlich auf der schattigen Terrasse sitzen und Donuts verzehren, tratsche ich ausgiebig mit meinem Bekannten und berichte, dass Frau Pontecorvo auch schon angerufen und ihr Kommen für 17 Uhr angekündigt hat. Mein Tischnachbar ist hellauf begeistert und sagt, dass er sich nicht lumpen lassen und uns morgen Abend anlässlich seines Ehrentages ins beste Restaurant der Stadt ausführen wird – das ist phantastisch.
11.30 Uhr Nachdem sich Edelbert winkend verabschiedet hat, greife ich erneut zum Besen und sorge für Sauberkeit und Ordnung. Unterdessen halte ich mit Herrn Booth ein Kleingespräch (unlöblich: Smalltalk) und verrate dem Vietnamveteran, dass am Dienstag ein alter Freund zu Besuch kommen wird. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf Admiral a.D. Friedbert Bürstenbinder und gebe vor, dass der ehemalige Fregattenkapitän die weite Reise auf sich genommen hat, um Edelbert zu überraschen.
12.45 Uhr Als die Sonne ihren Höchststand erreicht hat, pfeife ich auf den Fingern und lotse Hund Dixon ins Haus. Gutgelaunt fülle ich seinen Napf mit gesundem ROYAL CANIN Trockenfutter auf und vergesse auch nicht, eine nahrhafte TOMBSTONE Tiefkühlpizza für mich ins Ofenrohr zu schieben. Dazu gibt es ein süffiges Budweiser sowie einen bunten Beilagensalat – das schmeckt.
14.00 Uhr Just als ich die Küchenarbeitsplatte abwische und dem Qualitätsradioprogramm von WCKT CAT COUNTRY (löblich: Katze Land) lausche, bimmelt das Telefon schon wieder. Diesmal habe ich Admiral Bürstenbinder dran und höre, dass der gute Mann vor wenigen Minuten in Miami gelandet ist. Friedbert schimpft am laufenden Band und macht mich auf die Tatsache aufmerksam, dass man auf dem Flughafengelände nicht rauchen darf. Darüber hinaus lässt Herr Bürstenbinder kein gutes Haar an AIR BERLIN und nörgelt, weil während der Atlantiküberquerung ausschliesslich Weichgetränke (unlöblich: Softdrinks) ausgeschenkt wurden. Um mich nicht ärgern zu müssen, wirke ich beruhigend auf Friedbert ein und rate ihm, bei der Einreisekontrolle freundlich zu sein und dem Grenzbeamten keine Schimpfwörter an den Kopf zu werfen. Friedbert nickt eifrig und sagt, dass er morgen einen Reisebus besteigen und gegen Abend in Naples sein wird – wie schön.
16.00 Uhr Nachdem ich mich auf dem bequemen Sofa entspannt habe, nehme ich am Schreibtisch Platz und komme meinen Pflichten als staatlich anerkannter Anschnurseelsorger nach. Ausserdem nutze ich die Gelegenheit, um die neuesten Einträge im beliebten Gästebuch in Augenschein zu nehmen.
17.00 Uhr Nach getaner Arbeit entkorke ich eine Flasche Kerbel Weisswein und brate Fischstäbe in einer Pfanne mit Teflonbeschichtung heraus. Just in diesem Moment pocht Frau Pontecorvo ans Küchenfenster und setzt mich darüber in Kenntnis, dass sie vor wenigen Minuten aus Jacksonville zurückgekehrt ist. Die Alte gähnt ausgiebig und sagt, dass sie nun ins Bett gehen und sich von den Strapazen erholen wird – das soll mir Recht sein.
18.30 Uhr Redlichst gestärkt befülle ich die Geschirrspülmaschine mit schmutzigen Tellern und lasse dann den Tag bei hunde- und rentnergerechten Fernsehformaten ausklingen. Ich sehe mir den spannenden Kriegsfilm “The Manchurian Candidate” auf HBO an und verzehre nebenbei eine Tüte Lay’s Kartoffelchips. Anschliessend lösche ich das Licht und gehe ins Bett. Gute Nacht.