Das Tagebuch von Reinhard Pfaffenberg
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19.08.2012
Hi Fans,

gestern Abend hat im Männerklo des Park Cafes ein Betrunkener randaliert. Der 25jährige hat eine Kloschüssel aus der Verankerung gerissen und sämtliche Spiegel zerdeppert. Nur gut, dass die Polizei nicht lange auf sich warten lies und den Irren abführte. Heute habe ich von Bärbel erfahren, dass der Mann nicht nur Alkohol getrunken, sondern auch eine neue Droge namens "Cloud Nine" eingeschmissen hatte.

Dabei handelt es sich um eine Designerdroge, die zu Herzrasen und Orientierungsverlust führen kann. Ausserdem können Menschen, die unter dem Einfluss dieser Droge stehen, "tierische Verhaltensmuster" an den Tag legen. In den Vereinigten Staaten gab es in letzter Zeit immer wieder Fälle von Kannibalismus. Die Polizei geht davon aus, dass die synthetische Droge der Auslöser dafür war.

Ich finde Drogen schrecklich.
Viele verharmlosen Haschisch oder Marihuana. Aber den Leuten ist nicht bewusst, dass gerade Gras eine gefährliche Einstiegsdroge ist. Ausserdem wird Marihuana sehr oft mit Brix gestreckt. Das Streckmittel wird aus Zucker, Hormonen und flüssigem Kunststoff gewonnen und kann zu Übelkeit und Erbrechen führen.

!!! MEIN TIPP !!!
Wer einen "Stimmungsaufheller" braucht, sollte eine Flasche Bier trinken, die neue Gaslight Anthem CD "Handwritten" in den CD-Player einlegen und auf und ab hüpfen :-)

Find more about Weather in Toronto, CA
Das Wetter in Toronto, ONT

Mit Pfaffenberg hab' ich heute auch schon geplaudert.
Der Rentner hat heute mit James und Amanda versucht, seinem Grossneffen das Schwimmen im Ontariosee beizubringen. David wollte seine Schwimmflügel aber partout nicht ablegen :-)

Okay, das soll es für diese Woche gewesen sein.
Ich wünsche euch sonnige Tage und würde mich freuen, wenn wir uns in sechs Tagen wieder lesen könnten.

  Eure Sandra


18.08.2012
Hallo Leute,

eigentlich wollte mein Vermieter heute nach Naples zurückfliegen.
Er hat sich am Montag kurzfristig entschlossen, seinen "Urlaub" zu verlängern und sich erst am 25. August zu verabschieden. Die Flugumbuchung hat 50 $ gekostet - aber Pfaffenberg kann die Kröten ohne weiteres verschmerzen :-)

Übrigens hat es mein Cousin nun doch geschafft, den JEEP zum Laufen zu bringen.
Er musste einige Ersatzteile bestellen und die Kopfdichtung austauschen. Nun fährt mein treues Auto wieder wie geschmiert. Ich bin richtig froh und hoffe, dass mir der Cherokee noch viele Jahre gute Dienste erweist. Ich hätte bestimmt keinen Spass daran gehabt, in 'nem Neuwagen durch die Gegend zu fahren. Die Reparatur war aber nicht billig. Mein Cousin hat nur die Ersatzteile berechnet und mir 500 € abverlangt.

Ausserdem muss ich Bernd heute ins La Casareccia einladen. Meine Mitbewohnerin sitzt schon seit einer geschlagenen Stunde vor dem Spiegel und bretzelt sich auf. Hinterher wollen wir dann ins Eiscafe Rialto und den Abend mit grossen Eisbechern beschliessen :-)

Achja, Reinhard hat heute auch schon angerufen und mich beauftragt, an der Preisschraube zu drehen und während der Oktoberfestzeit für das Gästezimmer 200 € zu verlangen. Da ist der Herr Rentner aber zu spät dran, denn die Pension Waldblick ist vom 22. September bis zum 7. Oktober ausgebucht :-)

Mehr gibt es nicht zu berichten.
Ich mache mich jetzt auch schnieke und hoffe, dass wir am Abend vom Regen verschont bleiben.

  Schöne Grüsse
  Sandra


17.08.2012
07.45 Uhr Hund Dixon hüpft ausgelassen ins Bett und leckt mir mit der nassen Zunge übers Gesicht. Darüber hinaus fordert mich der Rüde mit wedelnder Rute auf, endlich in die Gänge zu kommen und einen Spaziergang zu unternehmen.
08.15 Uhr Nachdem ich den Vierbeiner in den Garten gescheucht und mit Maria getratscht habe, lasse ich die Seele bei einem Vollbad baumeln. Um stets auf dem Laufenden zu bleiben, lausche ich dem Nachrichtenprogramm einer örtlichen Sendeanstalt und bringe in Erfahrung, dass just heute vor einem Vierteljahrhundert der ehemalige Führerstellvertreter Rudolf Hess im Kriegsverbrechergefängnis Spandau gestorben ist. Laut des Gerichtsmediziners James Cameron soll Hess den Freitod gewählt und sich am Nachmittag des 17. August 1987 erhängt haben. Natürlich liefen viele seiner Anhänger Sturm und vermuteten, dass der Verbrecher von den Alliierten ermordet wurde. HEUREKA - diesen Unsinn muss man gehört haben.
09.15 Uhr Kopfschüttelnd beende ich die Morgenwäsche und eile nach unten, um mir in Edelberts, Marias und Georgs Gesellschaft die wichtigste Mahlzeit des Tages schmecken zu lassen. Während ich kraftvoll zubeisse und mich an Schweizer Käse, im Ofen aufgebackenen Semmeln und vitaminreichem Schinken labe, kommt Maria auf unsere geplante Fahrt nach Hamilton zu sprechen. Die Gute überschlägt sich vor Freude und sagt, dass uns Laura mit einem Mittagessen überraschen wird. Ich reibe mir die Hände und erwidere, dass wir augenblicklich losfahren sollten. Als ich mich Georg zuwende, zuckt er mit den Schultern und behauptet, dass er leider mit seinem Prokuristen verabredet ist und die Baustelle in Clarington besichtigen muss - wie schade.
10.00 Uhr Ausgestattet mit einer Dose Diät Coca Cola führe ich Dixon zum Cadillac Escalade und helfe ihm auf den Rücksitz. Nachdem auch Edelbert und Maria zugestiegen sind, lasse ich den PS-strotzenden Sechszylinder aufheulen und gleite radiohörend von der Einfahrt. Danach krusen wir durch den Stadtteil North York und können in weiter Ferne sogar den CN Turm erblicken – wie aufregend.
10.30 Uhr Edelbert quasselt während der kurzweiligen Fahrt wie ein Wasserfall und erinnert, dass Frau Pontecorvo am Sonntag ihr Wiegenfest feiern wird. Ich kratze mich nachdenklich an der Schläfe und erkläre dem Professor, dass er meine Nachbarin anrufen und sie über unsere Urlaubsverlängerung in Kenntnis setzen muss. Der schlaue Mann lässt sich nicht zweimal bitten und zückt prompt sein strahlendes Handtelefon.
10.45 Uhr Nach fünfundvierzig Minuten kommen wir an der 165.000 Einwohner zählenden Gemeinde Oakville vorbei. Maria versorgt uns mit Infos und merkt an, dass der kanadische Schriftsteller David Young Anno 1946 in Oakville das Licht der Welt erblickte. Zudem lernen wir, dass in der Stadt die kanadischen Firmensitze der Schnellessketten "Tim Hortons" und "Wendy's" zu finden sind. Meine Schwägerin kommt aus dem Schmunzeln gar nicht mehr heraus und macht uns darauf aufmerksam, dass Georgs Baufirma beide Bürokomplexe in den frühen 1990er Jahren gebaut hat - das ist phantastisch.
11.15 Uhr Kurze Zeit später passieren wir das Willkommensschild von Hamilton und freuen uns darauf, Laura, Herrn William und den kleinen Paul (8) zu treffen. Maria lotst uns durch den Stadtkern und erzählt, dass sich ihre Tochter ganz bestimmt nicht lumpen lassen und uns mit einem Festschmaus überraschen wird – wie schön.
11.30 Uhr Endlich sind wir am Ziel und werden von Laura und Paul herzlich begrüsst. Die fesche Maid führt uns in die gute Stube und wir können auch ihrem Lebensgefährten die Hand schütteln. Während sich Dixon schnüffelnd in den Garten verabschiedet, führt uns Laura durchs Haus und erklärt, dass sie seit meinem letzten Besuch viel Geld in neue Holzdielen gesteckt hat. Herr William nickt eifrig und sagt, dass er sich im ersten Stock ausserdem ein Zimmer ausgebaut hat, in dem er Abends ungestört mit dem Teleskop in den Nachthimmel blicken kann – das soll mir Recht sein.
12.00 Uhr Pünktlich zur Mittagszeit nehmen wir im Esszimmer platz und werden von Laura mit einem extraordinären Fischgericht verwöhnt. Meine Nichte verfrachtet ein stattliches Filetstück sowie Petersilienkartoffeln auf meinen Teller und sagt, dass sie heute Morgen den Fischmarkt besucht und einen heimischen Flossenträger aus dem Ontariosee besorgt hat - wie aufregend.
12.30 Uhr Voller Vorfreude mache ich mich über das Mittagessen her und vernehme, dass die junge Familie in der kommenden Woche nach Las Vegas ausfliegen wird. Ich mache grosse Augen und bringe heraus, dass die lieben Menschen für fünf Tage im familienfreundlichen "Stratosphere Hotel" logieren werden - wie schön. Bei dieser Gelegenheit möchte Herr William wissen, ob ich eine Reise in die alte Heimat plane. Ich schüttle den Kopf und entgegne, dass mir als Rentner das Geld fehlt, um sündteure Auslandsreisen zu unternehmen.
13.30 Uhr Nachdem wir die Jause mit Schaumkaffees und Tiramisu abgerundet haben, unternehmen wir einen kleinen Spaziergang durch das schöne Wohngebiet. Um Paul eine kleine Freude zu bereiten, überreiche ich ihm die Hundeleine und beauftrage ihn, auf Dixon aufzupassen. Der aufgeweckte Achtjährige strahlt über das ganze Gesicht und sagt, dass seine Freundin Julienne (9) eine Hündin namens Koala besitzt - das soll mir auch Recht sein.
14.15 Uhr Just als sich Schweissperlen auf meiner Stirn bilden, erreichen wir eine weitläufige Parkanlage. Laura lässt sich auf einer Bank nieder und plappert, dass sie mit ihrer Schulklasse sehr gerne hierher kommt, um Sport zu treiben oder Schmetterlinge zu beobachten. Bei dieser Gelegenheit frage ich das Kind bezüglich ihrer Tätigkeit aus und höre, dass es im kommenden Schuljahr eine 4. Jahrgangstufe als Klassenlehrerin betreuen darf.
14.45 Uhr Um keinen Hitzeschlag zu bekommen, treten wir den Heimweg an und schlendern durch eine einladende Villensiedlung, die den Namen "Glen Castle" trägt. Herr William ist bestens informiert und gibt zu Protokoll, dass in dieser Gegend reiche Leute wie der Eishockeyspieler Dave Andreychuk oder der ehemalige Olympiateilnehmer Toller Cranston luxuriöse Anwesen besitzen. Ich komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und lasse Edelbert wissen, dass ich die kleine Villa in Naples gewinnbringend veräussern und meinen Lebensmittelpunkt hierher verlegen werde. Der Professor hat nur Hohn und Spott übrig und meint, dass Häuser in dieser Gegend mehrere Millionen Dollars kosten.
15.30 Uhr Wieder zurück im Zuhause meiner Nichte, setzen wir uns entspannt auf die schattige Terrasse und nehmen mit hausgemachtem Käsekuchen und echtem Bohnekaffee Vorlieb. Als ich meine ausgetrocknete Kehle durchspüle, präsentiert Paul einen Lederball und erzählt stolz, dass er die Fussballschuhe für den "Hamilton Sparta Soccer Club" schnürt. Laura kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und kündigt grossspurig an, dass ihr Sohn Profifussballer werden will - das hat gerade noch gefehlt. Missmutig greife ich mir an die Stirn und rate dem Buben, etwas anständiges zu lernen und Rechtsanwalt, Arzt oder Raumfahrer zu werden.
16.15 Uhr Während Edelbert und Herr William über die Eurokrise diskutieren und Zigarren rauchen, begleite ich Paul auf sein Zimmer und registriere, dass sich mein Grossneffe nicht nur für Fussball, sondern auch für Eishockey interessiert. Argwöhnisch nehme ich die Poster an den Wänden in Augenschein und bemerke, dass der Dreikäsehoch ein Anhänger der "Toronto Maple Leafs" ist.
16.45 Uhr Nachdem mir der Zwerg seine Spielsachen gezeigt hat, kehre ich auf die Terrasse zurück und trinke ein Glas Eistee. Nebenher halte ich mit meinen Tischnachbarn Kleingespräche (unlöblich: Smalltalk) und erinnere daran, dass es langsam Zeit wird, nach Toronto zurück zu fahren. Maria seufzt laut und sagt, dass der Besuch viel zu kurz war - wie wahr. Trotz aller Widrigkeiten lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und vereinbaren, dass wir uns am kommenden Samstag im Stadthaus meines Bruders wiedersehen sollten. Ich zwinkere Laura redlich zu und verspreche, dass ich mich für das feine Mittagessen revanchieren und eine Grillfeier ausrichten werde.
17.30 Uhr Wenig später sitzen wir im Cadillac und gleiten winkend von der Einfahrt. Ich schlage den Weg nach Norden ein und informiere, dass wir spätestens um halb Sieben zu Hause sein werden. Um für beste Stimmung zu sorgen, schiebe ich eine Kompaktscheibe mit den grössten Schlägen des weltbekannten Sängers Dean Martin in die Musikanlage und singe zu "Houston" laut mit - da kommt Freude auf.
18.30 Uhr Pünktlich auf die Minute komme ich vor dem Zuhause meiner Verwandten zum stehen und quäle mich mit schmerzendem Rücken vom Fahrersitz. Nörgelnd folge ich dem Professor in die gute Stube und schimpfe, weil das lange Sitzen ganz und gar nicht nach meinem Geschmack ist. Edelbert zeigt Verständnis und kredenzt süffiges Labatt Blau Bier.
19.00 Uhr Als Maria das Abendessen serviert, kommt auch Georg von der Arbeit zurück. Mein Bruder leistet uns Gesellschaft und sagt, dass der Tag auf der Baustelle sehr anstrengend war. Ich schlage in die gleiche Kerbe und erwidere, dass mir der Ausflug nach Hamilton noch immer in den Knochen steckt.
19.30 Uhr Nachdem ich zwei Käsebrote verzehrt habe, lasse ich den langen Tag in Edelberts und Hund Dixons Gesellschaft vor dem Fernsehen ausklingen. Wir frönen den Abendnachrichten auf CBC und schalten dann auf HBO um, wo just in diesem Augenblick der spannende Wildwestfilm "The Quick and the Dead" (auf deutsch: Der Pfad der Gewalt) beginnt. Ich lehne mich kartoffelchipsknabbernd zurück und gebe mich den Erlebnissen einer Siedlerfamilie hin, die mit einem Planwagen durch Wyoming zieht. Als die armen Leute von Banditen überfallen wird, tritt ein geheimnisvoller Fremder auf den Plan, den Siedlern das Leben zu retten.
21.15 Uhr Nach 90 unterhaltsamen Minuten flimmert der Abspann über den Flachbildschirm und ich verabschiede mich übermüdet ins Gästezimmer. Zu guter Letzt putze ich mir die Zähne und lege mich dann schlafen. Gute Nacht.


16.08.2012
08.00 Uhr Ich werde durch lautes Staubsaugerdröhnen geweckt und lasse Hund Dixon wissen, dass Putzfrau Grace (48) heute den Haushalt auf Vordermann bringt. Gähnend schlüpfe ich in die bequemen Josef Seibel Hausschuhe und lasse es mir nicht nehmen, der schokoladenbraunen 
Putzperle einen guten Morgen zu wünschen. Die Frau wischt sich über die nasse Stirn und erwidert, dass die Hitze kaum auszuhalten ist. Ich winke demonstrativ ab und entgegne, dass wir in Naples bei 28°C die Pelzmäntel aus den Kleiderschränken holen und die Heizung einstellen.
08.30 Uhr Während Dixon ins Parterre läuft, um Georg und Maria zu begrüssen, eile ich ins geräumige Gästebadezimmer. Ich läute den Tag mit einem Vollbad ein und folge nebenher dem Internetzradioprogramm eines örtlichen Radiosenders. Unter anderem kommt der Moderator auf das anstehende Bruce Springstein Konzert im "Rogers Center" zu sprechen und meldet, dass der Konzertveranstalter bisher 40.000 Eintrittskarten absetzen konnte. Darüber hinaus lerne ich, dass der Rocker im Oktober erneut in Kanada pörformen und Konzerte in Ottawa, Hamilton und Vancouver spielen wird - wo soll das noch hinführen.
09.30 Uhr Nach dem Badevergnügen rutsche ich auf dem Treppengeländer nach unten und freue mich, nicht nur Maria, Edelbert und Georg, sondern auch Amanda und David am Esstisch anzutreffen. Ich kneife meinen Grossneffen in die Wange und frage seine Mutter bezüglich James aus. Amanda seufzt laut und erzählt, dass ihr Ehemann bereits im Studio sitzt, um ein Volkslied für das Grey Owl Hörspiel einzustudieren. Die junge Frau geht noch weiter und behauptet, dass James morgen die Arbeit beenden und eine ganze Woche zu Hause sein wird. Nebenbei reibt sich das Kind die Hände und kündigt an, in 8 Tagen das Bruce Springstein Konzert besuchen zu wollen. Ich rümpfe demonstrativ die Nase und stelle klar, dass ich währenddessen auf David aufpassen werde. Mein Bruder fällt mir jedoch ins Wort und setzt mich darüber in Kenntnis, dass er seine Kontakte hat spielen lassen und vier weitere Billetts für das Rockspektakel besorgt hat. Als ich nachfrage, rückt Georg mit der ganzen Wahrheit heraus und sagt, dass wir alle dem Konzert beiwohnen werden - wie furchtbar.
10.15 Uhr Kurz nach dem Zehnuhrläuten erhebe ich mich vom Küchentisch und spiele mit der Idee, einen Ausflug zu unternehmen. Als ich Georg auffordere, mich in die Stadt zu begleiten, windet sich der gute Mann geschickt heraus und unterbreitet, dass er im Büro erwartet wird. Trotzdem überreicht mir mein Bruder die Schlüssel für den Cadillac Escalade und animiert mich, "Chinatown" (löblich: Chinastadt) zu erkunden - papperlapapp. Nörgelnd hole ich mir eine Dose Diät Coca Cola aus dem Eiskasten und antworte, dass ich heute der Kunst und Kultur frönen werde. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass es prima wäre, die "Steam Whistle" (löblich: Dampfpfeife) Brauerei am Gardiner Expressway zu besichtigen - wie aufregend.
10.45 Uhr Wenig später haben wir uns von meinen Verwandten und Hund Dixon verabschiedet und sitzen im Cadillac. Während ich das serienmässig eingebaute Navigationssystem bediene, steuert Edelbert den PS-strotzenden Geländewagen nach Norden und meint, dass wir in der Brauerei womöglich literweise Bier trinken werden.
11.15 Uhr Dreissig Minuten später erreichen wir das Brauereigelände und können das Auto auf einem Besucherstellplatz parken. Voller Vorfreude laufen wir zum Gästeeingang (unlöblich: Guest Entrance) und lernen, dass die nächste Führung um halb Zwölf beginnt. Zudem werden wir von einem Guide (löblich: Führer) genötigt, je 12 Dollars Eintritt zu entrichten. Obwohl ich finanziell keineswegs auf Rosen gebettet bin, gehe ich auf den Handel ein und kann es gar nicht mehr erwarten, meinen staubtrockenen Hals mit einem süffigen Hopfentrunk durchzuspülen.
11.45 Uhr Nach einer kurzen Wartezeit lotst uns der Heini durch eine Sicherheitsschleuse und präsentiert eine Schautafel, auf der diverse Photografien angebracht sind. Ich nehme das Abbild einiger junger Männer in Augenschein und höre, dass die Brauerei im Jahre 1998 von Greg Taylor, Cam Heaps und Greg Cromwell gegründet wurde. Die frischgebackenen Brauingenieure machten es sich zur Aufgabe, einen ganz besonderen Trunk zu kreieren und auf das deutsche Reinheitsgebot aus dem Jahre 1516 zu vertrauen - wie schön.
12.15 Uhr Als nächstes führt uns der Fachmann durch das Sudhaus und berichtet, dass das Steam Whistle Pilsner ausschliesslich aus kanadischem Hopfen und reinstem Quellwasser gebraut wird. Als ich nachfrage, ob das Wasser aus dem Lake Ontario stammt, belehrt mich der Touristenführer eines Besseren und informiert, dass das Wasser im 60 Kilometer entfernten Glen Major Forest abgepumpt wird - das soll mir auch Recht sein.
12.45 Uhr Just als der Minutenzeiger meiner wertvollen Rolex auf Viertel vor Eins deutet, stehen wir plötzlich im abgedunkelten Lagerkeller und vernehmen, dass das Bier für mindestens 6 Wochen in Aluminiumtanks gelagert wird. Der Tourguide plappert ohne Unterlass und erzählt, dass das flüssige Gold anschliessend gefiltert wird und in die Abfüllanlage gelangt. Neugierig folgen wir dem Mann in die Abfüllhalle und registrieren, dass das Pils aus ökologischen Gründen ausschliesslich in Flaschen abgefüllt wird.
13.15 Uhr Zu guter Letzt landen wir im Andenkenladen und werden mit zapffrischem Pils überrascht. Ich nehme einen kräftigen Schluck und erkläre meinem Begleiter, dass das untergärige Lagerbier sehr vollmundig daherkommt. Der Professor nickt eifrig und macht sich daran, sechs Flaschen sowie ein Bierglas mit "Steam Whistle" Aufdruck zu kaufen. Ich folge Edelberts Beispiel und entschliesse mich, einen formschönen Flaschenöffner aus Plastik zu erwerben. HEUREKA - mein Bruder wird Augen machen.
14.00 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, kehren wir zum Auto zurück und rasen mit quietschenden Pneus vom Parkplatz, um nach einer einladenden Gaststätte Ausschau zu halten. Nach wenigen Minuten passieren wir die "Duffers Mall" (löblich: Duffers Einkaufszentrum) und fassen den Entschluss, das Mittagessen in einem Kaufhausgasthaus einzunehmen.
14.45 Uhr Letztendlich landen wir in einem TACO BELL Schnellessrestaurant und ordern an der Essensausgabe süffige 7UP Limonade sowie vitaminreiche "Fresco Chicken Burritos" (löblich: Fresco Hühner Maisbrot). Dazu gibt es mexikanische Beilagensalate sowie hausgemachte Kartoffelspalten - das schmeckt.
15.00 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse, komme ich auf das Bruce Springstein Konzert im Rogers Center zu sprechen und lege anschaulich dar, dass ich meinen Bruder ganz bestimmt nicht begleiten werde. Edelbert zuckt mit den Schultern und meint, dass es sicher eine Gaudi wird, den 62jährigen Künstler auf der Bühne zu erleben.
15.30 Uhr Nachdem wir aufgegessen haben, treten wir radiohörend die Heimfahrt an. Um schneller voran zu kommen, übernehme ich das Steuer und rase zügig durch die Stadtteile Bracondale Hill, Deer Park und Leaside.
16.15 Uhr Endlich sind wir wieder daheim und finden auf dem Küchentisch eine handschriftlich aufgesetzte Notiz vor. Ich überfliege die Zeilen und bringe heraus, dass Maria mit Hund Dixon einen Spaziergang unternommen hat. Da sich der Professor an Georgs Heimrechner zu schaffen macht, ziehe ich es vor, auf dem Wohnzimmerkanapee die Beine hochzulegen. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und träume von meiner Reise quer durch den amerikanischen Kontinent.
17.15 Uhr Hund Dixon weckt mich unsanft und kommt aus dem Hecheln gar nicht mehr heraus. Ich richte mich augenreibend auf und vernehme, dass Maria den Nachbarn einen Besuch abgestattet hat. Meine Schwägerin schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass Dixon mit der Hündin von Familie Rothbaum Freundschaft geschlossen hat. Ausserdem verweist Maria auf ihren Ehemann und sagt, dass Georg an einem Geschäftsessen teilnehmen muss und erst spät Abends nach Hause kommen wird. Trotz aller Widrigkeiten legt die Gute beste Laune an den Tag und meint, dass sie in einer Stunde das Abendessen servieren wird.
18.00 Uhr Nachdem ich Dixons zerzaustes Fell gebürstet und ihm sein schönes Lederhalsband umgelegt habe, finden wir uns in der Küche ein. Maria fährt eine feine Griesnockerlsuppe auf und möchte wissen, ob wir morgen Laura in Hamilton besuchen wollen. Ich stimme prompt zu und erläutere, dass wir gleich nach dem Frühstück losfahren sollten.
18.30 Uhr Nach dem zweiten Nachschlag muss ich leider die Segel streichen. Laut ächzend mache ich es mir im holzvertäfelten Wohnzimmer bequem und lasse den aufregenden Tag mit hunde- und rentnergerechten Fernsehformaten ausklingen. Als erstes schaue ich mir eine neue Episode der englischen Seifensendung "Coronation Street" an und langweile mich sehr. Maria versorgt mich unterdessen mit Fakten und stellt die Behauptung auf, dass dieses Fernsehspiel seit Jahrzehnten in Kanada läuft und sagenhaften Einschaltquoten aufweisen kann. HEUREKA - diesen Unsinn muss man gesehen haben.
19.00 Uhr Zur besten Sendezeit gesellt sich Edelbert dazu und wir schauen uns die bayerische Kultserie "Die Hausmeisterin" auf DVD an. Während Maria mit den Stricknadeln hantiert, tauchen wir in das Leben der Martha Haslbeck ein, die sich unsterblich in den Griechen Costa verliebt - da kommt Freude auf.
21.00 Uhr Nach der zweiten Folge reiche ich die Fernbedienung an Edelbert weiter und scheuche Hund Dixon noch einmal Mal durch den Garten. Danach gehe ich ins Bett und lese noch etwas in der Bibel. Gute Nacht.


15.08.2012
Sehr verehrte Damen und Herren, liebe Heimseitenbesucher,

in meiner weissblauen Heimat wird heute mit "Mariä Himmelfahrt" ein wichtiger Feiertag begangen.
Wie jedes Kind weiss, geht besagte Feierlichkeit auf ein altertümliches Marienfest zurück, welches Cyrill von Alexandrien im 5. Jahrhundert einführte.

Bereits die Heiden feierten am 15. August mit Astraea einen Himmelstag, der an die Vergänglichkeit des Seins und an die Heiligkeit des Geistes erinnert sollte. Cyrill, der Patriarch von Alexandrien entschloss sich kurzerhand, dem heidnischen Firlefanz entgegenzuwirken und den Bürgern der altägyptischen Stadt Alexandrien den Glauben an die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel schmackhaft zu machen. Aus diesem Grund veranstaltete der theologische Vordenker um 400 nach Christus ein rauschendes Fest zu Ehren der Gottesmutter. 1.550 Jahre später wurde der Feiertag von Papst Pius XII. zum Dogma erhoben und zählt seitdem zu einem der wichtigsten Feste des römisch-katholischen Glaubens - wie schön.

Während der am heutigen Tage stattfindenden Gottesdienste rufen die Pfarrer und Priester dazu auf, zu Sträusse zusammengebundene Kräuter zum Altar zu bringen. Die geweihten Mariensträusse werden anschliessend in der guten Stube aufgehängt oder kranken Menschen überreicht.

Auch im fernen Ontario wird der Feiertag begangen. 
Hierzulande wird er jedoch "Assumption Day" genannt. Gleich nach meiner Rückkehr nach Toronto, habe ich mit Prof. Kuhn und meinen Verwandten die Kirche besucht und ein Gebet gesprochen. Darüber hinaus stand am Nachmittag ein Ausflug an den Ontariosee auf dem Programm.

Ich wünsche allen Heimseitenbesuchern einen gesegneten Feiertag
Reinhard Pfaffenberg 


14.08.2012
08.00 Uhr Ich werde durch ein eigenartiges Kratzen aus einem schönen Traum gerissen und bemerke, dass Dixon die Türe aufgestossen hat. Um dem Krach auf den Grund zu gehen, hüpfe ich aus dem Bett und eile badebemäntelt an die frische Luft. Nach kurzer Suche treffe ich den
Vierbeiner hinter dem Gästehaus an und sehe, wie er ein tiefes Loch gräbt. Natürlich erhebe ich den Zeigefinger und fordere den Rüden auf, keine Mäuse zu jagen. Um weiteres Unheil abzuwenden, werfe ich einen Tennisball in den Lake Simcoe und animiere Dixon, seine verschmutzten Läufe im kühlen Nass zu baden.
08.30 Uhr Nachdem ich für klare Verhältnisse gesorgt habe, entspanne ich mich bei einem Vollbad mit Schaum. Unterdessen rufe ich bei meiner unterbelichteten Mieterin an und erzähle, dass ich morgen mein Ränzlein schnüren und nach Toronto zurückfahren muss. Sandra ist begeistert und entgegnet, dass sie nach der Arbeit ihren defekten JEEP reparieren muss. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen und vermute, dass dieses Vorhaben unter keinem guten Stern steht. Um der Maid etwas Gutes zu tun, rede ich ihr ins Gewissen und biete an, dass sie den JAGUAR für 3.000 EUROS übernehmen kann. Leider lehnt Sandra vogelzeigend ab und wünscht mir einen schönen Tag - das ist wieder typisch.
09.30 Uhr Kopfschüttelnd beende ich die Morgenwäsche und freue mich auf ein reichhaltiges Frühstück im Kreise meiner Liebsten. Ich laufe pfeifend zum Haupthaus und habe das Vergnügen, das wichtigste Mahl des Tages auf der Veranda einnehmen zu dürfen. Maria serviert zuvorkommend Rühreier mit Speck, brühfrischen Bohnenkaffee sowie hausgemachte Pfannkuchen und Clover Crest Bienenhonig.
09.45 Uhr Während ich kraftvoll zubeisse und meine ausgetrocknete Kehle öle, kommt mein Bruder plötzlich auf seinen nächsten Abstecher nach Gilford Beach zu sprechen. Georg schnippt mit den Fingern und kündigt an, im Oktober seinen Prokuristen mitsamt Ehefrau im Ferienhaus zu bewirten. Darüber hinaus bittet mich der gute Mann, nach dem Frühstück mit in die Stadt zu kommen. Als ich genauer nachfrage, verweist Georg auf die kalte Jahreszeit und meint, dass es angebracht wäre, frühzeitig Brennholz zu besorgen.
10.30 Uhr Als der Minutenzeiger meiner goldenen Armbanduhr auf halb 11 deutet, leere ich den Kaffeebecher und drücke dem Professor die Hundeleine in die Hand. Anschliessend folge ich James hinter das Anwesen und helfe bei schweisstreibenden 28°C, den in die Jahre gekommenen Einachs-Kastenanhänger hervor zu schieben. Danach verbinden wir die Anhängerkupplung fachmännisch mit dem Kupplungshaken und machen es uns zur Aufgabe, ins Auto einzusteigen und mit durchdrehenden Pneus in die Stadt zu rasen. Während Gesangsstern Alan Jackson im Radio trällert, steuern wir "Hensons Firewood Shop" (löblich: Hensons Feuerholz Geschäft) am Ortseingang an und verabreden, dass wir zwei Cord (löblich: 7,24 m³) Brennholz einkaufen sollten.
11.00 Uhr Wenig später kommen wir auf dem Hof des Unternehmens zum Stehen und werden von Herrn Henson persönlich begrüsst. Der bierbäuchige Heini reicht Georg die Hand und lotet aus, ob er das Brennholz an Nachmittag liefern soll. Mein Bruder winkt prompt ab und sagt, dass wir zu dritt sind und die Fuhre selbst abtransportieren werden. Bevor ich mich versehe, überreicht mir Georg ein Paar Arbeitshandschuhe und ruft mich auf, mich nützlich zu machen - das hat gerade noch gefehlt.
11.30 Uhr Völlig verschwitzt sichern wir das Brennholz mit Zerrgurten und fassen den Entschluss, als nächstes ins "Gilford Bar & Grille" Gasthaus einzukehren. Mit schmerzendem Rücken folge ich meinen Verwandten in die Wirtschaft und lasse mich ächzend am Tresen nieder. Der Barmann kredenzt einen Krug (unlöblich: Pitcher) Labatt und legt uns nahe, drei Cheeseburger (löblich: Käseburger) mit French Fries (löblich: französische Kartoffelstäbe) zu ordern - das hört sich verlockend an.
12.00 Uhr Als die Brotzeit serviert wird, nehme ich freudig die Gabel zur Hand und merke an, dass wir uns nach der Schufterei eine warme Mahlzeit redlichst verdient haben. James schenkt mir ein Lächeln und sagt, dass das Essen noch besser schmeckt, weil sein Vater die Rechnung bezahlen muss - wie wahr. Darüber hinaus bringt der junge Mann den morgigen Mariä Himmelfahrtstag (unlöblich: Assumption Day) ins Spiel und sagt, dass er uns leider nicht in die Kirche begleiten kann. James blickt traurig drein und behauptet, dass er zur Mittagszeit von Herrn Sam Dietz im Tonstudio erwartet wird.
13.00 Uhr Nachdem wir uns gestärkt haben, lassen wir den Motor des PS-strotzenden Cadillac Escalades aufheulen und fahren hupend von dannen. Während der kurzweiligen Reise lauschen wir weiter dem Programm des Landmusikradiosenders "KICX 106" und erfreuen uns an einer nagelneuen Komposition der aufstrebenden Combo "Gloriana" - wie schön.
13.30 Uhr Wieder zurück im Ferienhaus, lege ich mich schnaufend aufs bequeme Kanapee und strecke genüsslich die Beine aus. Obgleich David (6) plärrt, döse ich bald ein und sehe mich im Traum in den grossen Apfel (unlöblich: Big Apple) versetzt.
14.30 Uhr David zwickt mich frech in den Arm und erzählt, dass seine Eltern zu einem Spaziergang aufgebrochen sind. Ich reibe mir gähnend den Schlaf aus den Augen und erwidere, dass es nun an der Zeit ist, Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Voller Elan eile ich in die Küche und fülle einen Becher mit Bohnentrunk auf. Zudem richte ich zwei Stück Käsekuchen auf einem Teller an und beauftrage David, Gabeln aus dem Küchenschrank zu holen.
15.00 Uhr Im Anschluss gesellen wir uns zu Georg und Maria auf die Veranda und laben uns am köstlichen Backwerk. David deutet währenddessen fasziniert zum See und macht mich darauf aufmerksam, dass Hund Dixon und Prof. Kuhn am Ufer mit einem Ball spielen. Ich komme aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und rufe Edelbert zu, dass er sich vor dem Seeungeheuer Igopogo in Acht nehmen sollte.
15.45 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, kehre ich ins klimatisierte Haus zurück und beginne mit der Anschnurarbeit. Fachmännisch nehme ich Georgs leistungsstarken Heimrechner in Betrieb und finde auch heute viele Hilferufe besorgter Erziehungsberechtigter im Postkasten vor. Frau Patricia E. aus München schreibt, dass ihr Sohn Franz (15) am Wochenende mit der Eisenbahn nach Bad Aibling reisen will, um dort das "Echelon Musikfestival" zu besuchen. Ich mache mich sogleich im Internetz schlau und lerne, dass auf besagtem Fest elektronische Musik gespielt und Haschgift in rauen Mengen konsumiert wird - wie unlöblich. Natürlich erhebe ich Einspruch und rate der Dame, ihrem Sohn Stubenarrest zu verpassen - das sollte ihm eine Lehre sein.
16.30 Uhr Kurze Zeit später poltert Edelbert durchs Wohnzimmer und schimpft, weil er von Dixon in den Arm gezwickt wurde. Der schlaue Mann deutet nörgelnd auf sein Handgelenk und meint, dass er einen blauen Fleck davontragen wird. Ich rolle mit den Augen und nehme dann die neuesten Einträge im beliebten Gästebuch in Augenschein.
17.00 Uhr Nachdem alles abgearbeitet ist, schalte ich das Arbeitsgerät aus und mache mich daran, im Gästezimmer Staub zu wischen und meine Habseligkeiten in die Reisetasche zu stecken. Seufzend spähe ich zum Lake Simcoe und finde, dass die Tage im Ferienhaus wie im Fluge vergangen sind. Trotz aller Widrigkeiten lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und bin mir sicher, dass ich im kommenden Jahr wieder kommen werde.
17.30 Uhr Hungrig und durstig stelle ich das Gepäckstück neben das Bett und statte dann Maria und Amanda in der Küche einen Besuch ab. James Ehefrau fuchtelt mit dem Kochlöffel vor meiner Nase herum und sagt, dass wir bald essen können - das ist phantastisch. Ruckzuck hole ich die Porzellanteller aus dem Schrank und vergesse auch nicht, Trinkgläser auf der Veranda bereit zu stellen.
18.00 Uhr Endlich ist es soweit und Maria fährt Züricher Geschnetzeltes mit Serviettenknödeln auf. Dazu gibt es eisgekühlte Hopfenkaltschalen mit perfekter Schaumkrone. Wir lassen die letzten Stunden entspannt im Freien ausklingen und lauschen dabei dem abendlichen Konzert der Grillen.
18.45 Uhr Während der Schein einer Kerze für romantische Stimmung sorgt, zückt Georg sein Zigarrenetui und bietet Edelbert und James echte kubanische Habanos an. Ausserdem lässt Georg kein gutes Haar an den mexikanischen Tabakerzeugnissen und macht auf den Umstand aufmerksam, dass die amerikanische Regierung das Einfuhrverbot für kubanische Rauchwaren endlich lockern sollte. Ich schüttle entschieden den Kopf und antworte, dass Präsident Barack Obama hart durchgreifen und das Rauchen in der Öffentlichkeit unter Strafe stellen sollte. James klopft sich lachend auf die Schenkel und meint, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe - das ist ja allerhand.
19.30 Uhr Missmutig verabschiede ich mich ins Wohnzimmer und mache es mir neben Hund Dixon auf dem Sofa bequem. Während meine Verwandten die Luft verpesten, gebe ich mich dem Abendprogramm von HBO hin und fröne dem spannenden Kriegsfilm "Phantom Commando" mit Arnold Schwarzenegger. Die Produktion aus dem Jahre 1985 erzählt aus dem Leben des Veteranen John Matrix, der um das Leben seiner entführten Tochter bangen muss. Weil die Polizei nicht fähig ist, die Hintermänner des Verbrechens ausfindig zu machen, greift Herr Matrix selbst zum Sturmgewehr - da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Nach 90minütiger Spitzenunterhaltung schalte ich die Glotze ab und gehe mit Dixon Gassi. Danach wünsche ich meinen Liebsten angenehme Träume und gehe müde ins Bett. Gute Nacht.


13.08.2012
07.30 Uhr Die 33. Woche des Jahres beginnt und ich fühle mich prima. Wie es sich für einen sportlichen Rentner gehört, stehe ich zeitig auf und zögere nicht, meine eingeschlafenen Muskeln am Ufer des Lake Simcoe zu stählen. Nebenbei spähe ich auf das azurblaue Wasser und kann
sogar einen Schwarm Wildgänse entdecken. HEUREKA - diese Idylle muss man erlebt haben.
 08.00 Uhr Nach der Morgengymnastik klopfe ich an Edelberts Zimmertüre und rufe ihn auf, endlich in den Gang zu kommen. Bevor ich mich umdrehe, öffnet der schlaue Mann die Pforte und sagt, dass er sich bereits frisch gemacht hat und nun mit Dixon einen Spaziergang unternehmen wird. Ich tippe auf meine wertvolle Rolex und entgegne, dass Maria in einer Stunde das Frühstück auftischen wird. Danach verabschiede ich mich in die Nasszelle und fröne während des Badevergnügens dem Internetzradioprogramm des BR. Ein durch Zwangsgebühren finanzierter Heini erzählt vom Bau der Berliner Mauer und meldet, dass in der Nacht vom 12. auf den 13. August 1961 Tausende Schergen der NVA im Ostteil Berlins aufmarschierten, um die Strassen und Gleiswege abzuriegeln - wie furchtbar.
09.00 Uhr Pünktlich auf die Minute betrete ich das Haupthaus und bemerke, dass meine Liebsten in der Zwischenzeit am Küchentisch Platz genommen haben. Ich setze mich neben James und erfreue mich an einer stattlichen Portion Rühreier mit Speck. Unterdessen tratsche ich mit meinem löblichen Neffen und höre, dass er bis Mittwoch in Gilford Beach bleiben wird. Ich nippe genüsslich am Kaffeebecher und erinnere daran, dass ich Samstag leider mein Ränzlein schnüren und nach Florida ausfliegen muss. David plärrt wie am Spiess und meint, dass es besser wäre, für immer in Kanada zu bleiben. Ich zwinkere dem Buben zu und merke an, dass ich meinen Aufenthalt eventuell um einige Tage verlängern werde. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und sagt, dass er gleich bei AIR CANADA anrufen und alles in die Wege leiten wird.
09.30 Uhr Als Maria mein Haferl auffüllt, wende ich mich meinem Bruder zu und lote aus, wann wir nach Toronto zurückfahren werden. Georg trommelt mit den Fingerkuppen auf die Tischplatte und meint, dass wir am Mittwoch dem Ferienhaus auf Wiedersehen sagen und den "Assumption Day" (löblich: Mariä Himmelfahrt) in Toronto feiern könnten - das ist eine hervorragende Idee.
10.00 Uhr Nachdem ich mich gestärkt habe, leiste ich David am Bootsanlegesteg Gesellschaft und werde Zeuge, wie der Bursche mit einem Playmobil Polizeiauto spielt. Der Kleine amüsiert sich köstlich und kündigt an, auch Polizist werden zu wollen. Ich nicke zustimmend und rate dem Buben, zum FBI zu gehen und Serienmörder zur Strecke zu bringen. Mein Grossneffe macht grosse Augen und meint, dass Serienmörder garstige Menschen sind. Ich seufze laut und gebe David zu verstehen, dass diese Ganoven unbescholtenen Leuten auflauern, um sie in einem Hinterhof bestialisch zu ermorden. Bei dieser Gelegenheit komme ich auf Jack the Ripper zu Sprechen und lege anschaulich dar, dass der Meuchelmörder im 19. Jahrhundert in London sein Unwesen getrieben hat. Als ich auf Details eingehe, wirft David das Plastikauto in den See und rennt kreischend zu seiner Mutter - wie unlöblich.
10.30 Uhr Um keine Langeweile zu bekommen, leine ich Dixon an und breche mit Edelbert zu einem erquickenden Spaziergang auf. Der Professor hat beste Laune und berichtet, dass er mittlerweile mit einer AIR CANADA Maid telefoniert und unsere Rückflüge umgebucht hat. Bei dieser Gelegenheit erfahre ich, dass wir nun nicht am 18., sondern erst am 26. August nach Naples zurückfliegen werden - das ist phantastisch.
11.00 Uhr Nach einer halben Stunde erreichen wir eine heruntergekommene Fischerhütte und haben das Vergnügen, dem Besitzer die Hand schütteln zu können. Herr Brewster (67) freut sich, unsere Bekanntschaft zu machen und vermutet richtig, dass wir Gäste der Pfaffenbergs sind. Ich lüfte meinen Cowboyhut aus Dallas und antworte, dass ich Georgs Bruder bin. Herr Brewster ist begeistert und überreicht uns als kleine Aufmerksamkeit eine frisch gefangene Forelle, die man auf dem nordamerikanischen Kontinent "Trout" nennt. Ich nehme den in Zeitungspapier eingepackten Flossenträger dankbar an und vernehme, dass der Fisch vor dem Braten noch ausgenommen werden muss - wie aufregend.
11.30 Uhr Nachdem wir geplaudert haben, machen wir spornstreichs kehrt und laufen auf Schusters Rappen zum Ferienhaus zurück. Währenddessen schwärme ich in den höchsten Tönen und verspreche Edelbert, dass wir heute köstliche Forelle essen werden.
12.00 Uhr Pünktlich zum Mittagsläuten sind wir wieder zu Hause und finden meine Verwandten sonnenbadend am Steg vor. Ich halte Maria die Forelle unter die Nase und gebe zu Protokoll, dass ich mich in die Küche nützlich machen und den Fisch ausnehmen werde. Meine Schwägerin schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und bittet mich, hinters Haus zu gehen - das soll mir Recht sein.
12.30 Uhr Da weder David noch der Professor diesem Schauspiel beiwohnen wollen, mache ich mich alleine ans Werk und hantiere gekonnt mit einem Filettiermesser. Der Vierbeiner weicht nicht von meiner Seite und fordert mich fiepend auf, ihm etwas von der Köstlichkeit abzugeben. Selbstverständlich bleibe ich standhaft und stelle dem Rüden in Aussicht, in wenigen Minuten eine in Olivenöl herausgebratene Forelle kosten zu dürfen.
13.15 Uhr Nachdem ich die Innereien in den Wald geworfen habe, laufe ich mit schnellen Schritten ins Haus und mache es mir zur Aufgabe, den Fisch zu säubern und mit Salz und Pfeffer zu würzen. Danach verfrachte ich eine Pfanne aufs Kochfeld und gebe etwas Knoblauch ins zischende Fett - wie gut das duftet.
13.45 Uhr Nach nicht einmal dreissig Minuten kann ich die Forelle auf einem Porzellanteller anrichten. Voller Vorfreude lege mich mehrere Scheiben Brot dazu und eile dann an die frische Luft, um Edelbert und meiner Familie das opulente Mittagessen zu präsentieren. Während wir kraftvoll zubeissen, lobe ich mich selbst über den Schellenkönig und stelle klar, dass ich als Meisterkoch eine gute Figur abgeben würde. Georg kommt aus dem Lachen gar nicht mehr heraus und ermutigt mich, ein Restaurant zu eröffnen und dem Jahrhundertkoch Paul Bocuse Konkurrenz zu machen.
14.30 Uhr Just als ich den letzten Happen Dixon überlasse, meldet sich Amanda zu Wort und sagt, dass sie nun ins kühle Wasser will. Ich gähne ausgiebig und ziehe es vor, mich ins Gästehaus zu verabschieden und eine Pause einzulegen - immerhin bin ich nicht mehr der Jüngste.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke beim Blick aus dem Fenster, dass sich dunkle Regenwolken vor die Sonne geschoben haben. Da es ausserdem merklich kühler geworden ist, ziehe ich ein langärmliges Hemd an und laufe dann mit Hund Dixon im Schlepptau zum Haupthaus. Als ich die Türe aufstosse, registriere ich, dass sich Edelbert zu meinen Verwandten gesellt hat und mit ihnen eine Partie "Scrabble" spielt.
16.30 Uhr Weil am Tisch kein Platz ist, lasse ich mich an Georgs Heimrechner nieder und komme der Anschnurarbeit nach. Eine 41jährige Dame aus Krefeld schreibt, dass ihre Tochter Carina (14) beinahe täglich ein McDonalds Schnellessgasthaus aufsucht, um sich dort mit Hühnerklumpen zu mästen - wie unlöblich. Natürlich gebe ich qualifizierte Ratschläge und empfehle der Erziehungsberechtigten, dem frechen Mädchen das Taschengeld zu streichen und es mit Hausarrest zu belegen - so kann es jedenfalls nicht weitergehen.
17.00 Uhr Nachdem ich weitere Depeschen über den grossen Teich geschickt habe, gehe ich von der Leine und greife zum NOKIA Handtelefon, um meine Schwester Elsbeth anzurufen. Die Gute meldet sich nach dem zweiten Tuten und berichtet, dass sie gerade im Zug sitzt und am Abend in Winnipeg Station machen wird. Die Hamburgerin ist hocherfreut und sagt, dass es eine prima Idee war, in einem luxuriösen Panoramazug von Toronto nach Vancouver zu reisen.
17.30 Uhr Wenig später ruft mich Maria nach draussen und überrascht mit einer Wurst- und Käseplatte. Dazu gibt es süffigen kanadischen Pelee Island Chardonnay. Georg ist wie immer bestens informiert und erzählt, dass dieser edle Tropfen aus dem besten Weingarten Kanadas stammt. Ich nippe argwöhnisch am Weinglas und erkenne, dass besagter Trunk besonders herb daherkommt.
18.00 Uhr Während des Abendessens plaudere ich angeregt mit meinen Tischnachbarn und äussere den Wunsch, vor meiner Abreise am 25. August meiner Nichte Laura einen Besuch abzustatten. Maria reibt sich die Hände und sagt, dass wir am Freitag losfahren und einen Tag in Hamilton verbringen könnten - wie schön.
18.45 Uhr Ein anstrengender Tag neigt sich seinem Ende zu und wir ziehen uns in die Wohnstube zurück, um fern zu sehen. Während Amanda und James plappernd auf dem Sofa sitzen, mache ich meinem Bruder die neumoderne Fernbedienung streitig und wähle das Programm von HBO aus. Interessiert folge ich einer Episode des Fernseherfolgs "Supernanny Jo Frost" und lerne, dass man Kleinkinder nicht unbeaufsichtigt vor der Glotze zurücklassen sollte. Ich fixiere David skeptisch und lasse Amanda wissen, dass der Bube spätestens um 19 Uhr ins Bett gehen sollte.
19.30 Uhr Nach der Erziehungssendung schalte ich auf AMC um und lasse die Seele bei der preisgekrönten Serie "Breaking Bad" baumeln. Maria ist von der amerikanischen Krimireihe ganz und gar nicht angetan und verabschiedet sich ins Schlafzimmer, um etwas zu lesen - das soll mir Recht sein. Ich lehne mich zurück und gebe mich den Abenteuern des Chemielehrers Walter White hin, der gefährliche Drogen im grossen Stil verkauft - da kommt Spannung auf.
21.00 Uhr Als die nervenaufreibende Doppelfolge zu Ende geht, strecke ich mich redlichst und fasse den Entschluss, mich Schlafen zu legen. Ich wünsche Edelbert, Georg und den Kindern eine gute Nacht und unternehme mit dem Vierbeiner einen kleinen Rundgang zum Seeufer. Anschliessend falle ich ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.


12.08.2012
Hallo Fans,

der gestrige Biergartenbesuch war echt schön. Marlene, Bärbel und Bernd waren auch da und die Stimmung war super. Die gute Laune ist mir erst heute Mittag vergangen. Als ich zur Tanke fahren wollte, streikte der alte Jeep. Bernd kam gleich vorbei und meinte, dass ein Motorschaden vorliegt :-(

Sollte mein Cousin den Jeep nicht mehr reparieren können, muss ich mir wohl ein neues Auto kaufen. Natürlich kommt mir kein BMW, Audi oder OPEL in die Garage. Ich hab' mich bereits im I-Net umgesehen und mich entschlossen, im Fall der Fälle einen VW zu kaufen. Ob es nun ein Golf oder Touran wird, weiss ich nicht. Mein Cousin hat jedenfalls gesagt, dass man sich auf einen VW immer verlassen kann.

Mit Pfaffenberg habe ich deswegen heute auch schon telefoniert.
Wie ihr euch denken könnt, hat er mir ein "prima Geschäft" vorgeschlagen. Ich soll seinen verrosteten Jaguar für 3.000 € kaufen. Der Alte spinnt doch. Die englische Schrottkarre ist keine 500 EUROS mehr wert! Auf diesen Deal werde ich bestimmt nicht eingehen.

Naja, jedenfalls bin ich traurig und werde alles versuchen, den Jeep zu reparieren. Ansonsten muss ich in den sauren Apfel beissen und mit einem Neuwagen durch die Gegend fahren :-(

Mein Vermieter war heute in der Nachbargemeinde Barrie und hat Fleisch beim Metzger besorgt. Er will heute Abend im Ferienhaus seines Bruders eine Grillfeier schmeissen und T Bone Steaks zubereiten. Ausserdem will er heute eine Bootstour mit Edelbert und Georg unternehmen. Die Rentner wollen die Cook's Bay überqueren und in Keswick anlegen, um dort Bier zu trinken :-)

Ich wünsch' den alten Leuten viel Spass. Ich knall mich jetzt aufs Sofa und schau auf ARTE "The Outsiders".
In sechs Tagen melde ich mich wieder.

  Sandra


11.08.2012
Hi Leute,

Pfaffenberg urlaubt immer noch mit seinen Verwandten, Hund Dixon und Prof. Kuhn in Gilford Beach. Bis zur Wochenmitte war auch seine Schwester am Lake Simcoe zu Gast. Elsbeth musste aber am Mittwoch nach Toronto zurück fahren, um ihren Zug nach Vancouver zu erreichen. Sie wird zwei Wochen lang quer durch Kanada reisen und sich an der Natur erfreuen. James musste sich am Mittwoch auch verabschieden. Amandas Ehemann wird nämlich im Studio gebraucht und muss alte kanadische Volkslieder für ein Hörspiel einspielen :-)

Am Donnerstag ist mein Vermieter mit Edelbert zu einem Ausflug aufgebrochen. Das Ziel war Orillia, ein kleines Städtchen am Lake Couchiching. Dort angekommen, landeten die beiden natürlich im "Casino Rama", einem von Indianern geführten Spielclub mit angeschlossenem Hotel. Die Rentner haben sich für eine Nacht eingemietet und viel Geld in die Spielautomaten gesteckt.

Von einem chilligen Urlaub kann ich nur träumen.
In meiner Abteilung im Münchner KVR geht es derzeit drunter und drüber. Das Oktoberfest startet in sechs Wochen und wir müssen unzählige Genehmigungen erteilen, Baupläne sichten und Bier- sowie Essensmarken für städtische Angestellte und Gäste verteilen. Die Arbeit wächst allen über den Kopf und ich musste sogar Überstunden schieben :-(

Jetzt ist aber Wochenende und ich will ins Park Cafe !!!
Morgen hört ihr wieder von mir

  Schöne Grüsse
  Sandra


10.08.2012
08.00 Uhr Ich werde durch sehr lautes Glockenläuten geweckt und ziehe sofort die Gardine zur Seite. Missmutig schaue ich aus dem Fenster und werde Zeuge, wie Dutzende Hotelangestellte zur gegenüberliebenden Kirche wandern. Ich kratze mich nachdenklich an der Stirn und 
mutmasse, dass die indianischen Knechte einem wichtigen Feiertag nachkommen. 
08.15 Uhr Nachdem ich meine Habseligkeiten in die Reisetasche verladen habe, strebe ich in die Nasszelle und entspanne mich bei einem erfrischenden Vollbad. Unterdessen navigiere ich mit dem iPad durchs Internetz und lerne, dass das benachbarte Gebetshaus zu Ehren eines verstorbenen Chippewas Häuptlings erbaut wurde. Darüber hinaus lese ich, dass der Stamm der Chippewas vor etwa 4.500 Jahre gegründet wurde und zu den einflussreichsten Indianergruppierungen in Kanada zählt - das soll mir auch Recht sein. 
09.00 Uhr Als der Stundenzeiger meiner wertvollen Rolex auf 9 zeigt, hüpfe ich aus der Wanne und steige in eine frischgewaschene WRANGLER Tschiens. Danach poche ich an Edelberts Zimmer und wünsche dem schlauen Mann einen schönen guten Morgen. Der Professor zieht den Reisverschluss seiner Reisetasche zu und berichtet, dass er gestern Abend doch noch im Casino war und ein kleines Vermögen verloren hat. Natürlich stelle ich meinen Bekannten zur Rede und bringe heraus, dass er bis weit nach Mitternacht dem Black Jack (löblich: Schwarzer Jakob) Kartenspiel gefrönt und um 250 kanadische Dollars erleichtert wurde - wie unlöblich. Missmutig lotse ich Edelbert zum Lift und stelle klar, dass wir jetzt Frühstücken und dann dem "Casino Rama" auf Wiedersehen sagen werden. 
09.30 Uhr Während wir gemütlich im "Cedar Express" Gasthaus sitzen und Sandwiches (löblich: Wurstsemmeln) verzehren, blättert Edelbert in einer Infobroschüre und unterbreitet, dass morgen Abend die aus Los Angeles stammende Frauenbande "The Bangles" im hauseigenen Konzertsaal pörformen werden. Mein Tischnachbar schwelgt in Erinnerungen und sagt, dass die Combo in den 1980er Jahren diverse Schläge (unlöblich: Hits) wie "Manic Monday" (löblich: durchgeknallter Montag) oder "Walk like an Egyptian" (löblich: Gehe wie ein Ägypter) feiern konnten. Ich seufze laut und entgegne, dass ich keinen Goldesel mein Eigen nenne und kaum noch Bargeld in der GOLDEN HEAD Geldbörse habe. Um weiteren Diskussionen aus dem Weg zu gehen, wechsle ich das Thema und merke an, dass wir jetzt unsere Zelte abbrechen und die "Wildflower Farm" (löblich: Wildblumen Farm) ansteuern werden. Edelbert nickt eifrig und macht sich daran, die Rechnung zu verlangen und ein stattliches Trinkgeld zu geben. 
10.15 Uhr Nachdem wir die Schlüsselkarten an der Rezeption abgegeben haben, schlendern wir zum Cadillac Escalade und verladen das Reisegepäck auf die Ladefläche. Anschliessend lasse ich den Motor aufheulen und fahre zügig in Richtung Westen davon. Zufrieden überqueren wir den Lake Couchiching und haben das Vergnügen, einen letzten Blick auf den Casinokomplex werfen zu können. 
11.00 Uhr Nach einer dreissigminütigen Hochgeschwindigkeitsfahrt nähern wir uns dem Bauernhof und Edelbert gibt zu Protokoll, dass die "Wildflower Farm" über die Grenzen Kanadas hinaus bekannt ist. Mein Nebenmann bedient sich des iPads und macht mich auf den Umstand aufmerksam, dass der landwirtschaftliche Betrieb von Wildblumenfeldern umsäumt ist. Wir machen grosse Augen und ziehen es vor, etwas langsamer zu fahren und die hochgewachsenen Sonnenblumen zu photografieren - da kommt Freude auf. 
11.30 Uhr Wenig später komme ich mit quietschenden Bremsen auf dem Farmgelände zum Halten und freue mich, eine altertümliche Mähmaschine vor einer Scheune stehen zu sehen. Laut juchzend gleite ich vom Fahrersitz und nehme mir das Recht heraus, den Mäher ganz genau in Augenschein zu nehmen. Nach wenigen Augenblicken gesellt sich ein langhaariger Knecht an meine Seite und möchte wissen, ob wir Touristen sind. Ich schüttle entschieden den Kopf und antworte, dass mein Grosscousin Robert Pfaffenberg in San Antonio, TX eine Farm besitzt und sich nicht nur dem Ackerbau verschrien hat, sondern auch landwirtschaftliche Gerätschaften verkauft. Ich klatsche freudig in die Hände und bietet dem Fremden an, ein gutes Wort einzulegen und einen neuwertigen Mäher zu einem unschlagbaren Preis zu organisieren. Leider schlägt der Depp das Angebot aus und meint, dass er nun die Schweine füttern muss - wie schade. 
12.00 Uhr Just als ich vor einer Schautafel stehe und mich über das Landleben schlau mache, bimmelt mein NOKIA Handtelefon besonders aggressiv. Zu allem Überfluss meldet sich Amanda im Rohr und erkundigt sich, wann wir nach Gilford Beach zurückkommen werden. Ich spähe nörgelnd auf meinen goldenen Chronographen und lasse das Kind wissen, dass es uns gegen 15 Uhr zurückerwarten kann. 
12.30 Uhr Nachdem wir alles gesehen haben, laufen wir zum Auto und steuern die vierzig Kilometer im Süden liegende Gemeinde Barrie an. Nebenbei reibe ich mir den Bauch und erkläre Edelbert, dass mein Magen nach einer warmen Mahlzeit verlangt. Edelbert nimmt sogleich das iPad in Betrieb und informiert, dass wir in Bälde an einer "Tim Hortons" Gastwirtschaft vorbei kommen werden - wie beruhigend. 
13.00 Uhr Kurz vor Barrie drossle ich die Geschwindigkeit und fahre auf den Besucherparkplatz der Schnellgaststätte auf. Mit letzter Kraft schleppen wir uns in die Wirtschaft und ordern an der Essensausgabe durstlöschendes Diät Coca Cola in XXL Bechern sowie vitaminreiche "Turkey Bacon Club Sandwiches" (löblich: Truthahn Vereinswurstsemmeln). Im Anschluss machen wir es uns an einem Plastiktisch bequem und greifen beherzt zu - schmeckt gar nicht schlecht. 
13.45 Uhr Nach der Stärkung fahren wir entspannt durch die schöne Stadt Barrie, dessen Namensgeber der ehemalige Kommandeur der kanadischen Marine, Sir Robert Barrie, war. Edelbert kommt aus dem Plappern gar nicht mehr heraus und erläutert, dass in Barrie 135.000 Bürger leben, von denen viele für die kanadischen Streitkräfte arbeiten. Bei dieser Gelegenheit kommt Edelbert auf den Militärflughafen "Base Borden" zu sprechen und unkt, dass in den unterirdischen Lagerhallen sogar Atomwaffen aufbewahrt werden - das ist ja allerhand. 
14.30 Uhr Nachdem wir Barrie hinter uns gelassen haben, beschleunige ich das Auto auf schwindelerregende 80 Stundenkilometer und kann es kaum noch erwarten, in Gilford Beach anzukommen und Hund Dixon zu kraulen. Edelbert freut sich ebenfalls und kündigt an, den Nachmittag ruhig zu gestalten und keinen Finger zu krümmen - wie schön. 
15.15 Uhr Endlich sind wir am Ziel und werden von meinen Verwandten und dem Vierbeiner herzlich begrüsst. Der Rüde ist ganz aus dem Häuschen und macht es sich zur Aufgabe, laut zu bellen und mich unentwegt anzuspringen. Währenddessen plärrt David wie am Spies und fordert mich auf, endlich die Geschenke herauszurücken. Ich erhebe augenblicklich den Zeigefinger und erwidere, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin und nichts gekauft habe. 
15.45 Uhr Während sich Amanda und Georg auf den Weg nach Barrie machen, strecke ich auf der schattigen Terrasse die Beine aus und trinke einen brühfrischen Kaffee. Ausserdem lasse ich meine Reise nach Orillia Revue passieren und erzähle Maria, dass man das luxuriöse "Casino Rama" gesehen haben muss. Edelbert schlägt in die gleiche Kerbe und meint, dass er im nächsten Jahr wiederkommen und die Spielautomaten erneut herausfordern wird - diesen Unsinn muss man gehört haben. 
16.30 Uhr Weil die Anfahrt sehr anstrengend war, verabschiede ich mich ins Gästezimmer und falle völlig erschöpft aufs Bett. Bereits nach wenigen Augenblicken döse ich ein und sehe mich im Traum in die italienische Hauptstadt Rom versetzt. 
17.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und bemerke, dass Amanda und mein Bruder mittlerweile aus Barrie zurückgekommen sind. Gutgelaunt eile ich zum Haupthaus und zögere nicht, mich in die klimatisierte Küche zu setzen. Maria serviert zuvorkommend das Abendessen und überrascht uns mit hausgemachten Obatzt'n und gesalzenem Radi. Ich schnalze mit der Zunge und höre, dass sich mein Bruder nicht hat lumpen lassen und im Feinkostladen einen kalifornischen Rettig eingekauft hat. Georg belegt ein Butterbrot mit einer Scheibe und fährt fort, dass er 10 Dollars für das Kreuzblütengewächs ausgeben musste. Ferner vernehme ich, dass Amanda heute mit James telefoniert hat und den jungen Mann überreden konnte, bereits morgen früh nach Gilford Beach zu kommen - das ist die beste Nachricht des ganzen Tages. 
18.30 Uhr Nach dem Abendessen setzen wir uns bierschlürfend auf die Terrasse und lauschen dem abendlichen Konzert der Grillen. Während der Hopfentrunk in Strömen fliesst, berichte ich von unserer Forschungsreise ins Casino und bin mir sicher, dass ich das "Casino Rama" nicht zum letzten Mal besucht habe. Edelbert teilt meine Meinung und sagt, dass er bis dahin Fachbücher studieren und ein System austüfteln wird, mit dem es möglich ist, die Geldspielautomaten zu überlisten - papperlapapp. 
19.15 Uhr Nachdem David zu Bett gegangen ist, kehren wir in die gute Stube zurück und bedienen uns aus Georgs reichhaltiger DVD Sammlung. Wir verfrachten den von Meisterregisseur Clint Eastwood gekonnt in Szene gesetzten Klassiker "Letters from Iwo Jima" (löblich: Briefe von Iwo Jima) ins Abspielgerät und frönen der Geschichte eines japanischen Leutnants, der auf der kleinen Pazifikinsel Iwo Jima gegen hereinbrechende amerikanische Soldaten kämpfen muss - da bleibt kein Auge trocken. 
21.30 Uhr Nach 130minütiger Hochspannung flimmert der Abspann über den Bildschirm und ich unternehme mit Dixon einen kleinen Spaziergang zum Seeufer. Danach scheuche ich das Haustier ins Gästezimmer und höre noch etwas Radio. Gute Nacht.

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