Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

27.04.2005

27.05.2005
05.30 Uhr Ich erwache löblichst und bin schon ganz aufgeregt. HEUREKA - schon in wenigen Stunden werde ich in die Vereinigten Staaten von Amerika reisen - wie schön.
06.00 Uhr Nachdem ich die löbliche Morgengymnastik absolviert habe, nehme ich ein heisses Vollbad und wasche mich redlichst mit dem Schwamm. Nebenbei lausche ich dem interessanten Radioprogramm von BAYERN 2 und informiere mich über aktuelle Themen. Im "Heimatspiegel" wird heute über das löbliche Thema "Heimatspezialität: Benediktiner Goldschnitten" berichtet - wie aufregend. Wie jedes Kind weiss, handelt es sich bei Goldschnitten um eine Backware, die aus Roggenmehl, Wasser, Salz und Hefe hergestellt wird. Besonders nach dem zweiten Weltkrieg, als es in Bayern nur sehr wenige Lebensmittel gab, war dieses Schmankerl bei der Landbevölkerung sehr beliegt. Zu Ehren unseres neuen Papstes, Benedikt VXI., hat sich nun ein fränkischer Bäcker seine eigenen Gedanken gemacht und dem heiligen Vater eine neue Süssspeise gewidmet: die "Benediktiner Goldschnitten". Semmeln werden nach dem althergebrachten Rezept hergestellt, anschliessend in Scheiben geschnitten, in Ei und Vollmilch getränkt und zu guter Letzt redlichst in Butterschmalz herausgebraten und mit Puderzucker bestreut. HEUREKA - schon bei dem Gedanken läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
07.00 Uhr Hungrig nehme ich am Frühstückstisch platz und lasse mir zwei Honigbrote, Müsliriegel, einen Apfel, sowie vier Tassen koffeinfreien Kaffee und zwei Gläser Orangensaft schmecken. Während ich mir das wichtigste Mahl des ganzen Tages munden lasse, fällt mir ein, dass ich für heute Nachmittag Frau Pelzig zum gemeinsamen Kaffeekränzchen eingeladen habe. HEUREKA - ganz schnell greife ich zum Telefon und wähle die Nummer der guten Frau. Schon nach dem dritten Klingeln meldet sich die Dame und fragt nach dem Rechten. Ich gebe der kleinen Frau zu verstehen, dass das Kränzchen leider ausfallen muss. Frau Pelzig freut sich sehr über meine Floridareise und meint, dass wir das Treffen nach meiner Rückkehr nachholen können - wie schön. Schnell werfe ich den Hörer auf die Gabel und mache mich abreisefertig.
07.30 Uhr Da es in Florida sowieso 30°C warm sein wird, verzichte ich auf warme Bekleidung und schlüpfe in eine sportliche Kordhose und ein Polo-Hemd. Während ich nochmals meine Reisedokumente und das Bargeld ganz genau überprüfe, kommt Untermieterin Sandra freudestrahlend in die Küche und will wissen, wann die Reise endlich beginnt. HEUREKA - sofort nehme ich dem Kind den Wind aus den Segeln und erkläre ihr, dass sie sich gar nicht so zu freuen braucht. Schliesslich habe ich Prof. Kuhn und Admiral a.D. Bürstenbinder mit der Überwachung meines Eigenheims betraut. Ausufernde Hartfelsenfeiern, nächtelange Videoabende und Herrenbesuche werden auch während meiner Abwesenheit nicht stattfinden. Sandra winkt ab und meint, dass sie sowieso keine Feierlichkeiten geplant hat - das kann jeder sagen.
08.00 Uhr Pünktlich auf die Minute trifft endlich mein löblicher Neffe James im Eigenheim ein. Wir tragen den schweren Rollkoffer umgehend zum Jaguar und brausen dann in Richtung Franz-Josef Strauss Flughafen los.
08.30 Uhr Endlich treffen wir am internationalen Flughafen ein. James stellt das edle Fahrzeug sicher vor der Abflughalle 1 ab und begleitet mich freundlicherweise zum Abflugschalter der Delta Airlines (löblich: Dreieck Luftlinie).
09.00 Uhr Nach kurzer Wartezeit bin ich endlich an der Reihe - wie schön. Ich händige einer rothaarigen Fluglinienmitarbeiterin meine Reisedokumente aus und erkläre, dass ich meinen Bruder Georg in Naples besuchen werde. Das Kind scheint an meinen Ausführungen nicht sonderlich interessiert zu sein und drückt mir wortlos die Einsteigekarte in die Hand.
09.15 Uhr Nachdem ich mich von James redlichst verabschiedet habe, betrete ich den Innenbereich des Flughafens - wie aufregend. Bei einer Sicherheitsüberprüfung muss ich sogar mein Handgepäck öffnen und die Schuhe ausziehe. HEUREKA - ich bin doch kein Terrorist.
09.30 Uhr Unaufhaltsam strebe ich in Richtung Gate (löblich: Tor) und besteige den löblichen Luftbus der Marke Boeing 767-300. Obwohl ich viel lieber in der Ersten Klasse sitzen würde, bekomme ich einen unbequemen Sitzplatz in der Touristenklasse zugewiesen - wie schade.
10.00 Uhr Ungeduldig rutsche ich auf meinem Sitz 33A hin und her und warte auf den Abflug. HEUREKA - mit siebzehnminütiger Verspätung geht es endlich los. Die Maschine rollt mit lautem Getöse die Startbahn entlang und hebt kurze Zeit später vom Boden ab - wie aufregend.
10.45 Uhr Da der Sitz neben mir frei ist, kann ich es mir glücklicherweise bequem machen und mich einem interessanten Agatha Christie Roman widmen. Ausserdem lasse ich mir von einem Flugbegleiter ein erfrischendes Koka Kola Licht kredenzen.
12.00 Uhr Nachdem die Flugbegleiter Getränke und Erdnüsse verteilt haben, wird nun endlich das Mittagessen kredenzt. Ich entscheide mich für löblichen Fisch. HEUREKA - der gegrillte Flossenträger kommt in deftiger Sosse mit Gemüse und Kartoffeln daher. Als Getränk bestelle ich einen schönen kalifornischen Weisswein dazu - schmeckt gar nicht schlecht, Herr Specht.
12.45 Uhr Nach dem Essen mache ich einen kleinen Spaziergang durch das Flugzeug und sehe mich ganz genau um. Anschliessend plaudere ich mit einem Flugbegleiter und mache ihn auf eine verdächtige Person in Reihe 17 aufmerksam. Womöglich handelt es sich bei diesem Herren um einen unlöblichen Talibanterroristen. Dieser Knecht der Lüfte will natürlich nicht auf mich hören und meint, dass ich mir wegen den anderen Mitreisenden keine Sorgen zu machen brauche.
13.15 Uhr Däumchendrehend blicke ich aus dem Fenster und sehe dicke Wolken unter mir hinwegbrausen - wie aufregend.
14.00 Uhr Während sich die anderen Reisenden dem multimedialen Unterhaltungsprogramm widmen und videoschauend dem Dummsinn frönen, lehne ich mich entspannt zurück und schlafe sofort ein. In meinen Träumen sehe ich mich schon am Strand von Naples wandern - wie schön.
15.30 Uhr Ein Flugbegleiter weckt mich freundlichst und bietet mir Kaffee an - wie aufmerksam. Nebenbei frage ich nach dem Rechten und erfahre, dass wir uns gerade über dem Atlantischen Ozean befinden. Schnell stelle ich meine ROLEX um sechs Stunden auf die exakte Ostküstenzeit zurück - es ist genau 09.33 Uhr.
10.00 Uhr Da wir erst in knapp vier Stunden in Atlanta landen werden, greife ich zu einer deutschen Tageszeitung und informiere mich redlichst. HEUREKA - auf der politischen Seite muss ich erfahren, dass laut den neuesten Polizeistatistiken in Deutschland alle fünf Sekunden ein Verbrechen geschieht - wie unlöblich. Damit schneidet Deutschland wieder einmal ziemlich schlecht ab. Ich studiere die Statistik ganz genau und stelle fest, dass man in Österreich viel sicherer lebt. Durchschnittlich findet in unserem Nachbarland nur jede Minute ein krimineller Akt statt.
10.30 Uhr Verärgert mache ich mir meine eigenen Gedanken und überlege ernsthaft, nach Österreich oder besser gleich nach Florida umzuziehen. Seit die Rot-Grüne Kaosregierung die Fäden in der Hand hält, kann man in Deutschland überhaupt gar nicht mehr sicher leben - wie schade.
11.30 Uhr Ich verdunkle das Fenster und lehne mich entspannt zurück. Schon bald schlafe ich ein und träume von meinem gemütlichen Eigenheim im Waldweg 7.
13.15 Uhr Eine Sprechdurchsage das Flugkapitäns weckt mich unsanft. Der gute Mann erzählt, dass wir in etwa 70 Minuten landen werden und dass die Temperatur in Atlanta 17°C bzw. 63° Fahrenheit beträgt - wie schön.
14.15 Uhr HEUREKA - beim Blick aus dem Fenster kann ich Autos und Strassen erkennen. Bis zur Landung kann es jetzt nicht mehr lange dauern.
14.30 Uhr Nachdem der Pilot den Vogel sicher gelandet hat, steuert er ihn sicher direkt zum Ankunftsgebäude. Ich springe sofort auf, um rechtzeitig meinen Anschlussflug zu erreichen. Eine vorlaute Flugbegleiterin schimpft und fordert mich auf, wieder platz zu nehmen - wie unlöblich.
15.00 Uhr Endlich bin ich im Ankunftsgebäude. Da es bei der Einwanderungsbehörde leider keinen speziellen Rentnerschalter gibt, muss ich mich ganz hinten in der Schlange anstellen. Angesichts dieser Menschenmassen kann ich meinen Weiterflug nach Fort Myers wohl vergessen - wie schrecklich.
15.45 Uhr Nach langem Warten bin ich an der Reihe. Ich begrüsse den Uniformierten redlichst und überreiche ihm meinen Reisepass und das grüne Einreiseformular, das ich bereits fachmännisch ausgefüllt habe. Als der gute Mann auch noch wissen will, was ich in Amerika vorhabe, deute ich auf meine Armbanduhr und erkläre, dass ich ein Flugzeug zu erreichen habe. Ich darf weitergehen und eile umgehend zum Gepäckband.
16.00 Uhr HEUREKA - mein schöner Rollkoffer steht bereits neben dem Gepäckband und wartet auf mich. Ich schnappe mir das gute Stück und laufe unbehelligt an den Zollbeamten vorbei - welch ein Glück. An einem Schalter der Delta Luftlinien gebe ich den Koffer erneut auf und mache mich dann auf den Weg zum Tor (unlöblich: Gate) nach Fort Myers.
16.30 Uhr Völlig ausser Atem treffe ich ein und sehe, dass Flug 633 bereits aufgerufen ist. Eine Delta Maid begrüsst mich freundlich und weist mir den Weg ins Flugzeug.
17.00 Uhr Ich sitze erschöpft auf Platz 21F und warte auf die Weiterreise nach Florida. Schliesslich setzt der Flugkapitän die Boeing 757 in Bewegung und steuert eine Startbahn an. Ich schliesse die Augen und frage mich, warum ich mir als Rentner diesen Stress überhaupt antun muss. Aber was macht man nicht alles für seinen kranken Bruder.
17.15 Uhr Endlich hebt der Vogel ab und beschreibt sofort eine Kurve in Richtung Süden.
17.45 Uhr Als Getränk wähle ich auf diesem Flug ein kühles Koka Kola Diät. Ich schaue aus dem Fenster und hoffe, dass mein Bruder mich pünktlich am Flughafen abholen wird. Immerhin habe ich keine Lust, ein teures Taxi zu bezahlen. Mit einer lächerlichen Rente von nur 2900 EUROS kann ich mir solchen Luxus nämlich nicht leisten.
18.30 Uhr HEUREKA - dieser Flug ist tatsächlich wie im Flug vergangen. Ich bin endlich im Sonnenscheinstaat angekommen und verlasse als erster das Flugzeug - Rentner haben schliesslich Vortritt. Schnellen Schrittes eile ich zur Gepäckausgabe und warte auf meinen Koffer.
19.00 Uhr Nachdem mein Tchibo Rollkoffer redlichst kreisend auf dem Band erschienen ist, greife ich beherzt zu und ziehe das gute Stück in Richtung Ausgang. HEUREKA - kaum aus der Ankunftshalle heraus, sehe ich auch schon meinen Bruder Georg. Der Gute begrüsst mich mit Handschlag und freut sich sehr über das Wiedersehen. Er nimmt mir sogar das Gepäck ab und führt mich dann zum familieneigenen JEEP Karaoke ins Parkhaus.
19.15 Uhr Gekonnt lenkt mein Bruder den Wagen aus dem Parkhaus heraus und direkt auf die Autobahn 75 in Richtung Süden. Da mir nach dieser langen Reise der Magen knurrt, fordere ich Georg auf, so schnell wie möglich ein löbliches Gasthaus anzusteuern. Georg meint jedoch, dass wir redlichst bis Naples durchfahren können, weil er bereits eine Brotzeit vorbereitet hat.
20.00 Uhr Bei Ausfahrt 111 verlassen wir die Autobahn und nehmen Kurs auf den Lowbank Drive - wie schön. Georg parkt den JEEP fachmännisch vor der Garage und bittet mich dann ins Haus. Ich eile sofort in die Küche und reisse den Kühlschrank auf - ein kühles Budweiser Bier habe ich mir nach den Anstrengungen des Tages wirklich verdient. Aber was muss ich da sehen: im Kühlschrank finde ich Löwenbräu Weissbiere und bayerische Weisswürste vor - wie aufregend. Mein Bruder lacht herzlich und sagt, dass er die Spezialitäten heute in einem Delikatessengeschäft in der Innenstadt gekauft hat. Sogar frische Brezen und bayerischen Senf entdecke ich auf dem Küchentisch.
20.30 Uhr Während ich weissbiertrinkend im Liegestuhl im Garten platz nehme, bereitet Georg die keusche Brotzeit vor.
20.45 Uhr Endlich können wir essen. Ich fische mir zwei Weisswürste aus dem Topf und schenke mir gleich noch ein Weissbier ein - das tut gut. Bei 23°C ist eine Brotzeit im Garten genau das Richtige. Georg meint, dass für morgen Abend eine kleine Grillfeier mit Herrn Wang geplant ist. Allerdings müssen wir morgen in den Supermarkt, um Kohlen, Grillgut und Salat einzukaufen - das soll mir ganz Recht sein.
21.30 Uhr Gemeinsam mit meinem Bruder räume ich die Küche auf. Georg erklärt, dass er von seiner Lungenentzündung vollständig genesen ist und morgen Abend endlich wieder eine Zigarre rauchen will - wie unlöblich.
22.00 Uhr Ich gähne laut und kann mich vor Müdigkeit kaum mehr auf den Beinen halten. Nachdem ich meinen Koffer ausgepackt habe, gehe ich ins Bett und schlafe sofort ein. Gute Nacht.

Ich flog mit den Delta Fluglinien nach Florida:

http://pfaffenberg.permuda.net/delta767.jpg

Koka Kola Licht ist wohlschmeckend:

http://pfaffenberg.permuda.net/diet-coke.jpg

Meine Untermieterin Sandra:

http://pfaffenberg.permuda.net/sandra.html

Mein Eigenheim im Waldweg 7:

http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 27.04.2005
© Reinhard Pfaffenberg