Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

12.12.2006

06.45 Uhr Ich erwache löblichst und springe umgehend aus dem Bett. Da heute wieder einmal die Sonne vom Himmel lacht und für hohe Temperaturen sorgt, öffne ich gutgelaunt die Terrassentüre und absolviere die wichtige Morgengymnastik an der frischen Luft - das tut gut. Während ich meine Muskeln mit dem Hampelmann stähle, vernehme ich plötzlich lautes Geschrei aus Herrn Wangs Garten. Natürlich erkundige ich mich neugierig nach dem Rechten und erfahre, dass garstige Waschbären während der Nacht in den Beeten ihr Unwesen getrieben und sogar eine Palme beschädigt haben - wie unlöblich. HEUREKA - ich schlage sogleich die Hände über dem Kopf zusammen und fordere Herrn Wang unmissverständlich auf, Nägel mit Köpfen zu machen und endlich Waschbärenfallen aufzustellen - so kann es einfach nicht weiter gehen.
07.15 Uhr Nachdem sich mein Bekannter etwas beruhigt hat, kehre ich kopfschüttelnd ins Haus zurück und entspanne bei einem erquickenden Wirbelbad. Während ich mich ordentlich wasche, fröne ich nebenbei per Weltempfänger dem Radioprogramm des bayerischen Rundfunks und höre, dass laut einer UNICEF Studie weltweit fünf Millionen Mädchen und Frauen Gewalt sowie massiver Diskriminierung ausgesetzt sind - wie furchtbar. Der Radiosprecher geht noch weiter und erzählt, dass die Geburt eines Mädchen in vielen asiatischen Ländern sogar mit einem Todesurteil gleichzusetzen ist. Im Jahresbericht der UNICEF heisst es weiter, dass in China und Indien jährlich bis zu einer Million weibliche Föten gezielt abgetrieben und die Mütter alleine ihrem Schicksal überlassen werden. Knapp 60 Jahre nach Gründung von UNICEF malt die Organisation eine immer frauenfeindlichere Gegenwart auf und meldet, dass jährlich bis zu 14 Millionen Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren zwangsverheiratet und von ihren Ehemännern vergewaltigt werden. Als besonders abstossende Form der Gewalt prangert die Menschenrechtsorganisation ausserdem "Ehrenmorde" in mindestens vierzehn Ländern dieser Welt, darunter Jordanien, Pakistan, Türkei sowie Italien an. Um die Problematik schnellstens in den Griff zu bekommen, fordert UNICEF in besagtem Jahresbericht sämtliche Länder auf, mehr Geld für Aufklärungsarbeit bereitzustellen und die Diskriminierung von Kindern und Frauen unter Strafe zu stellen - dem kann ich nichts hinzufügen.
08.00 Uhr Nachdenklich steige ich aus der Wanne und wähle angesichts des karibischen Wetters besonders luftige Kleidung aus. Anschliessend nehme ich zufrieden am Frühstückstisch platz und lasse mir das wichtigste Mahl des ganzen Tages in Form von gerösteten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), Erdbeerkonfitüre, Donut sowie vitaminreichen Aprikosen munden - schmeckt nicht schlecht, Herr Specht. Als ich kraftvoll zubeisse, fällt mein Blick auf einen interessanten Zeitungsbericht in dem steht, dass just an diesem Tag das grosse Finale der "Florida Senior Games State Championships" (löblich: Florida Rentner Staats Meisterschaften) in den Disziplinen Badminton (löblich: Federball), Fussball (unlöblich: Soccer), Billard, Basketball (löblich: Korbball), Volleyball sowie Reiten stattfinden - wie aufregend. Ferner wird in der "Naples Daily News" darüber berichtet, dass vom 2. Dezember bis zum heutigem Tag ein sportlicher Wettstreit in Fort Myers mit insgesamt 2.000 Rentnern aus allen Teilen der Welt veranstaltet wurde. HEUREKA - hätte mich Herr Wang über dieses Spektakel in Kenntnis gesetzt, hätte ich es mir nicht nehmen lassen, die Fussballschuhe zu schnüren und mein Können unter Beweis zu stellen - ein stattliches Preisgeld kann man bekanntlich immer gut gebrauchen.
08.30 Uhr Düdeldü - nachdem ich die Küche auf Vordermann gebracht habe, eile ich voller Tatendrang nach Draussen und werde Zeuge, wie Herr Wang gerade seine Golftasche befüllt. Als ich genauer nachfrage, sagt mein Bekannter, dass er nun zum Golfplatz fahren und mit Herrn Porello ein kleines Spielchen wagen wird - wie unlöblich. Da ich mich für diese dumme Sportart bekanntlich nicht interessiere, wünsche ich Herrn Wang einen schönen Vormittag und kehre gelangweilt ins Eigenheim zurück, um mir meine eigenen Gedanken zu machen.
09.00 Uhr HEUREKA - da mir langsam die Decke auf den Kopf zu fallen droht, greife ich kurzerhand zum Jeepschlüssel und unternehme eine kleine Ausfahrt - da kommt Freude auf. Ausgestattet mit zwei Dosen Dr. Pepper und einer Schinkensemmel brause ich gen Westen und finde mich nach wenigen Augenblicken direkt am Golf von Mexiko wieder - diesen Ausblick muss man einfach erlebt haben. Da ich keine wichtigen Termine im "Blackberry" (löblich: Schwarzbeere) verzeichnet habe, brettere ich bei lauter Radiomusik weiter und stelle den Wagen letztendlich direkt am Strand der grossen Hickory Insel (unlöblich: Big Hickory Island) ab. Als ich den Strand auf und ab laufe und mir die Hände reibe, stosse ich zu meiner Freude auf eine weihnachtlich geschmückte Tikibar namens "Bob's Rooftop" - wie schön. Selbstverständlich nehme ich sogleich unter einer schattenspendenden Palme an einem Holztisch platz und lasse mir zu fröhlichen hawaiianischen Weihnachtsklängen ein alkoholfreies Mischgetränk namens "Ipanema" kredenzen - dieser vitaminreiche Trunk kommt jetzt gerade recht. Während ich meine ausgetrocknete Kehle redlichst öle, wechsle ich einige Sätze mit dem Barmann und erfahre, dass der freundliche Herr bereits 63 Jahre auf dem Buckel hat und sogar als einer der ersten amerikanischen Soldaten im Vietnamkrieg gedient hat - wie aufregend. Da ich nur sehr wenig über diese kriegerische Auseinandersetzung weiss, frage ich ganz genau nach und höre, dass mein Gegenüber unter anderem in "Dà Nang" sowie am Mekong Fluss im Süden des Landes stationiert war. Zu allem Überfluss berichtet der löbliche Veteran, dass er bereits nach sechs Monaten durch eine Handgranate verletzt und im Juli 1964 auf die Militärbasis Pensacola, FL ausgeflogen wurde. Nun kommt der freundliche Herr richtig in Fahrt und beklagt kopfschüttelnd, dass mehr als 58.000 amerikanische Soldaten bei diesem Wahnsinn ihr Leben lassen mussten und heute noch Hunderttausende Veteranen mit den Nachwirkungen des Krieges zu kämpfen haben - wie schrecklich.
10.00 Uhr Nach einem weiteren Langgetränk (unlöblich: Longdrink) verabschiede ich mich redlichst und kruse bei schöner Landmusik einer Bande namens "Pirates of the Mississippi" (löblich: Piraten des Mississippi) weiter in Richtung Norden. Unter anderem passiere ich den "Carl E. Johnson Country Park" und lerne anhand einer Informationstafel, dass dieses Gebiet seinesgleichen in der Welt sucht und Millionen Wildvögeln eine artgerechte Heimat bietet - an soviel Naturschutz könnte sich Europa ruhig einmal ein Beispiel nehmen.
10.30 Uhr Nachdem ich eine nach Herrn Johnson benannte Brücke überquert habe, bemerke ich plötzlich, dass ich mittlerweile fast fünfunddreissig Meilen gefahren bin - wie aufregend. Trotz allem lasse ich mir die gute Laune nicht verderben und fahre erheitert an schicken Wohngebieten mit eigenen Strandabschnitten und einladenden Geschäftsvierteln vorbei.
11.15 Uhr Nach weiteren zehn Meilen erreiche ich endlich das Ziel und überquere den Fort Myers Causeway in Richtung Sanibel und Captiva Island. Wie jedes Kind weiss, gehören diese beiden Inseln zu dem vorgelagertem Eiland an der Mündung des Caloosahatchee Rivers vor den Toren von Cape Coral und Fort Myers. Fröhlich beschleunige ich den JEEP auf die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 30 Meilen und kruse den Boardwalk bis zu seinem Ende entlang. Da ich hier ein einladendes Gasthaus namens "Chadwick's Restaurant & Lounge" vorfinde, entschliesse ich mich spontan, mein wohlverdientes Mittagessen auf der schnieken Sonnenterrasse einzunehmen. Laut pfeifend nehme ich an einem schattigen Plätzchen direkt am Haupteingang platz und bekomme von einer freundlichen Mitarbeiterin sogleich die Speisekarte überreicht - wie schön. Selbstverständlich entschliesse ich mich bei dieser Gelegenheit für ein keusches Fischgericht namens "Garlic Lovers Scampi" (löblich: Knoblauch Liebhaber Scampi) mit Saisongemüsen und Knoblauchbrot sowie ein eisgekühltes Budweiser direkt aus der Flasche - das tut gut.
12.00 Uhr Während ich mir das wohlschmeckende Gericht zungeschnalzend munden lasse, blicke ich wehmütig auf den weiten Ozean hinaus und komme zu dem Schluss, dass ich auf das eiskalte Nebelwetter in Bayern gänzlich verzichten könnte. Vielleicht sollte ich doch meine letzten Ersparnisse zusammenkratzen und eine kleine Villa direkt am azurblauen Golf von Mexiko erwerben - verdient hätte ich es mir allemal.
12.45 Uhr Nachdem ich mir ein hausgemachtes Stück Schokoladenkuchen mit Schlagsahne und lustigen Früchten genehmigt und die gesalzene Zeche mit einem nagelneuen 50 DOLLAR Schein bezahlt habe, unternehme ich einen kleinen Spaziergang und werfe Steine in das rauschende Wasser - da kommt Freude auf. Danach kehre ich laut seufzend zum Fahrzeug zurück und mache mich schleunigst auf den Heimweg. Um nicht wieder am Strand entlang kurven zu müssen, entschliesse ich mich kurzerhand, die knapp fünfzig Meilen auf der mehrspurigen Strasse 41 zurückzulegen - das geht bekanntlich schnell und ist viel sicherer. Zu stimmungsvoller Landmusik von Weltstern Toby Keith wird die Heimfahrt zu einem wahren Vergnügen.
14.00 Uhr Nach knapp siebzig Minuten treffe ich endlich im Lowbank Drive ein und stelle fest, dass Herr Wang immer noch nicht zu Hause ist - das ist wieder einmal typisch. Bestimmt verbringt der Gute den Nachmittag wieder einmal im Vereinsgasthaus des benachbarten Golfvereins und lässt sich sündteuren französischen Schaumwein (unlöblich: Champagner) schmecken - wie unlöblich.
14.30 Uhr Kopfschüttelnd lege ich mich aufs Sofa im Wohnzimmer und schliesse die Augen. Schon bald schlafe ich ein und freue mich auf den Ausflug nach St. Petersburg am kommenden Freitag.
15.30 Uhr Just als ich von meinem spannenden Aufenthalt in Nashville träume, werde ich durch lautes und sehr aggressives Telefonklingeln geweckt - wie unlöblich. Trotzdem nehme ich den Hörer ab und vernehme die Stimme meiner ehemaligen Untermieterin Amanda in der Leitung - wie schön. Die Maid klingt erschöpft und berichtet, dass James und der kleine David (1) seit gestern mit unlöblichen Erkältungskrankheiten im Bett liegen - wie schrecklich. Laut Dr. Rödlberg ist es aber nicht so schlimm und dem Abflug nach Kanada am 20. Dezember sollte nichts im Weg stehen. Natürlich spende ich redlichst Trost und gebe wertvolle Ratschläge zur Behandlung von unlöblichen Erkältungen.
15.45 Uhr Nachdem ich Amanda noch von meinen aufregenden Erlebnissen im Sonnenscheinstaat erzählt habe, beende ich das teure Ferngespräch und eile wie der Wind in die Küche, um das löbliche Kaffeekränzchen vorzubereiten. Heute gibt es frischen Bohnenkaffee sowie zwei lustige Vanillemuffins aus der Winn Dixie Bäckerei - das schmeckt.
16.15 Uhr Mit Kaffee und Gebäck lasse ich mich am Heimrechner nieder und beginne mit der wichtigen Anschnurarbeit. Als erstes segle ich direkt auf meine löbliche Heimseite und beantworte Fragen besorgter Eltern. Herr Robert P. aus Oldenburg schreibt, dass sein Sohn Olaf (18) im Frühling zum sogenannten "Spring Break" (löblich: Frühlingsbruch) nach Amerika reisen will - wie schrecklich. Ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen und empfehle Herrn P. meinen investigativen und mehrfach ausgezeichneten Anschnurbericht zu diesem Thema.
17.00 Uhr Ich sende mehrere Briefe mausdrückend ab und kümmere mich auch noch um das löbliche Gästebuch. HEUREKA - auch heute darf ich mich wieder über viele neue Einträge freundlicher Heimseitenbesucher freuen.
17.45 Uhr Nachdem ich noch elektronische Grüsse an meine neuen Mieter im Waldweg 7, Familie Omariba, sowie an Prof. Edelbert Kuhn verschickt habe, fahre ich den Heimrechner fachmännisch herunter und genehmige mir ein kühles Budweiser direkt aus dem Kühlschrank. Während ich mir den gesunden Hopfentrunk im Stehen schmecken lasse, öffne ich abermals den Kühlschrank und sehe eine Packung Fischstäbe im Eisfach - da läuft mir gleich das Wasser im Munde zusammen.
18.15 Uhr Zu den ohrenbetäubenden Klängen einer Alan Jackson Weihnachtskompaktscheibe schwinge ich redlichst den Kochlöffel und zaubere einen flockigen, aber keuschen Kartoffelbrei sowie gesunden Tomatensalat mit Olivenöl - wie gut das duftet. Nebenbei wende ich gekonnt die Fischstäbe in der Pfanne und decke schon mal den Tisch auf der Terrasse.
18.45 Uhr Düdeldü - ich beisse kraftvoll zu und lasse mir das maritime Schmankerl mit einem Gläschen Weisswein aus dem goldenen Kalifornien redlichst munden. Bei Kerzenschein und dem schönen Lied "Let it be christmas" (löblich: Lass es Weihnachten sein) kommt trotz Temperaturen um die 22°C richtige Weihnachtsstimmung auf - wie schön.
19.15 Uhr Gerade als ich den letzten Fischstab verspeise und schon den Tisch abräumen will, werde ich darauf aufmerksam, dass an einer Lichterkette neben dem Grill mehrere Glühbirnen ausgefallen sind - wie unlöblich. Selbstverständlich eile ich sofort ins Wohnzimmer und krame eine Ersatzbirne aus einer Schublade, um den Schaden gleich zu beheben.
19.45 Uhr Nachdem ich fachmännisch das defekte Lichtchen ersetzt habe, kehre ich zufrieden ins Haus zurück und sorge in der Küche für Sauberkeit und Ordnung. HEUREKA - weil die Spülmaschine zum Bersten gefüllt ist, muss ich heute leider von Hand abwaschen. Bei stimmungsvoller Weihnachtsmusik geht die Arbeit aber ruckzuck von der Hand und ich bin schon nach kurzer Zeit fertig - wie schön.
20.30 Uhr Endlich ist alles erledigt und ich kann mich erschöpft auf das Sofa fallen lassen, um die Nachrichten auf CNN zu verfolgen - immerhin muss ich als Anschnurreporter stets über das aktuelle Weltgeschehen informiert sein. Nachdem ich unter anderem erfahren habe, dass der israelische Ministerpräsident Olmert sich zu einem Staatsbesuch in Berlin aufhält, verfolge ich sogar noch die lokale Wettervorhersage auf dem löblichen Wetterkanal.
21.00 Uhr Redlichst informiert drücke ich auf den "OFF" (löblich: AUS) Knopf der Fernbedienung und schenke mir ein grosses Glas Coca Cola ein. Danach greife ich zu meinem Miss Marple Roman namens "Karibischer Sommer" und setze mich in den Liegestuhl auf der Terrasse, um redlichst zu schmökern - wie aufregend.
22.15 Uhr Als mir schon langsam die Augen zufallen, klappe ich das spannende Buch zu und ziehe ich mich ins Eigenheim zurück. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich zufrieden ins Bett und schlafe schon bald ein. Gute Nacht.

Mein löblicher Ausflug:

http://pfaffenberg.permuda.net/1212ausflug.gif

Mein Nachbar - Herr Wang:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang

Amanda ruft aus dem fernen Bayern an:
http://pfaffenberg.permuda.net/guido.html#amanda

Trotz grösster Hitze beantworte ich Fragen besorgter Eltern:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

Mein löbliches Anschnurgästebuch:
http://two.guestbook.de/gb.cgi?gid=626861&prot=bprirl

Bericht: Frühlingsbruch (unlöblich: Spring Break):
http://pfaffenberg.permuda.net/fruehling.html

Reisebericht: Mein Ausflug nach Nashville im letzten Jahr:
http://pfaffenberg.permuda.net/nashville2005.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 12.12.2006
© Reinhard Pfaffenberg