Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

30.11.2006

06.30 Uhr Der Weltempfänger geht an und läutet den letzten Tag des Novembers mit dem stimmungsvollen Dolly Parton Gassenhauer "Island in the Stream" (löblich: Insel im Strom) ein - wie schön. Laut singend springe ich aus den Federn und werfe einen prüfenden Blick auf das Aussentermometer, um mit Freude festzustellen, dass die Quecksilbersäule bereits die 70° Fahrenheit Marke überschritten hat - dieses karibische Wetter lobe ich mir. Um keine Zeit zu verlieren, absolviere ich die wichtige Morgengymnastik am geöffneten Fenster und stähle meine Muskeln redlichst - wer rastet, der rostet.
07.00 Uhr Düdeldü - nachdem ich einen besonders frechen Ajaja Vogel aus dem Garten vertrieben habe, entspanne ich bei einem erquickenden Vollbad und verfolge nebenbei die Radionachrichten aus der bayerischen Heimat. Dank keuscher Kurzwelle erfahre ich, dass sich die rund 20 Millionen deutschen Rentner weiter auf Nullrunden einstellen müssen und frühestens im Jahre 2009 mit einer kleinen Rentensteigerung rechnen dürfen - wie furchtbar. Der Präsident des Deutschen Rentenversicherung Verbands (DRV) teilte am Dienstag mit, dass die Anhebung lediglich bei 0,2% im Westen und knapp 0,3% im Osten unserer Republik liegen dürfte - darüber lachen doch die Hühner. Ferner plapperte Herr Rische davon, dass die sich abzeichnende Rentensteigerung nicht einmal ausreichen wird, um die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge sowie die Inflation aufzufangen - wie unlöblich. Selbstverständlich rechne ich ganz genau nach und erkenne schnell, dass sich diese "Rentenerhöhung" bei vielen Senioren nur im Zentbereich bewegt. HEUREKA - wie jedes Kind weiss, kann man sich davon nicht einmal einen Eisbecher Pumuckl im "Wilden Esel" leisten. Vielleicht wäre es doch am besten, wenn ich im Rentnerparadies bleiben und hier meinen Lebensabend verbringen würde - in Florida ist Lebensqualität bekanntlich noch gewährleistet.
07.45 Uhr Verärgert steige ich aus der Wirbelbadewanne und setze mich im Bademantel auf die Terrasse, um ein kleines, aber feines Frühstück in Form von röstfrischem Bohnenkaffee, gebutterten Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast), delikater Erdbeermarmelade, Rührei mit Speckstreifen und einem Apfel zu verzehren. Nebenbei fröne ich der nagelneuen Kelly Pickler Landmusikscheibe namens "Small Town Girl" (löblich: Kleinstadtmädchen) und blättere gelangweilt in der Morgenausgabe der "Naples Daily News". Auf Seite 4 werde ich auf einen interessanten Bericht aufmerksam und lese, dass Scherriff Bradford gestern als Zeuge vor Gericht aussagen musste und einen 20jährigen Gewalttäter namens Jahwaan Arbyummi für zwanzig Jahre hinter Gitter brachte - wie schön. Angeblich hatte der Gewaltverbrecher einen 42jährigen China-Restaurant-Auslieferer niedergeschossen und schwer verletzt. Im weiteren Verlauf des Artikels wird der Scherriff sogar mehrmals namentlich erwähnt und wegen der prompten Ergreifung des Täters in den höchsten Tönen gelobt - wie aufregend.
08.30 Uhr Düdeldü - frisch in Schale geworfen gehe ich zum Nachbargrundstück und finde Herrn Wang am Schwimmbecken vor. Selbstverständlich begrüsse ich meinen Bekannten redlichst und höre, dass er heute einen ruhigen Tag im Eigenheim verbringen will. Obwohl ich meinen Nachbarn mehrmals ermutige, endlich in die Gänge zu kommen und mit an den Strand zu fahren, winkt er zigarrerauchend ab und sagt, dass ich mich alleine auf den Weg machen muss - das soll mir auch Recht sein. Missgelaunt kehre ich in meinen Garten zurück und bemerke, dass Frau Gomez mittlerweile im Ferienhaus eingetroffen ist - wie schön. Natürlich wünsche ich der Dame einen guten Morgen und erkläre mit erhobenem Zeigefinger, dass besonders das Wohnzimmer sowie mein Schlafzimmer auf Vordermann gebracht werden sollten. Die fleissige Frau nickt zustimmend und verspricht, alle anfallenden Arbeiten bis spätestens Mittag zu erledigen und bis zum Weihnachtsfest einmal in der Woche zu erscheinen - das klappt wieder wie am Schnürchen. Gutgelaunt packe ich eine Dr. Pepper Brause, ein Handtuch, den Apfel Empe 3 Spieler sowie die Sonnenkreme ein und rase anschliessend mit hoher Geschwindigkeit zu meinem Lieblingsstrand namens "Vanderbild Beach".
09.00 Uhr Schon nach sechs Meilen habe ich das Ziel erreicht und kann den frisch gewaschenen JEEP auf einem kostenpflichtigen Parkplatz am sogenannten Boardwalk (löblich: Strandpromenade) abstellen - wie aufregend. Voller Tatendrang laufe ich auf dem Holzsteg in Richtung Meer und freue mich riesig, endlich wieder heissen Sand unter meinen Fusssohlen zu spüren. Selbstverständlich entledige ich mich sofort der Kleidung und renne ruckzuck ins kühle Nass, um redlichst auf und ab zu schwimmen - da kommt Freude auf.
09.30 Uhr Nachdem ich mich erfrischt habe, nehme ich unter einer schattenspendenden Palme platz und trinke zungeschnalzend die mitgebrachte Brause. Während Dwight Yoakam im Apfel Empe 3 Spieler das schöne Lied "Guitars Cadillacs" (löblich: Gitarren Cadillacs) zum Besten gibt, fällt mir auf, dass sich besonders viele Rentner am Strand tummeln - wie schön. Um der Sache genauer auf den Grund zu gehen, frage ich einen der Herren nach dem Rechten und erfahre, dass der ortsansässige Rentnerfussballverein just an diesem Tag ein sogenanntes Beach-Soccer-Turnier veranstaltet - wie aufregend. Ich klatsche in die Hände und erkläre, dass ich ebenfalls ein erfahrener Fussballer bin und sogar schon für den renommierten Vorstadtverein Wacker München die Stiefel geschnürt habe. Mein Gesprächspartner zeigt sich begeistert und ermutigt mich, doch einfach mitzuspielen - das ist gar keine schlechte Idee. Da etwas Bewegung am Vormittag nicht schaden kann, springe ich schnell auf und geselle mich redlichst zu den anderen.
10.00 Uhr Nachdem wir uns bekannt gemacht und Hände geschüttelt haben, geht es auch schon los. Schwitzend nehme ich die Position des Mittelstürmers ein und merke schnell, dass der gegnerische Torwart einen ganz schwarzen Tag erwischt hat. HEUREKA - als ich nach wenigen Augenblicken ans Leder komme, zögere ich nicht lange und versenke den Ball zwischen zwei Coladosen, die sporadisch ein Tor darstellen sollen - wie aufregend. Meine Mitspieler loben mich redlichst und behaupten, dass sie selten einen besseren Techniker in ihren Reihen hatten - wie schön.
10.15 Uhr Leider erkenne ich bereits nach knapp fünfzehn Minuten, dass mir auf dem sandigen Untergrund schnell die Puste ausgeht. HEUREKA - da die Sonne mittlerweile unbarmherzig vom Himmel strahlt und für Temperaturen um die 30°C sorgt, winke ich erschöpft ab und lasse mich umgehend auswechseln - dieses Klima haut sogar den stärksten Rentner um.
10.30 Uhr Nassgeschwitzt und völlig ausser Atem, stürze ich mich erneut in den azurblauen Ozean und stosse bei einem Tauchgang sogar auf eine schöne Muschel - der kleine David (1) wird Augen machen.
11.00 Uhr Ich blicke durstig auf meine wertvolle ROLEX und entschliesse mich, der schönen TIKI Bar in der Nachbarschaft einen kurzen Besuch abzustatten. Gutgelaunt wünsche ich den Fussballern einen schönen Nachmittag und laufe unaufhaltsam zu besagter Strandgaststätte, um entspannt unter einem Sonnenschirm platz zu nehmen. Eine leichtbekleidete Bedienung im Bastrock lässt nicht lange auf sich warten und kredenzt mir neben der Getränkekarte sogar eine Schüssel mit lustigen Knabbereien - wie aufmerksam. Natürlich studiere ich das reichhaltige Angebot ganz genau und entscheide mich letztendlich für ein kühles Langgetränk namens "Florida '86" und einen vitaminreichen Käseburger (unlöblich: Cheeseburger) mit Kartoffelstäben und Ketschap - ein kleines Mittagessen kann nach dem Frühsport nicht schaden.
11.30 Uhr Endlich wird meine Bestellung serviert - wie schön. Ich probiere vorsichtig und bin vom tropischen Langgetränk ganz besonders begeistert. Natürlich frage ich genauer nach dem Rechten und höre, dass dieser Karibiktrunk aus verschiedensten Ingredienzien wie zum Beispiel Grapefruchtsaft, Angostura, Aperol, Gin und Tonic Water zusammengemischt wurde - schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet.
12.30 Uhr Nachdem ich meinen Burger verzehrt und die gesalzene Rechnung mit einem nagelneuen 20 DOLLAR Schein bezahlt habe, kehre ich erheitert zum Fahrzeug zurück und brause mit quietschenden Reifen davon. Dummerweise werde ich auf halber Strecke von einem Polizeiwagen überholt und zu allem Überfluss aufgehalten. Kurz bevor mir das Herz in die Hose rutscht, stelle ich jedoch fest, dass sich Scherriff Bradford wieder einmal einen Scherz erlaubt hat - wie unlöblich. Laut lachend hüpfe ich aus dem JEEP und lasse es mir nicht nehmen, dem Gesetzeshüter redlichst die Hand zu schütteln. Der Gute freut sich ganz besonders und schlägt vor, eine Tasse Kaffee im "Starbucks Gasthaus" an der nächsten Kreuzung zu trinken. Da ich keine wichtigen Termine in meinem Blackberry (löblich: Schwarzbeere) verzeichnet habe, stimme ich redlichst zu und folge dem Scherriff umgehend.
13.00 Uhr Während wir gemütlich an einem Ecktisch sitzen und ein Kleingespräch (unlöblich: Smalltalk) halten, erblickt mein Gegenüber plötzlich zwei Gauner auf der anderen Strassenseite. Bevor ich etwas erwidern kann, springt Herr Bradford auch schon auf und rennt mit gezogener Waffe nach Draussen - wie aufregend. Selbstverständlich postiere ich mich stolz an der Eingangstüre des "Starbucks" und mache die staunenden Passanten darauf aufmerksam, dass mein Bekannter gerade zwei landesweit gesuchte Schwerverbrecher zur Strecke bringt. Nach wenigen Augenblicken ist der Einsatz auch schon beendet und Scherriff Bradford führt die beiden gewaltbereiten Jugendlichen (14) in Handschellen zum Polizeifahrzeug.
14.00 Uhr Ich trinke ganz schnell meinen Kaffee aus und mache mich anschliessend auf den Weg zurück zum Lowbank Drive.
14.30 Uhr Erschöpft treffe ich im Ferienhaus meines Bruders ein und sehe, dass Frau Gomez mittlerweile ihre Arbeit beendet hat - wie schön. Einem kleinen Nachmittagsschläfchen dürfte somit nichts mehr im Weg stehen. Ich lege mich sofort in den Liegestuhl auf der Terrasse und finde mich kurze Zeit später im Reich der Träume wieder.
15.30 Uhr HEUREKA - lautes und sehr aggressives Klingeln stört mich bei meiner wohlverdienten Ruhe - wie unlöblich. Missgelaunt eile ich zur Türe und finde Herrn Wang in kurzen Hosen und buntem Hawaiihemd vor - wie schön. Selbstverständlich bitte ich meinen Nachbarn sofort herein und erkläre, dass nun die Zeit für ein kleines Kaffeekränzchen gekommen ist. Während mein Gast bequem auf der Terrasse platz nimmt und mit Erdnüssen nach einem Ajaja wirft, brühe ich frischen STARBUCKS Bohnenkaffee auf und lege einige Weihnachtslebkuchen auf einen edlen Porzellanteller - das keusche Auge isst schliesslich mit.
16.00 Uhr Während wir entspannt in der prallen Sonne sitzen und Kleingespräche halten, möchte Herr Wang plötzlich wissen, ob ich immer noch als Anschnurjournalist tätig bin. Natürlich nicke ich eifrig und zeige auf, dass ich nicht müde werde, mich um Belange verzweifelter Erziehungsberechtigter zu kümmern und den armen Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Um der Unterhaltung Nachdruck zu verleihen, führe ich meinen Bekannten kurzerhand an den Heimrechner ins Arbeitszimmer und rufe die elektronische Post ab. Herr Wang staunt angesichts der vielen Anfragen nicht schlecht und studiert sogar einen Brief einer Mutter (41) aus dem ostdeutschen Dresden. Unter anderem schildert Frau Helga B. das unlöbliche Verhalten ihres Sohnes in allen Einzelheiten und berichtet, dass der Bube ausschliesslich Schnellessen und Weichgetränke verköstigt - wie furchtbar. Da ich zu diesem Thema schon vor vielen Monaten einen investigativen Bericht verfasst habe, spende ich der kleinen Frau redlichst Trost und fordere sie auf, einen saftigen Schweinebraten auf den Tisch zu bringen.
17.00 Uhr Nachdem ich persönliche Briefe an Sandra, Prof. Kuhn und Kaplan Bertram verfasst habe, zeige ich Herrn Wang den Bericht zum Thema "Das löbliche Weihnachtsfest" und stelle klar, dass sich immer mehr Heimseitenbesucher meine Ratschläge zu Herzen nehmen. Mein Nachbar freut sich sehr und sagt, dass ich mit dieser hervorragenden Internetzpräsenz bestimmt bald Ruhm und grossen Reichtum erlangen werde - das wäre einfach zu schön. Leider bin ich nicht nur bei der letzten Verleihung des Bundesverdienstkreuzes, sondern auch bei der Bambiverleihung übergangen worden. HEUREKA - anstatt meine wichtige Anschurarbeit zu würdigen, ziehen es die Verantwortlichen vor, Herrn Wolf Biermann oder Fussballstern Oliver Kahn die Preise zu überreichen - wie ungerecht.
17.45 Uhr Verärgert kehren wir auf die Terrasse zurück und planen den heutigen Abend. Während ich ein Abendessen in "Julies Restaurant" ins Gespräch bringe, schlägt Herr Wang vor, doch einfach den Grill anzuwerfen - das ist gar keine schlechte Idee. Voller Elan springe ich auf und eile in die Garage, um Grillkohle hervorzuholen. Während mein Gast schon einmal das Feuer entfacht, bereite ich in der Küche einen knackigen, aber keuschen Salat sowie das Grillfleisch direkt aus Texas vor - wie gut das duftet.
18.45 Uhr Endlich ist es soweit und wir können die gesunden Steaks auf den Rost legen. Während das Fleisch redlichst grillt, erinnere ich mich, dass ich für Herrn Wang ein kleines Geschenk aus meiner bayerischen Heimat mitgebracht habe - das hätte ich beinahe vergessen. Gutgelaunt eile ich ins Schlafzimmer und hole aus dem Rollkoffer die beiden Fläschchen Bärwurz hervor. Herr Wang freut sich ganz besonders und sagt, dass wir noch vor dem Essen ein Stamperl probieren sollten - dazu sage ich natürlich nicht nein.
19.30 Uhr Zu den stimmungsvollen Landmusikklängen einer Dixie Chicks (löblich: Südstaatenschlampen) Kompaktscheibe schenke ich Herrn Wang auch noch ein Weissbier ein und tische die Speisen auf - schmeckt gar nicht schlecht, Herr Specht. Wir lassen uns das zarte Fleisch sowie den knackigen Salat auf der Zunge zergehen und verbringen einen wundervollen Abend unter Palmen - so lässt es sich leben.
20.45 Uhr Ein gelungener Abend geht langsam zu Ende. Nachdem wir auf der Terrasse für Sauberkeit und Ordnung gesorgt habe, verabschiedet sich mein Nachbar redlichst und kehrt erheitert ins Nebenhaus zurück. Ich nehme entspannt auf dem Sofa im Wohnzimmer platz und verfolge zum Abschluss des Tages die Nachrichten auf CNN. Unter anderem erfahre ich, dass der amerikanische Präsident George W. Bush heute noch mit dem irakischen Premierminister Maliki zusammentreffen und über einen Strategiewechsel diskutieren wird - wie interessant.
21.45 Uhr Nachdenklich beende ich den Fernsehabend und unternehme noch einen letzten Rundgang durch das Eigenheim. Nachdem ich alle Fenster und Türen sicher verschlossen habe, gehe ich müde ins Bett. Gute Nacht.

Ich besuche den Strand - wie schön:

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Herr Wang frönt dem Müssiggang und raucht Zigarre - wie unlöblich:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang

Ich treffe Scherriff Bradford - wie schön:
http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#bradford

Ich lese die elektronische Post ...
http://pfaffenberg.permuda.net/ebriefe.html

... und beantworte Fragen besorgter Eltern:
http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

Bericht: Der löbliche Heimrechner:
http://pfaffenberg.permuda.net/heimrechner.html

Bericht: Schnellessen und Weichgetränke:
http://pfaffenberg.permuda.net/schnellessen.html

Bericht: Das löbliche Weihnachtsfest:
http://pfaffenberg.permuda.net/weihnachten.html

TV LÖBLICH - das löbliche Fernsehprogramm:
http://pfaffenberg.permuda.net/tvloeblich.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 30.11.2006
© Reinhard Pfaffenberg