Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

31.05.2006

31.05.2006
07.00 Uhr Ich erwache unlöblichst und fühle mich sehr schlecht. HEUREKA - am liebsten würde ich heute im Bett bleiben und gar nicht aufstehen. Erst nach einigen Minuten reisse ich mich am Riemen und springe aus den Federn, um zum letzten Mal die Morgengymnastik im Rentnerparadies zu absolvieren.
07.15 Uhr Nachdem ich meine Muskeln redlichst gestählt habe, mache ich das Bett und hole den Delsey Rollkoffer aus dem Schrank. Verärgert packe ich meine Habseligkeiten zusammen und kann gar nicht glauben, dass heute der Heimflug ins kalte Deutschland auf dem Programm steht - wo soll das noch hinführen.
08.00 Uhr Just als ich meine sieben Sachen ordentlich in den Gang stelle und ins Bad gehe, klingelt es zu allem Überfluss auch noch an der Türe. Ich schiele vorsichtig durch das Fenster und finde Herrn Wang sonnenbebrillt vor dem Eigenheim vor. Selbstverständlich bitte ich meinen Nachbarn sofort in die gute Stube und mache ihm klar, dass er gerne das Frühstück zubereiten kann, während ich ein Vollbad geniesse. Mein Bekannter nickt eifrig und sagt, dass ich mir für die Morgentoilette ruhig Zeit nehmen soll - wie schön.
08.30 Uhr Während ich mich ordentlich wasche und rasiere, lausche ich nebenbei dem stimmungsvollen Radioprogramm von CAT COUNTRY (löblich: Katze Landmusik) und höre ein hervorragendes Lied eines aufstrebenden Musikanten namens Trent Willmon. Beschwingt von "Louisiana Rain" (löblich: Louisiana Regen) wippe ich hin und her und verursache eine Überschwemmung im Bad - das hat mir gerade noch gefehlt. Missgelaunt springe ich aus der Wanne und sorge mit dem Handtuch ruck zuck für Ordnung. HEUREKA - zum Glück wird Frau Gomez nach meiner Abreise nach dem Rechten sehen und das komplette Eigenheim redlichst auf Vordermann bringen.
09.00 Uhr Düdeldü - ich nehme mit Herzklopfen am reichhaltig gedeckten Tisch auf der Terrasse platz und lasse mir das letzte Frühstück unter der Sonne Floridas redlichst schmecken. Nebenbei plaudere ich mit meinem Nachbarn und mache ihm klar, dass ich so schnell wie möglich nach Naples zurückkehren werde. Angesichts von immer mehr Rechtsradikalen, Sozialschmarotzern und gewaltbereiten Jugendlichen werde ich in Deutschland bestimmt nicht mehr glücklich. Herr Wang nippt an seiner Kaffeetasse und sagt, dass ich jederzeit willkommen bin und am besten gleich ein eigenes Häuschen kaufen sollte - das wäre zu schön.
10.00 Uhr Nun wird es aber langsam Zeit. Ich überprüfe nochmals alle wichtigen Reiseunterlagen und stelle beim Blick auf meinen Flugschein fest, dass ich heute nicht in Atlanta sondern in Charlotte im Staate Nord Carolina zwischenlanden werde - wie aufregend. Während Herr Wang schon einmal die schweren Gepäckstücke zum Mercedes schleppt, mache ich einen letzten Rundgang durchs Haus und sehe mit einer Träne im Auge noch einmal nach dem Rechten.
10.30 Uhr Endlich kann die Reise losgehen. Herr Wang braust mit quietschenden Reifen den Lowbank Drive entlang und macht mich darauf aufmerksam, dass wir während meines Aufenthaltes weder das Teddybärmuseum noch den Korkenzieher Sumpf besucht haben - wie schade. HEUREKA - das ist Grund genug, so schnell wie möglich wieder nach Florida zu kommen. Wir lachen redlichst und treffen schon bald am Internationalen Flughafen von Fort Myers ein.
11.30 Uhr Nachdem wir uns durch den dichten Vormittagsverkehr gequält haben, kommen wir überpünktlich vor dem Abfluggebäude (unlöblich: Terminal) zum stehen - das klappt heute alles wie am Schnürchen. Da mein Flug nach Charlotte erst in knapp zwei Stunden abheben wird, schlendern wir plaudernd durch das Flughafengebäude und halten nach dem Schalter der US-Airways (löblich: US-Luftwege) Ausschau.
12.00 Uhr Als wir das Schild der Luftfahrtgesellschaft entdeckt haben, blickt Herr Wang auf seine wertvolle BREITLING Uhr und teilt mir mit, dass er nun zurück nach Naples fahren und eine Partie Golf spielen wird. Laut seufzend nehme ich meinen Nachbarn kurzerhand in den Arm und klopfe ihm kräftig auf die Schulter. Herr Wang ist ebenfalls traurig, hofft aber, dass wir uns bald wieder sehen werden - wie schön.
12.15 Uhr Missgelaunt werfe ich meinen Rollkoffer auf das Rollband und teile einer kleinen US-Luftwege-Maid mit Stern Bündnis (unlöblich: Star Alliance) Anstecker mit, dass ich Reinhard Pfaffenberg heisse und umgehend nach München fliegen will. Die Frau prüft kurz meinen Reisepass und erkundigt sich auch noch, ob ich auf dem Flug von Charlotte nach München einen Fensterplatz haben möchte. HEUREKA - natürlich zeige ich der Dame sofort den Vogel und mache sie darauf aufmerksam, dass ich ein redlicher Rentner bin und selbstverständlich auf einem Fensterplatz sowie einem leeren Platz neben mir bestehe.
12.45 Uhr Nachdem ich endlich die Einsteigekarten erhalten habe, dränge ich mich durch die Menschenmassen und kann nach einer Sicherheitskontrolle das Flugzeug der Marke Airbus (löblich: Luftbus) 319 betreten und auf dem Sitz 17A platz nehmen - das wurde auch langsam Zeit.
13.15 Uhr Während ich aus dem Fenster schaue und das Treiben auf dem Rollfeld beobachte, meldet sich der Flugkapitän mit einer Sprechdurchsage und teilt uns mit, dass wir mit knapp Zehnminütiger Verspätung nach Charlotte aufbrechen werden - das hat gerade noch gefehlt. Ich deute energisch auf meine ROLEX und mache meinen 87jährigen Sitznachbarn, der übrigens aus dem schönen Staat Maine stammt und seine Kinder in Fort Myers besucht hat, darauf aufmerksam, dass ich unbedingt meinen Weiterflug nach München erreichen muss. Der freundliche Mann wird sofort neugierig und berichtet, dass er während des zweiten Weltkriegs in der Nähe von Regensburg gekämpft und einige Nazischergen zum Teufel gejagt hat - wie aufregend. Natürlich bedanke ich mich im Namen aller Deutschen für den beherzten Einsatz der Alliierten und freue mich sehr, endlich einen Weltkriegsveteran persönlich kennen zu lernen.
13.30 Uhr Als das Flugzeug endlich startet und mir einen letzten Blick auf den azurblauen Golf von Mexiko gewährt, unterhalte ich mich redlichst und erzähle meinem Mitreisenden, dass ich trotz meines hohen Alters noch immer mit beiden Beinen im Berufsleben stehe und neben meiner Anschnurtätigkeit auch noch einen Donutladen führe. Mein Nebenmann staunt nicht schlecht und sagt, dass er früher eine löbliche Farm (löblich: Bauernhof) mit Tausenden von Schweinen bewirtschaftet hat und jetzt seinen wohlverdienten Lebensabend in vollen Zügen geniesst - wie schön.
14.00 Uhr Hungrig und durstig erkundige ich mich bei einer flotten Flugbegleiterin nach dem Mittagessen und erfahre, dass während des Kurzflugs nach Nord Carolina nicht mal eine kleine Brotzeit vorgesehen ist - das ist wieder einmal typisch. Anstatt ein reichhaltigen Mittagsmahl aufzutuschen, reicht mit die Maid ein Glas Limonade und einige vertrocknete Nüsse - wie unlöblich.
15.00 Uhr Sechs Minuten vor der planmässigen Ankunft setzt der Luftbus mit lautem Getöse auf dem "Charlotte/Douglas International Airport" auf - wie schön. Nachdem ich meinem Nachbarn eine schöne Weiterreise gewünscht habe, springe ich sofort auf und eile mit meiner Tasche zum Ausgang, um das Flugzeug schnellstens zu verlassen. Leider scheint ein garstiger Flugbegleiter ganz anderer Meinung zu sein und fordert mich auf, ruhig und gelassen vorzugehen - der Heini hat leicht Reden.
15.30 Uhr Als ich letztendlich doch noch im Flughafengebäude eintreffe, werfe ich einen prüfenden Blick auf einen Informationsbildschirm und lese, dass mein Weiterflug nach München um 17.15 Uhr abheben wird - wie schön. Um die Wartezeit etwas zu verkürzen, statte ich einer Schnellgaststätte namens "Burger King" (löblich: Wurstsemmel König) einen kurzen Besuch ab und verköstige eine Jause namens "Texas Double Whopper" (löblich: Texas Doppel Whopper" sowie einen extragrossen Becher Dr. Pepper Brause - schmeckt wirklich ausgezeichnet.
16.00 Uhr Mit Sodbrennen spaziere ich durch das schöne Flughafengebäude und blicke gespannt in die Auslagen der vielen Schaufenster. Da ich noch einige Mitbringsel für meine Liebsten in der Heimat benötige, strebe ich in ein "Duty Free" (löblich: Zollfrei) Geschäft und sehe mich nach Brauchbarem um. Schnell werde ich fündig und entscheide mich für zwei Schlüsselanhänger mit lustigem Motiv, eine Flasche Jack Daniels Whiskey sowie einen sprechenden Teddybären namens "Fipsy Love" (löblich: Fipsy Liebe) - der kleine David wird Augen machen.
16.30 Uhr Als endlich mein Flug nach München aufgerufen wird, eile ich schnellen Schrittes zum Tor B12 und überreiche einer keuschen Lufthansa Maid namens Sandy Becker meine Einsteigekarte. Das Kind bedankt sich herzlichst, dass ich mich für die Deutsche Lufthansa AG entschieden habe und überreicht mir als kleines Dankeschön eine "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sowie die "USA Today" - wie aufmerksam.
16.45 Uhr Nachdem ich mein Handgepäck achtlos ins Gepäckfach geworfen habe, stelle ich zu meiner Freude fest, dass ich auf dem Sitz 31A, direkt neben dem hinteren Ausgang platz nehmen darf. Da hier Beinfreiheit gewährleistet ist, steht einem ruhigen und entspannten Heimflug nichts mehr im Weg.
17.00 Uhr HEUREKA - leider habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Kurz bevor wir vom Rollfeld abheben, kommt ein rastabezöpfter Rabauke mit Empe 3 Knopf im Ohr daher und lässt sich laut ächzend neben mich nieder - wo soll das noch hinführen. Missgelaunt lege ich den Gurt an und würdige den Heini neben mir keines Blickes.
17.15 Uhr Pünktlich rollt der Luftbus A340 an und erhebt sich mit lautem Getöse in die Luft - der Startvorgang ist immer wieder ein Erlebnis. Nachdem das Flugzeug nach knapp einer halben Stunde die vorgeschriebene Reisehöhe erreicht hat, schnalle ich mich ab und springe auf, um in der Bordküche nach dem Rechten zu sehen. Selbstverständlich begrüsse ich alle Reisebegleiter per Handschlag und frage ganz nebenbei, wann denn endlich das Abendessen serviert wird. Ein aus Hamburg stammender rothaariger Luftknecht namens Jens Herms beruhigt mich redlichst und sagt, dass das Essen kommt, sobald ich wieder auf meinen Platz zurück gekehrt bin - das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen.
18.00 Uhr HEUREKA - das Essen lässt wirklich lange auf sich warten. Missmutig greife ich zu meinen Zeitungen und lese in der FAZ, dass die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Mai um 255.000 auf insgesamt 4.535.000 zurück gegangen ist. HEUREKA - diesen Unsinn muss man gelesen haben. Wie jedes Kind weiss, beschönt die Bundesregierung die Zahlen regelmässig und will dadurch für eine bessere Stimmung in der Bevölkerung sorgen - wie unlöblich.
19.00 Uhr Als der Luftbus gemächlich über die amerikanische Hauptstadt und den grossen Apfel düst, wird endlich das langerwartete Abendessen serviert. HEUREKA - die Wahl zwischen Fisch und Fleisch fällt mir natürlich ganz besonders leicht. Ich überlege nicht lange und lasse mir ein Rinderschnitzel (unlöblich: Steak) mit buntem Gemüse und Kartoffeln sowie ein eisgekühltes BECKS Bier kredenzen - ein reichhaltiges Essen habe ich mir nach dem Stress des Tages redlichst verdient. Während ich kraftvoll zubeisse und mir das zarte Fleisch auf der Zunge zergehen lasse, fällt mir auf, dass sich mein Nebenmann für ein vegetarisches Gericht, bestehend aus Reis und Käsesosse, entschieden hat - wie unlöblich. Eigentlich sollte man dem Dummkopf ordentlich die Meinung sagen und ihm erklären, dass fleischlose Kost sehr ungesund ist - meine Untermieterin Sandra ist der beste Beweis dafür.
20.00 Uhr Nach dem schmackhaften Essen lehne ich mich entspannt zurück und blättere gelangweilt in einer Broschüre der Deutschen Lufthansa AG. Das Unternehmen lobt sich selbst in den höchsten Tönen und teilt auf der Multimediaseite mit, dass während der Langstreckenflüge immer die neuesten Kinofilme zur Auswahl stehen. HEUREKA - selbstverständlich gehe ich dem sofort nach und stelle fest, dass man zwischen zwei Filmen namens "Casanova" oder "Entgleist" auswählen kann. Natürlich entscheide ich mich für den zweiten Film und verfolge gespannt die Geschichte eines Mannes, der nach einem Seitensprung von bösartigen Verbrechern zusammengeschlagen und erpresst wird. HEUREKA - in einer atemberaubenden Jagd durch ganz Manhattan versucht Herr Charles Schine den Hintergründen dieser Verschwörung auf die Spur zu kommen - wie aufregend.
22.00 Uhr Als der Film zu Ende geht, blicke ich laut gähnend auf meine Uhr und stelle fest, dass es in der fernen Heimat bereits nach 4.11 Uhr ist. HEUREKA - schnell stelle ich meine ROLEX auf die europäische Zeit um und schliesse dann zufrieden die Augen. Gute Nacht.

Ich fliege mit einem Luftbus der Lufthansa zurück in die Heimat:

http://pfaffenberg.permuda.net/naples0614.jpg

Mein Freund Herr Wang bringt mich noch zum Flughafen:

http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang

Bericht: Schnellessgaststätten sind unlöblich:

http://pfaffenberg.permuda.net/schnellessen.html

Bericht: Unlöbliche Filme:

http://pfaffenberg.permuda.net/filme.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 31.05.2006
© Reinhard Pfaffenberg