Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

22.05.2006

22.05.2006
06.15 Uhr Verdächtige Geräusche lassen mich unlöblichst hochschrecken. HEUREKA - da womöglich Einbrecher ins Haus eingedrungen sein könnten, eile ich auf Zehenspitzen in den Flur und sehe nach dem Rechten. HEUREKA - als ich beherzt das Licht in der Küche anknipse und mich ängstlich umblicke, bemerke ich auf dem Boden ein kleines Gürteltier, das sich gerade über einen Apfel hermacht. HEUREKA - dieses possierliche Tierchen muss man gesehen haben. Natürlich ergreife ich den kleinen Einbrecher und befördere ihn mit samt des Apfels in den Garten hinaus.
07.00 Uhr Da es bereits nach Sieben ist, bleibe ich gleich auf und absolviere die wichtige Morgengymnastik auf der Terrasse. Ich recke und strecke mich redlichst und übe sogar einen Kopfstand - wer rastet, der rostet.
07.30 Uhr Nachdem ich meine Muskeln redlichst gestählt habe, entspanne ich mich bei einem schönen Vollbad und lausche nebenbei dem stimmungsvollen Radioprogramm von "CAT COUNTRY" (löblich: Katze Landmusik). Der Radiosprecher schwärmt heute in den höchsten Tönen von einer neuen Kompaktscheibe einer Frauenmusikbande namens "Dixie Tschicks" und ruft die Zuhörer auf, sofort in die Plattenläden zu stürmen, um sich "Taking The Long Way" (löblich: den langen Weg nehmen) zuzulegen. HEUREKA - als auch noch das Lied "Silent House" (löblich: Leises Haus) angespielt wird, fällt mir auf, dass die Musik gar nicht schlecht ist. HEUREKA - bei meinem nächsten Supermarktbesuch werde ich vielleicht ebenfalls zugreifen und mir ein Exemplar sichern.
08.30 Uhr Düdeldü - ich hüpfe mit Elan aus der Wanne und kleide mich ordentlich an. Da es mit fast 23°C schwülwarm ist, wähle ich heute eine leichte Hose und ein besonders luftiges Hawaiihemd aus - das steht mir wirklich hervorragend. Anschliessend begebe ich mich in die Küche und bereite das wichtigste Mahl des ganzen Tages zu. Als ich mir das Frühstück redlichst munden lasse und geröstete Maisflocken (unlöblich: Cornflakes) mit frischer Milch sowie gebutterte Weissbrotscheiben (unlöblich: Toast) verspeise, klingelt plötzlich das Telefon laut und ganz besonders aggressiv. Ich nehme das Gespräch umgehend entgegen und höre die Stimme meines löblichen Neffen James in der Leitung - wie schön. Der gute Junge berichtet, dass er gerade mit Amanda und David zu Mittag gegessen und nun mit dem nagelneuen OPEL SIGNUM zu einer Fahrt ins Blaue aufbrechen wird - wie aufregend. Ferner erklärt der Bube, dass er gestern mit dem Pfarrer gesprochen und Davids Taufe auf Samstag den 17. Juni festgelegt hat - das passt ausgezeichnet in meinen überfüllten Terminkalender. Als ich darauf hoffe, als Taufpate fungieren zu dürfen, teilt mir James nebenbei mit, dass Simone eventuell diesen Part übernehmen wird - das ist also nun der Dank für alles. Obwohl ich den Tränen nahe bin, lasse ich mir nichts anmerken und gebe meinem Neffe zu verstehen, dass Frau Simone wirklich eine sehr gute Wahl ist.
09.00 Uhr Nachdem ich das Gespräch beendet habe, lasse ich mich wieder am Küchentisch nieder und komme aus dem Grübeln gar nicht mehr heraus. HEUREKA - angesichts der Tatsache, dass ich für die Kinder nur noch eine billige Aushilfskraft im Donutladen bin, sollte ich vielleicht gar nicht mehr nach Hause reisen und meinen Lebensabend im Rentnerparadies verbringen - verdient hätte ich es mir allemal.
09.30 Uhr Nach diesem Schock brauche ich jetzt eine Abkühlung. Ich hole eine schöne Flasche Coca Cola aus dem Kühlschrank und setze mich ans Schwimmbecken. Just als ich den ersten Schluck genommen habe, kommt Herr Wang an den Gartenzaun und fragt an, ob ich mit ihm eine kleine Rundfahrt zum Pier von Naples unternehmen möchte. HEUREKA - ein bisschen Abwechslung kann jetzt sicher nicht schaden. Ich willige sofort ein und dränge Herrn Wang zur Abfahrt.
10.00 Uhr Während mein freundlicher Nachbar mit hoher Geschwindigkeit den Gulf Shore Boulevard gen Süden entlang braust, berichte ich vom Telefonat mit meinem Neffen und mache Herrn Wang klar, dass ich fest davon ausgegangen bin, meinen Grossneffen David zum Taufbecken tragen zu dürfen. Herr Wang schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und kann nicht glauben, dass einer "Fremden" diese Ehre zu Teil wird - das sehe ich genauso.
10.30 Uhr Als wir auf der 12. Avenue eintreffen und den Wagen sicher am Strassenrand parken, klopft mir Herr Wang auf die Schulter und erklärt, dass James seine Meinung bestimmt noch ändern wird - das hoffe ich sehr. Nachdenklich spazieren wir in Richtung Meer und sehen plötzlich einen langen Holzsteg in den blauen Ozean ragen - wie aufregend. Natürlich frage ich ganz genau nach und höre, dass dieser Pier bereits im Jahre 1888 erbaut und ursprünglich als Eisenbahnhaltestelle direkt am Strand genutzt wurde - wie schön. Wir betreten schnellen Schrittes die löbliche Holzkonstruktion und finden uns zwischen Dutzenden anderer Besucher wieder. HEUREKA - Herr Wang führt mich zum anderen Ende des Stegs und sagt, dass er im Winter oft hierher kommt, um zu angeln oder einfach nur den Ausblick auf den weiten Ozean zu geniessen. HEUREKA - von dieser Art Freizeitgestaltung kann ich in Bayern leider nur träumen. Wir nehmen gemütlich auf einer Bank platz und plaudern redlichst über Dies und Das.
11.00 Uhr Da mir mittlerweile der Schweiss in Bächen über das Gesicht läuft, fordere ich Herrn Wang auf, endlich in die Gänge zu kommen und eine löbliche TIKI-Bar am Strand aufzusuchen. Mein Begleiter ist von dieser Idee begeistert und erzählt, dass man gleich um die Ecke die beste Strandgaststätte der ganzen Stadt finden kann - das hört man gerne. Wir machen uns sofort auf den Weg und kehren gutgelaunt in die besagte Wirtschaft ein.
11.30 Uhr Durstig nehmen wir an einem der vielen Holztische direkt am Meer platz und lassen uns die Getränkekarte bringen. Als ich mich für ein kühles Bier entscheiden möchte, winkt Herr Wang schnell ab und sagt, dass wir uns heute besser einen vitaminreichen "Mojito" zu Gemüte führen sollten. Da ich dieses Getränk nicht kenne, frage ich sofort nach und höre, dass schon Ernst Hemingway dieses Langgetränk zu schätzen wusste - wie interessant.
12.00 Uhr Endlich wird der Trunk, bestehend weissem Rum, Wasser, Minzeblatt, Zucker und Limone serviert. HEUREKA - ich probiere vorsichtig und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Dieses Getränk schmeckt wirklich ganz ausgezeichnet. Herr Wang gibt mir ganz Recht und prostet mir redlichst zu - wie schön.
12.30 Uhr Ich blicke auf meine wertvolle ROLEX und gebe meinem Gegenüber zu verstehen, dass ich nun eine Brotzeit vertragen könnte. Herr Wang ruft freundlicherweise den Ober herbei, um zwei Portionen lustiger Hühnerfinger mit Kartoffelstäben und Honig Senf Sosse zu bestellen - das ist jetzt genau das richtige.
12.45 Uhr Schon nach wenigen Augenblicken erscheint der Kellner erneut am Tisch und kredenzt uns zwei Bastkörbe, gefüllt mit redlichst herausgebratenen Hühnerteilen. Gutgelaunt greife ich zu und tunke einen der Hühnerfinger in Kätschap, um ihn anschliessend zungeschnalzend zu verzehren - welch eine Gaumenfreude.
13.15 Uhr HEUREKA - obwohl ich immer noch hungrig bin, bezahlt Herr Wang die Rechnung mit seinem unlöblichen Zahlungsmittel und fordert mich auf, ihm zu einer weiteren Sehenswürdigkeit zu folgen. Verschwitzt spazieren wir die 12. Avenue in Richtung Osten und finden uns nach wenigen Metern in einem schicken Wohnviertel wieder. Herr Wang deutet auf eine Informationstafel und teilt mir mit, dass wir uns vor dem ersten Hotel der Stadt, dem sogenannten "Palm Cottage" befinden - wie aufregend.
13.30 Uhr Neugierig werfe ich einen Blick auf die Informationstafel und lese, dass Naples Ende des 19. Jahrhunderts nur aus wenigen Häusern, einem Hotel, einer Trinkhalle sowie dem Pier bestand. Als ein gewisser Walter Haldemann im Jahre 1890 als Urlauber in die Stadt kam und feststellte, dass das Klima in Naples einzigartig ist, begann er mit seinen Geschäftspartnern, ein Gästehaus mit sieben Schlafzimmern direkt am Meer zu bauen. Herr Wang kennt sich aus und sagt, dass dieses Hotel bis zum Jahre 1978 in Betrieb war und jetzt als zeitgeschichtliches Museum dient - wie schön. HEUREKA - vielleicht sollte ich auch ein Hotel eröffnen und Zimmer an Geschäftsleute und Urlauber vermieten - welch hervorragende Idee. Leider ist Herr Wang von meinem Vorschlag weniger begeistert und meint, dass alleine im Collier County mehr als 80.000 Hotel- und Gästezimmer zur Verfügung stehen.
14.15 Uhr Nach unserem kleinen Ausflug zu den Anfängen des Tourismus kehren wir zum Fahrzeug zurück und treten die Heimreise an. Wir brausen mit hoher Geschwindigkeit durch die Innenstadt von Naples und kommen unter anderem am schönen Jachthafen sowie am bekannten Wilkinson Haus in der neunten Avenue vorbei. Herr Wang berichtet Wissenswertes und gibt mir zu verstehen, dass in diesem Anwesen der langjährige Gouverneur des Staates Kentucky - Wallace G. Wilkinson (12. Dezember 1941 - 05. Juli 2002) - gelebt hat.
15.00 Uhr Zurück im klimatisierten Eigenheim nehme ich entspannt auf dem bequemen Sofa platz und genehmige mir einen kleinen Mittagsschlaf - den habe ich mir nach dem spannenden Ausflug auch redlichst verdient. Schon nach wenigen Minuten schlafe ich ein und träume von meinem schönen Eigenheim im Waldweg 7.
16.00 Uhr Just als ich davon träume, wie meine Untermieterin Sandra eine unlöbliche Hartfelsenfeier mit randalierenden Rabauken abhält, werde ich durch lautes und sehr aggressives Telefonklingeln geweckt - wie unlöblich. Mein Bruder Georg ist in der Leitung und ruft direkt aus seinem Büro im schönen Toronto an - wie aufregend. Der Gute wünscht mir einen schönen Tag und erkundigt sich, ob mit der löblichen TRANE Klimaanlage wieder alles in Ordnung ist. Selbstverständlich beruhige ich Georg redlichst und erkläre ihm, dass ich handwerklich sehr geschickt bin und alles im Griff habe. Trotzdem sagt mein Bruder, dass ich gerne bei der örtlichen TRANE Vertretung anrufen kann, falls das Gerät nochmals verrückt spielt - das soll mir recht sein.
16.15 Uhr Nachdem ich das teure Ferngespräch beendet habe, gehe ich laut pfeifend in die Küche und bereite ein kleines, aber feines Kaffeekränzchen zu. Mit Kaffeetasse und Schokoladendonut nehme ich entspannt am Heimrechner platz und beginne mit dem löblichen Anschnurgang. Ich segle direkt auf meine löbliche Heimseite und beantworte Fragen besorgter Menschen. Herr Dieter T. (40) aus Essen schreibt, dass seine Ehefrau Jutta (37) ständig Fernreisen nach Thailand, Gran Canaria und sogar Sri Lanka unternehmen will, obwohl er eigentlich viel lieber nach Österreich oder in den Bayerischen Wald fahren würde. HEUREKA - ich komme aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus und erkläre dem guten Mann, dass er unbedingt meine löbliche Reportage zum Thema Urlaub lesen sollte. Auch seine Ehefrau sollte sich diesen Bericht zu Herzen nehmen und endlich wieder zur Vernunft kommen - schliesslich sind Fernreisen besonders unlöblich.
17.00 Uhr Ich schicke den elektronischen Brief mausdrückend ab und widme mich dann der Recherche für neue Anschnurreportagen. Ausserdem schaue ich nochmals in den elektronischen Postkasten und finde einen Brief des Instituts Kuschmelka (München) vor, in dem mir der Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit, Dr. Horst Bratvogel, zu meiner investigativen Fussball WM 2006 Reportage gratuliert. HEUREKA - dieses Lob tut so richtig gut.
17.45 Uhr Gerade als ich den Heimrechner mausdrückend herunterfahre, höre ich lautes und sehr aggressives Hupen auf der Strasse - wie unlöblich. Ich renne sofort hinaus und finde zu meiner Überraschung den löblichen Scherriff Bradford auf der Einfahrt vor - wie schön. Selbstverständlich schüttle ich die Hand des Gesetzeshüters und erkundige mich nach dem werten Befinden. Der Scherriff sagt, dass er zufällig in der Gegend war und nur kurz nach dem Rechten sehen wollte. Bei dieser Gelegenheit lade ich Herrn Bradford für morgen Abend zum Grillen ein, muss aber erfahren, dass er erst wieder am Freitag Zeit hat - das soll mir auch Recht sein.
18.00 Uhr Der Scherriff verspricht, wenn möglich am Freitag gegen 19.00 Uhr im Lowbank Drive zu erscheinen und braust dann mit quietschenden Reifen in Richtung Westen davon. Düdeldü - da mir bereits der Magen knurrt, werde ich jetzt ein nahrhaftes Abendessen zubereiten. Heute gibt es löbliche Fischstäbe mit Kartoffelbrei sowie gesunden Tomatensalat mit Olivenöl. Ich schwinge den Kochlöffel redlichst und brate das maritime Schmankerl gekonnt heraus - wie schön.
18.30 Uhr Endlich kann ich speisen. Ich lasse mir das gesunde Fischgericht auf der Terrasse munden und trinke ein schönes Gläschen kalifornischen Weisswein dazu - schmeckt nicht schlecht, Herr Specht.
18.45 Uhr Während ich zum siebten Fischstab greife, lese ich in den "Naples Daily News" (löblich: Naples tägliche Nachrichten), dass der mexikanische Präsident Vicente Fox morgen Nachmittag zu einem fünftägigen Besuch in den USA eintrifft. Angeblich kommt der Mann als erstes nach Salt Lake City (löblich: Salzsee Stadt), um dann in die Staaten Washington und Kalifornien weiterzufahren - wie aufregend. Hauptsächlich wird es bei den Gesprächen um die illegale Einwanderung von Mexiko in die USA und die bereits hier lebenden 12 Millionen Immigranten gehen.
19.15 Uhr Nachdem ich Teller und Besteck ordentlich in die Geschirrspülmaschine gestellt habe, setze ich mich nochmals auf die Terrasse und lasse mir in der Dämmerung ein weiteres Gläschen Wein schmecken - das nenne ich Lebensqualität.
20.00 Uhr Einem geruhsamen Fernsehabend im Eigenheim sollte jetzt nichts mehr im Weg stehen. Ich nehme gemütlich auf dem Sofa platz und schalte cocacolatrinkend auf und ab. HEUREKA - bei dieser grossen Programmauswahl verliert man wirklich den Überblick. Nach wenigen Minuten stosse ich aber auf einen bekannten Hollywood Schinken aus dem Jahre 1997 namens "Titanic" von Regisseur James Cameron - wie aufregend. Da ich mich schon immer für die Geschichte dieses Schiffes interessiert habe, schaue ich mir den Film an und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
21.00 Uhr Ich schenke mir eine weitere Glas Cola ein und werde Zeuge, wie das luxuriöse Schiff trotz Eisbergwarnung mit Volldampf in Richtung New York schippert - wie unlöblich.
23.00 Uhr Nachdem der Dampfer mit lautem Getöse vor Neufundland gesunken ist, schalte ich das Fernsehgerät aus und mache einen Rundgang durchs Haus. Ich verschliesse Fenster und Türen sicher und gehe zufrieden ins Bett. Gute Nacht.

Der Pier von Naples:

http://pfaffenberg.permuda.net/naples064.jpg

Mein Neffe James ruft an:

http://pfaffenberg.permuda.net/guido.html#james

Bericht: Unlöblich Zahlungsmittel:

http://pfaffenberg.permuda.net/zahlen.html

Bericht: Die löbliche Urlaubsreise:

http://pfaffenberg.permuda.net/urlaub.html

Bericht: Fussballweltmeisterschaft 2006:

http://pfaffenberg.permuda.net/wm2006.html

Mein Eigenheim im Waldweg 7:

http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html

Auch in Ferne kümmere ich mich um Anfragen besorgter Menschen:

http://pfaffenberg.permuda.net/kummerkasten.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 22.05.2006
© Reinhard Pfaffenberg