Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

01.12.2005

01.12.2005
06.30 Uhr Ich erwache redlichst und stelle fest, dass wir in genau vierundzwanzig Tagen den Weihnachtstag feiern werden - wie aufregend. HEUREKA - da ich in diesem Jahr fast täglich im Donutladen ausgeholfen habe, rechne ich besonders von Amanda und James mit einem kostspieligen Weihnachtspräsent. Vielleicht sollte ich dem Kindern einen kurzen E-Brief senden und ihnen mitteilen, dass ich an einem neuen Fernsehgerät oder einem schicken PORSCHE Kleinwagen grosse Freude hätte. HEUREKA - ein neumodernen Flachbildschirm mit HDTV Technik würde sich in meinem geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer ganz vortrefflich machen.
07.00 Uhr Düdeldü - nachdem ich die Morgengymnastik absolviert und meine Muskeln redlichst gestählt habe, entspanne ich mich bei einem schönen Vollbad und lausche dem stimmungsvollen Radioprogramm von "CAT COUNTRY" direkt aus Fort Myers - da kommt Freude auf. Der löbliche Radioreporter erzählt, dass Frau Reba McEntire gestern eine neue Kompaktscheibe veröffentlicht hat und spielt auch gleich einen der Schlager an. Beschwingt von "What Do You Say" (löblich: Was sagst Du) wasche ich mich ordentlich und mache mir meine eigenen Gedanken bezüglich des Weihnachtsfests.
08.00 Uhr Nachdem ich mir eine kurze Hose sowie ein buntes Hawaiihemd angezogen habe, gehe ich nach Unten und finde Maria kaffeeaufbrühend in der Küche vor. Als ich nach dem Rechten frage, erfahre ich, dass Laura mit dem kleinen Paul gerade zum Strand gefahren ist, um dort spazieren zu gehen - wie schön. HEUREKA - von einem erquickenden Spaziergang bei milden Temperaturen können die Menschen in Bayern nur träumen. Angesichts von Minustemperaturen und anhaltenden Schneefällen kann man sich derzeit in der Heimat nur lodenbemäntelt vor die Türe wagen - wie schrecklich.
08.30 Uhr Während ich mir das Frühstück in Form von Backsemmeln mit Honig, Spiegelei, Banane und Kaffee schmecken lasse, schnalzt Maria mit der Zunge und meint, dass es im WINN DIXIE Markt derzeit delikaten Schweinehals im Sonderangebot gibt - wie aufregend. HEUREKA - ein saftiger Schweinebraten mit Knödel, Kraut und Kartoffelsalat wäre jetzt genau das Richtige. Maria stimmt mir zu und sagt, dass ich doch einfach zum Supermarkt fahren und die Zutaten einkaufen könnte. HEUREKA - das ist eine ausgezeichnete Idee.
09.00 Uhr Nachdem Laura endlich vom Strand zurückgekehrt ist, mache ich mich sofort auf den Weg und brause mit hoher Geschwindigkeit zum Einkaufsmarkt. Dort angekommen, stosse ich sofort einen sackhosentragenden Jugendlichen zur Seite und schnappe mir einen Einkaufswagen.
09.30 Uhr Laut pfeifend schiebe ich meinen Wagen durch die Gänge und lade Kartoffeln, Essig, Zwiebeln, Kätschap, Speck, PEZ Spender, Knoblauch, Brot, Schokoladennikolaus, Milch, Thymian, Büroklammern, Olivenöl, Erdnussplätzchenplätzchen, Salat, zwei Kilo Schweinehals, Kümmel, Joghurt, Fernsehzeitung, Pfeffer sowie Sauerkraut auf und strebe dann unaufhaltsam in Richtung Kasse.
10.00 Uhr Während ich die Rechnung mit einem nagelneuen Hundert DOLLAR Schein bezahle und der Kassiererin erkläre, dass ich heute einen original bayerischen Schweinebraten zubereiten werde, fällt mir ein, dass ich unbedingt noch eine Flasche Schwarzbier einkaufen sollte - wie jedes Kind weiss, ist ein Schuss Starkbier für die richtige Würze der Schweinebratensosse unabdingbar.
10.30 Uhr Mit quietschenden Reifen komme ich vor "Bob's Liquor Shop" zum Stehen und frage den Besitzer nach einer Flasche Schwarzbier. Herr Bob schüttelt leider mit dem Kopf und meint, dass er einen solchen Hopfentrunk leider nicht im Angebot hat - wie schade. Ich lasse mich jedoch nicht abwimmeln und sehe mich im Laden ganz genau um. HEUREKA - schon nach wenigen Minuten werde ich fündig und stosse im hintersten Eck auf eine angestaubte Flasche namens "Kalamazoo Stout" - wie aufregend. HEUREKA - da es sich bei diesem Trunk um ein sogenanntes "Ale" mit 18% Stammwürze handelt, greife ich sofort zu und erkläre Herrn Bob, dass dieses Bier für meine Zwecke genau das Richtige ist. Der Verkäufer grinst über das ganze Gesicht und meint, dass er mir diesen Ladenhüter für 1,50 DOLLARS überlassen könnte - das soll mir ganz Recht sein.
11.00 Uhr Ich beschleunige den JEEP auf unglaubliche 45 Meilen und brause ganz schnell zum Lowbank Drive zurück. HEUREKA - schon beim Gedanken an das zarte Fleisch und die Sosse läuft mir das Wasser im Munde zusammen.
11.30 Uhr Verschwitzt treffe ich wieder im Ferienhaus ein und überreiche die Lebensmitteln meiner Schwägerin. Natürlich hole ich mir sofort ein kühles Bier aus dem Kühlschrank und frage nach, wann wir denn nun endlich essen können. Maria lacht laut und gibt mir zu verstehen, dass sie den Schweinebraten erst zum Abendessen zubereiten wird - wie unlöblich.
12.00 Uhr Verärgert bereite ich mir ein belegtes Brot mit Truthahnschinken, Zwiebeln, Tomaten, Basilikum und Remoulade zu und garniere das ganze mit einer lustigen Olive - das keusche Auge isst schliesslich mit. Danach nehme ich budweisertrinkend im Liegestuhl platz und beisse kraftvoll zu.
12.30 Uhr Nachdem ich meine Brotzeit verzehrt habe, lehne ich mich entspannt zurück und schliesse die Augen. Schon bald schlafe ich ein und träume von meiner aufregenden Londonreise im letzten Jahr.
13.45 Uhr Ich erwache löblichst und sehe in der Küche sofort nach dem Rechten. HEUREKA - leider hat sich Maria noch immer nicht an die Arbeit gemacht und vertreibt sich die Zeit lieber lesend im Wohnzimmer - wo soll das noch hinführen. Just als ich meine Schwägerin in ein Gespräch verwickeln will, klingelt das Telefon laut und ganz besonders aggressiv. HEUREKA - natürlich nehme ich das Gespräch sofort entgegen und vernehme die Stimme von Amanda in der Leitung - wie schön. Meine ehemalige Untermieterin ist immer noch betrübt uns erzählt, dass James sich gestern aus dem fernen New York gemeldet hat und noch bis zum kommenden Mittwoch in der aufregenden Welthauptstadt verweilen wird. Bei dieser Gelegenheit erkläre ich dem Kind, dass auch ich meinen Aufenthalt in den Vereinigten Staaten verlängert habe und erst am 11. Dezember in die Heimat zurückkehren werde. Ich plaudere noch etwas mit Amanda und höre, dass Simone heute einen Dieb im Donutladen gestellt hat. Zum Glück konnte meine Mitarbeiterin den Unhold bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Wachtmeister Schöninger führte den Verbrecher (13) persönlich ab, um ihn ins Gefängnis zu stecken - wie schön.
14.15 Uhr Nachdem auch noch Maria mit Amanda gesprochen und sie über den kleinen David ausgefragt hat, verlasse ich das Haus und greife zu Schaufel und Besen. Ich kehre Blätter, Äste und anderes Geröll zusammen und sorge für Sauberkeit auf der Einfahrt. Wie jedes Kind weiss, ist eine gepflegte Einfahrt die Visitenkarte eines jeden Eigenheims - das sollte sich so mancher Nachbar im Waldweg hinter die Ohren schreiben.
14.45 Uhr HEUREKA - da Maria immer noch nicht zum Kochlöffel gegriffen hat, verlasse ich entnervt das Ferienhaus und besteige den JEEP, um etwas die Gegend zu erkunden. Bei schöner amerikanischer Landmusik brause ich auf der Vanderbild Beach Road in Richtung Westen und biege dann auf den Tamiami Trail in nördliche Richtung auf. HEUREKA - während der Motor dröhnt und ich mit fast 50 Meilen pro Stunde dahingleite, überholt mich plötzlich ein pinkfarbener Cadillac. Als ich meinen Kopf wende, um den Fahrzeugführer ganz genau zu sehen, stelle ich fest, dass mich gerade Herr Elvis Presley überholt - wie aufregend. HEUREKA - ich wusste es ja immer: Der King (löblich: König) lebt - wie schön.
15.30 Uhr HEUREKA - als ich das Ortsschild von "Bonita Springs" sehe, wird es mir zu bunt. Ich trete gekonnt auf die Bremse und fahre bei der nächsten Abfahrt ab. Da ich mich in dieser Gegend überhaupt gar nicht auskenne, greife ich ganz schnell zur Landkarte und orientiere mich redlichst.
16.00 Uhr Nach wenigen Minuten habe ich den Vanderbild Drive erreicht und quäle mich durch dichten Verkehr zurück in Richtung Ferienhaus.
17.00 Uhr HEUREKA - endlich habe ich den dichten Feierabendverkehr hinter mich gebracht und parke den JEEP fachmännisch auf der Einfahrt. Als ich mich vom Fahrersitz schwinge und zum Haus gehe, bemerke ich einen wundervollen Schweinebratenduft in der Luft liegen. Umgehend eile ich ins Haus und sehe, wie Maria gerade den saftigen Braten mit dem Schwarzbier beträufelt und wieder ins Rohr schiebt - wie aufregend.
17.30 Uhr Als Kavalier alter Schule gehe ich Maria redlichst zur Hand und decke schon einmal den Tisch auf der Terrasse. Herr Wang hat anscheinend auch den Duft bemerkt und komme neugierig an den Zaun, um nach dem Rechten zu fragen. HEUREKA - da der Braten für eine fünfte Person nicht reichen könnte, stelle ich mich dumm und zucke unwissend mit den Schultern. Herr Wang lässt jedoch nicht locker und möchte nun auch noch wissen, was es bei uns zum Abendessen gibt. HEUREKA - dummerweise kommt gerade jetzt Maria auf die Terrasse und lädt Herrn Wang zum Abendessen ein - das hat gerade noch gefehlt. Bestimmt muss ich mich nun mit einer ganz kleinen Portion begnügen - wie schade.
18.15 Uhr Zum Glück ist der Braten grösser, als vermutet. Wir lassen uns die bayerische Spezialität redlichst munden und trinken kühle Löwenbräu Weissbiere dazu. HEUREKA - Schweinebraten im Sonnenscheinstaat: das nenne ich Lebensqualität. Herr Wang lobt Maria für ihre Kochkünste und verlangt nach einer zweiten Portion Sauerkraut - wie schön.
18.45 Uhr Der kleine Paul weiss ebenfalls was schmeckt und verzehrt einen weiteren Knödel mit Sosse. Ich folge Pauls Beispiel und greife beherzt zu. Laura sagt, dass dieses deftige Schmankerl ein willkommenes Kontrastprogramm zur leichten Küche Floridas ist - wie Recht das Kind doch hat.
19.30 Uhr Während aus dem Radio ein karibisches Weihnachtslied von Jimmy Buffett dröhnt, serviert Maria nun auch noch Schaumkaffees und Konjaks. Als ich redlichst mit Herrn Wang anstosse, stubst mich der kleine Paul in die Seite und fragt nach seinem Teddybären - wie schön. Natürlich deute ich sofort in Richtung Schwimmbecken und erkläre dem Dreikäsehoch, dass sich der Bär bestimmt im Garten tummelt.
20.15 Uhr Nachdem Herr Wang das Ferienhaus verlassen hat, verweile ich mit Maria redlichst plaudernd auf der Terrasse. Ich trinke ein weiteres Weissbier und lasse mir von meiner Schwägerin nochmals die Erfolgsgeschichte meines Bruders erzählen. Maria kann es selbst kaum glauben und erklärt, dass Georg als junger Einwanderer sein ganzes Geld in wertloses Land am Stadtrand von Toronto gesteckt hat. Just auf diesem Fleckchen Erde wollten zehn Jahre später findige Geschäftsleute einen riesigen Industriepark errichten - wie aufregend. Georg konnte das Land zum Hundertfachen des Einkaufspreises losschlagen. HEUREKA - auf meinem Grundstück im Waldweg 7 würde sich ein Büroturm der Deutschen Bank ganz gut machen - das bleibt aber wohl Wunschdenken.
21.30 Uhr Da ich morgen Früh gemeinsam mit Herrn Wang und Scherriff Bradford einen Ausflug nach St. Petersburg plane, verabschiede ich mich von Maria und Laura redlichst und ziehe mich aufs Schlafzimmer zurück. Ich lese noch etwas in der Bibel und schlafe bald ein. Gute Nacht.

Ein delikates Truthahnbrot:

http://pfaffenberg.permuda.net/truthahnbrot.jpg

Bericht: Das löbliche Weihnachtsfest:

http://pfaffenberg.permuda.net/weihnachten.html

Reisebericht: London im letzten Jahr:

http://pfaffenberg.permuda.net/london2004.html

Mein schönes Eigenheim im Waldweg 7:

http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 01.12.2005
© Reinhard Pfaffenberg