Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

30.11.2005

30.11.2005
06.30 Uhr Ich erwache ausgeschlafen und strecke mich redlichst. Bevor ich den Tag mit der Morgengymnastik beginne, drücke ich auf den "ON" Knopf meines Radios und lausche einem spanischen Weihnachtslied namens "Feliz Navidad" - wie schön. Beschwingt von den stimmungsvollen Klängen recke und strecke ich mich redlichst und absolviere sogar den Hampelmann - wer rastet der rostet.
07.00 Uhr Düdeldü - nachdem mir Maria im Gang über den Weg gelaufen ist, und versprochen hat, sich umgehend um das Frühstück zu kümmern, entspanne ich mich redlichst in der Badewanne und lausche mit dem Weltempfänger den Nachrichten aus meiner Heimat. Neben Themen wie "Folterflüge amerikanischer CIA Maschinen", "Enthüllungen über George W. Bushs Schreckensregierung", wird heute auch mit einer unglaublichen Geschichte über die Hinrichtung von Stanley "Tookie" Williams der Hass auf Amerika geschürt - wie unlöblich. Der dumme Radiosprecher erzählt von einem Verbrecher, der des mehrfachen Mordes überführt und zum Tode verurteilt wurde. Da Herr Williams aber in den letzten Jahren mehrfach für den Literatur- sowie den Friedensnobelpreis nominiert wurde, plädieren Gutmenschen in der ganzen Welt für die Begnadigung des Kinderbuchautors. HEUREKA - amerikanische Gesetze sollen plötzlich übergangen und die ausgesprochene Strafe in eine Haftstrafe umgewandelt werden. Obwohl ich die Todesstrafe ebenfalls ablehne, bin ich der Meinung, dass man nicht immer nur über die amerikanische Justiz berichten sollte. Wie jedes Kind weiss, wurden in Amerika durchschnittlich in den letzten 29 Jahren knapp 30, in China jedoch jährlich offiziell bis zu 1.000 Menschen hingerichtet. Ferner werden auch im Iran und in Saudi-Arabien prozentual mehr Todesurteile gesprochen als in Amerika - leider scheint diese Tatsache in Deutschland nur am Rande zu interessieren - wie schade. Anstatt über die unmenschlichen und demokratiefeindlichen Lebensumständen in China, Iran oder Saudi-Arabien zu schimpfen, scheint sich die Kritik deutscher Besserwisser auf Amerika zu beschränken - wie unlöblich.
08.00 Uhr Während ich mir das reichhaltige Frühstück redlichst munden lasse, blättere ich nebenbei in der Zeitung und erfahre, dass in den "Tin City Waterfront Shops" (löblich: Zinn Stadt Wasserfront Geschäften) an der Goodlette Road ein Weihnachtsverkauf stattfindet - wie aufregend. Da ich sowieso noch Geschenke für meine Familie einkaufen wollte, erkläre ich Maria und Laura, dass ich gleich zum "Weihnachtsschopping" aufbrechen werde. Laura ist von meiner Idee sichtlich begeistert und meint, dass sie gerne mitkommen möchte - das hat mir gerade noch gefehlt.
08.30 Uhr Nachdem ich das wichtigste Mahl des ganzen Tages verzehrt und ausserdem noch ein grosses Glas Dr. Pepper Brause getrunken habe, geht es endlich los. Während der Fahrt plaudere ich mit Laura redlichst und stelle fest, dass ich schon in drei Tagen zurück nach Deutschland fliegen werde - wie schrecklich. HEUREKA - vielleicht sollte ich meinen Urlaub kurzfristig verlängern und einfach eine Woche länger bleiben - verdient hätte ich mir das allemal.
09.15 Uhr Schon nach kurzer Fahrt treffen wir in der Goodlette Strasse ein und parken den JEEP fachmännisch auf einem Parkplatz direkt an der Uferpromenade. Wir wandern gutgelaunt durch das einladende Areal und begutachten schöne Geschäfte mit ausgefallenen Mitbringseln und sonstigem Schnickschnack. Während Laura in ein Geschäft namens "Trésors Fine Jewelry" (löblich: Geldschrank feinste Juwelen) stürmt und nur so mit den Geldscheinen wedelt, statte ich einem Gewandhaus namens "Captain's Closet" einen Besuch ab und begutachte die ausgestellten Hawaiihemden ganz genau. HEUREKA - ein kleiner rothaariger Mann kommt plötzlich daher und hält mir ein rotes Hemd sowie eine dunkelblaue Kappe mit Aufdruck unter die Nase und meint, dass ich mit dieser Ausstattung wie Herr Magnum aus der gleichnamigen Fernsehserie aussehen würde. HEUREKA - tief gekrängt zeige ich dem Heini den Vogel und erkläre ihm, dass ich weder ein Privatdetektiv bin, noch wie einer aussehen möchte. HEUREKA - diesen Saftladen habe ich zum letzten Mal besucht.
09.45 Uhr Stocksauer wandere ich durch den Einkaufsmarkt und finde mich vor einem Andenkenladen namens "The Thirsty Mouse" (löblich: Die durstige Maus) wieder. HEUREKA - hier findet man wirklich alles was das Herz begehrt. Neben löblichen Salz- und Pfefferstreuern in Muschelform, löblichen T-Hemden und getrockneten Seepferdchen gibt es hier sogar schöne mundgeblasene Figuren - wie aufregend. Da ich sicher bin, dass meine Putzperle Frau Mars solche Mitbringsel zu schätzen weiss, greife ich sofort zu und erwerbe zwei Miniaturdelphine zum Preis von je 19 DOLLARS.
10.00 Uhr Nachdem ich das erste Weihnachtsgeschenk gefunden habe, spaziere ich weiter und betrete einen Laden namens "Perfume Palace" (löblich: Duftwasser Palast). Sofort springt mir eine junge Maid entgegen und erkundigt sich nach dem Rechten. Nachdem ich dem Kind erklärt habe, dass ich für Amanda ein löbliches Geschenk suche, präsentiert mir die Maid einen Duft namens "Carolina Herrera 212Sexy" und meint, dass dieses Parfüm besonders betörend auf Männer wirkt - wie unlöblich. Natürlich winke ich sofort ab und verlasse kopfschüttelnd das Geschäft.
10.30 Uhr Während Laura sich immer noch im Geldschrankgeschäft umsieht, erwerbe ich ein lustiges Softeis und nehme auf einer Bank direkt am Meer platz. Ich lasse meinen Blick über die Weite des mexikanischen Golfs schweifen und mache mir nebenbei meine eigenen Gedanken. HEUREKA - vielleicht sollte ich meinen Urlaub doch noch etwas verlängern.
11.00 Uhr Endlich hat Laura sich entschieden und einen wirklich geschmackvollen Ring aus 14 Karat Weissgold mit Diamanten und rundem Saphir für 205,43 DOLLARS erworben. Meine Nichte sagt, dass sie bei diesem schönen Stück einfach nicht widerstehen konnte. HEUREKA - von solch kostspieligen Produkten kann ich angesichts meiner schmalen Rente nur träumen. Mit 2.900 EUROS pro Monat kann man in der heutigen Zeit keine grossen Sprünge mehr machen - wie schade.
11.30 Uhr Bevor wir wieder nach Hause fahren, kehren wir noch in eine Weinhandlung namens "The Naples Winery" ein und verköstigen einige delikate Spirituosen. HEUREKA - da ich von einem Trunk namens "Cocoa Beach" hellauf begeistert bin, erkundige ich mich nach den Inhaltsstoffen und erfahre, dass dieser Trunk aus Orangen und Schokolade hergestellt wurde und bei der diesjährigen Weinausstellung im Staate Indiana die Bronzemedallie gewinnen konnte - wie aufregend. Sofort lasse ich mir drei Flaschen einpacken und bezahle die Rechnung über 53,97 DOLLARS in Bar - Prof. Kuhn wird mit der Zunge schnalzen.
12.00 Uhr Einkaufstütenbepackt kehren wir zum Parkplatz zurück und besteigen den JEEP. Ich beschleunige den Wagen auf schwindelerregende 45 Meilen und brause Ruck Zuck zurück zum Lowbank Drive.
12.30 Uhr Als wir wieder im Ferienhaus eintreffen, begrüsst uns Maria redlichst und sagt, dass wir gleich am Mittagstisch Platz nehmen können - das lasse ich mir natürlich nicht zweimal sagen.
13.00 Uhr Ich berichte vom Einkaufsbummel und lasse mir nebenbei löbliche italienische Langnudeln mit sogenanntem Pesto (löblich: Kräuter-Käse-Sosse) redlichst munden. Natürlich lobe ich meine Schwägerin für ihre Kochkünste und trinke ein fruchtiges Gläschen Weisswein dazu - das tut so richtig gut.
13.45 Uhr Ich ziehe mich ins Arbeitszimmer zurück und greife entschlossen zum Telefon, um die kostenfreie Nummer von Delta Airlines (löblich: Dreieck Luftlinien) zu wählen. HEUREKA - schon nach dem ersten Klingeln ist eine Delta Maid in der Leitung und fragt nach dem Rechten. Ich nenne der Dame meinen Namen und erkläre ohne Umschweife, dass ich meinen Aufenthalt im Rentnerparadies um eine Woche verlängern möchte. Die gute Frau hackt auf der Tastatur herum und meint, dass ich Glück habe und am 10. Dezember noch einige Plätze frei sind - wie schön. Allerdings muss ich für die Umbuchung ganze 50 Dollars berappen - wie unlöblich. Natürlich erkundige ich mich nach einem Rentnertarif - leider ohne Erfolg. Die kleine Frau erklärt weiter, dass ich die 50 Dollars bezahlen kann, wenn ich am Schalter mein neues Flugbillet abhole.
14.15 Uhr Zufrieden nehme ich im Liegestuhl auf der Terrasse platz und genehmige mir einen kleinen Mittagsschlaf. Ich entspanne mich redlichst und träume von meiner spannenden Reise nach Nashville im letzten Juli.
15.30 Uhr Ich erwache ausgeruht und erhebe mich ächzend aus dem Liegestuhl. HEUREKA - als ich Herrn Wang im Nachbargarten erblicke, eile ich an den Zaun und erzähle ihm sofort von meinem Anruf bei Delta Airlines. Der Gute freut sich für mich und meint, dass ich doch gleich bis Weihnachten hier bleiben sollte. Eigentlich keine schlechte Idee, doch leider bin ich im Waldweg unentbehrlich und auch Amandas Donutladen würde ohne meine Hilfe schon bald pleite gehen.
16.00 Uhr Da Maria, Laura und Paul den Nachmittag am Strand verbringen, kann ich mich in aller Ruhe dem löblichen Anschnurgang widmen. Ich segle auf meine löbliche Heimseite und beantworte Fragen besorgter Eltern. Meine qualifizierten Erziehungsratschläge sind auch heute wieder sehr gefragt und ich helfe, wo ich nur kann. Ausserdem schreibe ich einen elektronischen Brief an Prof. Kuhn und berichte ihm, dass ich eine weitere Woche im schönen Florida verbringen werde.
17.15 Uhr Lautes und sehr aggressives Telefonklingeln stört mich bei der Anschnurarbeit. HEUREKA - mein Bruder Georg ruft direkt aus Toronto an und möchte gerne mit Maria sprechen. Weil die Gute leider nicht zuhause ist, plaudere ich etwas mit Georg und höre, dass es in Toronto bei 0°C leicht schneit. Ich lache laut und erzähle meinem Bruder, dass ich mir jetzt gleich ein kühles Bier im Garten schmecken lassen werde.
17.30 Uhr Just als ich den Hörer auflege, klingelt es schon wieder - wie unlöblich. Ich schrei laut "Hallo" in die Muschel und habe meine Nichte Laura in der Leitung. Das Mädchen sagt, dass sie mit ihrer Mutter in der Stadt zu Abend essen und erst gegen 21.00 Uhr zurückkommen wird. Selbstverständlich mache ich Laura darauf aufmerksam, dass sie damit ihrem kleinen Sohn keinen Gefallen tut - schliesslich sollten Kleinkinder jeden Tag um die gleiche Zeit ins Bett gehen.
18.15 Uhr Während eine delikate Tiefkühlsalamipizza redlichst im Rohr herausbäckt, sitze ich bei Kerzenschein auf der Terrasse und lasse mir das wohlverdiente Budweiser Bier schmecken. Nebenbei löse ich ein kniffliges Kreuzworträtsel in der Zeitung und komme aus dem Grübeln gar nicht mehr heraus.
18.45 Uhr HEUREKA - gerade als ich nach einem Haustier mit drei Buchstaben suche, steigt mir unlöblicher Brandgeruch in die Nase. Ich springe auf und renne schnell in die Küche, wo ich eine völlig verkohlte Pizza im Ofen vorfinde. Umgehend öffne ich das Fenster und werfe die dumme Salamipizza in den Mülleimer. Ich greife verärgert in den Kühlschrank und bereite mir ein schönes Schinken-Käsebrot mit Gewürzgurken und Tomate zu.
19.15 Uhr Ich lasse mir das Abendessen auf der Terrasse munden und trinke eine kühle Limonade dazu - das tut gut. Herr Wang kommt an den Zaun und fragt, ob ich Lust auf eine Partie Schach habe. Natürlich sage ich sofort zu und erkläre meinem Nachbarn, dass ich gleich nach dem Essen in sein Eigenheim kommen werde.
20.00 Uhr Schachspielend sitze ich in Herrn Wangs Wohnzimmer und lasse mir ein schönes Gläschen Weisswein aus Kalifornien schmecken. Als ich dem guten Mann von meinem Missgeschick mit der Pizza erzähle, lacht er laut und sagt, dass ich doch besser einen Küchenwecker hätte benutzen sollen. HEUREKA - welch gute Idee.
20.45 Uhr Nachdem ich Herrn Wang schachmatt gesetzt habe, bessert sich meine Laune und ich fordere eine weitere Partie. Herr Wang stellt die Figuren auf und sagt, dass er sich jetzt besser konzentrieren wird - darüber kann ich nur lachen.
21.15 Uhr HEUREKA - durch eine kleine Unachtsamkeit verliere ich dieses Spiel. Ich gähne laut und erkläre meinem Nachbarn, dass ich müde bin und nach Hause gehen werde. Verärgert betrete ich durch den Garten mein Ferienhaus und stelle fest, dass die anderen immer noch nicht zuhause sind - wie unlöblich.
21.45 Uhr Nachdem ich noch schnell den Müll zur Tonne getragen habe, ziehe ich mich auf mein Schlafzimmer zurück und gehe ins Bett. Gute Nacht.

Ich brause mit dem JEEP zum Tin City Einkaufsmarkt:

http://pfaffenberg.permuda.net/naples01.jpg

Laura kauft dort einen sündteuren Ring - wie unlöblich:

http://pfaffenberg.permuda.net/Ring01.jpg

Heimseite des Einkaufzenters:

http://www.tin-city.com/

Reisebericht: Nashville im letzten Juli:

http://pfaffenberg.permuda.net/nashville2005.html

Mein schönes Eigenheim im Waldweg 7:

http://pfaffenberg.permuda.net/eigenheim.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 30.11.2005
© Reinhard Pfaffenberg