Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

10.11.2005

10.11.2005
04.00 Uhr Mein Wecker schrillt laut und weckt mich löblichst. Ich springe mit Elan aus dem Bett und freue mich schon auf den Flug ins Rentnerparadies. Nachdem ich die Vorhänge zurückgezogen habe, absolviere ich die löbliche Morgengymnastik und strecke mich redlichst - wer rastet, der rostet. Beim Blick aus dem Fenster sehe ich regen Verkehr auf einer mehrspurigen Autobahn - wie aufregend.
04.30 Uhr Ein erquickendes Vollbad darf auch heute nicht fehlen. Ich entspanne mich redlichst und wasche mich mit der hoteleigenen Seife - daran sollte sich die vergammelte Jugend von heute ein Beispiel nehmen.
05.15 Uhr Nachdem ich mein Ränzlein geschnürt habe, verlasse ich mein Zimmer in Richtung Rezeption und tschecke redlichst aus. Der Hotelangestellte sagt, dass der Bus zum Flughafen gleich vorfahren wird - wie aufmerksam.
05.30 Uhr Im Kleinbus geht es jetzt ruckzuck zum Atlanta Hartsfield Flughafen. Der Fahrer gähnt laut und fragt nach dem Rechten. Ich erkläre dem Mann, dass ich auf dem Weg zu meinem Ferienhaus in Naples bin, um mich dort redlichst von den Strapazen des Jahres zu erholen.
06.00 Uhr Am Flughafen steuere ich sofort einen löblichen Brotzeitstand an und bestelle frischen Kaffee und zwei löbliche Schokoladendonuts zum Frühstück. Ich verschlinge die Backwaren ganz schnell und eile dann weiter zum Schalter der Delta Airlines (löblich: Dreiecks Fluglinien). Eine rothaarige Deltamaid nimmt meine beiden hochwertigen Gepäckstücke entgegen und händigt mir auch gleich meine Einsteigekarte nach Fort Myers aus - wie schön.
06.30 Uhr HEUREKA - das löbliche Delta Flugzeug der Marke Boeing 767 ist zum Einsteigen bereit und ich begebe mich sofort auf meinen löblichen Platz 21A. Mit Freude stelle ich fest, dass ausser mir nur etwa 20 Passagiere in der Maschine sind - ein entspannter Flug sollte somit gewährleistet sein.
07.15 Uhr Nachdem der Vogel mit zwei Minuten Verspätung abgehoben hat, lehne mich entspannt zurück und freue mich auf meinen Urlaub im Sonnenscheinstaat. Ausserdem hoffe ich, dass Herr Wang mich nicht vergessen hat und mich wie verabredet am Flughafen abholen wird - ein teures Taxi nach Naples kann ich mir als armer Rentner nämlich nicht leisten. Aber auf meinen guten Freund Herrn Wang ist bekanntlich Verlass.
07.45 Uhr Eine nette Flugbegleiterin kommt daher und kredenzt mir frischen Kaffee - wie freundlich. Ich geniesse den schmackhaften Bohnentrunk redlichst und blicke nebenbei aus dem Fenster. HEUREKA - aus grosser Höhe sehe ich, dass wir bereits über dem schönen St. Petersburgh sind und uns bereits im Sinkflug befinden - wie aufregend. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug.
08.30 Uhr Düdeldü - endlich ist es so weit. Der Kapitän nimmt Kurs auf die Landebahn und steuert redlichst den Flughafen von Fort Myers an.
08.45 Uhr Nachdem wir mit lautem Poltern endlich gelandet sind, springe ich ganz schnell auf und strebe in Richtung Ausgang. Leider hat eine kleine Deltamaid etwas dagegen und fordert mich auf, wieder Platz zu nehmen. HEUREKA - ich deute aufgeregt auf meine ROLEX und erkläre dem Kind, dass ich keine Zeit zu verlieren habe.
09.00 Uhr Nach kurzer Wartezeit kann ich das Flugzeug endlich verlassen - das wurde auch Zeit. Schnellen Schrittes sprinte ich zum Gepäckband und sehe mein beiden Gepäckstücke redlichst kreisen. Ich greife beherzt zu und renne dann zum Ausgang, wo ich schon Herrn Wang redlichst "Hallo" rufen höre - wie schön. Ich begrüsse meinen Freund redlichst und dränge sofort zur Abfahrt. HEUREKA - nach der langen Reise zieht es mich jetzt an das heimische Schwimmbecken.
09.15 Uhr Herr Wang führt mich zu seinem schnittigen Mercedes und braust mit unglaublichen 50 Meilen auf die Interstate 75 in Richtung Süden. Während der Fahrt plaudere ich mit Herrn Wang redlichst und berichten von Amanda, James, dem kleinen David und meiner nervenaufreibenden Arbeit im Donutladen. Selbstverständlich erkläre ich meinem Freund, dass es ohne mich im Donutladen ganz bestimmt bergab gehen wird. Schliesslich bin ich bei der Kundschaft sehr beliebt und sorge stets für Rekordumsätze. Trotzdem erwäge ich wegen der politischen Lage in Deutschland einen endgültigen Umzug in den Sonnenscheinstaat. Herr Wang gibt mir ganz Recht und meint, dass ich doch einfach in den Vereinigten Staaten bleiben sollte.
10.30 Uhr Endlich treffen wir im Lowbank Drive ein - wie schön. Herr Wang parkt den Mercedes gekonnt auf seiner Einfahrt und hilft mir auch noch, das schwere Gepäck ins Ferienhaus zu tragen. Nachdem wir die Koffer im Wohnzimmer abgestellt haben, stelle ich die Klimaanlage sofort auf die höchste Stufe und frage Herrn Wang über unsere gemeinsame Bekannte Frau Goldsmith aus. Herr Wang winkt ab und erzählt, dass die gute Frau für eine Woche mit ihrem neuen Lebensgefährten eine Kreuzfahrt auf die Bahamas unternommen hat - wie aufregend.
11.00 Uhr Als Herr Wang das Eigenheim verlässt, bringe ich mein Gepäck ins Schlafzimmer und verstaue die Kleidung in den Schränken - Ordnung ist besonders in der heutigen Zeit sehr wichtig. Anschliessend gehe ich in den Garten und begutachte das Schwimmbecken ganz genau. HEUREKA - trotz des Wirbelsturms "Wilma" ist alles relativ gut in Schuss - wie schön. Nur das Garagendach sowie der Zaun zu Herrn Wangs Grundstück sind beschädigt. HEUREKA - die löbliche Handwerker werden die Schäden ab Montag hoffentlich redlichst beheben.
11.30 Uhr Nachdem ich auch noch den JEEP Karaoke begutachtet habe, kehre ich ins mittlerweile redlichst klimatisierte Haus zurück und nehme entspannt auf dem Sofa im Wohnzimmer platz - einem kleinen Mittagsschläfchen steht nun nichts mehr im Weg.
13.00 Uhr Lautes und sehr aggressives Schellen lässt mich hochschrecken. Nachdem ich realisiert habe, dass ich mich in Naples befinde, eile ich ganz schnell an die Türe und finde meines Bruders Putzperle Frau Gomez vor - welch schönes Wiedersehen. Die gute Frau sagt, dass sie mich eigentlich erst heute Abend erwartet hat und jetzt gerne das Haus durchputzen möchte - das soll mir ganz Recht sein.
13.30 Uhr Ich greife zum Fernsprecher und rufe bei meinem Bruder Georg im fernen Toronto an. Schon nach dem dritten Klingeln ist meine löbliche Schwägerin Maria am Rohr und begrüsst mich freundlichst - wie schön. Ich erkläre der guten Seele, dass ich sicher im Lowbank Drive eingetroffen bin und gleich in Richtung Einkaufsmarkt aufbrechen werde. Maria ist begeistert und wünscht mir einen schönen Aufenthalt in Naples.
14.00 Uhr Während Frau Gomez den Staubsauger aufheulen lässt, klemme ich mich hinter das Steuer des JEEP und steuere das Fahrzeug fachmännisch in Richtung Winn Dixie Einkaufsmarkt am Golden Gate Parkway, um löbliche Lebensmittel einzukaufen.
14.30 Uhr Ich schiebe den Einkaufswagen durch die einladenden Gänge und befülle ihn mit Kartoffeltschips, Weissbrot, Koka Kola Licht, Butter, Zucker, Olivenöl, Schweizer Käse, Orangensaft, Hühnerfinger, Hackfleisch, Senf, Speckstreifen, Kätschap, Kartoffelröstis, Honigmelone, Tomaten, Grillkohlen, Fernsehzeitung, Eier, Mehl, Vanilleeis, PEZ Spender, Dr. Pepper Brause, Honig, Kaffee, Marmelade, Milch, Bananenkuchen, Gewürzgurken, Langnudeln und Tiefkühlpizzas.
15.00 Uhr Da es in den amerikanischen Einkaufsmärkten keine alkoholischen Getränke gibt, muss ich wohl oder übel "Bob's Liquor Shop" in der Nachbarschaft einen Besuch abstatten. HEUREKA - der gute Herr Bob erkennt mich sofort wieder und meint, dass ich besser denn je aussehe. Natürlich fühle ich mich geschmeichelt und begrüsse den Mann mit Handschlag. Ich sehe mich in der Getränkehalle redlichst um und lade Budweiser Biere, Löwenbräu Weissbier und eine Flasche Jack Daniels in meinen Einkaufswagen. Ferner dürfen auch edle kalifornische Weissweine nicht fehlen - immerhin will ich am Wochenende ein Grillfest für die Nachbarschaft veranstalten.
16.00 Uhr Völlig ausser Atem treffe ich wieder im Ferienhaus ein und schleppe die schweren Einkaufstüten in die Küche. Verschwitz schlüpfe ich in meine praktischen Badeschlappen und die kurze Bermuda Hose und nehme biertrinkend am Schwimmbecken Platz - das tut so richtig gut.
16.30 Uhr Ich seufze laut und kann kaum glauben, dass ich mich endlich im Rentnerparadies befinde. Unter Palmen und strahlendem Sonnenschein kann man es wirklich aushalten. Wenn ich an die vielen unzufriedenen Rentner im nebligen und kalten Deutschland denke, tut mir das Herz weh. Trotz allem greife ich jetzt zum Telefon und rufe im Waldweg 5 bei Amanda und James an. Amanda meldet sich und begrüsst mich redlichst - wie schön. Ich erzähle der Maid, dass ich gemütlich im Garten sitze und die gute Luft geniesse. Amanda berichtet, dass es im Waldweg bei 5°C neblig und trüb ist. Ausserdem hat der kleine David Bauchschmerzen und schreit die ganze Zeit - wie schrecklich. Ich tröste meine ehemalige Untermieterin redlichst und erkläre ihr, dass im Haus am Lowbank Drive ausreichend Platz ist und sie und ihre Familie jederzeit willkommen ist.
17.15 Uhr Nachdem Frau Gomez endlich das Haus verlassen hat, gehe ich an den Gartenzaun und beobachte Herrn Wang bei der Gartenarbeit. Der gute Mann sagt, dass er gleich zwei schöne Schnitzel (unlöblich: Steaks) auf den Grill werfen wird und mich gerne zum Abendessen einladen möchte - dazu sage ich natürlich nicht nein.
18.00 Uhr Selbstverständlich bereite ich gekonnt einen schmackhaften Tomatensalat mit Zwiebeln und Olivenöl zu und laufe dann schnell in den Nachbargarten hinüber. HEUREKA - der Duft der T-Knochenschnitzel lässt einem wirklich das Wasser im Munde zusammenlaufen. Ich lege mir sofort ein saftiges Stück Fleisch aus Texas auf meinen Teller und komme aus dem Staunen gar nicht mehr heraus - Herr Wang ist wirklich ein Meister der Grillzange.
19.00 Uhr Bei Weisswein, Steak und Salat plaudern wir redlichst und schmieden Pläne für meinen dreiwöchigen Aufenthalt. Herr Wang sagt, dass wir dieses Mal vielleicht sogar ein Baseball (löblich: Schlagball) Spiel in Fort Myers besuchen könnten - das ist gar keine schlechte Idee. Natürlich werde ich dann Notizen machen und einen informativen Anschnurbericht formulieren.
20.00 Uhr Während Herr Wang eine zweite Flasche Wein entkorkt, erzählt er von dem schrecklichen Hurrikan Wilma und sagt, dass er die ganze Zeit im Keller verbracht hat und um sein Leben fürchtete - wie schrecklich. Viele Anwohner des Lowbank Drive hatten sogar die Flucht ergriffen und im Landesinneren Zuflucht gesucht. HEUREKA - hoffentlich bleibt Florida während meines Aufenthalts von weiteren Naturkatastrophen verschont.
20.30 Uhr Laut gähnend erkläre ich meinem Nachbarn, dass ich nun langsam zu Bett gehen sollte. Schliesslich habe ich eine lange Reise hinter mir und kann vor Müdigkeit kaum mehr stehen. Herr Wang verspricht, mich morgen um 08.00 Uhr zum gemeinsamen Frühstück in "Julies Restaurant" abzuholen - wie schön.
21.00 Uhr Zufrieden kehre ich in mein Ferienhaus zurück und nehme noch eine kalte Dusche. Nachdem ich alle Fenster und Türen fest verschlossen habe, falle ich todmüde ins Bett und schlafe sofort ein. Gute Nacht.

Das Ferienhaus in Naples:

http://pfaffenberg.permuda.net/georghaus2.jpg

Herr Wang holt mich am Flughafen von Fort Myers ab:

http://pfaffenberg.permuda.net/freunde2.html#wang

Amanda und James frieren im kalten Waldweg:

http://pfaffenberg.permuda.net/guido.html#amanda

Der Winn Dixie Einkaufsmarkt befindet sich ganz in der Nähe:

http://www.winndixie.com/

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 10.11.2005
© Reinhard Pfaffenberg