Reinhard Pfaffenbergs löbliches Tagebuch Archiv

 

 

08.11.2004

08.11.2004
06.15 Uhr Ich erwache löblichst und habe sehr grossen Durst. Schnell eile ich in die Küche und schenke mir ein Glas Apfelsaft ein. HEUREKA - das tut gut.
06.30 Uhr Löbliche Morgengymnastik im Garten. Ich recke und strecke mich löblichst und absolviere den Hampelmann. Frühsport hält mich jung und gesund.
06.45 Uhr Während ich schwungvoll einige Kniebeugen absolviere, kommt Frau Goldsmith an den Gartenzaun und wünscht mir einen schönen Morgen. Ich grüsse freundlichst zurück und frage nach dem Rechten. Die keusche Dame erzählt, dass sie heute den Botanischen Garten von Naples besuchen, und anschliessend einen Einkaufsbummel unternehmen wird - wie schön. Ich wünsche der Frau noch einen schönen Tag und kehre ins Haus zurück.
07.30 Uhr Düdeldü - nun habe ich mir ein keusches Frühstück redlichst verdient. Ich verzehre geröstetes Weissbrot, Frühstücksspeck, Rühreier und Bananenkuchen. Dazu lasse ich mir Kaffee und mehrere Gläser Äpfelsaft schmecken. Wie jedes Kind weiss, ist das Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages.
08.15 Uhr Ich nehme entspannt im Wohnzimmer platz und überlege ganz genau. Schnell greife ich zum Telefon und wähle die Heissleine (unlöblich: Hotline) der Naples Daily News (Naples tägliche Neuigkeiten). Schon nach wenigen Sekunden meldet sich eine Maid am anderen Ende der Leitung - wie schön. Ich erkläre der netten Frau, dass ich ein redlicher Rentner bin und die Tageszeitung für die nächsten fünf Wochen abonnieren möchte. Ich erfahre, dass ein Monats-Abonnement nur 24,95 DOLLARS kostet und schliesse sofort ab. Immerhin muss man als weltoffener Menschen über die aktuellen Geschehnisse immer informiert sein. Nachdem ich die Kreditkartennummer meines Bruders angegeben habe, verspricht mir die Maid, dass die Zeitung schon ab morgen geliefert wird - wie schön.
08.45 Uhr Zufrieden ziehe ich meine moderne Badehose und ein T-Hemd an und greife zum Handtuch. Mit einem schönen Wanderlied auf den Lippen besteige ich den JEEP und brause mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Golf von Mexiko. HEUREKA - ich passiere den Tiburon Golf Club, den Pelican Marsh Golf Club und den Bay Colony Golf Club. Anscheinend haben die Menschen hier nur Golf im Sinn - wie unlöblich.
09.15 Uhr Endlich treffe ich am Meer ein. Ich parke das Fahrzeug vor dem Old Collier Golf Club und betrete den Strand. HEUREKA - diese Brandung muss man gesehen habe. Schnell breite ich mein Handtuch aus und stürze mich in die Fluten. Ich schwimme auf und ab und übe mich im Rückenschwimmen - das tut gut.
10.00 Uhr Nachdem ich mich redlichst mit Sonnenöl eingekremt habe, spaziere ich noch etwas am Strand entlang und beobachte exotische Vögel, Krebse und anderes Getier. Die Westküste Floridas ist wirklich einen Besuch wert.
10.30 Uhr Verschwitzt treffe ich am JEEP ein und steuere das Fahrzeug zurück zum Eigenheim im Lowbank Drive. HEUREKA - vor dem Haus haben sich mehrere Bauarbeiter versammelt - wie unlöblich. Schnell steige ich aus und frage nach dem Rechten. Ein kleiner Mann mit Schnurrbart erklärt, dass er von meinem Bruder Georg beauftragt wurde, das Garagendach zu reparieren. Ein anderer meint, dass er das Schwimmbad reinigen soll. HEUREKA - ich öffne den Herren die Türe und führe sie in das Haus herein.
11.00 Uhr Nachdem ich die Arbeiten verteilt, und redliche Ratschläge erteilt habe, nehme ich bequem im Garten platz und beaufsichtige die Bauarbeiten ganz genau. Nebenbei studiere ich biertrinkend meinen Floridareiseführer und informiere mich über die Sehenswürdigkeiten von Naples. Ich erfahre, dass es in Naples insgesamt 17 öffentliche Parkanlagen gibt - wie schön. Der "Veterans Community Park" ist nur einige Kilometer von meinem Eigenheim entfernt und verfügt über mehrere Tennis-, Korbball- und sogar Fussballplätze - wie unlöblich. Ausserdem gibt es dort eine schöne Gaststätte und einen Ententeich - wie schön. Vielleicht sollte ich am Nachmittag einen Spaziergang unternehmen und diesen Park aufsuchen.
11.45 Uhr Nun wird es langsam Zeit für das Mittagessen. Da der Kühlschrank leider leer ist, entschliesse ich mich dazu, in "Julies Restaurant" zu Mittag zu essen. Ich ermahne die Bauarbeiter nochmals zur Löblichkeit und verlasse dann das Eigenheim.
12.15 Uhr Schon nach kurzer Fahrt parke ich vor "Julies Restaurant" und lasse mich dann zu einem schönen Tisch direkt am Fenster führen. Bei der netten Bedienung, die übrigens Patti heisst, bestelle ich ein kühles Bier und eine schmackhafte Fleischpflanzerlsemmel mit Käse und Kartoffelstäben (unlöblich: Cheeseburger and French Fries). Dazu wähle ich einen gesunden Salat mit Thousand Island Dressing (löblich: Tausend Insel Sosse).
12.30 Uhr Während ich mein delikates Mahl verzehre, winke ich Frl. Patti an den Tisch und frage nach, wo ich denn einen Laubsauger kaufen kann. Die Maid zuckt nur mit den Schultern und erklärt frech, dass sie überhaupt gar nicht weiss, was ein Laubsauger ist - wie unlöblich.
13.00 Uhr Düdeldü - gutgelaunt fahre ich wieder nach Hause. Auf halbem Weg zurück zum Lowbank Drive entdecke ich einen kleinen Werkzeugladen. Ich trete sofort auf die Bremse und parke den JEEP am Strassenrand. Das Gehupe der anderen Verkehrsteilnehmer interessiert mich überhaupt gar nicht. Ich steige aus und betrete den Laden.
13.15 Uhr HEUREKA - auch hier werde ich nicht fündig. Wie es scheint, gibt es in Naples keine leistungsstarken Laubsauger zu kaufen - wie schade.
13.45 Uhr Wieder zuhause angekommen, greife ich umgehend zum Telefon und wähle die Nummer vom Waldweg 5. James ist am Telefon und begrüsst mich recht herzlich. Ich erkläre dem guten Jungen, dass er mir umgehend meinen schönen Laubsauger per Luftpost zuschicken soll. James lacht und meint, dass ich mir über das Laub im Garten keine Sorgen zu machen brauche. HEUREKA - wo soll das noch hinführen mit dieser Jugend. Schnell lege ich auf.
14.00 Uhr Gleich platzt mir der Kragen. Das verfaulte Laub im Garten raubt mir noch den letzten Nerv. Ich gehe an die Leine und suche im weltweiten Internetz nach einem Laubsauber. Schon nach wenigen Minuten werde ich auf der schönen Heimseite von Black & Decker fündig. Ich bestelle einen sogenannten "Leaf Hog High Performance Blower Vac" mit der Typenbezeichnung BV 4000 und bezahle mit Georgs goldener Kreditkarte. HEUREKA - dieser hochwertige benzinbetriebene Laubsauger bläst mit einer Stärke von 230 Meilen sämtlichen Unrat hinfort und wird der ganzen Familie sehr viel Freude bereiten.
14.15 Uhr Endlich trifft der elektronische Bestätigungsbrief von Black & Decker ein. Die keusche Firma verspricht, innerhalb von 3 Werktagen zu liefern - wie aufregend. Spätestens am Donnerstag kann ich mit der Gartenarbeit beginnen.
14.45 Uhr Gerade noch rechtzeitig kommt mir in den Sinn, dass ich bei Frau Goldsmith zum Kaffeekränzchen eingeladen bin. Ich verlasse schnellstens das Haus und eile zum Eigenheim der löblichen Dame hinüber.
15.00 Uhr HEUREKA - Frau Goldsmith hat bereits Kaffee aufgebrüht und verführerische Gebäckstücke vorbereitet. Wir nehmen im Wohnzimmer platz und lassen uns die Köstlichkeiten redlichst schmecken. Nebenbei erfahre ich, dass meine Gastgeberin heute schon beim Einkaufen in der Innenstadt von Naples war. Unter anderem hat sie eine geschmackvolle Vase auf einem Flohmarkt erworben - wie aufregend.
15.30 Uhr Frau Goldsmith erzählt, dass sie und ihr verstorbener Ehemann bis vor 7 Jahren einen Antiquitätenladen in der schönen Stadt Boston besessen haben. Wegen der harten Winter im Nordosten haben sie sich dann entschlossen, in den Sonnenscheinstaat umzuziehen und dies kleine Häuschen zu erwerben - welch weise Entscheidung.
16.15 Uhr Nachdem Frau Goldsmith mich für nächsten Sonntag in die Kirche eingeladen hat, verabschiede ich mich redlichst und wünsche der löblichen Dame noch einen schönen Tag.
17.00 Uhr Zurück im Eigenheim stelle ich fest, dass die Bauarbeiten am Garagendach schon weit fortgeschritten sind. Der Meister meint, dass übermorgen schon alles fertig sein wird - wie löblich. Auch das Schwimmbecken im Garten sieht schon viel besser aus. Der meiste Unrat ist abgeschöpft und verdreckt jetzt die Rasenfläche. HEUREKA - dieser diabolische Wirbelsturm hat wirklich ganze Arbeit gelastet.
17.30 Uhr Die Arbeiter verabschieden sich redlichst und verlassen das Haus. Ich werde mir nun ein löbliches Abendessen zubereiten. Gekonnt schiebe ich eine Salami Tiefkühlpizza ins Rohr und zaubere einen vitaminreichen Tomatensalat.
18.30 Uhr Ich öffne eine Flasche Weisswein aus Georgs Weinkeller und setze mich dann zum Abendessen auf die Terrasse. HEUREKA - wenigstens sind die Pizzas in Amerika grösser als in der Heimat. Hier bekommt man noch etwas für seinen löblichen Dollar. Ich lasse mir die italienische Spezialität munden und winke Herrn Wang zu, der gerade seinen Garten giesst.
19.15 Uhr Nach diesem schmackhaften Abendessen kann nun der löbliche Fernsehabend beginnen. Ich mache es mir im Wohnzimmer bequem und schalte mich durch die unzähligen Programme. Leider habe ich überhaupt keinen Überblick und finde mich nicht ganz zurecht - gleich morgen muss ich mir unbedingt eine Programmzeitschrift besorgen.
20.00 Uhr Ich sehe mir auf CNN die Nachrichten an und informiere mich über das aktuelle Weltgeschehen. Danach schalte ich ab, um die Flasche Wein redlichst auf der Terrasse zu leeren.
20.30 Uhr Während ich bei 24°C weintrinkend im Garten sitze, winke ich Herrn Wang herüber, der sich immer noch auf seiner Terrasse tummelt. Der löbliche Mann kommt daher und leistet mir redlichst Gesellschaft. Wir plaudern unter anderem über das Fernsehprogramm und ich erfahre, dass morgen Abend um 08.00 Uhr auf CBS die Schau "The 38th annual CMA Awards" (löblich: die 38. jährliche Landmusikpreisverleihung) gezeigt wird. Herr Wang mag diese Art von Musik und lädt mich für morgen in sein Eigenheim ein, um dieses Spektakel mitzuverfolgen. Wie schade, dass mein Neffe James keinen dieser Preise verliehen bekommt - HEUREKA.
21.15 Uhr Herr Wang verlässt das Eigenheim und wünscht mir einen schönen Abend. Ich verweile noch etwas auf der Terrasse und geniesse die gute Luft.
22.00 Uhr Ich mache noch einen Rundgang durchs Haus und verschliesse alle Fenster und Türen. Danach ziehe ich mich auf mein Schlafzimmer zurück. Gute Nacht.

Der Strand von Naples:

http://pfaffenberg.permuda.net/naplesstrand.jpg

Naples tägliche Neuigkeiten:

http://www.naplesnews.com/

Bericht: Unlöbliches Zahlungsmittel:

http://pfaffenberg.permuda.net/zahlen.html

 

verfasst von Reinhard Pfaffenberg am 08.11.2004
© Reinhard Pfaffenberg